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Pflegedienste und Care-Arbeit
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Proteste und Aktionen 2014
- Perspektiven der Erwerbslosenproteste
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Aktionskonferenz Care Revolution: Her mit dem guten Leben – für alle weltweit!
Dossier
„Soziale Reproduktion betrifft uns alle – es geht um unser Leben, unseren Alltag: Wie und mit wem wollen wir wohnen? Wie sorgen wir für uns und andere? Wie wollen wir gepflegt werden und wie kann gute Gesundheitsversorgung aussehen? Viele Menschen arbeiten in diesen Bereichen – einige bezahlt, andere unbezahlt. Wir alle sind darauf angewiesen. Wie also können die Lebensverhältnisse so gestaltet werden, dass sie unseren Wünschen und Bedürfnissen entsprechen?…“ Aufruf zur Aktionskonferenz am Freitag, 14. März 2014, 14 Uhr bis Sonntag 16. März 2014, 15 Uhr in Berlin (Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin) auf der Aktionsseite. Siehe dazu auch Artikel zum Thema und zur Netzwerkentwicklung:
- Zehn Jahre Netzwerk Care Revolution und Care-Arbeit: »Wir brauchen uns alle gegenseitig«
Mo und Kirsten im Interview von Felix Sassmannshausen am 21. November 2024 in Neues Deutschland online „über zehn Jahre Netzwerk Care Revolution und die Frage, warum Sorge im Zentrum politischer Kämpfe stehen muss. Kirsten: Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass Care-Arbeit häufig unbezahlt oder unter schlechten Bedingungen stattfindet. Wir wollen, dass sie aufgewertet wird, dass keine Profite im Gesundheitsbereich gemacht und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Wir fordern eine generelle Verkürzung der Erwerbsarbeit, damit Leute Zeit haben, Care-Arbeit zu leisten. Die öffentlichen Strukturen müssen ausgebaut werden, damit der Zugang für alle garantiert wird. Und es braucht eine soziale Absicherung. Care-Arbeit ist momentan ein Armutsrisiko, weil man viel weniger verdient oder weil man keine Rentenansprüche erwirbt. Mo: Es geht uns um einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel. Sorge soll mehr ins Zentrum gerückt werden. Wir brauchen uns ja alle gegenseitig, das ist unsere Lebensgrundlage. Als Babys mussten wir umsorgt werden, alte Menschen brauchen Versorgung. Manche haben eine chronische Krankheit oder sind aufgrund einer Behinderung stärker auf Unterstützung angewiesen. Es ist wichtig, dass wir das als kollektive Aufgabe begreifen. Darauf müssen wir alles ausrichten, weil es das ist, was Wohlbefinden schafft und wodurch Menschen sich abgesichert fühlen. Dafür braucht es den Aufbau von nachbarschaftlichen Sorgenetzen und Zentren, die die Care-Arbeit aus der Vereinzelung herausholen und in die Gemeinschaft bringen. Und Care-Arbeit hat eine globale Dimension. (…) Kirsten: Ein Erfolg ist, dass der Begriff Care Revolution präsenter ist als noch vor zehn Jahren. Wir haben es geschafft, das Thema innerhalb verschiedener Bewegungen anzusprechen und zu setzen. Vor allem in der progressiven Linken können inzwischen viele damit etwas anfangen oder haben zumindest schon mal davon gehört. Das Thema Sorgearbeit ist generell in der Gesellschaft bekannter geworden, natürlich nicht nur durch uns, auch die Pandemie hat da eine große Rolle gespielt. Mo: Und es gab in den letzten Jahren wieder größere Demos zum 8. März, bei denen feministische Bewegungen und Gewerkschaften vermehrt zusammengearbeitet haben. Da kam auch verstärkt die Forderung nach einer Verkürzung der Erwerbsarbeit auf, die wir unterstützen.“ - Jubiläum „10 Jahre Care Revolution“ am 18.-20.10. in Leipzig – drei Tage diskutieren, träumen, feiern, Pläne schmieden
„Es wird Podien, Workshops mit Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen, Kunst, eine Party und viele Möglichkeiten der Begegnung geben.
Seit 2014 ist das Netzwerk Care Revolution aktiv für bessere Bedingungen in der Sorgearbeit. So vielfältig Care ist, so vielfältig sind die Praxen im Netzwerk. Wir beteiligen uns an Unterstützungsbündnissen für Kämpfe in Kitas und Krankenhäusern; wir stellen Geschlechternormen und die Abwertung der unentlohnten Arbeit in Frage. Wir setzen uns für Maßnahmen wie Erwerbsarbeitszeitverkürzung und erwerbsunabhängige individuelle Absicherung ein, die Sorgearbeitenden hier und jetzt etwas Druck nehmen; wir treten gleichzeitig für grundlegende Alternativen jenseits von Kapitalismus und traditionellen Familienformen ein. Wir wollen Profitmacherei aus den Care-Bereichen verdrängen und stattdessen bedürfnisgemäße Versorgung und Unterstützung für alle. Wir bringen unterschiedlichste Lebensgeschichten und politische Ideen mit; wir lernen aus dem, was uns im Care-Alltag wütend, erschöpft oder glücklich macht; wir nutzen wissenschaftliche Analysen, Erfahrungen aus anderen Ländern und vielfältige Experimente, um handlungsfähiger zu werden.
