- Automobilindustrie
- Bauindustrie und Handwerk
- Chemische Industrie
- Elektro- und Metall(-Zulieferer)
- Elektrotechnik
- Energiewirtschaft (und -politik)
- Fahrzeugbau (Vom Fahrrad, über Trecker bis zum Flugzeug)
- Gewerkschaften als Arbeitgeber
- Holz, Papier, Glas und Kunststoffe
- Landwirtschaft und Gartenbau
- Lebens- und Genussmittelindustrie
- Maschinen- und Anlagenbau
- Medien und Informationstechnik
- Rüstungsindustrie und -exporte
- Sonstige Branchen
- Stahl-Industrie
- Stoffe und Bekleidung
- Abfall/Umwelt/Ver-/Entsorgung
- Banken und Versicherungen
- Bildungs- und Erziehungseinrichtungen
- Call-Center
- Dienstleistungen allgemein/diverse
- Gastronomie und Hotelgewerbe
- Gesundheitswesen
- Kultur und/vs Freizeitwirtschaft
- Öffentlicher Dienst und Behörden
- Reinigungsgewerbe und Haushalt
- Sex-Arbeit
- Soziale Arbeit, Kirche und Wohlfahrts-/Sozialverbände
- Sportwirtschaft
- Transportwesen: (Öffentlicher) Personen (Nah)Verkehr
- Transportwesen: Bahn
- Transportwesen: Hafen, Schiffe und Werften
- Transportwesen: Luftverkehr
- Transportwesen: Post- und Paketdienste
- Transportwesen: Speditionen und Logistik
- Wachdienste und Sicherheitsgewerbe
Streiks bei Amazon am 14.09.2022 in Werne und Dortmund sowie erstmals in Winsen gegen einseitige und zu geringe „Lohnanpassung“
„Mit Beginn der Mittagsschicht am heutigen Mittwoch (14.09.2022) ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten der Amazon Logistikzentren in Werne und Dortmund zum Streik auf. (…) „Bei einer Inflation von zuletzt 7,9 Prozent im August, dazu die steigenden Heiz- und Strompreise, diktiert Amazon seinen Beschäftigten am Standort Werne eine Entgelterhöhung von 3,8 Prozent. Dabei hat der Onlineriese seinen Umsatz im letzten Jahr um 26 Prozent gesteigert. Die Beschäftigten sind stinksauer. Viele wissen nicht einmal mehr, wie sie den Weg zur Arbeit finanzieren sollen.“ (…) „Amazon sieht sich offenbar nicht in der Verantwortung. Das zeigt sich an den aktuellen Plänen des Konzerns, die bisherigen Prämienzahlungen abzuschaffen und in die regulären Gehälter zu integrieren, wie es bereits am Standort Dortmund umgesetzt wird. In Dortmund wurden die Entgelte um durchschnittlich 10 Prozent erhöht. Klingt gut, aber darin enthalten ist der bisher ohnehin gezahlte Boni von 6,9 Prozent…“ ver.di-NRW-Pressemitteilung vom 14. September 2022 , siehe auch Infos zum ähnlich motivierten Streik in Winsen (Luhe):
- Aus Wut auf Amazon wird Mut zum Streik. Jetzt wagten Arbeiterinnen des hochmoderne Amazon-Standort Winsen in Niedersachsen den ersten Streik. Ein Ortsbesuch
„Eigentlich müsste Entisar Mennerich gleich mit der Frühschicht beginnen. Doch heute wird sie nicht in die riesige Lagerhalle gehen, wird sich nicht einchecken und sich nicht darum kümmern, dass wie jeden Tag Zehntausende Pakete das Amazon-Lager verlassen. Die 47-Jährige streift sich eine gelbe Weste mit Verdi-Logo über und baut mit einer Handvoll Kollegen zwei rote Pavillons und drei Tische auf. Darauf platziert sie Flyer, belegte Brötchen und Listen. Es sind Streiklisten. Möglichst viele sollen sich in diese eintragen. Mennerich hat hier, in Winsen (Luhe) in Niedersachsen, angefangen zu arbeiten, da war der Standort gerade eröffnet worden. Fünf Jahre ist das nun her. „Ich habe immer wieder mitbekommen, dass an einigen anderen Standorten gestreikt wurde, und habe mich immer gefragt, wann es bei uns endlich so weit ist.“ Die Wut auf Amazon sei unter den Beschäftigten zwar groß. Aber es gebe viele, die gar nicht wüssten, dass sie streiken dürfen. Es gehe das Gerücht um, Streikenden drohten Abmahnungen. An diesem 14. September soll es so weit sein. „Hoffentlich bleiben wir nicht die Einzigen, die streiken“, sagt sie und blickt auf die anderen drei Kollegen, die bis jetzt dabei sind. Für die Gewerkschaft war Winsen bisher schwieriges Terrain. (…) Kurz nach fünf Uhr trifft der erste Bus mit mehreren Dutzend Beschäftigten ein. Entisar Mennerich greift nach einem Stapel Flyer und läuft in Richtung Bushaltestelle. Viele bleiben kurz stehen. Fast alle gehen aber dann doch in die Halle. Zentrale Verdi-Forderung ist die nach einem Tarifvertrag des Einzelhandels. Heute geht es aber auch um den Lohn – denn Amazon möchte den Beschäftigten in Winsen nur drei Prozent mehr zahlen. Zu wenig wegen der Inflation, meint Mennerich. Die zweifache Mutter sorgt sich, angesichts steigender Kosten für Lebensmittel, Heizung und Benzin: „Alles ist teurer geworden, wir brauchen deutlich mehr Geld, um unseren Lebensstandard überhaupt halten zu können.