Der Kampf bei Amazon – mehr als nur eine Frage gerechter Entlohnung: Ein Drama in 5 Akten

Proteste gegen Amazon in Großbritannien wegen erbärmlicher Lohnerhöhung von 35 Pence statt geforderter 2 Pfund pro Stunde„Ein genauer Blick auf das 1994 in den USA als Onlinebuchversand gegründete Unternehmen AMAZON unterstreicht die Forderung von DiEM25 und MERA25 nach einer Entmachtung der heute herrschenden Oligarchien als wesentlichen Baustein auf dem Weg zu einer demokratischen Gesellschaftsordnung. Denn es geht bei dem mittlerweile als Einzelhändler, Logistiker, Internetplattform, Anbieter von Musik- und Videostreaming, Filmproduktionen und Zeitungsverlagen operierenden Konzern nur auf der offensichtlichen Ebene um die Frage der Entlohnung und der Umsetzung des Rechts auf gute Arbeit für die Beschäftigten des Unternehmens. Die analytisch tiefer gehende Betrachtung des Gesamtgebildes Amazon offenbart hingegen, wie die herrschenden Oligarchien in ihrer Breite im gegenwärtigen System europa- und weltweit ihre Interessen der einseitigen Gewinnmaximierung zu Lasten der Bürger:innen und ihrer Lebensräume durchsetzen. In gegenseitiger Unterstützung und abgesichert durch eine in ihrem Auftrag operierende Politik- und Medienkaste…“ Beitrag von Arno Peukes vom 30. Dezember 2022 bei MERA25 und DiEM25 in Deutschland externer Link und mehr daraus:

  • Weiter im Beitrag von Arno Peukes vom 30. Dezember 2022 bei MERA25 und DiEM25 in Deutschland externer Link: „… Deswegen geht es für uns bei der Auseinandersetzung um das Gesamtsystem AMAZON zum einen um die Unterstützung der Beschäftigten und ihrer gewerkschaftlichen Interessensvertretung ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft) bei ihrem Kampf für volle Tarifansprüche, zum anderen politisch darüber hinaus um die Umsetzung eines Politiksystems, in dem das Recht auf Teilhabe aller einhergeht mit einer nachhaltigen, umwelt- und steuergerechten Wirtschaftsentwicklung. (…) Beim Blick in die hier genannten Tarifverträge, wird auch deutlich, dass unsere Forderung „make AMAZON pay“ sich nicht nur auf die Frage der Entlohnungshöhe bezieht, sondern die Beschäftigten und ver.di in ihrem Anliegen unterstützt, dass bei AMAZON auch die tariflichen Regelungen zur Eingruppierung der verschiedenen Tätigkeiten, wie auch der unterschiedlichsten Zulagen, Anwendung finden müssen. (…) AMAZONs bis heute verweigerte Anerkennung der Tarifbindung trifft insoweit die Beschäftigten des eigenen Unternehmens direkt, indirekt aber auch die Beschäftigten der ganzen Branche. (…) AMAZON darf aber nicht nur als Symbol für die Verweigerung von Unternehmen von arbeitsgerechter Erwerbsarbeit verstanden werden. Es zeigt auch deutlich, wie sich Unternehmen in ihrem Geschäftsmodell die staatliche Infrastruktur einseitig zunutze machen. So könnte der Online-Handel ohne die von Bund, Land und Kommunen gebauten und unterhaltenen Transportwege, egal ob Straßen oder Datenverbindungen, ebenso wenig funktionieren wie ohne die schulische Ausbildung von Beschäftigten oder ohne das Sozialsystem des (aufstockenden) Erwerbslosengeldes und der Sozialhilfe für seine Niedriglohnarbeiter:innen, die am Ende ihres Berufslebens dann wiederum aus dieser Arbeit keine Rente erhalten, sondern erneut auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. In wunderschöner Unterstützung aller heutigen Parteien wurde europaweit ein System ausgebaut, dass die Gewinne an die Vorstände und Aktionär:innen fließen lässt, die Betriebskosten und Folgekosten ihrer Lohnpolitik aber auf die Schultern der Allgemeinheit abschiebt. Von sich heraus ist bei diesem Kurs keine Änderung zu erwarten. (…) AMAZONs Struktur zur Steuervermeidung und somit zum Betrug an der Allgemeinheit ist kein Ausnahmefall. Viele Unternehmen nutzen den Wirtschaftsraum Europa zur Ansiedlung ihrer Konzernzentralen an dem für sie aus Steuersicht günstigsten Standort, führen Landesgewinne dorthin ab, so dass dezentral Steuern umgangen werden und am Europasitz selbst trotz Rekordgewinnen kaum Steuern der Allgemeinheit zugutekommen. All dies nicht gegen, sondern mit Unterstützung der die Regierung stellenden Parteien. (…) AMAZON ist des Weiteren mehr als ein Symbol für die Verweigerung vieler Unternehmen von gerechter Entlohnung, Arbeitsbedingungen und eines adäquaten Steuersystems. Denn es geht hierbei auch um die Frage, wie eine gesellschaftliche Entwicklung im Einklang mit nachhaltigen Produkten und einem umweltgerecht werdenden Gesellschaftssystem entwickelt werden kann, denn der Konzern gehört eben auch zu den größten Umweltverschmutzern der Welt. So betrug der Kohlendioxidausstoß von Amazon im Jahr 2018 rund 44,4 Millionen Tonnen, was etwa 85 Prozent der Emissionen ganzer Staaten wie der Schweiz oder von Dänemark entspräche (…) Wie gerade beschrieben wurde, ist AMAZON direkt und indirekt Verursacher eines umweltzerstörenden Liefersystems, das sich in den letzten Jahren immer weiter ausbreitet. Dies führt neben den oben beschriebenen direkten Umwelteinflüssen und der legalisierten Tarif- und Steuerflucht zu einer immer weiter voranschreitenden Stadtteilverödung. Nun soll dies an dieser Stelle nicht in besonderer Tiefe erörtert werden, aber mit Blick auf die Entwicklung ländlicher Kommunen und einzelner Stadtteile kann bereits heute die Schließung von Geschäften mit anschließendem Leerstand diagnostiziert werden – und die daraus entstehende rückläufige soziale Kommunikationsstruktur vor Ort. Insofern trifft das System AMAZON nicht nur kleine und mittlere Geschäftsmodelle, sondern mittel- und unmittelbar auch die Lebensqualität Aller: auf der unmittelbaren Ebene durch Verödung der Innenstädte, gerade in Klein- und Mittelstädten und einzelnen Stadtteilen; mittelbar dadurch, dass Möglichkeiten des direkten Austausches von Menschen miteinander beschnitten werden. Denn lebendige Innenstädte können Pulsadern einer aktiven Gesellschaft sein, die durch gemeinsames Erleben Vorurteile bekämpft und sich für die eigenen Interessen im Austausch einsetzt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=207458
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