Schiffe blockieren, Bahnverkehr stoppen: Gewerkschaftlicher Internationalismus ist eine potenziell mächtige Waffe gegen den Krieg

Hafenarbeiter:innen weltweit boykottieren - aus Protest gegen den Krieg in der Ukraine - russische SchiffeIn Zeiten von Kriegen haben Gewerkschaften ein Problem: Klassenformationen und -kämpfe geraten in den Hintergrund. Vermeintliche Abkürzungen in nationaler Einheit mit den Regierenden wie Aufrüstung, Einmarsch und Repression drängen in den Fokus. Dabei sind Grenzen, Sprachen und Moral Kapitalist*innen egal. Sie fühlen sich aber in Nationalstaaten am wohlsten, denn diese garantieren ihnen eine gewisse Ruhe vor sozialen Revolten und den Versuchen der Arbeiter*innenklasse, ihnen die Profite und Enteignungen wieder abzutrotzen. Der Nationalismus der Herrschenden dient als Spaltung, Unterdrückung sowie Entrechtung durch unterschiedliche nationale Arbeitsgesetze, Pässe usw. Wenn sie wollen, jagen sie uns von einem Teil des Globus zum anderen, von einer Produktionsstätte zur nächsten. (…) Die Arbeiter*innenklasse hat kein Mutterland. Dennoch sind die meisten Gewerkschaften ebenfalls nationalstaatlich orientiert und organisiert und bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen regionalen und internationalen Arenen…“ Artikel von Anne Engelhardt am 12. April 2022 beim ak online externer Link – siehe mehr daraus und die Hintergründe im LabourNet:

  • Weiter im Artikel von Anne Engelhardt am 12. April 2022 beim ak online externer Link: „… Kriege treiben internationale Spannungen auf die Spitze – und lassen unter dem Dach des Nationalstaates die Klassen zusammenrücken, einerseits. Gerade weil Kriege im Gegensatz zu anderen Formen von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung so brutal das rationale Gesicht kapitalistischer Ausbeutungsverhältnisse offenbaren, haben sie andererseits aber auch das Potenzial, Arbeitskämpfe und soziale Aufstände zuzuspitzen. Denn die Notwendigkeit von Solidarität zeigt sich im Krieg viel offensichtlicher als in anderen Kämpfen. Gewerkschaften können dabei nur verlieren, wenn sie sich in den Nation-vs.-Nation oder Block-vs.-Block Strudel ziehen lassen, insbesondere dann, wenn Kolleg*innen auf Kolleg*innen schießen müssen. Sie müssen sich daher auf ihre potenzielle Kernstärke konzentrieren: Klassenkampf und Internationalismus. Ich möchte drei Formen des Internationalismus unterscheiden, die immer auch miteinander verwoben sind: Den lokalen, den betrieblichen und den politischen Internationalismus. (…)
    Gewerkschafter*innen sollten Internationalismus als Form des Widerstandes nicht nur ernst nehmen, sondern auch auf allen Ebenen, in denen sie arbeiten, aktiv befördern: Durch Kontaktaufnahme mit betroffenen Kolleg*innen in der Ukraine, in Belarus und Russland, durch lokale Unterstützung bei Arbeitskämpfen oder finanziellen Support aller Seeleute und Flugbeschäftigten – egal welcher Nation. Oder eben durch ganz direkte Sabotage, Boykott, Blockade, was den empfindlich vernetzten Logistiksektor und die Herrschenden nicht nur direkt trifft, sondern auch die Selbstorganisation jenseits nationaler Dogmen befördert. Letztendlich sind Internationalismus und der selbstorganisierte Klassenkampf deshalb die effektivste Möglichkeit, nicht nur Krieg, sondern auch Klimakrise und Ausbeutung langfristig und länderübergreifend zu bekämpfen.“

Siehe für die Hintergründe im LabourNet Germany:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199809
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