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- Transportwesen: Speditionen und Logistik
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Air-Berlin nach der Insolvenz: Die Folgen werden wohl wie immer ungleich verteilt…
Dossier
»Kollegen wollen wissen, wie der Übergang wird«. Große Unsicherheit bei Beschäftigten von Air Berlin. Gewerkschaft Verdi will Sozialtarifvertrag. Dazu Christine Behle, ver.di-Bundesvorstandsmitglied und zuständig für den Fachbereich Verkehr, im Gespräch mit Johannes Supe bei der jungen Welt vom 19. August 2017 : „… Die Beschäftigten haben große Angst. In den Zeitungen lesen sie jeden Tag etwas anderes darüber, wie es weitergeht. Sicher ist davon nichts. Gleichzeitig wird von den Kolleginnen und Kollegen erwartet, dass sie ganz normal ihrer Arbeit nachgehen. Tun sie es nicht, bekommt Air Berlin ein noch größeres Problem. Das macht die Situation nicht gerade leicht für sie. (…) Zur Zeit laufen im Hintergrund Gespräche zwischen den Eigentümern, dem Insolvenzverwalter und jenen, die an Unternehmensteilen interessiert sind. Wer aber was genau kaufen will, ist noch nicht bekannt. Deshalb warten wir darauf, dass es konkrete Vorschläge gibt, wer was erstehen will und wie sich das gestalten kann. (…) Wir wollen mit denen ins Gespräch kommen, die Unternehmensteile übernehmen wollen. Am Freitag haben wir Air Berlin zu Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag aufgefordert. Wir haben auch verlangt, dass die anderen Unternehmen mit an den Tisch kommen, damit wir verbindliche Regelungen finden, wie und wie viele Kollegen weiterbeschäftigt werden…“ Siehe dazu:
- Insolvenzmasse zu gering: Keine Entschädigung für Massenentlassung bei Air Berlin
„Die Massenentlassung nach der Insolvenz von Air Berlin war unwirksam. Das betroffene betroffene Personal kann dennoch nicht auf eine Entschädigung hoffen. Von der ehemals zweitgrößten Fluglinie Deutschlands ist nicht genügend Verwertbares übrig. Trotz unwirksamer Kündigung können frühere Beschäftigte der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin nicht auf eine Entschädigung hoffen. Nach Angaben von Insolvenzverwalter Lucas Flöther reicht die Insolvenzmasse dafür nicht aus. Das hat Flöther in dieser Woche beim zuständigen Berliner Amtsgericht Charlottenburg angezeigt – bald drei Jahre nach der Insolvenz der einst zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Zum Zeitpunkt der Insolvenz im August 2017 hatte der Lufthansa-Konkurrent etwa 8.600 Mitarbeiter, darunter rund 3.500 Flugbegleiter und 1.200 Piloten. Zwei Monate später stellte Air Berlin den Betrieb ein. Piloten und Kabinenbeschäftigte waren erfolgreich juristisch gegen ihre Kündigungen vorgegangen. Im Februar und Mai dieses Jahres entschied das Bundesarbeitsgericht, dass die Entlassungen wegen eines Formfehlers unwirksam waren. Eine Entschädigung gibt es dennoch nicht. Die sogenannte Masse-Unzulänglichkeit musste beim Insolvenzgericht angemeldet werden, hieß es aus Unternehmenskreisen. Die Forderungen der Beschäftigten gingen über das hinaus, was bei Air Berlin noch zu holen sei…“ Meldung der Antenne Brandenburg vom 31.05.20 bei rbb24 , siehe dazu:- Airberlin: Moderne Raubritter
„… Bis zuletzt hatten die 8600 Kolleg/innen in der Hoffnung auf eine Rettung ihrer Arbeitsplätze geschuftet. Die Kündigungen wurden vom Bundesarbeitsgericht im Mai 2020 für unrechtmäßig erklärt. Doch ihre Ansprüche auf weitere Lohn- und Gehaltszahlung stehen nur auf einem Papier, das nichts wert ist. Sie bekommen nichts! Andere dagegen haben wertvollere Papiere wie Schuldscheine, Eintragungen ins Grundbuch, Sicherungsverträge. Und diese Herrschaften, die da im teuren Anzug mit Krawatte zur Insolvenzkasse drängen, haben eben Vorrang vor denen, die über viele Jahre die Profitmaschine Airberlin am Laufen hielten und diesen feinen Herrschaften ihre Profite, Dividenden, Zinszahlungen möglich gemacht haben. Daher erhalten sie Geld aus der Insolvenzmasse, und die Kolleg/innen, deren Forderungen juristisch „nachrangig“ sind, gehen leer aus. Sie haben auf dem Papier recht, wertloses Recht. Das Kapital hat sich ein feines juristisches Netz geknüpft, wonach es immer Vorrang hat. Moderne Raubritter benötigen daher keine sichtbaren Waffen. Das erledigt der bürgerliche Staat für sie. Sollten die Kolleg/innen auf die Idee kommen, sich ihr Eigentum mit Gewalt zu nehmen, dann würde der Staat sie gewaltsam daran hindern. Sie kämen hinter Gitter. Ein Rechtsstaat? Ja, aber ein Rechtsstaat des Kapital! Eine Demokratie? Nein, eine Diktatur des Kapitals!…“ Kommentar vom 31. Mai 2020 bei „Arbeit Zukunft“ , der Zeitung der „Organisation für den Aufbau einer kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands“
