Bauhaus Mannheim will Betriebsrätin kündigen

Fight Union Busters!Bauhaus, die Nummer Zwei bei den Heimwerkermärkten, will schon wieder eine engagierte Betriebsrätin vor die Tür setzen, diesmal in Mannheim-Waldhof. Stefanie Z. soll ihren Job verlieren, weil sie ihre Krankmeldungen angeblich verspätet abgegeben haben soll. Der Kündigungsgrund ist an den Haaren herbeigezogen. Der Betriebsrat, der erst seit 2013 im Amt ist, stand von Anfang unter massivem Druck der Geschäftsleitung und erstattete wegen der systematischen Behinderung seiner Mitbestimmungsrechte Anzeige nach §119 Betriebsverfassungsgesetz. Besonders allergisch reagierte die Geschäftsleitung auf die Forderung der Belegschaftsvertretung, die Lohnlisten einsehen zu können. Auch wenn die Kündigung vor Gericht kaum Bestand haben wird, ist zu befürchten, dass es nicht bei dieser Repressalie bleibt…“ Beitrag vom 3. Februar 2016 bei work-watch.de externer Link , siehe dazu:

  • Abschiedsbrief einer Bauhaus-Betriebsrätin an die Kolleg*innen New
    “Mehr als zehn Jahre hat sie in einer Bauhausfiliale gearbeitet. Die letzten drei Jahre war sie Betriebsrätin. Bei Bauhaus ist das etwas Besonderes, denn bei dem Heimwerkermarkt, dessen deutsche Geschäftsführung auch von „betriebsratsverseuchten Filialen“ spricht, gibt es nicht viele Betriebsräte. Dann, nach zahllosen Abmahnungen, Kündigungen und Arbeitsgerichtsverfahren – einschließlich Bespitzelung und Verleumdung durch einzelne, vom Arbeitgeber beauftragten Mitarbeiter*innen – wollte sie nicht mehr an ihre alte Arbeitsstelle zurück. Sie hätte sich zum zweiten Mal wieder einklagen können. Entschied sich dann aber – auch, um ihre eigene Gesundheit zu schonen – für eine Bewerbung bei einem anderen Arbeitgeber. Sie ist nicht gerne gegangen. Ihren ehemaligen Kolleg*innen will sie Mut machen, den Kampf gegen unakzeptable Arbeitsbedingungen und für einen Betriebsrat, der den Namen verdient, weiter zu führen. Wir von Work-Watch haben sie drei Jahre lang begleitet. Hier ihr Abschiedsbrief. „Ich gehörte zur ersten Belegschaft, als das Haus eröffnete. Von meinen alten Kolleg*innen sind nicht mehr viele übrig. Und das hat Gründe. (…) Trotz der schleichenden Angst um den Arbeitsplatz regte sich Widerstand: Diese Willkür, diese „ Nasenpolitik“ der Geschäftsführung wollten wir ändern. Also trafen wir uns mit dem erfahrenen Betriebsrat einer anderen Filiale. Unser Ziel: Selbst einen Betriebsrat gründen. Unsere Kolleg*innen aus der anderen Filiale und unser Anwalt warnten uns vor: das würde kein Spaziergang werden. Auf der ersten, von uns angeleierten Betriebsversammlung haben wir einen Wahlvorstand gewählt. Aber die Geschäftsführung wollte alles im Keim ersticken und hat diese Wahl sofort angefochten. Sie haben behauptet, wir wollten dem Betrieb schaden und die Abstimmung sei rechtens gewesen. Wir zogen vor Gericht und mussten fast 1,5 Jahre prozessieren, um überhaupt einen Wahlvorstand gründen zu dürfen. Die Anwälte der Geschäftsführung ließen unter anderem Termine verschieben, zogen nach unserem Empfinden eine Entscheidung in die Länge. Gleichzeitig wurden in der Filiale Gerüchte gegen einzelne von uns gestreut und Personen aus dem Mitarbeiterstab der Geschäftsführung auf uns angesetzt. Mein Abteilungsleiter etwa beobachtete mich ununterbrochen bei der Arbeit und sorgte