“ Bisher sei es möglich gewesen, vom Amazon-Gehalt einigermaßen zu leben. Doch wegen der Teuerungen gehe es mehr und mehr ums Überleben. Drei Prozent mehr Lohn, das entspricht bei einer Inflation von acht Prozent faktisch einer Lohnkürzung. (…) In der Morgendämmerung schließen sich immer mehr dem Streik an. Einige, die zunächst in die Halle gegangen waren, kommen wieder heraus. Zu Beginn der Frühschicht stehen vor dem Werk knapp 100 Menschen. Aus der Spätschicht werden sich später noch ein paar mehr beteiligen. Insgesamt 200 sollen es laut Verdi letztlich gewesen sein. (…) Zur Wut kommt Mut. Der ist hier stetig gewachsen. In Winsen gibt es zwar seit 2017 einen Betriebsrat. Der habe in den vergangenen Jahren aber vor allem die Interessen der Geschäftsleitung vertreten, sagt Hedi Tounsi, der gemeinsam mit Entisar Mennerich den Streik vorbereitet hat. (…) Am Ende des Tages wird Amazon behaupten, der Streik habe keine Auswirkungen auf den Betrieb gehabt. Doch noch während der Frühschicht schicken Kolleginnen und Kollegen aus der Lagerhalle Nachrichten an Mennerich: „Sie schreiben, dass das Arbeitsvolumen an diesem Tag um 20 Prozent verringert wurde.“ Sie lächelt. „Das Schweigen ist gebrochen.“ Bericht von Sebastian Friedrich vom 21. September 2022 aus dem Freitag 38/2022 - Siehe Fotos des Streiks in Werne und Dortmund bei ver.di Westfalen auf Twitter
- Erster Amazon Streik in Niedersachsen: Beschäftigte von Amazon in Winsen legen die Arbeit nieder am 14.09.2022
„Die Beschäftigten des Amazon Logistikzentrums in Winsen (Luhe) legen am Mittwoch, den 14.09. 2022, die Arbeit nieder. „Wir streiken, weil Amazon eine Lohnanpassung vorgenommen hat, die viel zu niedrig ist. Wir müssen bei einer Inflation von über acht Prozent weiter unsere Miete, Lebensmittel und Heizkosten zahlen. Amazon zahlt jetzt drei Pozent mehr, ohne mit der Gewerkschaft darüber zu verhandeln. Das reicht uns nicht“, sagt Entisar Mennerich, ver.di Vertrauensfrau im Winsener Amazon Lager. An anderen Amazon Standorten in Deutschland gibt es laut einer Befragung der Betriebsräte durch ver.di ebenfalls durch den Arbeitgeber festgelegte Lohnanpassungen zwischen drei Prozent und 7,4 Prozent je nach Standort. Das bedeutet überwiegend eine Erhöhung auf knappe 13 Euro pro Stunde als Einstiegslohn. Amazon Gewerkschaftssekretär Nonni Morisse erklärt dazu: „Bei den steigenden Preisen sind die Lohnanpassungen bei Amazon leider ein Witz. Wer eine Alternative zu Amazon hat, verlässt im Moment das Unternehmen. Alle anderen sind wütend und legen nun die Arbeit nieder.“ Hedi Tounsi, ebenfalls ver.di Vertrauensmann in Winsen ergänzt: „Wir streiken jetzt wegen des Geldes, weil es dringend ist. Uns geht es aber nicht nur um eine bessere Bezahlung. Wir wollen auch eine gesündere Arbeit. Vielen Kolleg*innen arbeiten unter Schmerzen. Wir kämpfen einfach für mehr Respekt und Würde bei der Arbeit. Das fehlt uns bei Amazon oft.““ Pressemitteilung von ver.di Niedersachsen-Bremen vom 14.09.2022 und- „#Streik bei #Amazon in Winsen (Luhe)‼ Zum ersten Mal trauen sich die mutigen Kolleg:innen + legen ihre Arbeit nieder. Die Löhne wurden nur um 3 % angehoben bei über 8 % #Inflation. Das macht die Beschäftigten wütend!“ Tweet von ver.di Amazon Niedersachsen-Bremen vom 14.9.22 mit Fotos und der Tweet von ver.di Amazon Niedersachsen-Bremen mit einem schönen Tanz-Video
- Thread von Sebastian Friedrich vom 145.9.22 : „Zum ersten Mal wird auch bei Amazon in Winsen (Luhe) gestreikt. Das Logistiklager in Niedersachsen ist eines der modernsten in Europa und war bislang für Verdi schwieriges Terrain. Heute streiken die Beschäftigten für einen Tarifvertrag und mehr Lohn in Zeiten der Inflation…“
Siehe zuletzt am 13. August 2022: Streik bei Amazon in Bad Hersfeld vom 11. bis 13. August 22 für Lohnerhöhung und Tarifvertrag statt einem einseitigen „Lohnfindungsprozess“