ver.di-Tarifrunde Lufthansa 2022: Mehr Geld und Entlastung von Personalabbau und Arbeitsverdichtung für Lufthansa Boden, Technik, Service etc.

Dossier

BodenhansaDie Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) führt Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten u.a. bei der Lufthansa AG Boden, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems, Lufthansa Technik Logistik Services (LTLS), Lufthansa Cargo und der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG) sowie LEOS (Lufthansa Engineering and Operational Services GmbH). Nach drei Jahren Lohnverzicht sind die Beschäftigten besonders hart von der hohen Inflationsrate getroffen: ver.di fordert 9,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr für Lufthansa-Beschäftigte externer Link. In der zweiten Verhandlungsrunde am 13. Juli hatten die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das unter den betroffenen ver.di-Mitgliedern in den vergangenen Tagen diskutiert und als unzureichend kritisiert wurde. ver,di hat jetzt zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Siehe die Themenseite bei verdi externer Link und hier dazu:

  • Arbeitskämpfe an den Flughäfen: »Die Beschäftigten gehen auf dem Zahnfleisch« New
    Im Interview von Anton Biljan in der Jungle World vom 4. August 2022 externer Link erklärt Marvin Reschinsky, Verdi-Gewerkschaftssekretär und Leiter der Flughafenstreiks, zum nun beendeten Warnstreik des Bodenpersonals: „… Wir haben natürlich volles Verständnis, wenn Passagiere verärgert sind. Wer aber auch seit Wochen und Monaten verärgert ist, sind die Beschäftigten, die auf dem Zahnfleisch gehen, weil an ihnen in der Coronakrise gespart wurde. Die Lufthansa hat ein Drittel des Bodenpersonals während der Pandemie abgebaut und dann nicht pünktlich neues Personal eingestellt. Deshalb erleben wir jetzt seit Wochen dieses Chaos an den Flughäfen. Außerdem haben wir den Streik bewusst 40 Stunden vorher angekündigt, um der Lufthansa die Chance zu geben, zum Hörer zu greifen, um mit uns zusammenzukommen. Das hat die Lufthansa aber ignoriert, da gab es keinerlei Rückmeldung. (…) Wir haben eine skurrile Situation im Luftverkehr, nicht nur bei der Lufthansa. Die Personalkosten im Luftverkehr sind im Endpreis eines Tickets für den Fluggast verschwindend gering. Was die Unternehmen jedoch machen, ist, zuerst beim Personal zu kürzen. Das hat auch schon vor der Pandemie dazu geführt, dass Beschäftigte überlastet waren. Der Personalabbau hat die Situation verschärft. Dadurch gibt es jetzt die Situation, dass sich Bewerberinnen und Bewerber nicht mehr für diese Branche interessieren, weil die Arbeitsbedingungen einfach zu schlecht sind. Der Bedarf der Unternehmen ist hingegen so groß wie nie und sie kommen jetzt nicht mehr hinterher. (…) Wir setzten alles daran, dass wir nächste Woche zu einem Ergebnis kommen. Dabei liegt es nach dem klaren Signal der Beschäftigten aber jetzt bei der Lufthansa, ihr Angebot zu verbessern, damit diese endlich Entlastung bekommen. Insgesamt haben sich mehr als 5 000 Beschäftigte an den Streiks beteiligt. Gerade zu Anfang hatten wir Beteiligungsquoten von über 90 Prozent. Alles in allem ein ­eindrucksvoller und kräftiger Streik…“
  • Tarifabschluss bei der Lufthansa: Mehr als ein klassischer Kompromiss 