dafür, dass andere nicht in meiner Nähe waren und ich mit ihnen reden konnte. Ein Geschäftsleiter sagte mir sogar, er werde mich und alle anderen Kandidaten für einen Betriebsrat „vernichten“. Ich entgegnete ihm, dass ich für unser Recht auf einen Betriebsrat bis vor das Bundesarbeitsgericht ziehen würde. Erst 2017 bekamen wir Recht vorm Arbeitsgericht, die Organisation der Betriebsratswahl begann, ein Termin wurde festgelegt. Die Wahlbeteiligung war überwältigend: Alle Kolleginnen und Kollegen haben ihre Stimme abgegeben. Für uns ein klares Zeichen, dass die Zeit für einen Betriebsrat (BR) reif war. Von unserer Liste kamen zwei als ordentliche Mitglieder in den BR, eine war Nachrückerin. (…) Am 17.12. 2017, mitten im Weihnachtsgeschäft, bekam ich dann die erste fristlose Kündigung wegen „Störung des Betriebsfriedens“. Es wurde das Gerücht gestreut, ich hätte Hausverbot. Ich habe dennoch weiter die Kolleg*innen in der Filiale aufgesucht, ohne dass mich irgendjemand hinausgeworfen hätte. In dieser Zeit bekam ich mehr über die Sorgen und Nöte meiner Kolleg*innen mit als der eigentliche Betriebsrat. Sie beschwerten sich bei mir über Abmahnungen, über die Dienstpläne, Überstunden und über weitere, angebliche „Eigenkündigungen“ von Mitarbeiter*innen. Nachdem mein Kündigungsverfahren durch sämtliche gerichtliche Instanzen gegangen war, bekam ich eineinhalb Jahre später, im März 2019, Recht vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Bauhaus musste mich wieder einstellen und ich trat meine Arbeit im April wieder an. Aber trotz des höchstrichterlichen Urteils war die Geschäftsleitung nicht besänftigt und wollte sich an mir rächen. Sie hat mich dauerhaft an die Kasse strafversetzt, dabei waren in meinem Arbeitsvertrag ganz andere Aufgaben beschrieben. Eigentlich war ich eingestellt als Mitarbeiterin im Verkauf und Beratung, nur mit gelegentlicher Kassierertätigkeit in Ausnahmefällen. An der Kasse wurde ich regelrecht ausgegrenzt: Fast immer musste ich an einer Kasse sitzen, obwohl stundenlang so gut wie keine Kunden kamen. Andere Mitarbeiter*innen wurden von mir ferngehalten, ich saß immer an einer Kasse in Randlage und durfte mich nicht weg bewegen. Gegen diesen Zustand habe ich geklagt. Ich wollte einfach wissen, ob das rechtens ist, was die Geschäftsleitung da mit mir macht. Auch andere Kolleg*innen wurden an die Kasse „strafversetzt“, wenn sie in Ungnade gefallen waren. Die Betriebsratsarbeit lief äußerst schleppend. (…) Aber ich habe meinen Mund nicht gehalten, habe immer wieder versucht, mit den Kolleg*innen ins Gespräch zu kommen und auch gegen die Interessen der Geschäftsführung die Probleme der Mitarbeiter*innen im Betrieb zur Sprache zu bringen. Das brachte mir dann erneut eine Kündigung ein, meine letzte. Auch wenn ich nicht mehr dabei bin, mich entschieden habe, nicht mehr ins Unternehmen zurückzukehren, bin ich dennoch überzeugt: Es hat sich gelohnt, diesen Kampf aufzunehmen. Mit Betriebsratsarbeit machst Du Dir bei vielen Geschäftsleitungen sicher keine Freunde, aber Du kannst Mitarbeiter*innen zum Zusammenhalt bewegen. Das ist uns ansatzweise gelungen. Nur waren wir leider zu wenige…“ Beitrag vom 13.11.2020 bei work-watch externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=92713
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