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[Broschüre] Amazons letzte Meile – Ein Onlinehändler als Prekarisierungstreiber in der Paketlogistik. Eine Fallstudie zum Verteilzentrum Erfurt-Stotternheim
„Der Amazon-Konzern wird in Deutschland immer noch vor allem als Onlinehändler wahrgenommen. Entsprechend sind auch die gewerkschaftlichen Aktivitäten bislang praktisch ausschließlich auf die großen Versandzentren (»Fulfillment Center«) beschränkt. Doch inzwischen hat Amazon auch die Straße erobert. Seit etwa fünf Jahren baut der Konzern seine eigene Lieferlogistik auf der »letzten Meile« auf. Damit verdrängt Amazon nicht nur traditionelle Paketdienste wie dhl und Hermes vom Markt. Amazon agiert auch als Treiber der Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen in der ohnehin schon unter einem enormen Konkurrenzdruck stehenden Branche. Amazon Logistics ist der einzige große Paketdienst, der seine Lieferlogistik komplett an Subunternehmer ausgelagert hat. Zusätzlich experimentiert das Unternehmen mit einem plattformbasierten Beschäftigungsmodell: Mit seiner App Amazon Flex hat der Konzern aus Seattle das durch Unternehmen wie Uber oder Lieferando bekannt gemachte Beschäftigungsmodell der gig economy in der Paketlogistik etabliert. Am Beispiel des Amazon-Verteilzentrums Erfurt-Stotternheim wird in dieser Broschüre gezeigt, wie dieses Geschäfts- und Arbeitsmodell funktioniert, mit welchen Verstößen gegen Arbeits- und Strafrecht es verbunden ist und welche Arbeitsbedingungen herrschen. Zudem werfen wir einen Blick auf die Ansätze für gewerkschaftliche und politische Interventionen.“ Eine Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung von Jörn Boewe, Tina Morgenroth und Johannes Schulten vom September 2021 in Zusammenarbeit mit dem DGB-Bildungswerk Thüringen e.V und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen. Siehe dazu:
- Amazon in Thüringen: Studie enthüllt brisante Details – schwere Vorwürfe gegen Online-Riesen
„… Die Studie mit dem Titel „Amazons letzte Meile“ ist entstanden, weil sich seit Ende 2019 mehr als 150 Mitarbeiter aus und um das Verteilzentrum Erfurt-Stotternheim bei dem DGB-Bildungswerk Thüringen gemeldet haben. Teilweise seien strafrechtliche relevante Vorkommnisse gemeldet worden. Deswegen hat das DGB-Bildungswerk gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung das Vorgehen genauer untersucht. Die Vorwürfe gegen Amazon im Einzelnen zusammengefasst: – Verstoß gegen das Arbeitszeitgesetz (Zeiten für Tourenplanung, Besprechung und Warten auf Beladung werden häufig nicht vergütet, Vernachlässigung der Aufzeichnungspflichten) – Verstoß gegen das Mindestlohngesetz (wird aufgrund der Überschreitung von Höchstarbeitszeiten in Kombination mit Pauschallöhnen umgangen) – Verstoß gegen das Schwarzgeldbekämpfungsgesetz (Teile des Lohns werden bar ausgezahlt und nicht quittiert) – Verstoß gegen das Entgeltfortzahlungsgesetz (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wird nicht in allen Fällen geleistet) – Sozialversicherungsbetrug (ein Subunternehmen führte für alle Beschäftigten keine Sozialversicherungsbeiträge ab, Verdacht auf Scheinselbstständigkeit steht im Raum) – Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung – Verstoß gegen Bestimmungen im Bürgerlichen Gesetzbuch (zu geringe Kündigungsfristen sind im Arbeitsvertrag verankert, Kündigungsfristen werden nicht eingehalten) – Scheinselbstständigkeit (beim Modell Amazon Flex) Heftige Vorwürfe, die gegen Amazon nicht zum ersten Mal im Raum stehen. (…) In Erfurt-Stotternheim arbeiten rund 600 Fahrer für den Online-Riesen, die alle nicht direkt bei Amazon, sondern bei Subunternehmern angestellt oder Solo-Selbstständige sind.“ Beitrag bei Thüringen24 vom 17. September 2021