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Amazon hat in Saudi-Arabien über Jahre von moderner Sklaverei profitiert: Arbeitsmigranten aus Nepal als Leiharbeiter betrogen und ausgebeutet
„Leiharbeiter*innen, die in Amazon-Lagerhäusern in Saudi-Arabien beschäftigt waren, wurden von Personalvermittler*innen getäuscht, um ihren Verdienst betrogen und unter entsetzlichen Bedingungen untergebracht. Sie wurden außerdem daran gehindert, eine andere Beschäftigung zu finden oder das Land zu verlassen. Das zeigt Amnesty International im neuen Bericht mit dem Titel „Don’t worry, it’s a branch of Amazon“ auf. Angesichts der Täuschung bei der Anwerbung und der Ausbeutung vor Ort steht auch der Vorwurf von Menschenhandel im Raum Amazon hat nichts unternommen, um die Leiharbeiter*innen in Saudi-Arabien vor den wiederholten Menschenrechtsverletzungen zu schützen, obwohl sie über einen langen Zeitraum hinweg direkte Beschwerden von Arbeiter*innen über deren Behandlung erhalten haben…“ Meldung von Amnesty Österreich vom 11. Oktober 2023 – siehe mehr daraus und dazu:
- Saudi-Arabien: Amazon leistet Entschädigungszahlungen für Rekrutierungsgebühren, die viele Arbeiter*innen in ihren Heimatländern wie Nepal an Personalvermittler gezahlt haben
„Das Unternehmen Amazon hat heute bekannt gegeben , dass es mehr als 700 Beschäftigten in saudi-arabischen Warenlagern eine Entschädigung in Höhe von 1,9 Millionen US-Dollar gezahlt hat. Im Oktober 2023 hatte Amnesty International im Rahmen des Berichts „Don’t worry, it’s a branch of Amazon“ über Arbeitsrechtsverletzungen in den Warenlagern berichtet. Die Zahlungen entschädigen für rechtswidrige Rekrutierungsgebühren, die viele Arbeiter*innen in ihren Heimatländern wie Nepal an Personalvermittler gezahlt haben, um sich einen Job bei Amazon in Saudi-Arabien zu sichern. Amnesty begrüßt die Entschädigungszahlungen. Es müssen jedoch strengere Regeln eingeführt werden, um sicherzustellen, dass sich diese und andere Menschenrechtsverletzungen bei Amazon nicht wiederholen.
Steve Cockburn, Leiter der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International, äußerte sich zur Entscheidung von Amazon, Entschädigungszahlungen an Arbeitskräfte in saudi-arabischen Warenlagern zu leisten wie folgt: „Die Rückerstattung der rechtswidrigen Anwerbegebühren durch Amazon ist ein wichtiger Schritt in Richtung Wiedergutmachung für Hunderte von Arbeitsmigrant*innen, die während ihrer Beschäftigung bei dem Unternehmen in Saudi-Arabien einer Reihe schwerer Arbeitsrechtsverletzungen ausgesetzt waren. Wir wissen von den Betroffenen, wie wichtig diese Zahlungen für den Wiederaufbau ihres Lebens sind. Denn die Arbeitskräfte haben sich oft hoch verschulden müssen, um bei Amazon arbeiten zu können. Diese Zahlungen werden zwar eine unmittelbare Erleichterung für die Arbeiter*innen bedeuten, doch müssen sie mit wesentlich strengeren Maßnahmen einhergehen, um sicherzustellen, dass derart schockierende Menschenrechtsverstöße – die mitunter dem Menschenhandel gleichkommen könnten – in Zukunft nicht mehr möglich sind.
Mit einer besseren Wahrnehmung der Sorgfaltspflicht und einer zielführenden Reaktion auf Beschwerden von Arbeitskräften hätte Amazon diese Missstände von vornherein verhindern können. Die Entschädigung sollte auch auf Hunderte anderer von Amazon unter Vertrag genommener Arbeitskräfte ausgedehnt werden, die das Unternehmen oder das Land bereits verlassen haben, aber wahrscheinlich ähnliche Verletzungen ihrer Rechte in Form von Betrug, Lohndiebstahl und hohen Einstellungsgebühren erfahren haben. Auch sie verdienen Gerechtigkeit und Entschädigung.