    „Von der Tarifeinigung für das Bodenpersonal bei der Lufthansa profitieren vor allem die unteren Einkommensgruppen. Das ist sinnvoll und notwendig. (…) Der neue Tarifvertrag besteht aus einem Mix aus Festgeldkomponenten und prozentualer Steigerung. Das heißt: Rückwirkend zum 1. Juli erhalten die Bodenbeschäftigten einen zusätzlichen monatlichen Festbetrag von 200 Euro. Am 1. Januar 2023 gibt es weitere 2,5 Prozent, mindestens aber 125 Euro. Schließlich folgt am 1. Juli 2023 eine weitere Gehaltssteigerung um 2,5 Prozent. Zudem wurde vereinbart, dass die diversen Lufthansa-Gesellschaften ab dem 1. Oktober – also wenn der gesetzliche Mindestlohn auf 12 Euro steigt – einen Stundenlohn von mindestens 13 Euro zahlen werden. Zusammengenommen bedeutet das, dass es für die Beschäftigten, über die gesamte Laufzeit von 18 Monaten gerechnet, monatlich brutto zwischen 377 Euro und 498 Euro mehr geben wird. Das kann sich sehen lassen. Durch die starke Festgeldkomponente profitieren diesmal überproportional die unteren Einkommensgruppen von dem jetzt vereinbarten Abschluss – also jene, für die der letzte Tarifabschluss 2018 schlecht war. Denn die damals vereinbarten Prozentsteigerungen fielen so mickrig aus, dass bis heute Menschen in einzelnen Lufthansa-Gesellschaften für einen Stundenlohn von nur knapp über elf Euro brutto arbeiten müssen. Während der Coronakrise war es Dank Kurzarbeit noch weniger – und auf ihr Weihnachts- und Urlaubsgeld mussten sie auch noch verzichten. Wer bisher mit einem Bruttogehalt von 2.000 Euro nach Hause gegangen ist, kann sich nun über eine Lohnerhöhung von insgesamt 19,2 Prozent freuen. Das klingt sehr viel. Aber das relativiert sich schnell angesichts der dramatisch steigenden Lebenshaltungskosten. Da wird man auch mit 2.384 Euro brutto keine großen Sprünge machen können. Alleine die horrend anwachsenden Gaspreise werden nicht viel übrig lassen. (…) Rund 5.000 neue Mitarbeiter:innen will der Konzern bis Ende dieses Jahres einstellen, die gleiche Anzahl im folgenden Jahr. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Aufstockung des Bodenpersonals. Doch dafür müssen die Arbeitsplätze hier lukrativer werden. Das hat die Lufthansaspitze offenkundig inzwischen erkannt. Sonst wäre dieser Tarifabschluss so nicht möglich gewesen.“ Artikel von Pascal Beucker vom 5. August 2022 in der taz online externer Link – es gibt aber auch (übliche?) skeptische Stimmen:

    • Lufthansa: Verdi vereinbart Reallohnsenkung für die Bodenbeschäftigten
      Nur acht Tage nachdem die 20.000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa ihre Macht demonstriert und den Flugbetrieb einen Tag lang weitgehend stillgelegt haben, hat die Gewerkschaft Verdi den Tarifkampf ausverkauft. (…) Vereinbart wurde jetzt ein Festbetrag von 200 Euro rückwirkend zum 1. Juli dieses Jahres. Ab 1. Januar 2023 steigen die Löhne dann um 2,5 Prozent und ab 1. Juli 2023 nochmals um 2,5 Prozent. Das bedeutet, dass bis Jahresende erneut keine prozentuale Erhöhung der Löhne und Gehälter stattfindet, die eine Steigerung der Sozialbeiträge und Rentenansprüche ergeben. Der Festbetrag von 200 Euro monatlich ist gemessen am geleisteten Lohnverzicht der vergangenen Jahre und den drastischen Preissteigerungen minimal. Allein der gegenwärtige Anstieg der Heiz- und Benzinkosten übersteigt diesen Betrag um ein Vielfaches. Die folgende Erhöhung um zweimal 2,5 Prozent bei einer anderthalbjährigen Laufzeit unter Bedingungen einer offiziellen Inflationsrate von knapp 8 Prozent und noch höheren Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Sprit, Mieten und Energie bedeutet eine massive Reallohnsenkung.