- Airberlin: Moderne Raubritter
- Bundesrichter: Weitere Kündigungen bei Air Berlin unwirksam
„Fast drei Jahre nach der Insolvenz von Air Berlin hat das Bundesarbeitsgericht nun auch die Kündigung des Kabinenpersonals für unwirksam erklärt. Nachzahlungen wird es wohl trotzdem nicht geben. Grund seien Formfehler bei der Massenentlassungsanzeige, entschieden die Bundesarbeitsrichter am Donnerstag in Erfurt (6 AZR 235/19). Für das Kabinenpersonal erstritt eine Flugbegleiterin vom Standort Düsseldorf die Entscheidung in der höchsten Arbeitsgerichtsinstanz. Auf die Klage von Piloten hatte das BAG schon im Februar deren Entlassung für unwirksam erklärt. Grund ist, dass Air Berlin Massenentlassungen nur am Stammsitz des Unternehmens in Berlin angemeldet hatte. Richtig wäre aber eine Anmeldung bei der örtlichen Arbeitsagentur des jeweiligen Flughafens gewesen, von dem die Piloten jeweils überwiegend starten. Gleiches gilt auch für die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter, urteilte das BAG nun. Denn so, wie es keinen „Betrieb Cockpit“ gebe, gebe es auch keinen „Betrieb Kabinenpersonal“. Betrieb seien vielmehr die „Stationen“ von Air Berlin am jeweiligen Flughafen…“ Agenturmeldung vom 14. Mai 2020 bei airliners.de - Air-Berlin-Pleite: Viele Beschäftigte mit neuem Job – aber das hat seinen Preis [von bis zu 40 Prozent Lohn]
„Arbeitslos oder neuer Job mit weniger Geld: Viele frühere Angestellte der Air Berlin haben sich ein Jahr nach der Insolvenz beruflich verschlechtert. Davon geht die Gewerkschaft Verdi aus. „Für die Beschäftigten ist es überhaupt nicht gut gelaufen“, sagte Bundesvorstandsmitglied Christine Behle der Deutschen Presse-Agentur. „Aus meiner Sicht war es eine ziemliche Katastrophe.“ Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hatte nach jahrelangen Verlusten am 15. August 2017 Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen geht nach einem Medienbericht davon aus, dass 85 Prozent der rund 8000 Beschäftigten wieder einen Job haben. „Dass die irgendeine Beschäftigung gefunden haben, das halte ich schon für realistisch“, sagte Behle. „Es kommt aber nicht nur auf die Beschäftigung an sich an, es kommt auch auf die Qualität an. Und da ist die Situation doch schwierig.“ Viele Flugbegleiter hätten im Luftverkehr nichts mehr gefunden, es sei denn zu deutlich schlechteren Konditionen. „Ich weiß von Lohnverlusten von bis zu 40 Prozent, da gibt es große Probleme.“…“ dpa-Meldung vom 09.08.2018 in der Berliner Zeitung
- Nach Air Berlin Deal: Eurowings auf der Tarifflucht
„Nach der Übernahme der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW), einer ehemaligen Air Berlin-Tochter, durch die Eurowingsgruppe der Lufthansa entzieht sich der Konzern seiner Verantwortung gegenüber den neuen Beschäftigten. Viele Flugbegleiter der LGW haben in den vergangenen Monaten ein Gehalt weit unter dem Mindestlohn bekommen. Weil die LGW die Beschäftigten nicht auf Flügen eingesetzt hat, wurde ihnen lediglich ein geringes Grundgehalt ausgezahlt. „Viele Beschäftigte können ihre Mieten nicht bezahlen und sind in einer wirtschaftlichen Notlage. Obwohl die Situation seit Monaten bekannt ist, verteilt die Geschäftsführung nur kleine Trostpflaster, verweigert sich aber jeder verbindlichen tariflichen Regelung“, kritisiert Volker Nüsse, zuständiger Fachgruppensekretär Luftfahrt beim Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Tarifverträge existieren für die Kabinencrews nicht. Verhandlungen wurden zuletzt kurzfristig von der Geschäftsführung abgesagt. Statt-dessen hat das Unternehmen als freiwillige Leistung das Grundgehalt leicht erhöht und eine Prämie gezahlt. Die Lösungsverschläge der Gewerkschaft wurden hingegen abgelehnt…“ ver.di-Pressemitteilung vom 16. Februar 2018
- „Die Lufthansa will uns aushungern“ – Ein Air Berliner packt aus