Leider sind die Erfahrungen der Amazon-Beschäftigten angesichts des hohen Risikos der Ausbeutung im Rahmen des saudi-arabischen Kafala-Arbeitssystems alles andere als eine Ausnahme…“ Meldung vom 22. Februar 2024 von AI Deutschland - Weiter in der Meldung von Amnesty Österreich vom 11. Oktober 2023 („Amazon-Lagerhäuser in Saudi-Arabien: Arbeitsmigrant*innen betrogen und ausgebeutet“): „… Der Bericht basiert auf Informationen, die von 22 Männern aus Nepal gesammelt wurden, die zwischen 2021 und 2023 in den Amazon-Lagern in Riad oder Dschidda arbeiteten und von zwei Drittanbietern beschäftigt wurden – Abdullah Fahad Al-Mutairi Support Services Co. (Al-Mutairi) oder Basmah Al-Musanada Co. for Technical Support Services (Basmah). Die Namen der befragten Personen wurden zum Schutz ihrer Identität geändert. Amnesty International hat Amazon, Al-Mutairi und Basmah sowie der saudi-arabischen Regierung Einzelheiten der Untersuchung mitgeteilt. Hier können die Antworten von Amazon eingesehen werden . Die anderen Unternehmen haben nicht geantwortet.
Täuschung, Anwerbegebühren, Elend und Ausbeutung
Um sich einen Arbeitsplatz bei Amazon in Saudi-Arabien zu sichern, zahlten die Befragten, mit einer Ausnahme, durchschnittlich 1.500 US-Dollar an Personalvermittlungen in Nepal. Einige nahmen hochverzinste Kredite auf, um die Gebühren zu bezahlen. Während des Anwerbungsprozesses täuschten die Agenturen, manchmal in Absprache mit den saudi-arabischen Arbeitsvermittler*innen, viele der Arbeiter*innen und ließen sie in dem Glauben, sie würden direkt von Amazon angestellt.
Einer der Befragten, Bibek, sagte: „Ich habe erst am Tag des Fluges gemerkt, dass es sich um ein anderes Unternehmen handelt. Ich sah, dass auf meinem Pass ‚Al Basmah Co.‘ stand, aber der Agent sagte: ‚Keine Sorge, das ist eine Filiale von Amazon‘.“
In Saudi-Arabien waren die Arbeiter*innen meist monatelang in schmutzigen und überfüllten Unterkünften untergebracht. Ein Teil ihrer Löhne und/oder Essenszuschüsse wurden von den Arbeitsvermittler*innen oft ohne Erklärung einbehalten, Überstunden zu gering bezahlt. In den Lagerhallen mussten die Beschäftigten nach eigenen Angaben wiederholt sehr schwere Gegenstände heben, sie mussten strenge Leistungsvorgaben erfüllen, wurden ständig überwacht und durften sich nicht ausreichend ausruhen. In einigen Fällen führte dies zu Verletzungen und Krankheiten.
Die meisten Arbeitskräfte unterzeichneten Zweijahresverträge mit den Arbeitsvermittlungsunternehmen, aber viele verbrachten weniger als 12 Monate in den Einrichtungen von Amazon, bevor das Arbeitsverhältnis endete, was einige mit einer „Entlassung“ verglichen. Die Arbeitsvermittlungsunternehmen brachten diese „Arbeitslosen“ dann in noch schlechteren Unterkünften unter und stellten die Lohn- und in einigen Fällen auch die Essensgeldzahlungen ein. Ohne jegliche soziale Absicherung oder Unterstützung durch den saudischen Staat überlebten einige von ihnen mit Brot, Salz und salzigem Wasser.
Gefangen in Saudi-Arabien
Die meisten Befragten erhielten keine Arbeit mehr, aber die Auftragnehmer*innen nutzten das saudi-arabische Sponsorensystem (Kafala), das trotz einiger Reformen in jüngster Zeit ausländische Arbeitnehmer*innen an ihre Arbeitgeber*innen bindet und sie daran hindert, den Arbeitsplatz ohne Zustimmung der*s Arbeitgebers*in zu wechseln, und ihre Möglichkeiten einschränkt, das Land frei zu verlassen. Viele der Arbeitsmigrant*innen wollten vor Ablauf ihres Vertrags nach Hause zurückkehren, aber die Verantwortlichen von Al-Mutairi wollten die Flugtickets trotz gesetzlicher Verpflichtung nicht kaufen und verhängten für die Erstellung der Ausreisepapiere eine „Strafe“ zwischen 1.330 und 1.600 US-Dollar. Infolgedessen saßen die Arbeiter*innen unter entsetzlichen Bedingungen fest.
Amazons Versäumnisse
Die Gefährdung von Arbeitsmigrant*innen in Saudi-Arabien war bereits gut dokumentiert, bevor Amazon 2020 dort tätig wurde, und wurde auch in einer 2021 durchgeführten Amazon-Risikobewertung festgehalten. Mit anderen Worten: Das Unternehmen wusste über das hohe Risiko von Arbeitsmissbrauch in dem Land Bescheid. Auch wurden von Beginn weg Beschwerden über die Missstände von den Arbeitnehmer*innen an das Unternehmen herangetragen, die allerdings oft ignoriert wurden.
