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Komfortzone für Unternehmer. KNV Logistik in Erfurt: Gewerkschaftsfeindlicher Buchgroßhändler mit Hungerlöhnen und unregulierter Arbeitszeit
„… Etwa ein Viertel der Buchhändler wird von der Firma KNV Logistik aus Erfurt beliefert. Dort arbeitet ein großer Teil der 1.000 Beschäftigten unter Bedingungen, die an die US-Autoindustrie um 1919 erinnern – frei von Gewerkschaften, Mitbestimmung, Tarifverträgen und regulierten Arbeitszeiten. (…) Die Entlohnung lehnt sich offiziell an den verheerenden Logistiktarif an, der rund einen Euro über dem Mindestlohn liegt. Die im Tarifvertrag vorgesehene Zahlung von Weihnachts- und Urlaubsgeld findet nicht statt. Eine Besonderheit bei KNV – vermutlich der einzige Grund, der für die thüringischen Arbeiter verlockend klingt – ist die Festanstellung nach sechs Monaten Probezeit. Wer allerdings innerhalb der Probezeit krank wird, fliegt. Der Krankenstand ist Berichten aus dem Lager zufolge hoch. Kommissionierer müssen unter beständig steigendem Zeitdruck 15 bis 20 Kilometer am Tag zwischen den Regalen zurücklegen. Zu Fuß wohlgemerkt…“ Artikel von Elmar Wigand in junge Welt vom 18.04.2016 . Siehe dazu:
- KNV: Buchversand als Knochenmühle. Staatliche Rettungsgelder für Monopol-Zwischenhändler? Die Arbeitsbedingungen bei KNV Logistik in Erfurt sprechen dagegen
„Die Diskussionen in der deutschen Buchhandels- und Verlagsbranche werden momentan von der überraschenden Insolvenz des Zwischenhändlers KNV Logistik am 14. Februar beherrscht. Das Wehklagen ist groß – auch in linken und liberalen Kreisen. Merkwürdig ist, dass sich niemand für die Arbeiter*innen hinter den Kulissen zu interessieren scheint. (…) Viele Verlage haben Außenstände bei KNV, die durchaus existenzbedrohend sein können. Sie fühlen sich vom Monopol-Zwischenhändler gezielt getäuscht: KNV hat sich für Weihnachtsgeschäft 2018 noch beliefern lassen und danach Konkurs angemeldet, ohne die offenen Rechnungen zu begleichen. Aber nicht nur das stinkt zu Himmel, auch die Arbeitsbedingungen der rund 1.000 Beschäftigten im KNV-Zentrallager in Erfurt und die Arbeitsbezieungen dort sind erbärmlich; KNV Logistik darf nach Aussage von Beschäftigten und Gewerkschaftern ohne Übertreibung als Knochenmühle gelten. Es gibt keinen Tarifvertrag, keine Gewerkschaft und bislang keinen Betriebsrat. Ein solcher konstituiert sich derzeit auf Intitiative des Mangements (…) Dass die Arbeitsbedingungen bei KNV in Erfurt keinen Deut besser sind als in Amazon-Lagern birgt für den Buchhandel ein großes Image-Problem. (…) Wenn sich nun herausstellt, dass sie hinter den Kulissen von der Ausbeutung ostdeutscher und osteuropäischer Arbeiter profitieren, wackelt das ideologische Fundament. Die Arbeitsbedingungen bei KNV sind gut dokumentiert, weil das Erfurter KNV-Lager für den Aktionstag #Freitag13. Mai 2016 nominiert wurde. (…) Das Erfurter KNV-Lager blieb seit seiner Eröffnung am 1. 10.2014 durch Union Busting frei von Betriebsräten und aktiven Gewerkschaftern. Mitglieder einer Verdi-Betriebsgruppe, die sich 2015 formiert hatte, feuerte das Management oder trieb sie zur Aufgabe…“ Beitrag von Elmar Wigand vom 26. März 2019 bei Arbeitsunrecht mit vielen Beispielen für die Arbeitsbedingungen
- Kritik an Buchlogistiker: KNV widerspricht „Aktion Arbeitsunrecht“. Keine Arbeitsbedingungen wie im 19. Jahrhundert
„Eine volle Breitseite feuern Betriebsräte, Gewerkschafter und andere Aktivisten im Internet auf mehrere Großunternehmen. Zu den Angeprangerten gehört neben Amazon auch KNV. In einer Stellungnahme widerspricht der Zwischenbuchhändler den Vorwürfen gegenüber buchreport.de…“ Beitrag vom 08. April 2016