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Care-Proteste: Revolution der Systemrelevanten. »Held*innen auf die Barrikaden«: Malika Guellil über die Relevanz der Proteste von Pflegekräften

Systemrelevant (Berliner Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus)„Erinnern wir uns: Zu Corona-Zeiten war plötzlich von systemrelevanten Berufen die Rede. (…) Wie wirkmächtig Widerstandsaktivitäten der systemrelevanten Gesundheits- und Sozialberufe sein können, selbst dann, wenn sie zahlenmäßig viel geringer ausfallen als bei traditionellen Arbeiterprotesten, konnte nur geahnt werden. Malika Guellil zeigt, dass hier Feminismus gar nicht zusätzlich hineininterpretiert werden muss, sondern von vornherein nur feministisch und im Zusammenhang mit Klimagerechtigkeit gedacht werden kann. Malika Guellil trägt mit ihrer 2022 an der Wiener Universität verteidigten Masterarbeit über Care-Proteste, für die sie den nunmehr schon seit über 20 Jahren verliehenen Förderpreis der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin gewann, dazu bei, dass wesentliche Fragen gestellt werden, die Voraussetzung für die Suche nach richtigen Antworten, denen wiederum richtiges Handeln entspringen kann…“ Rezension von Gerd-Rüdiger Hoffmann vom 27. März 2024 in Neues Deutschland online externer Link und mehr daraus/dazu:

  • Weiter aus der Rezension von Gerd-Rüdiger Hoffmann vom 27. März 2024 in Neues Deutschland online externer Link: „… Der Autorin geht es um die Möglichkeit, aus vielen Protestaktionen eine Bewegung zu befördern, die grundlegende Veränderungen anstrebt. Empirische Einzelstudien wie auf einzelne Berufsgruppen beschränkte Protestaktionen sind nicht unwichtig, können jedoch kaum einen Beitrag zur Überwindung der gesamtgesellschaftlich, vom neoliberalen Kapitalismus charakterisierten Situation leisten. Auch die »klassischen« linken Theorieansätze taten sich oft schwer damit, ökologische, soziale, antirassistische, feministische, revolutionstheoretische und wirtschaftspolitische Ansätze als sich dialektisch verschränkende Teile eines komplexen Ganzen begreiflich zu machen. Wenn es die vielen einzelnen Protestaktionen lediglich in die Verkehrsmeldungen der Radiosender schaffen (»Wegen einer Demonstration auf dem Wiener Ring muss mit temporären Sperren und Zeitverlust gerechnet werden.«), dann deutet das darauf hin, dass es bis zu einer gesamtgesellschaftlichen Bewegung noch ein weiter Weg ist. Ohne begründete und sinnlich nachvollziehbare Kapitalismuskritik, die aufs Ganze zielt, werden die wegen einer Demonstration von Care-Arbeiterinnen im Stau stehenden Strabag-Mitarbeiter Krankenschwestern oder Pflegekräfte kaum als Verbündete sehen. Die Vereinzelung, das Markenzeichen des gegenwärtigen Kapitalismus, wirkt. (…) In origineller Weise bezieht sich Malika Guellil auf historische Vorläufer der Care-Debatte und auf aktuelle Diskussionen (Judith Butler, Nancy Fraser, Frigga Haug, Ulrike Knobloch, Oliver Marchart, Joan Tronto, Gabriele Winker und andere). Ebenfalls beeindruckend ist das Zusammenführen von empirischen Ergebnissen und theoretischer Arbeit auf der Grundlage der Diskursanalyse im Sinne der Essex-School, ihre Fortführung der Ansätze von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe mit dem Ziel, den in der klassischen marxistischen Theorie teilweise noch immer üblichen ökonomischen Reduktionismus zu überwinden, und ihre zeitgemäße Neuinterpretation von Antonio Gramscis Hegemoniekonzept. Der Kerngedanke ist, dass revolutionäres Potenzial zur Veränderung der Gesellschaft sich erst dann entfalten kann, wenn entsprechende Konzepte oder Theorien den Bedürfnissen der Mehrheit nicht nur objektiv entsprechen, sondern auch als Ausdruck ihrer eigenen Erfahrungen wahrgenommen werden. So wie Malika Guellil die Erfahrungswelt der Care-Arbeiterinnen mit theoretischen Analysen zusammenbringt, wird die mögliche Bedeutung dieser Berufsgruppen im Rahmen einer antikapitalistischen Bewegung aus einer Perspektive sichtbar, die emotional und logisch gut nachvollziehbar ist.“

Siehe dazu auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=219500
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