      In der Verdi-Presseklärung heißt es, dass die Konzerntarifkommission dem Verhandlungsergebnis zugestimmt habe, es aber noch „unter dem Vorbehalt einer Mitgliederbefragung“ stehe. Auf eine Rückfrage der WSWS-Redaktion in der Berliner Verdi-Zentrale reagierte die Pressesprecherin ausweichend. Sowohl der Termin als auch die genaue Form, in der die Mitgliederbefragung stattfinden solle, stehe noch nicht fest…“ Artikel von Ulrich Rippert vom 5. August 2022 bei wsws externer Link
    • in der Frage der Mitgliederbefragung bleiben wir dran
  • Ergebnis für Lufthansa-Bodenbeschäftigte erzielt: 325 Euro monatlich sowie weitere 2,5 Prozent mehr – 18 Monate Laufzeit, unter Vorbehalt einer Mitgliederbefragung 
    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Lufthansa haben sich auf ein Tarifergebnis für die rund 20.000 Beschäftigten der Bodendienste u.a. bei der Lufthansa AG Boden, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems, Lufthansa Technik Logistik Services (LTLS), Lufthansa Cargo und der Lufthansa Service Gesellschaft (LSG) sowie LEOS (Lufthansa Engineering and Operational Services GmbH) geeinigt. Die Konzerntarifkommission hat dem Verhandlungsergebnis am Abend des 4. August 2022 zugestimmt. Es steht unter dem Vorbehalt einer Mitgliederbefragung.
    Aufgrund des Tarifergebnisses erhalten die Beschäftigten Erhöhungen ihrer Gehälter in drei Schritten: Sie erhalten zunächst einen Festbetrag in Höhe von 200 Euro monatlich rückwirkend ab dem 1. Juli 2022, ab dem 1. Januar 2023 weitere 2,5 Prozent, mindestens aber 125 Euro monatlich sowie nochmals 2,5 Prozent ab 1. Juli 2023. Auszubildende erhalten ab 1. Juli 2022 einen Festbetrag von 180 Euro monatlich. Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 18 Monate und endet am 31. Dezember 2023.
    „Das ist ein gutes Ergebnis, das quer durch alle Beschäftigtengruppen eine Erhöhung von monatlich mindestens 377 Euro bis zu 498 Euro bedeutet“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Christine Behle. Für eine Beschäftigte am Check-In bedeute die Erhöhung beispielsweise einen prozentualen Zuwachs zwischen 13,6 bis 18,4 Prozent je nach Betriebszugehörigkeit. (…) Beschäftigte in den unteren Gehaltsgruppen profitieren von einer zusätzlichen Anhebung auf mindestens 13 Euro Stundenlohn ab dem 1. Oktober 2022 in einem deutlichen Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn, auf den dann zusätzlich die beiden Erhöhungsschritte in 2023 erfolgen…“ ver.di-Pressemitteilung vom 04.08.2022 externer Link
  • Bis zu über 18 Prozent bei anderen Bodenverkehrsdiensten möglich – dennoch vorerst kein weiterer Warnstreik – auch die GDL solidarisch
    • Tarifrunde Lufthansa: Vorerst kein weiterer Warnstreik
      Seit den frühen Morgenstunden haben 5.000 Beschäftigte der Lufthansa, vor allem des Bodenpersonals, bundesweit an den Flughäfen in Deutschland ihre Arbeit niedergelegt. Mehr als 1.000 Flüge musste die Lufthansa nach eigenen Angaben streichen, an den Drehkreuzen Frankfurt und München ging so gut wie nichts mehr, rund 134.000 Passagiere waren betroffen. Allein am größten Flughafen in Frankfurt am Main wurden für den Tag 725 von 1.160 geplanten Flügen abgesagt, 92.000 Reisende mussten umbuchen, umplanen. Gerne tun das die Lufthansa-Beschäftigten das den Reisenden nicht an, aber sie arbeiten bereits seit Langem am Limit. Eine der Streikenden sagte auf der Kundgebung vor der Frankfurter Zentrale der Lufthansa: „Wir gehen aktuell an die psychischen und physischen Grenzen, manchmal sogar darüber hinaus.