Meyer Werft lässt Belegschaft über 2 Versionen des Stellenabbaus (mit oder ohne unbezahlten Überstunden) abstimmen – rechtswidrig?

Dossier

ChefIm Streit um die Zukunft der Meyer Werft hat die Geschäftsführung die Belegschaft über das mögliche Szenario eines Stellenabbaus abstimmen lassen. Die Gewerkschaft hält die Umfrage für rechtswidrig. In einer Online-Umfrage im Anschluss an eine digitale Informationsveranstaltung konnten die Beschäftigten darüber abstimmen, ob die Meyer Werft in Papenburg 660 oder mehr als 1.000 Stellen abbaut. 1.557 Mitarbeitende haben sich nach Angaben der Werft an der Befragung beteiligt. 1.446 von ihnen (93 Prozent) sprachen sich demnach für das von der Werft favorisierte Zukunftspaket aus, den sogenannten Weg A. Dieser sieht den Abbau von rund 660 Stellen vor – inklusive eines Beitrags der restlichen Belegschaft. Dazu gehören bislang 200 unbezahlte Überstunden im Jahr. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft halten die Umfrage für rechtswidrig; die Arbeitnehmervertretenden waren bei der Abfrage nicht eingebunden. Ihr Vorschlag, die Stammbelegschaft zu erhalten und dafür den Teil auf der Werft zu verringern, bei dem Arbeiten über Werkverträge erledigt werden, spielte bei der Umfrage keine Rolle. Außerdem hätten sich weniger als die Hälfte der insgesamt 4.200 Werft-Beschäftigten an der Umfrage beteiligt, so die Gewerkschaft…“ Beitrag vom 05.06.2021 beim NDR externer Link: „Meyer Werft lässt Mitarbeitende über Stellenabbau abstimmen“, siehe weitere Infos:

