»Unzufrieden mit fabrikartiger Arbeit«. Amazon-Beschäftigte streiken weniger für Lohnplus als gegen betriebliche Hierarchien

Proteste gegen die Steuergeschenke, die Amazon nach New York locken sollten waren erfolgreich, am 14.2.2019 erfolgte die Streichung des Großprojekts„… Amazon orientiert sich an Niedriglöhnen und unterbietet gezielt branchenspezifische Löhne, nicht nur in Deutschland. Darauf reagiert Verdi mit der Forderung nach einem Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels. Doch die Streiks waren bislang erfolglos. Und wenn man die Beschäftigten fragt, sind Lohnerhöhungen kein zentrales Streikmotiv. [Sondern?] Ein ganz zentraler Punkt ist die Unzufriedenheit mit der fabrikartigen Arbeit. Die routinierten, einfachen Tätigkeiten langweilen, gleichzeitig stressen hoher Leistungsdruck und Kontrollen während der Arbeit viele Beschäftigte. Bemerkenswerterweise zielen ihre Forderungen dennoch nicht auf eine Veränderung der Fabrikarbeit nach ihrem Willen. Viel eher kritisieren sie die betrieblichen Hierarchien, wollen auf Augenhöhe in Entscheidungen eingebunden werden und fordern die Anerkennung der Gewerkschaften als ihrer Interessenvertretung. (…) Befristungen, Saison- und Leiharbeit zusammen sind ein zentrales Element der Einstellungspolitik Amazons, besonders in den verkaufsstarken Wintermonaten. Befristungen halten vom Streik ab, und die befristet Arbeitenden sind sehr divers. Hier fehlt es bislang an Ideen, wie die besonders prekären, oft migrantischen Beschäftigten gewerkschaftlich eingebunden werden können…“ Interview von Sebastian Friedrich in der jungen Welt vom 04.11.2020 externer Link (im Abo) mit Sabrina Apicella, Soziologin, die zu Streiks bei Amazon in Deutschland und Italien promoviert hat

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=180777
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