“ Es sei schon normal geworden, fuhr sie fort, dass Beschäftigte körperliche Angriffe und Beleidigungen ertragen müssten. Sie und ihre Kolleg*innen streiken deshalb für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter. (…) Am 3. und 4. August sind die nächsten Verhandlungstage angesetzt. Ein hoher Abschluss sei auch ein Entlastungssignal an das Bestandspersonal, das mache die Jobs bei der Lufthansa attraktiver für Neueinsteiger. Und die würden dringend gebraucht, so Reschinsky. „Wir erleben eine Airline, die es selbst verbockt hat“ (…)
      Das es auch anders geht bei den Bodenverkehrsdiensten, zeigen ein paar Abschlüsse der letzten Wochen: So bekommen die rund 3.500 Flugzeugabfertiger*innen der Bodenverkehrsdienste-Firma FraGround am Frankfurter Flughafen ab 1. Juli bis zu 14 Prozent mehr Lohn. Mit den Bodenverkehrsdienstleistern Aviapartner und Acciona hat sich ver.di am Flughafen Düsseldorf auf deutliche Lohnerhöhungen oberhalb der Inflation für die Beschäftigten geeinigt. Beim Abfertigungsunternehmen Acciona bedeutet das Lohnsteigerungen zwischen 10 und 18 Prozent ab dem 1. August 2022, beim zweiten großen Bodenverkehrsdienstleister Aviapartner steigen die Löhne ab 1. Juli 2022 um 8,2 bis 14,8 Prozent. Und zu guter Letzt diese Einigung von heute: Die rund 300 Beschäftigten des Bodenpersonals am Stuttgarter Flughafen erhalten von August an mehr Geld, in zwei Stufen mehr als 18 Prozent. Der Abschluss sei möglich gewesen, „weil der Arbeitgeber hier in Stuttgart, auch unter dem Eindruck des Warnstreiks bei der Lufthansa, verstanden hatte, wie ein Tarifergebnis im Jahr 2022 an einem Flughafen aussehen muss“, so ver.di-Verhandlungsführer Jan Bleckert. Nur Lohnsteigerungen, die die Inflation echt und vollständig ausglichen und die Berufe darüber hinaus ein Stück weit aufwerteten, würden die vielen offenen Stellen attraktiv machen...“ ver.di-Pressemitteilung vom 27.07.2022 externer Link
    • Tarifkonflikt ver.di/Lufthansa: Solidarität mit dem streikenden Bodenpersonal
      Nachdem die Tarifverhandlungen für die rund 20 000 Beschäftigten des Bodenpersonals zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und Lufthansa Mitte Juli auch in der zweiten Runde ohne Ergebnis geblieben waren, hat die Gewerkschaft zum Warnstreik aufgerufen. (…)
      Forderungen sind berechtigt
      ver.di fordert 9,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro und einen Mindeststundenlohn von 13 Euro bei zwölf Monaten Laufzeit. Die Lufthansa legte ein Angebot aus Festbeträgen und einer von der Geschäftsentwicklung abhängigen Komponente bei einer Laufzeit von 18 Monaten vor. ver.di wies das Angebot als ungenügend zurück. „Zu Recht“, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky. „Die ständige Arbeitsüberlastung, die hohe Inflation und nicht zu-letzt der Lohnverzicht über drei Jahre rechtfertigen die Forderungen von ver.di.“
      Ehrverletzende Kommentare
      Bestürzt zeigte sich Weselsky insbesondere vom Presseecho auf den Ausstand des Bodenpersonals. „Das erinnert an die schlimmsten Auswüchse im Tarifkonflikt mit der DB 2016/2017.“ Auch damals kam es in den Medien angesichts der Arbeitskämpfe der GDL zu einer Flut von unsachlichen, objektiv falschen und die Grenzen des Erlaubten überschreitenden, ehrverletzenden Kommentaren…“ GDL-Pressemitteilung vom 28.07.2022 externer Link