  • Unterstützung für die Belegschaft durch Ministerpräsident Weil und TUI-Betriebsrat / Drohne über der Betriebsversammlung New
    • TUI-Betriebsrat „zutiefst schockiert“ über Meyer Werft
      Der geplante Jobabbau bei der Meyer Werft in Papenburg – und insbesondere das Vorgehen der Geschäftsleitung – sorgen für Kritik. Der Betriebsrat der TUI gibt der Belegschaft Rückendeckung. „Wir sind zutiefst schockiert, welches Verhalten von eurer Geschäftsführung in der Auseinandersetzung um ein beabsichtigtes Einsparprogramm an den Tag gelegt wird“, heißt es in einem Schreiben des Konzernbetriebsrats der TUI AG an den Meyer-Betriebsratschef. Der hannoversche Kreuzfahrtanbieter sei seit vielen Jahren Kunde der Werft. Deren Leitung hatte die Mitarbeitenden am Sonnabend bei einer Online-Versammlung über den Jobabbau abstimmen lassen. Der TUI-Betriebsrat bewertet das als gezielten Versuch, die Belegschaft zu spalten…“ Meldung vom 09.06.2021 beim NDR externer Link
    • Geplanter Jobabbau: Weil kritisiert Meyer Werft für Vorgehen
      Im Konflikt um den drohenden Stellenabbau bei der Meyer Werft hat Ministerpräsident Weil die Unternehmensführung kritisiert. Er rief die Firmenspitze dazu auf, sich wieder an die Regeln zu halten. Stephan Weil (SPD) hatte sich am Montagnachmittag mit den Meyer-Betriebsräten und Vertrauensleuten der Gewerkschaft IG Metall getroffen. Danach äußerte er sich zu der Online-Abstimmung, bei der die Werftleitung am Wochenende die Belegschaft aufgefordert hatte, per Stimmabgabe zu entscheiden, wie viele Mitarbeiter entlassen werden sollen. „Das war nicht in Ordnung, und wir wollen, dass man fair miteinander umgeht“, sagte der Ministerpräsident. „Ich wünsche mir schon, dass das ein Ende hat, das vergiftet die Atmosphäre.“ Weil stellte sich hinter die Forderung der Arbeitnehmervertretenden, die Stammbelegschaft nicht durch Werkvertragsarbeiter zu ersetzen. (…) Vor dem Besuch des Ministerpräsidenten waren am Mittag rund 1.500 Beschäftigte zu einer Betriebsversammlung vor den Toren der Werft zusammengekommen. Dabei flog eine Drohne über die Belegschaft hinweg. Ministerpräsident Weil kritisierte den Einsatz dieser Drohne. Die Werftspitze wies am Dienstag in einer Mitteilung Überwachungs-Vorwürfe zurück. Auch sei niemand daran gehindert worden, an der Versammlung teilzunehmen. (…) Am Rande der Betriebsversammlung drückten einige Werftbeschäftige ihr Gefühl aus, wonach sie sich von der Werftspitze wie Stimmvieh behandelt fühlten – als wenn es dabei nicht um Menschen und Existenzen gehen würde…“ Beitrag vom 08.06.2021 beim NDR externer Link
    • Bei der IG Metall Küste nichts Aktuelles dazu zu finden…
  • Nach Umfrage – Betriebsversammlung bei Meyer Werft am Montag
    Der Streit um die Zukunft der Meyer Werft spitzt sich zu. Nachdem die Geschäftsführung die Belegschaft über Formen eines Stellenabbaus abstimmen ließ, lädt der Betriebsrat zur Betriebsversammlung. Der Betriebsratsvorsitzende Nico Bloem wirft der Geschäftsleitung vor, dass sie die Belegschaft spalten wolle. Das werde der Betriebsrat nicht zulassen, sagte Bloem in einem öffentlichen Aufruf, wie der NDR in Niedersachsen berichtet. (…) Die Werft habe den Weg der Demokratie verlassen, sagte Thomas Gelder von der IG Metall Leer Papenburg.“ NDR-Meldung vom 06.06.2021 externer Link
  • „Schauriges Spiel“: Mitarbeiter der Meyer-Werft stimmen selbst für Stellenabbau
    Beim kriselnden Kreuzfahrtschiffbauer sollen 660 Jobs wegfallen. Das hat nicht nur die Führung, sondern auch die Belegschaft beschlossen. Der Betriebsrat ist auf den Barrikaden. Im Ringen um den Kurs bei der Meyer-Werft hat die Geschäftsführung Mitarbeiter über einen Stellenabbau abstimmen lassen – und damit den Betriebsrat auf die Palme gebracht. Nach Angaben des kriselnden Kreuzfahrtschiffbauers stimmten 93 Prozent von rund 1.500 teilnehmenden Beschäftigten dafür, dass 660 Jobs wegfallen sollen. Bedingung dafür: Die restliche Belegschaft muss zu einem Beitrag bereit sein. Als solcher waren bislang 200 unbezahlte Überstunden im Jahr genannt worden. Von 1.557 Mitarbeitern stimmten demnach 1.446 für diesen Vorschlag. Keine Mehrheit gab es hingegen für die Alternative. Sie sah vor, dass ohne Mitarbeiterbeitrag 1.000 Stellen wegfallen sollen. Der Betriebsrat kritisierte das Vorgehen der Werft-Leitung als „rechtswidrig“…“ Agenturmeldung vom 06.06.2021 bei t-online externer Link
  • Umfrage unter Mitarbeitern läuft. Meyer Werft will es wissen: Wie viel Rückhalt hat der Betriebsrat?
    Artikel von Gerd Schade vom 05.06.2021 bei der NOZ online externer Link – leider im Abo, aber mit interessanter Überschrift
  • Meyer Werft: IG Metall Küste bekräftigt Bereitschaft zu „ergebnisoffenen Verhandlungen ohne Vorbedingungen“
    IG Metall-Bezirksleiter Friedrich: „Eine pauschale Zustimmung zu Personalabbau vor den Verhandlungen wird es mit uns nicht geben“. Die IG Metall Küste ist weiterhin bereit zu Tarifverhandlungen mit der Meyer Werft in Papenburg über ein Zukunftspaket zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Das hat die Gewerkschaft am Mittwoch in einem Schreiben an den Arbeitgeberverband Nordmetall bekräftigt. Dem war ein Sondierungsgespräch mit Werftleitung, Nordmetall, IG Metall Küste und Betriebsrat vorausgegangen, das jedoch keine Fortschritte gebracht hatte. (…) Die Forderungen der IG Metall sind: Erhalt der Stammarbeits- und Ausbildungsplätze, Verschiebung von Fremdfertigungsanteilen zugunsten der Stammbeschäftigung, Regelungen zur zukünftigen Fremd- und Eigenfertigung und keine Tarifflucht durch weiteres Outsourcing.“ Pressemitteilung vom 02.06.2021 der IG Metall Küste externer Link, dort die Vorgeschichte
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=190658
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