„Es ist sieben Wochen her, dass die letzte Air Berlin-Maschine in Tegel landete. Die Pleite der traditionsreichen Airline wird vielleicht in die Geschichte eingehen als leisestes Konzerndesaster aller Zeiten, bei dem es viele Opfer gibt und (bislang) nur einen Gewinner: die Lufthansa Group, die sich rund 80 Jets und vor allem die begehrten Streckenrechte sichern konnte. Auf möglicherweise unlautere Weise. Die Übernahme, die offiziell keine sein darf, geht auf Kosten von rund 4.000 Mitarbeitern, deren Schicksal Politik und Medien gleichgültig zu sein scheint. Kein medialer Aufschrei wie bei den Schlecker-Mitarbeiterinnen (nicht, dass es denen genützt hätte), keine aufgebrachte Andrea Nahles wie beim kürzlich bekannt gegebenen Siemens-Stellenabbau. Nein, es ist doch „unsere“ Lufthansa, die den Wettbewerber schlucken durfte. Glas Wein dazu? Die Öffentlichkeit bekam schnell den Eindruck, dass die Air Berlin-Mitarbeiter bei den Verhandlungen um eine Übernahme am unwichtigsten waren. (…) Ein Air Berlin-Pilot war bereit, mit Büronymus über das Ende der Fluggesellschaft und die Stimmung bei seinen Ex-Kolleginnen und -Kollegen (und natürlich bei ihm selbst) zu sprechen. Hans (Name geändert) ist seit 20 Jahren in der Fliegerei, davon knapp 10 Jahre als Pilot bei Air Berlin. (…) Entgegen der Ankündigungen und Versprechen der Politik, dass die Mitarbeiter neue Arbeitsplätze bekommen, hat keiner bisher ein Angebot auf Übernahme seines Arbeitsverhältnisses bekommen. Stattdessen sollen sich die Leute auf ihre alten Jobs neu bewerben, zu weitaus schlechteren Konditionen, und ein kompliziertes Testverfahren mit unsicherem Ausgang über sich ergehen lassen. Das kann der neue Arbeitgeber als „Filter“ nutzen, um die weniger beliebten Arbeitnehmer auszusortieren. Unsere Leute sind hochqualifiziert für den Job, den sie 20 Jahre gemacht haben, sollen aber 40 Prozent weniger Gehalt und sehr schlechte Arbeitsbedingungen akzeptieren. Das tut die Lufthansa, um einen Betriebsübergang nach §613a BGB BGB zu verhindern. Und natürlich, um zu sparen…“ Interview vom 10.12.2017 von und bei Büronymus – sehr lesenswert!- Auch interessant darin wider die beliebte Spaltung der „Priviligierten“: „… „Die Solidarität unter den Piloten ist sehr groß, erstmals in der Geschichte der Luftfahrt. Denn jetzt ahnt jeder, dass er das nächste Opfer sein könnte. Wir haben ein Pilotenforum, in dem 2.000 Leute zusammengeschaltet sind, die sich gegenseitig bestärken, auf diese Bedingungen nicht einzugehen. Wir haben eine Übereinkunft, dass sich Piloten dort nicht bewerben. Die Lufthansa wird spätestens im Sommer große Probleme kriegen, ihre Flugzeuge zu besetzen. Durch unsere Weigerung wird sich die Situation noch verschärfen. Wir haben sogar Mitglieder von anderen Fluggesellschaften, die für notleidende Air Berliner Geld sammeln, damit die sich nicht bewerben. Unser Motto ist: ,Stay united’.“ (…) Aber auch das Kabinenpersonal der Air Berlin ist sehr gut ausgebildet – das ist weltweit der höchste Industriestandard. Und jetzt bietet man ihnen die weltweit schlechteste Bezahlung! Im Ausland würde sie man sie mit Kusshand nehmen, zu besseren Konditionen, sogar in Ländern mit einem insgesamt niedrigeren Lebensstandard. Aber die Leute wollen nicht weg, die haben ihr Leben hier, ihre Kinder.“ (…) Wir Piloten erfahren auch Zynismus und Häme: ,Ihr habt immer gut verdient, jetzt kommt Ihr runter vom hohen Ross.’ Aber die Verdienstmöglichkeiten sind nicht so hoch. Und die jungen Copiloten haben hohe Schulden von der Ausbildung bei geringem Gehalt. Die Kabinenmitarbeiter, die ja den größten Teil ausmachen, sind erst recht keine Einkommensmillionäre.“…“
- Air Berlin-Beschäftigte demonstrieren am 22. November in Berlin
„Am 22. November 2017 werden Beschäftigte der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin in der Hauptstadt demonstrieren. Mit Kundgebungen und einem Demozug ab Hauptbahnhof werden sie auf ihre Situation aufmerksam machen. Anders als von Geschäftsführungen der Air Berlin oder Lufthansa behauptet, wird der große Teil der Airberliner/innen keine Anschlussbeschäftigung finden. Für viele Beschäftigte ist die Situation immer noch ungewiss. Der dramatische Verlust aller Arbeitsplätze droht…“ ver.di-Ankündigung vom 14.11.2017 , siehe zur Demo die Aktionsseite : Billiglöhne sind kein Glück – Wir wollen UNSERE Jobs zurück
- Offener Brief der Tarifkommission Air Berlin Kabine
