Karstadt – erst verzichtet, dann den Arsch aufgerissen und nun entlassen…

Dossier

Karstadt: Hände weg von unserem Tarifvertrag (ver.di)Drei Jahre haben die MitarbeiterInnen nun auf Geld verzichtet, sich in den Geschäften den Arsch aufgerissen um ihre Arbeitsplätze zu retten und werden nun als Dank dafür entlassen. „Wir sind uns der finanziellen Opfer vollumfänglich bewusst, die die Karstadt Mitarbeiter in den letzten Jahren – hauptsächlich aufgrund des Fortführungstarifvertrags – bringen mussten. Dafür danken wir ihnen sehr“, sagte Karstadt CEO Andrew Jennings in seiner Presseerklärung vom 17.07.2012 und weiter „…und wir sind gegenwärtig auf dem richtigen Weg mit der Implementierung unserer strategischen Plans, um Karstadt zu einem führenden, fokussierten und modernen Einzelhandelsunternehmen zu formen. Das Management und der Eigentümer sind dem Unternehmen langfristig fest verbunden.“ Letzteres gilt leider nicht für die 2.000 MitarbeiterInnen, die nun in zwei Wellen bis Ende 2014 rausgeworfen werden und die sich nun ebenfalls um eine „ berufliche Anschlußverwendung“ kümmern dürfen. Siehe dazu:

  • Verdi richtet Kampfansage an Management
    Ende August ist bei Karstadt der sogenannte Sanierungstarifvertrag ausgelaufen. Obwohl in einigen Häusern umgebaut und investiert wird, ist unklar, woher das Geld stammt. Die Gewerkschaft ist sauer. Meldung im Bayrischen Rundfunk vom 11.09.2012 externer Link. Aus dem Text:
    „(…) Nach Röschs [ver.di- Gewerkschaftssekretär und Vertreter im Karstadt-Aufsichtsrat; Red.] Ansicht hat sich die Karstadt-Belegschaft lange genug zurückgehalten und verdient vom Management ausreichende Informationen zu Arbeitsplatzsicherheit und Lohnhöhe. Mit dem Auslaufen des sogenannten Sanierungstarifvertrags endete auch der Kündigungsschutz für die Mitarbeiter. Rösch fordert nun klare Signale von Berggruen und seinem Management: „Das wird eine harte Auseinandersetzung, denn eine Belegschaft, die in den letzten Jahren Achterbahn gefahren ist, die viel für das Unternehmen geleistet hat und die letztlich die eigentlichen Investoren in diesem Unternehmen ist, hat es nicht verdient, dass man mit ihnen so umgeht!
  • Job-Auslagerung: Karstadt verlangt Opfer von Kellnern und Köchen
    Auf seinem Sparkurs bittet Karstadt jetzt offenbar die Köche und Kellner zur Kasse: Der Warenhauskonzern fordert von Gastronomie-Mitarbeitern laut einem Medienbericht millionenschwere Opfer bei Gehalt, Urlaub und Arbeitszeit. Meldung auf der FTD vom 02.09.2012 externer Link
  • Kein Verkauf – Karstadt-Aufsichtsratschef gibt Entwarnung
    „Wieder einmal Entwarnung bei Karstadt: Der Essener Warenhauskonzern hat Berichten über eine drohende Zerschlagung des Traditionsunternehmens entschieden widersprochen. Der Karstadt-Aufsichtsratsvorsitzende Jared Bluestein erklärte am Montag, Meldungen über einen geplanten Verkauf der Sport-Filialen und der Premium-Häuser seien „unwahr und entbehren jeglicher Grundlage“. Auch in Gewerkschaftskreisen hieß es, es gebe keine Anzeichen für Verkaufspläne. (…) Zwar plant Karstadt, insgesamt rund 400 Mio. Euro in die Modernisierung von rund 60 Warenhäusern zu investieren. Doch muss der Konzern das Geld selbst erwirtschaften. Bislang flossen deshalb erst rund 160 Mio. Euro in die Aufwertung der Filialen – zu wenig nach Auffassung vieler Fachleute. Ob Berggruen bisher überhaupt nennenswerte Summen in das Unternehmen gesteckt hat, ist vollkommen unklar. Im Oktober 2010 hatte er die Kette mit 120 Häusern für einen einzigen Euro vom Insolvenzverwalter gekauft. Danach soll er seinem Unternehmen einen Kredit in zweistelliger Millionenhöhe angeboten haben. Im Umfeld ist allerdings zu hören, dass Berggruen den größten Teil der Summe bereits wieder aus der Firma heraus gezogen habe. Nach anderen Quellen wurde der Kredit überhaupt nie gezogen…Meldung auf Die Welt Online vom 07.08.2012 externer Link
  • Verdi plant Widerstand gegen Stellenabbau von Karstadt
    Schon wieder Wirbel um Karstadt: Erst kündigt der Warenhauskonzern Stellenabbau an, nun gibt es Spekulationen über eine Zerschlagung. Ein Dementi konnte die Diskussionen kaum stoppen. Ärger droht Karstadt-Eigentümer Berggruen auch mit der Gewerkschaft Verdi…Artikel von Ulf Meinke auf DerWesten vom 06.08.2012 externer Link
  • Karstadt startet nächste Phase der strategischen Neuausrichtung und passt Strukturen an
    Die Presseerklärung vom 17.07.2012 externer Link mit den üblichen Sprüchen „schwieriges wirtschaftliches Umfeld“, „Strukturen und Prozesse weiter vereinfachen“, „nachhaltiges und anhaltendes Wachstum“, „unseren Erfolg langfristig zu sichern“, „Dennoch haben wir noch sehr viel mehr zu tun auf unserer Reise“…
  • Karstadt: Stellenabbau ist völlig falsches Signal an Beschäftigte und Kunden
    ver.di hat die Ankündigung des Karstadt-Vorstands, bis 2014 rund 2.000 Vollzeitstellen abbauen zu wollen, scharf kritisiert. „Das ist das falsche Signal an Beschäftigte und Kunden“, sagte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel. „Gerade Warenhäuser brauchen engagierte und motivierte Beschäftigte, die den Kundinnen und Kunden guten Service und kompetente Beratung bieten können.Pressemitteilung von ver.di vom 17. Juli 2012 externer Link
  • Der edle Herr Berggruen hält sich vornehm zurück
    Die Stellenstreichungen machen deutlich: Nicolas Berggruen hat Karstadt noch längst nicht gerettet. Zu viel wurde in der Vergangenheit versäumt. Artikel von Lenz Jacobsen in Die Zeit Online vom 18.07.2012 externer Link. Aus dem Text: (…) Der Investor ist der Sohn eines berühmten Berliner Kunstsammlers, lebt in den Luxushotels dieser Welt und gönnt sich mit seinem Nicolas Berggruen Institute eine Denkfabrik zur Weltverbesserung. Mit seinem Geld will er nicht nur Profit erwirtschaften, sondern auch soziale Probleme lösen, wie er immer wieder sagt. Ein Finanzinvestor, Menschenfreund und Weltverbesserer: Berggruens erstaunliches Image hat ihm auch geholfen, die Gewerkschaft auf seine Seite zu ziehen. Die Angestellten verzichteten für zwei Jahre auf einen Teil ihres Gehalts, um die Sanierung von Karstadt zu erleichtern. Ein Branchenkenner sagt dazu heute: „Ich war schon immer erstaunt, dass ver.di anscheinend glaubt, er würde das aus Gutmenschentum machen.“ Ab September nun ist Schluss mit den gekürzten Gehältern, und weil die Rückkehr zum Tarif-Gehalt Mehrkosten in Höhe von über 50 Millionen Euro verursacht, ist es wohl kein Zufall, dass der Konzern gerade jetzt mit den Stellenstreichungen beginnt. Wenn die Angestellten mehr Geld kosten, ist es das Einfachste, einige von ihnen zu entlassen…
  • Missmanagement Berggruens Abstiegstruppe lähmt Karstadt
    Karstadt rutscht immer tiefer in die Krise. Die Umstände sind Schuld, sagt das Management um den Investor Berggruen. Die Fachwelt staunt und macht den Führungstrupp verantwortlich. Schlechte Aussichten für das Warenhaus. Artikel von Christoph Schlautmann im Handelsblatt vom 18.07.2012externer Link

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