    • Streik ist überfällig: Beschäftigte am Check-in-Schalter verdienen zum Teil weniger als die Frauen und Männer an den Kassen der Lebensmittel-Discounter
      Das Bodenpersonal der Lufthansa will am Mittwoch streiken. Da stellt sich die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann? Schon lange ist die größte deutsche Airline nicht mehr der Arbeitgeber, der prinzipiell überdurchschnittliche Gehälter zahlt. Das gilt nur noch für einige ausgesuchte Berufsgruppen, zu den Privilegierten zählen insbesondere die Piloten. Gewerkschafter weisen darauf hin, dass Beschäftigte am Check-in-Schalter aber zum Teil weniger als die Frauen und Männer an den Kassen der Lebensmittel-Discounter verdienen. In der Vergangenheit hat das Management – sogar mit einer gewissen Berechtigung – darauf hingewiesen, dass man einfach nicht mehr zahlen könne, wegen des harten internationalen Wettbewerbs. Tatsächlich sind an den Flughäfen weltweit Millionen prekäre Jobs entstanden. Doch jetzt hat sich das Blatt gewendet. In der gesamten Branche herrscht allenthalben Personalmangel, den die Unternehmen mit überzogenen Stellenstreichungen während der Pandemie selbst herbeigeführt haben. In der aktuellen Situation muss eine Dienstleistungsgewerkschaft offensiv werden. Wobei Verdi der Lufthansa sogar noch den Gefallen getan hat, erst am Mittwoch zu streiken…“ Kommentar von Frank-Thomas Wenzel vom 25.07.2022 in der FR online externer Link
  • Warnstreik am Mittwoch bei Lufthansa: Hohe Beteiligung, große Hetze, aber auch Solidarität
    • Verdi meldet hohe Beteiligung: Warnstreik bei der Lufthansa läuft an
      Seit heute früh um 3.45 Uhr wird bei der Lufthansa gestreikt. Vorsorglich streicht die Airline mehr als 1000 Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München. Auswirkungen könnten dem Unternehmen zufolge noch bis Freitag zu spüren sein. Der Streik des Bodenpersonals der Lufthansa, wegen dem die Fluggesellschaft fast alle Flüge an den Drehkreuzen Frankfurt und München gestrichen hat, hat am frühen Morgen begonnen. Um 3.45 Uhr sei der Streik wie geplant angelaufen, erklärte Verdi-Vertreter Marvin Reschinsky. „Die ersten Schichten nehmen mit einer hohen Beteiligung am Streik teil.“ Im Tarifstreit mit der Lufthansa hat Verdi inmitten der Sommer-Reisezeit bis Donnerstagmorgen 6.00 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Die Lufthansa strich deswegen nach eigenen Angaben in Frankfurt am Main 678 Flüge – 32 davon bereits am Dienstag und 646 am Mittwoch – und in München 345 Flüge, davon 15 am Dienstag und 330 am Mittwoch. Betroffen sind nach Konzernangaben insgesamt rund 134.000 Passagiere. Die Lufthansa geht davon aus, dass es auch noch am Donnerstag und Freitag „zu einzelnen Flugausfällen oder Verspätungen“ kommen kann. (…) Die Lufthansa legte ein Angebot aus Festbeträgen und einer von der Geschäftsentwicklung abhängigen Komponente bei einer Laufzeit von 18 Monaten vor. Dem Unternehmen zufolge bedeutet dies für Beschäftigte mit einer monatlichen Grundvergütung von 3000 Euro brutto ein Anstieg um neun bis knapp elf Prozent binnen der kommenden zwölf Monate, bei einer Grundvergütung von 4000 Euro brutto im Monat eine Steigerung um 8,4 Prozent und bei 6500 Euro um 5,9 Prozent. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle hatte dies als „schöngerechnet“ bezeichnet. Die nächste Verhandlungsrunde beginnt kommende Woche Mittwoch in Frankfurt am Main…“ Meldung vom 27.07.2022 bei n-tv.de externer Link