„In einem offenen Brief an ihre Kolleginnen und Kollegen bei Eurowings Europe meldet sich jetzt die Tarifkommission Air Berlin Kabine der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zu Wort. Dank der klaren Worte der Beschäftigten bei Eurowings Europe sei dem falschen Eindruck, die Air Berlin-Mitarbeiter seien bei Lufthansa gut versorgt, durch klare Fakten entgegengetreten worden. (…) „Die Slots, die Maschinen werden von Lufthansa gerne übernommen und dafür wird sogar eine Milliardensumme investiert. Für die Beschäftigten allerdings gibt es keinen Cent. Wir werden in großer Not zurückgelassen. Tatsächlich ist es so, dass wir Air Berliner jetzt unseren Kündigungen entgegensehen und wir uns dann auf unsere eigenen ehemaligen Stellen und die gleiche Tätigkeit bei deutlich schlechteren Bedingungen und Gehältern bewerben dürfen“…“ Pressemitteilung vom 16.11.2017 von und bei ver.di – ohne den Volltext
- Gemeinsame Presseerklärung von easyJet und ver.di: EasyJet und ver.di unterzeichnen Vereinbarung über Beschäftigung ehemaliger Airberliner
„easyJet und ver.di, die in Deutschland tarifschließende Gewerkschaft für Piloten und Mitarbeiter der Kabinencrew von easyJet, freuen sich, die Unterzeichnung einer Vereinbarung bekannt geben zu können, die die Beschäftigungsmöglichkeiten für ehemalige Air-Berlin-Mitarbeiter bei easyJet sehr attraktiv macht. easyJet und ver.di haben faire Beschäftigungsbedingungen ausgehandelt und vereinbart. Die Berufserfahrung, die die ehemaligen Air-Berliner in die easyJet-Familie mitbringen, wird dabei berücksichtigt. Gleichzeitig wird der Erfolg des easyJet-Geschäftsmodells gewahrt. easyJet hatte mit Air Berlin am vergangenen Sonnabend einen Vertrag über den Erwerb eines Teils seiner Aktivitäten am Flughafen Berlin-Tegel unterzeichnet. Nach der Transaktion wird easyJet Leasingverträge für bis zu 25 Flugzeuge des Typs A320 abschließen und am Standort Berlin-Tegel eine Base eröffnen. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Behörden und wird für Dezember 2017 erwartet. easyJet hat eine Recruiting-Kampagne für rund 1.000 Piloten und Mitglieder der Kabinencrew von Air Berlin gestartet, die in den kommenden Monaten umgesetzt wird. Die Bewerber, die die erforderlichen easyJet-Standards erfüllen, werden anschließend in den easyJet’s Sicherheits- und Betriebsprozessen ausgebildet. Im Einklang mit dem easyJet-Geschäftsmodell werden sie auf Grundlage von lokalen, deutschen Arbeitsverträgen und den bestehenden, mit ver.di vereinbarten Tarifverträgen eingestellt…“ ver.di-Pressemitteilung vom 3. November 2017 – aber wenn desweiteren im Text nur nebulös von „vergleichbaren Einkommen“ die Rede ist, ahnen wir nix Gutes…
- Air Berlin-Deal: Abgekartetes Spiel zulasten der Mitarbeiter?
„Die Insolvenz der Air Berlin ist die bisher größte Pleite in der deutschen Luftfahrt. Jetzt wird das Unternehmen zerschlagen. (…) Klar, wenn ein Unternehmen Pleite geht, verlieren Angestellte ihren Job. Aber darum ging es bei Air Berlin ganz offensichtlich nicht. Eher darum, dass man zugunsten der Lufthansa ein möglichst lukratives Paket schnüren wollte, bei dem die Angestellten eiskalt aufs Abstellgleis geschoben wurden. Ein Deal der hässlicheren Art, bei dem die Bundesregierung kräftig mitgeholfen hat…“ Bericht von Achim Pollmeier, Ralph Hötte vom 2. November 2017 bei Monitor (Videolänge: 8:14 Min., abrufbar bis zum 2. November 2018)
- Ende von Air Berlin: Ein Schokoherz, das im Hals stecken bleibt
„Seit Monaten sitzt das Feuilleton auf Martin Luthers Schoß, als wäre er der Weihnachtsmann. Eine Frage, die hingegen wirklich wichtig ist: Warum trauern wir um die Marke Air Berlin – aber nicht um die Mitarbeiter? (…) Das seltene Wort „Wehmut“ mischt sich in die Berichterstattung vom letzten Flug, der zu spät kommt, wie es sich gehört, und zu dessen Ende die Passagierinnen und Passagiere auf der Flugzeugtür unterschreiben dürfen wie auf einem Gipsbein. Süß, ja. Aber lieber würde man irgendwo unterschrieben sehen, dass eine Lösung gefunden wurde, bei der nicht Hunderte Air-Berlin-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen in Kürze arbeitslos werden. Ein paar Unterschriften der Bundesregierung würden sich gut machen, und nicht nur vom Land Berlin. Für den Vorstandsvorsitzenden Thomas Winkelmann warten derweil 4,5 Millionen Euro fortgezahltes Gehalt. Es passt zu einem Unternehmen, dessen ehemaliger Geschäftsführer Joachim Hunold sich nicht schämte zu zeigen, wie nervig er Gewerkschaften fand…“ Kolumne von Margarete Stokowski vom 31.10.2017 beim Spiegel online
