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Zu Gast bei Ausbeutern
Artikel von Jan Stremmel in der Süddeutschen Zeitung am 27.10.2014
Aus dem Text: „Junge Spanier werden zu Hunderten in die deutsche Pflegebranche gelockt. Dort finden sie miese Arbeitsbedingungen und Knebelverträge. In Berlin formieren sie sich nun zum Widerstand.
Die Lösung ist ein Reisgericht. Eine verdammte Paella. Ganz einfach, sagt Miguel in die elf Gesichter, die ihn anstarren: Die Spanier sollen kochen. Abends, bei jemandem zu Hause, für den Rest der ausländischen Belegschaft. Für die Portugiesen, die Griechen, die Italiener. Ist doch klar, sagt Miguel: Keiner hört sich nach Feierabend gern Reden von Gewerkschaftern an. „Aber jeder isst gern.“ Und wenn Menschen zusammen Paella essen, reden sie auch miteinander, egal, woher sie kommen. Zum Beispiel über ungerechte Löhne, miese Arbeitsbedingungen und erpresserische Strafzahlungen. Und aufs Reden kommt es an, sagt Miguel. […] Die Paella ist Miguels Lösungsansatz für das Problem zweier spanischer Krankenpfleger an einer Klinik in Brandenburg. Sie haben sich über Facebook bei ihm gemeldet. Sie seien am Ende, sagt Miguel. Zwölf-Stunden-Schichten, kaum Pausen. Außerdem haben sie herausgefunden, dass sie fünf Euro pro Stunde weniger bekommen als die deutschen Kollegen. Sie wollen kündigen. Aber ihnen droht mal wieder: „la multa“. Die Strafe. „Wie viel?“, fragt einer schräg gegenüber von Miguel. „Zwölftausend“, sagt Miguel. 12 000 Euro Strafe, wenn die Spanier ihren Vertrag vorzeitig kündigen […] Hinter der „Strafe“, gegen die er kämpft, steht ein Wort wie ein grauer Aktenordner: Pflegenotstand. […] Deshalb werben Pflegeheime und Krankenhäuser schon seit Jahren ihr Fachpersonal im Ausland an. Erst in Polen, Bulgarien, Rumänien. Seit 2010 hat sich eine neue, wertvollere Quelle aufgetan: Die Krise hat in Südeuropa Millionen junger, gut ausgebildeter Menschen einer Perspektive beraubt. In Spanien sind derzeit 55 Prozent der jungen Leute arbeitslos – eine gute Nachricht für den deutschen Pflegemarkt. Eine Generation fertig ausgebildeter junger Menschen, die daheim keine Zukunft hat, bedeutet in der Logik des Kapitalismus in Zeiten der offenen Grenzen: Viel gute Arbeit für sehr wenig Geld…“