Ein Arbeiter, Kiran, sagte: „Amazon kennt jedes einzelne Problem, das wir mit der Lieferfirma haben.“ Einige Arbeiter*innen, die sich bei Amazon beschwerten, waren Repressalien seitens der Zulieferer ausgesetzt. Einer sagte, dass Gehälter abgezogen wurden, nachdem er sich bei Amazon über seine Lebensbedingungen beschwert hatte. Ein anderer, der sich bei Amazon über die Wasserqualität in den Unterkünften beschwerte, sagte, er sei in ein Büro der Zuliefererfirma gebracht und von einem Al-Mutairi-Aufseher geohrfeigt worden. Als er anschließend einen Amazon-Manager über den Übergriff informierte, wurde ihm gesagt: „Das ist nicht unsere Angelegenheit“.
Damit ist klar, dass Amazon zu Missbräuchen beigetragen hat, indem es sich nicht an seine eigenen Richtlinien oder die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte gehalten und möglicherweise von dem Menschenhandel profitiert hat…“ - „Don’t Worry It’s A Branch Of Amazon“ EXPLOITATION OF MIGRANT WORKERS CONTRACTED TO AMAZON IN SAUDI ARABIA
AMNESTY Report Saudi Arabien vom Oktober 2023 - Aufgedeckt: Amazon wird mit dem Handel von Arbeitern in Saudi-Arabien in Verbindung gebracht
„Dutzende von Vertragsarbeitern in Amazon-Lagern sagen, dass sie dazu gezwungen wurden, unter zermürbenden, schmutzigen Bedingungen zu arbeiten und zu leben
McDonald’s und Chuck E Cheese in Verbindung mit angeblicher Ausbeutung ausländischer Arbeitnehmer
Unternehmen zahlen für Prüfungen von Arbeitnehmern, die laut Insidern „zum Scheitern verurteilt“ sind..“ engl., umfangreiche Reportage von Pramod Acharya und Michael Hudson am 10.10.2023 in The Guardian online mit Illustrationen von Matt Rota („Revealed: Amazon linked to trafficking of workers in Saudi Arabia“) - Moderne Sklaverei bei Amazon in Saudi-Arabien
„Recherchen decken auf, unter welchen Umständen nepalesische Leiharbeiter für Amazon in Saudi-Arabien arbeiten. Es geht um Täuschung, finanzielle Erpressung, niedrige Löhne und menschenunwürdige Unterbringung durch Leiharbeitsfirmen. Der Handelskonzern hätte es wissen können. (…) Dennoch muss sich auch Amazon Vorwürfe gefallen lassen. Der Konzern hat über Jahre von den billigen, eingeschüchterten Leiharbeitskräften profitiert. Zudem hatte Amazon in seinem „Modern Slavery Statement“ versprochen, dass die eigenen Lieferketten-Standards die Vulnerabilität von migrantischen Arbeitern anerkennen würden und dass „zu keinem Zeitpunkt des Anwerbeprozesses Anwerbegebühren verlangt werden dürfen“. Die Erklärung erstellte Amazon zur Erfüllung des Modern Slavery Act des Vereinigten Königreichs, des australischen Modern Slavery Act und des kalifornischen Gesetzes über die Transparenz in den Lieferketten (Transparency in Supply Chains Act). Mehrere Arbeiter sagten dem Guardian, dass sie sich immer wieder bei Amazon-Managern beschwert hätten. Teilweise soll Al-Mutairi darauf mit Gehaltskürzungen reagiert haben, ein Arbeiter gibt an, von einem Aufseher geschlagen worden zu sein. Auch darüber sei Amazon informiert gewesen. Trotzdem, kritisiert Amnesty, habe der Handelskonzern nichts unternommen, um die Arbeiter*innen zu schützen. In seiner Stellungnahme bestätigte Amazon, dass es bei einem Sub-Unternehmen zu einer Verletzung ihrer eigenen Standards gekommen sei. Man arbeite an einem Compliance-Plan mit der Leiharbeitsfirma. Arbeiter sollen in saubere Unterkünfte umgezogen werden und Anwerbungsgebühren zurückgezahlt werden. Amazon entschied sich nach eigener Aussage, weiter mit der Firma zusammenzuarbeiten, „um wesentliche Änderungen an ihren Abläufen vorzunehmen“. Dies sei im Interesse der Arbeiter...“ Beitrag von Leonhard Pitz vom 13.10.2023 in Netzpolitik