- Für Air-Berlin-Mitarbeiter wird es jetzt richtig bitter
„… „Bei uns geht die Angst um“, sagt der Air-Berlin-Pilot, kurz bevor er zu seinem letzten Flug im Dienst der insolventen Airline aufbricht. Sein Dienstplan sei ab November leer, weiter gehe es nur für Kollegen der Stationen Köln, Stuttgart und Hamburg. „Alle anderen, also auch ich, werden wohl freigestellt.“ Und dann? Keine Ahnung. Der Pilot will seinen Namen bitte nicht in der Zeitung sehen. Aus Angst. (…) Vielen droht nun der direkte Weg in die Arbeitslosigkeit, weil die erhoffte große Auffanggesellschaft mit bis zu 4000 Plätzen gescheitert ist. Nun soll es nur eine kleine Lösung für bis zu 1400 Beschäftigte des Bodenpersonals geben, wie die Gewerkschaft Verdi mittelte. Außerdem wollen der Berliner Logistiker Zeitfracht und die Wartungsfirma Nayak die Technik-Tochter von Air Berlin und mit ihr etwa 300 Mitarbeiter übernehmen. Die große Lösung ist das alles aber nicht. Wie dem anonymen Piloten geht es deshalb immer noch Tausenden Angestellten von Air Berlin. Ob sie demnächst noch Arbeit haben, und wenn ja, für wen, wissen sie nicht…“ Beitrag von Jens Flottau, Cerstin Gammelin, Benedikt Müller und Stephan Radomsky vom 27. Oktober 2017 bei der Süddeutschen Zeitung online
- Mitarbeiter zum Ende von Air Berlin: Das rote Band zerreißt
„Zum letzten Mal fliegt die insolvente Air Berlin von München nach Berlin. Lufthansa übernimmt vor allem die Maschinen, was wird aus den Menschen? (…) Siegfried Gummers* wird heute Abend in München dabei sein, um die letzte Maschine zu verabschieden. Seit 30 Jahren arbeitet der 57-Jährige als Pilot, seit beinahe zehn Jahren bei Air Berlin, 17.000 Stunden Erfahrung als Airbus-Kapitän verbucht er. Mit seinem richtigen Namen möchte er nicht in der Zeitung stehen; zu groß sei die Abhängigkeit von wohlgesinnten zukünftigen Arbeitgebern. Aber er ist einer der wenigen, die überhaupt sprechen. Er ruft an, während eine Air-Berlin-Maschine von Tegel gerade nach München startet. Seine Stimme ist tief und warm, er spricht kein Hochdeutsch, aber deutlich. „Uns geht es nicht prickelnd, wir wissen nicht, was mit uns passiert. Niemand, absolut niemand sagt uns, was Sache ist“, flucht er. Er könne es selbst nicht fassen, in dieser Situation, haha, gelandet zu sein. „Bei einer deutschen Airline, mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag, als erfahrener Pilot? Nee, da hab ich mit so was doch nicht gerechnet. Das hat mich komplett aus den Schuhen gehauen.“ (…) Ginge es nach der Lufthansa, dann täten sie dies bei ihrer Billigtochter Eurowings. Die schreibt bereits seit Wochen Stellen aus, damit sie sich die Besten und Biegsamsten unter den Air Berlinern herauspicken kann. „Ich soll mich also auf mein eigenes Flugzeug, auf meinen eigenen Arbeitsplatz neu bewerben, auf dem ich seit Jahren gute Arbeit mache“, sagt Gummers. „Und wenn ich zu teuer und aufmüpfig bin oder denen meine Nase nicht passt, habe ich Pech gehabt.“ (…) Gummers rechnet vor: „Mit allen Zuschlägen habe ich im Jahr 2016 170.000 Euro brutto verdient. Bei Eurowings wären das etwa 129.500.“. (…) „Für katastrophales Management bekommt man immer noch ein Top-Gehalt“, sagt er und spielt auf die 4,5 Millionen Euro an, die Thomas Winkelmann nach der Insolvenz kassieren könnte. „Aber ein Top-Pilot oder -Mitarbeiter bekommt nur eine Stelle, wenn er auf ein gutes Gehalt verzichtet. Da steigt richtig Wut in einem auf, das kann ich Ihnen versichern.“…“ Bericht von Hanna Voss vom 27. Oktober 2017 bei der taz
- Air Berlin: Chefgehaltssicherung über unwiderrufliche Bankgarantie