Seit 10 Jahren sind wir als Care-Revolutionär*innen unterwegs. Zeit, miteinander zurück und nach vorne zu blicken. Zeit, Wissen und Kontakte auszutauschen. Zeit, Hoffnungen und Ängste miteinander zu teilen. Zeit, kleine Erfolge und große Beharrlichkeit zu feiern. Im Wissen, dass das Netzwerk Care Revolution nur ein kleiner Ausschnitt der Care-Bewegung ist und dass wir nur gemeinsam wirklich etwas erreichen können, wollen wir auch unser Jubiläum nicht alleine feiern: Ihr alle, Mitglieder, Freund*innen, Mit-Aktivist*innen, Neugierige, seid herzlich eingeladen…“ Einladung und Stand der Planung unter https://care-revolution.org/jubilaeum/ und das Programm: https://care-revolution.org/programm-2/ – wir gratulieren!- „10 Jahre Care Revolution“ wird gemeinsam mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie und dem Verein Solidarisch Sorgen veranstaltet und wird gefördert von der Stiftung Care for Future sowie der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt
- Care Revolution, die Gewerkschaft und der politische Streik
„Was verhindert die Aufwertung der Pflege? Können Pflegestreiks nur ökonomisch sein? Wir diskutieren die Ideen der Sozialwissenschaftlerin Gabriele Winker. (…) Akademische Diskussionen greifen Fragen der Sozialen Reproduktion und Care-Arbeit nicht erst seit Corona auf. Ein deutschsprachiges Beispiel, das über eine Analyse der Situation hinausgeht und versucht, politische Lösungsansätze zu entwickeln, ist das Theorieangebot von Gabriele Winker zur „Care Revolution“ und das gleichnamige darauf aufbauende Netzwerk . Für uns ist dabei besonders das hier entwickelte Verhältnis zur Bürokratie wichtig. Wie beurteilt Winker die Gewerkschaftsbürokratie und wie steht diese einer Care-Revolution im Weg? (…) Die Arbeiter:innen müssen die Kontrolle über ihre eigenen Streiks bekommen und hier auch ihre Vertreter:innen wählen können, die diese Kämpfe anführen. Wenn die Arbeiter:innen eine demokratische Kontrolle über die Gesellschaft durchsetzen müssen, brauchen sie die Kontrolle über ihre eigenen Kämpfe, besonders die Streiks, die von der Bürokratie eingeengt und beschränkt werden…“ Beitrag von Anna Huber vom 6.11.2021 bei Klasse gegen Klasse - Care Revolution – von der Sorgearbeit aus die Gesellschaft verändern!
“… Gerade jetzt, wo unter den Folgen einer neoliberalen Wirtschafts-, Sozial- und Familienpolitik viele Menschen tagtäglich leiden, benötigen wir eine feministische Perspektive, die sich konsequent gegen eine Gesellschaft wendet, in der es insbesondere für die unentlohnte, aber auch für die entlohne Sorgearbeit viel zu wenig Zeit und Ressourcen gibt. Deswegen setzt sich das Netzwerk Care Revolution für eine solidarische Gesellschaft ein, in der nicht mehr Profit, sondern die Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen im Zentrum steht. Nur so können wir der weiteren Zerstörung sozialer Beziehungen entgegentreten. Um dieses Ziel zu erreichen, muss es allerdings gelingen, die unentlohnte Sorgearbeit ins Zentrum feministischer Bewegungen zu stellen. Denn nach wie vor wird sie gesellschaftlich abgewertet und erfährt selbst in sozialen Bewegungen und der kritischen Wissenschaft zu wenig Beachtung. Um diese Abwertung tatsächlich zu durchbrechen, scheint es mir wichtig, in einer zukünftigen Gesellschaft die für den Kapitalismus funktionale Sphärentrennung zwischen entlohnter und unentlohnter Arbeit aufzuheben. Das bedeutet, dass wir die Entlohnung von Arbeit überwinden und Arbeit in ihrer unentlohnten, direkt auf die Befriedigung von Bedürfnissen gerichteten Form verallgemeinern…“ Gastbeitrag von Gabriele Winker vom 4.12.2019 im Blog der Aktionsseite zum Equal Care Day 2020 am 29. Februar 2010 in Bonn (siehe auch ihr Buch)
- Hemmnisse und Hindernisse der „Care Revolution“