    • Wir weigern uns auf die Hetze der Bild zu verlinken, verweisen aber auf #Lufthansa – dort ist sie wiederzufinden, aber auch Solidarität
    • Thread von ver.di vom 26.7.22 externer Link: „Nach zwei Tagen SM-Turbulenzen & der Erkenntnis, dass Tarifpolitik kaum einen kalt lässt, gehen unsere solidarischen Grüße nicht nur an die Kollegen bei der #Lufthansa sondern an alle, die sich für ihre Beschäftigteninteressen stark machen & sich  engagieren. Und hier „in a nutshell“ noch einige Hinweise aus den Diskussionen, die wir in den letzen Tagen führen durften: 1. Warn(Streiks) lassen sich nicht beliebig terminieren. Sie sind als Instrument an konkrete Bedingungen in Tarifauseinandersetzungen gebunden. Wer Interesse an den Abläufen und Bedingungen von Tarifrunden hat, wird u.a. hier fündig: https://kurzelinks.de/xdhh externer Link 2. In vielen Dienstleistungsbereichen sind „Dritte“ von Arbeitskampfmaßnahmen betroffen. Das liegt in der Natur der Sache. Daher versuchen wir umfassend, soweit uns dies als Tarifpartei möglich ist, zu informieren und zu erklären oder schließen in Bereichen, wie z.B. der Pflege, Notdienstvereinbarungen o.ä. ab, um die Auswirkungen auf Betroffene zu minimieren. 3. Dass dies in der Zuspitzung durchaus dankend von Arbeitgebern.. (oder z.B. @Bild) genutzt wird, um den Konflikt in ihrem Sinne zu „framen“ oder sich gar als Opfer zu positionieren… konstruktive und zügige Verhandlungen halten wir im Sinne der Beschäftigten und Betroffenen für zielführender. 4. Ungeachtet dessen richten sich Arbeitskampfmaßnahmen der Beschäftigten immer gegen das Vorgehen der Arbeitgeber. 5. Ja, auch @maschmeyer findet die Warnstreiks bei  #Lufthansa nicht gut. Ja mei.“
      • Und LabourNet Germany dazu externer Link: „Wir wünschen den Kolleg:innen bei der #Lufthansa zwar einen gesellschaftlich sinnvolleren Lebensunterhalt, aber natürlich viel Erfolg bei ihrem #Streik und noch viel mehr #Solidarität als sowieso unsere! Gegen alle Angriffe auf das #Streikrecht!
    • Verdi: Erstmal kein weiterer Lufthansa-Streik
      Verdi-Verhandlungsführerin Behle verteidigt den Streik bei der Lufthansa: „Die Beschäftigten brauchen Entlastung“, sagte sie im ZDF. Vor den Gesprächen gebe es keine Aktion mehr…“ Video des Interviews im ZDF-Morgenmagazin am 27.07.2022 externer Link
    • Ver.di-Streik bei der Lufthansa: Richtungsweisend
      Wer am Mittwoch mit der Lufthansa in den Urlaub fliegen wollte, ist nicht zu beneiden. Doch an den Flughäfen herrscht bereits seit Wochen Chaos und zwar als Folge von Missmanagement und schlechten Arbeitsbedingungen. Die Lufthansa hat in der Corona-Zeit viele Beschäftigte entlassen und zudem versäumt, sich mit guten Arbeitsbedingungen attraktiv zu machen. Die verbliebenen Beschäftigten gehen nun zu Recht auf die Barrikaden. Schon vor den für nächste Woche angesetzten Verhandlungstagen. Die Empörung ist groß. Doch das bisherige Angebot der Lufthansa gleicht nicht einmal die Inflation aus. Die von Verdi geforderten 9,5 Prozent mehr Lohn sind selbstbewusst. Damit weisen die Flughafenbeschäftigen auch die Richtung für kommende Tarifkonflikte: Gibt man sich mit Einmalzahlungen und Einbindung in die konzertierte Aktion zufrieden oder fordert man tabellenwirksame Lohnerhöhungen, die die Inflation ausgleichen? Dass die Lufthansa nun vorsorglich viele Flüge streicht, zeigt indirekt, wie groß man die Wut der Beschäftigten dort einschätzt…“ Artikel von Ines Wallrodt vom 27.07.2022 in ND online externer Link