„Etwa 200.000 Kunden, die bei Air Berlin einen Flug buchten, sitzen nun auf wertlosen Tickets, für die sie teilweise viel Geld bezahlt haben. Den Schaden müssen sie selbst tragen. Noch schlechter ergeht es etwa 5.000 einfachen Air-Berlin-Angestellten, die nicht zu den 3.000 gehören, welche von der Lufthansa übernommen werden. Sie müssen auf Easy Jet hoffen oder sich nach einen neuen Arbeitgeber umsehen. Nach bisherigem Kenntnisstand bekommt nur ein einziger Air-Berlin-Mitarbeiter sein Gehalt bis 2021 ausbezahlt: Der Chef Thomas Winkelmann, der seinen Job erst im Februar antrat. Er ließ sich dieses Gehalt über eine unwiderrufliche Bankgarantie in Höhe von viereinhalb Millionen Euro garantieren. Diese Summe setzt sich aus einem jährlichen Grundgehalt in Höhe von 950.000 Euro, einem Bonus in Höhe von von 400.000 Euro und einer Pensionsanspruchsabgeltung in Höhe von 300.000 Euro zusammen. Damit kann sich der dann 61-Jährige sorgenlos auf den Ruhestand freuen…“ Artikel von Peter Mühlbauer in telepolis vom 20. Oktober 2017
- Worauf Air-Berlin-Piloten bei Eurowings verzichten müssen
„Eine Studie gibt interessante Einblicke in die Gehaltsstruktur deutscher Fluglinien für Piloten. Wer von Air Berlin zu Eurowings wechselt, muss demnach drastische Einbußen in Kauf nehmen. (…) Ein vertraulicher Tarifvertragsentwurf der Eurowings-Geschäftsleitung vom 17. Oktober belegt, wie die Gesellschaft die Gehälter der Air-Berlin-Piloten drücken will. (…) Die 1100 Piloten der Air Berlin sollen zu deutlich schlechteren Konditionen arbeiten. Die Kapitäne sollen nur noch bis zur Eingruppierungsstufe 15 eingestellt werden, die letzten acht Stufen des Eurowings-Tarifvertrags wären für sie gesperrt. Somit müssten die von der Arbeitslosigkeit bedrohten Piloten sowohl niedrige Gehaltsstufen wie auch einen stark gebremsten Anstieg der Gehälter im Vergleich zu ihren Eurowings-Kollegen akzeptieren.“ Informativer Artikel von Per Hinrichs vom 20.10.2017 bei der Welt online
- Air-Berlin-Pleite: Manager kassieren, Arbeitnehmer verlieren
„Hat Lufthansa die Übernahme großer Teile von Air Berlin mit Hilfe der Bundesregierung von langer Hand eingefädelt – ohne Rücksicht auf Arbeitsplätze, Verbraucher und Steuerzahler? Diese Frage stellen Kritiker des größten deutschen Luftfahrt-Deals, der am vergangenen Donnerstag notariell besiegelt wurde. Frontal 21 hat zahlreiche Gespräche mit Beschäftigten von Air Berlin, Gewerkschaftern, Rechts- und Wirtschaftsexperten geführt. Das Fazit: Auf der Gewinnerseite stehen Aktionäre und erfolgsabhängig bezahlte Manager der Lufthansa. Verlierer sind Tausende Air Berlin-Mitarbeiter ohne Jobaussicht, Tausende Air-Berlin-Kunden mit wertlosen Flugtickets – und auch Steuerzahler, die für die sozialpolitischen Folgen aufkommen werden müssen. (…)Die von Arbeitslosigkeit bedrohten Air-Berlin-Beschäftigte machen im Internet ihrem Ärger Luft. Hier werfen sie der Lufthansa „Rosinenpickerei“ bei der Personalauswahl vor. Eine Flugbegleiterin, die anonym bleiben will, sagte gegenüber Frontal 21: „Die billigen, hübschen, jungen und gesunden Arbeitskräfte werden gerne genommen, die älteren, selbstbewussten Mitarbeiter mit höheren Gehältern dagegen werden jetzt aussortiert.“…“ Text und Video des Beitrags in der Sendung Frontal 21 vom 17. Oktober 2017 von P. Böhmer, B. Frenkel, R. Goldmann, A. Halbach und T. Pölitz
- Abschluss eines Rahmentarifsozialplans zwischen ver.di und Air Berlin – Transfergesellschaft ist nun möglich, wenn Erwerber zahlen
„Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat mit der Airline Air Berlin und Air Berlin Technik in den vergangenen Tagen einen Rahmentarifsozialplan ausgehandelt. Die Vertragsparteien verpflichten sich in dem Tarifvertrag, „alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um Transfergesellschaften zu installieren“ und legen darin die Bedingungen für die betrieblichen Sozialpläne fest. „Der Tarifvertrag ist nur ein erster Schritt hin zu einem Rettungsprogramm und die rechtliche Grundlage, um Gelder zu akquirieren und eine Transfergesellschaft aufzubauen,“ sagte das für den Flugverkehr zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle. Sie kritisierte zugleich, dass Air Berlin nicht bereit gewesen sei, die Frage der Finanzierung der Transfergesellschaft mit in die Verhandlungen mit den Erwerbern zu nehmen. „Offensichtlich wurden die Verhandlungen durch den Druck der Erwerber an dieser Stelle blockiert. Das ist verantwortungslos“, sagte Behle und fügte hinzu: „Das absurde ist jetzt: Eine Transfergesellschaft ist nun möglich – allerdings fehlt das Geld, weil die Erwerber blockieren.“ ver.di will deshalb Druck auf die Käufer entfalten und fordert dabei Unterstützung von der Politik…“ ver.di-Pressemitteilung vom 6. Oktober 2017
- Angebliches „sickout“ der Piloten schuld an der Air Berlin-Pleite vor Wochen?
Es war absehbar und wird dadurch nicht richtiger. Aber immer wieder wird versucht, nicht nur unter Zuhilfenahme der „armen Kunden“, berechtigte Kämpfe der Beschäftigten als diejenigen von „Priviligierten“ zu denuzieren und zu spalten. Aber es gibt auch Abwehr – siehe beides:- Krankgemeldete Air-Berlin-Piloten: „Da sollten jetzt eigentlich alle zusammenstehen“
„Der Piloten- und Flugausfall bei der insolventen Air Berlin säge am Ast der ganzen Belegschaft, meint Insolvenzexperte Jörn Weitzmann. Im Dlf sagte er, alle Beschäftigten sollten jetzt gleichermaßen zu einem geordneten Betrieb und einer geordneten Insolvenz beitragen: (…) Und wenn es dort ein Sanierungsteam um den Kollegen Kebekus und Flöther und die anderen Beteiligten aus dem Unternehmen gibt, die versuchen, betriebsnotwendige Teile zu erhalten und wieder aufzustellen, dann kann man es wirklich nur in höchstem Maße als unfair betrachten, wenn hier eine Pilotengruppe versucht, gegebenenfalls Vorteile für sich darzustellen. (…) Diejenigen, die jetzt streiken beziehungsweise bewusst nicht zur Arbeit kommen, sägen sich den Ast ab, auf dem sie sitzen, und zwar die ganze Belegschaft sitzt…“ Jörn Weitzmann im Gespräch mit Silvia Engels am 13.09.2017 beim Deutschlandfunk – stellvertretend für viele ähnliche - „Feiern nicht krank!“ – Air Berlin Piloten wehren sich
„Jene Air Berlin Piloten, die sich krank gemeldet haben, wehren sich gegen Vorwürfe, sie würden „krank feiern“ beziehungsweise in einen indirekten Streik treten. Einer von ihnen kritisiert in einem offenen Brief das Management scharf, nachdem dieses den Piloten in einem internen Schreiben sinngemäß vorgeworfen hatte, den Fortbestand des Unternehmens zu gefährden. Austrian Wings veröffentlicht den offenen Brief eines Kapitäns an den verantwortlichen Manager nachfolgend: (…) Die Beschäftigten der Air Berlin haben für ihr (?) Unternehmen gekämpft und großartiges geleistet. Kein vernunftbegabter Mensch hat heute einen Zweifel mehr daran, dass der dunkle Schatten, der sich über die Jahre immer bedrohlicher auf die Air Berlin legte, nicht die Beschäftigten zu verantworten hatten, sondern einzig und allein der unterirdischen Leistung des Managements geschuldet war. Wer jetzt mit dem Finger auf das Cockpitpersonal zeigt, versucht nur vom eigenen Versagen für die gegenwärtige Misere abzulenken! (…) Es scheint, dass in der augenblicklichen Gemengelage die einzigen, die rational mit der Situation umgehen, jene Piloten sind, die in Wahrnehmung ihrer Verantwortung für die Sicherheit der Passagiere ihren Flugdienst nicht wahrnehmen (können), weil Sie es vorsätzlich oder fahrlässig – versäumt haben, den Beschäftigten Perspektiven für die Zukunft aufzuzeigen. Der psychische Druck speziell auf die Piloten ist immens. Wie kann unter solchen Umständen ein sicherer Flugbetrieb gewährleistet werden?…“ Offener Brief von Air-Berlin-Kapitän Hans Albrecht, ein früherer Betriebsrat, dokumentiert am 13.09.2017 bei Austrian Wings - Siehe zum Hintergrund der Arbeitskampfmethode unser Dossier: [Sickout am Beispiel TUI Fly] Krank oder Streik? Krankheit als Kampfmittel?
- Krankgemeldete Air-Berlin-Piloten: „Da sollten jetzt eigentlich alle zusammenstehen“
- Revolte bei Air Berlin: Piloten kämpfen gegen den Pleitegeier
„Die Pleitelinie Air Berlin kämpft mit einem neuen Rückschlag. Mehr als 200 Piloten melden sich krank, 100 Flüge fallen aus. Die Revolte ist ein Hilferuf der Kapitäne – doch bringt sie ihnen etwas? (…) Tatsächlich spielt sich an diesem Morgen ein wilder Streik ab bei Air Berlin. Es ist eine spontane, illegale Revolte der Piloten, die alle überrascht: die Fluggäste, das Management, den Insolvenzverwalter – ja selbst die Pilotengewerkschaft Cockpit (VC). Es ist ein neuer Tiefpunkt im Geschacher um die Überbleibsel der Pleitelinie und ein Hilferuf der Kapitäne, die um ihre Pfründe, aber auch ihre Existenzen fürchten und deswegen meutern. Und es ist auch ein Aufstand gegen die Lufthansa, die wie ein Pleitegeier über den Resten von Air Berlin kreist. (…) Nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Gerald Wissel muss Lufthansa-Chef Carsten Spohr die Air-Berlin-Piloten ihrer Privilegien berauben. „Eurowings ist seit jeher ein Konstrukt gewesen, um Druck auszuüben auf die gut bezahlten Piloten der Lufthansa“, sagt Wissel, Chef des Beratungshauses Airborne Consulting. „Da kann Spohr jetzt nicht den Air-Berlin-Piloten bessere Konditionen geben als seinen eigenen Eurowings-Leuten.“…“ Artikel von Claus Hecking vom 12.09.2017 beim Spiegel online – siehe dazu:- Auch 200 Krankmeldungen sind (erst mal) Krankmeldungen und kein „wilder Streik“… Und auch wenn der Verkehrsminister offenbar täglich krank zur Arbeit erscheint: Kranke Piloten zum Fliegen aufzufordern erscheint uns grob fahrlässig gegenüber den Passagieren!