  • Tarifverhandlungen Lufthansa: ver.di ruft zu ganztägigem Warnstreik am Mittwoch auf
    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat die Lufthansa-Bodenbeschäftigten zu einem ganztägigen Warnstreik am Mittwoch, dem 27. Juli 2022 an allen Lufthansa-Standorten (Frankfurt/Main, Düsseldorf, Köln, Hamburg, München, Berlin u.w.) aufgerufen. (…) ver.di habe zu dem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, in der nächsten Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes, abschlussfähiges Angebot vorzulegen. Die Warnstreiks beginnen am Mittwochfrüh, dem 27. Juli, ab 3:45 Uhr und enden Donnerstagfrüh, dem 28. Juli, um 6 Uhr. Da alle Bodenbeschäftigten, u.a. auch die für die Wartung zuständige Lufthansa-Technik und die LEOS-Beschäftigten, die mit Pushback-Fahrzeugen dafür sorgen, dass die Flugzeuge in die entsprechenden Positionen zurückgeschoben werden, zum Warnstreik aufgerufen werden, wird es zu größeren Flugausfällen und Verzögerungen kommen. Die stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Christine Behle, die gleichzeitig auch Verhandlungsführerin ist, bat die Passagiere um Verständnis und wies auf die äußerst problematische Situation der Beschäftigten hin, die vor allem durch Missmanagement verursacht worden sei. (…)
    Die Situation auf den Flughäfen eskaliere; die Überlastung der Beschäftigten aufgrund erheblichen Personalmangels, die hohe Inflation und ein dreijähriger Lohnverzicht würden die Beschäftigten immer mehr unter Druck setzen. „Sie brauchen dringend mehr Geld und sie brauchen Entlastung, – für sich selber und für die Passagiere. Dazu reicht das Arbeitgeberangebot vorne und hinten nicht“, so die ver.di-Vize. Die Arbeitgeber hatten am 13. Juli drei Varianten eines Angebotes vorgelegt, die jeweils aus Festbeträgen und einer ergebnisabhängigen Komponente (zum 1. Juli 2023) bestehen. Die Laufzeit soll in allen drei Varianten 18 Monate betragen. Die Arbeitgeber äußerten in den Verhandlungen außerdem den Wunsch nach Flexibilisierung der Arbeitszeit. Das Angebot gleiche die Inflation nicht annähernd aus, angesichts der aktuellen Preissteigerungen würde das für die Beschäftigten einen deutlichen Reallohnverlust bedeuten, so Behle. Zudem sei insbesondere die ergebnisabhängige Komponente ein Blankocheck für eine ungewisse Zukunft der Beschäftigten. Damit werde das Risiko auf die Beschäftigten geschoben.
    Neben der ver.di-Forderung nach 9,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 350 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten soll der Stundenlohn für die jeweiligen Beschäftigtengruppen mindestens 13 Euro betragen. Zurzeit gibt es bei der LTLS und der Lufthansa Cargo noch Stundenlöhne unter 12 Euro. Es gilt außerdem, auch nach der Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, einen tariflichen Abstand zum Mindestlohn zu vereinbaren.
    Die nächste Verhandlungsrunde findet am 3. und 4. August 2022 in Frankfurt am Main statt.“ ver.di-Pressemitteilung vom 25.07.2022 externer Link

Siehe aktuell auch:  [Nach ver.di-Streiks am Boden] Lufthansa-Piloten machen sich streikbereit

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202143
nach oben