- Cockpit distanziert sich: Vereinigung Cockpit zur Situation bei airberlin
„Die Vereinigung Cockpit (VC) hat überrascht zur Kenntnis genommen, dass am heutigen Tage durch eine Vielzahl von Krankmeldungen beim fliegenden Personal der Ausfall von zahlreichen airberlin-Flügen eingetreten ist. Zu keinem Zeitpunkt hat die VC dazu aufgerufen, sich krank zu melden. Die VC ist der Überzeugung, dass Sozialplanverhandlungen über einen geregelten Übergang des Personals der einzige Weg ist, eine möglichst große Zahl von Arbeitsplätzen zu erhalten. Daher hat die VC alle von ihr vertretenen Cockpitmitarbeiter darauf hingewiesen, ihren arbeitsvertraglichen Pflichten nachkommen zu müssen, sofern kein akuter Grund für eine Krankmeldung besteht…“ Pressemitteilung vom 12. September 2017 - Flugausfälle: Wilder Streik kostet Air Berlin rund 4 Millionen Euro pro Tag
„Die Flugausfälle, die Air Berlin seit Dienstagmorgen meldet, sind offenbar das Ergebnis eines wilden Streiks der Beschäftigten. Rund 200 der 1500 Piloten haben sich spontan krank gemeldet, bestätigt ein Unternehmenssprecher. Bis zum Mittag fielen bereits 100 von 750 Flügen aus. (…) Vor allem ehemalige LTU-Mitarbeiter sollen sich krank gemeldet haben. Sie würden sich nicht ausreichend in die betriebliche Strategie bei den Langstrecken eingebunden fühlen, so ein Insider. Zuletzt hatte Air Berlin Dutzende Langstreckenflüge, unter anderem in die USA, mit der Begründung gestrichen, es seien defizitäre Strecken. (…) Hintergrund könnte Schulz [Vereinigung Cockpit] zufolge sein, dass man insbesondere die gut bezahlten Langstreckenpiloten loswerden wolle, bevor es zu einer Übergabe von Betriebsteilen komme. „Die könnte der Insolvenzverwalter bei einer Einstellung der Langstrecke sofort entlassen wollen”, sagte Schulz der Zeitung. „Die Braut wird quasi für die Hochzeit hübsch gemacht. Das ist ein Skandal, den wir uns so nicht bieten lassen.” Ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle erklärte, die Krankmeldung seien nicht verwunderlich. „Wir fordern die Investoren auf, transparent zu agieren und sich zu den Beschäftigten von Air Berlin zu bekennen. In allen Gesprächen rund um die insolvente Air Berlin geht es um wirtschaftliche Interessen, aber nicht um die Arbeitsplätze von mehr als 8.000 Beschäftigten“, so Behle. Es sei nicht auszuschließen, dass es auch bei anderen Beschäftigten dazu kommen könne. Zugleich ruft Ver.di aber die Beschäftigten auf, den Flugbetrieb weiter aufrecht zu erhalten, um ihre Arbeitsplätze nicht zu gefährden.“ Beitrag der BZ online vom 12.9.2017 – Allerdings ist es kein „Wilder Streik“, sondern zunächst Krankmeldungen!
- Gewerkschaft Ufo: Air-Berlin-Mitarbeiter müssen sich als Berufsanfänger neu bewerben
„Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo warnt vor sozialen Härten bei der Zerschlagung der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin. Nach seinen Informationen solle das fliegende Personal nicht direkt übernommen werden, sondern müsste sich als Berufsanfänger neu bewerben, sagte der Ufo-Tarifvorstand Baublies der Deutschen Presse-Agentur. Für altgediente Air-Berlin-Flugbegleiter würde ein Wiedereinstieg als Berufsanfänger Einkommensverluste von bis zu 80 Prozent bedeuten. Die Verträge wären dann möglicherweise befristet, was weitere Risiken im Fall einer Arbeitslosigkeit beinhalte, betonte Baublies.“ Meldung vom 17. August 2017 beim Deutschlandfunk Dlf24 , siehe dazu:
- Nach Scheitern der EW-Schlichtung und AB-Insolvenz: Wir sitzen alle im selben Boot
„… Die aktuelle Situation bei airberlin könnte also, wenn wir nicht handeln, zu konkreten Auswirkungen auf die Kollegen der Eurowings und Germanwings führen: Aus der Insolvenz heraus hat Lufthansa die Möglichkeit, Streckenrechte, Fluggerät und vor allem Personal äußerst günstig zu „beschaffen“. Die tausenden von Arbeitslosigkeit bedrohten Kolleginnen und Kollegen bei airberlin werden letztlich, wenn keine andere Lösung erreicht wird, nur die Option haben, bei einer anderen Airline zu den Konditionen weiterzuarbeiten, die ihnen dort als Berufsanfänger angeboten werden. Das wird sicher nicht die GWI sein, ggf. nicht einmal EW-D, sondern ein neues AOC wie das vorbereitete „Aeronautics“ oder auch die bereits existierende Basis der FlyNiki in DUS (…) Hauptsache billiger und vermeintlich wehrlos. Kurzum: Lufthansa und Eurowings können nach der Methode „friss oder stirb“ die Kolleginnen und Kollegen anheuern. Damit sehen wir uns erneut der Situation ausgeliefert, dass bestehende Tarifstrukturen innerhalb der EW Gruppe unter Druck geraten. Von den eigentlich geforderten Verbesserungen, über die wir in den letzten Jahren verhandelt haben, ganz zu schweigen…“ UfO-Information vom 18. August 2017