„Am 27. Mai 2016 haben wir als Gruppe the future is unwritten in Kooperation mit dem Lesekreis „Geschlecht und Arbeit“ der translib diverse Aktivistinnen der Berliner Gruppe Respect nach Leipzig eingeladen, um uns mit den anwesenden migrantischen Hausarbeiterinnen über Erfahrungen in ihren alltäglichen Auseinandersetzungen auszutauschen. Darüber hinaus sind viele weitere Frauen ohne legalen Aufenthaltsstatus im Bereich der Gastronomie beschäftigt. Die Veranstaltung konfrontierte uns als auch die anwesenden Teilnehmer*innen der Diskussion mit den prekären und mühsamen Lebens- sowie Arbeitsrealitäten der illegalisierten Arbeiterinnen, die zumeist mit der Aussichtslosigkeit hinsichtlich herkömmlicher Mittel von Arbeitskämpfen, wie etwa Streiks, um sowohl ökonomischen als auch politischen Forderungen Nachdruck zu verleihen. (…) Die politischen Forderungen von Respect orientiert sich an der gesellschaftlichen Missachtung von Frauen ohne legalen Aufenthaltsstatus im Bewusstsein der meisten Menschen in der Mehrheitsgesellschaft. Von daher wird unter anderem eingefordert, dass Hausarbeit als gesellschaftlich bedeutende Tätigkeit anerkannt und behandelt wird. Diejenigen, die diese Arbeit verrichten, sind wie im Fall von Respect oftmals illegalisierte Frauen, die ihre Rechte nicht einklagen können, ohne die Angst, dass dann die Abschiebung aus Deutschland zurück in ihre Herkunftsländer erfolgt. (…) In der Diskussion wurde deutlich, wie sehr migrantische Hausarbeiterinnen auf die Unterstützung durch solidarische Netzwerke angewiesen sind, die beispielsweise Strukturen für sie schaffen können.(…) Des Weiteren braucht es vor allem bewegungsübergreifenden Druck von der Straße als auch von den Gewerkschaften, um erfolgreiche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und rechtlichen Stellung von illegalisierten Migrantinnen zu erreichen!…“ Bericht von The Future Is Unwritten vom 20. Juli 2016 bei indymedia - Die neue Speerspitze der ArbeiterInnenbewegung – Über die Notwendigkeit gewerkschaftlicher Organisierung im Care-Bereich
„Die verstaubten Verhältnisse wegcaren.“ Aufkleber mit dieser Parole finden sich noch zahlreich im Berliner Stadtbild. Es sind Erinnerungen an die Aktionskonferenz Care Revolution, die dort Mitte März stattgefunden hat. Nicht nur die große Resonanz, auf die der Kongress stieß, macht deutlich, dass es sich hier nicht um eine der vielen Konferenzen handelt, die schnell wieder vergessen sind. Es war bei vielen der meist jungen TeilnehmerInnen fast eine Aufbruchstimmung zu spüren. Ein neues Thema und moderne Slogans, die auch gesellschaftlich im Trend sind – wann kann eine linke Bewegung das schon einmal von einer Debatte behaupten? Doch genau hier liegt eine Gefahr. Denn der ganze Hype um das Neue und Moderne, das die Thematik der Care-Revolution ausstrahlt, lässt schnell in Vergessenheit geraten, dass es sich eigentlich um ein sehr altes Thema handelt. Lange Zeit wurde es unter dem Begriff Reproduktionsarbeit gefasst. Das klingt manchen dann doch zu altmodisch. Seither gibt es gleich eine ganze Reihe neuerer Begriffe. Care-Revolution steht dabei eindeutig auf dem ersten Platz. Doch auch von Sorgearbeit wird häufig gesprochen…“ Artikel von Peter Nowak in Direkte Aktion Mai/Juni 2014
- Keine Frauensache
Aktionskonferenz »Care Revolution« in Berlin: 500 Menschen suchten Wege zur Überwindung von Ausbeutung in der Pflege und ungleicher häuslicher Arbeitsteilung. Bericht von Elsa Koester in junge Welt vom 21.03.2014
- Argumente zum Zusammenhang von Sorgearbeit und Grundeinkommen
Artikel von Ronald Blaschke und Ralf Engelke vom 06.03.14 beim Netzwerk Grundeinkommen anlässlich der Aktionskonferenz „Care Revolution“ vom 14. bis 16. März 2014 in Berlin
- Her mit dem guten Leben – für alle weltweit! Aktionskonferenz in Berlin, 14.-16.3. Interview mit Koordinatorin Barbara Fried.
„Sparpolitik und Privatisierungen haben die öffentlichen Institutionen ausgetrocknet. Immer mehr soziale Dienstleistungen müssen privat zugekauft werden. Gleichzeitig wird Sorgearbeit wieder in die Haushalte verschoben. Kurz: Der Neoliberalismus hat zu einer Erschöpfung des Sozialen geführt. Die Folgen sind gravierend: Doppelt- und Dreifachbelastung – insbesondere bei Frauen, Stress und Überforderungung bis hin zu Burnout und hohen Krankenständen. Es entstehen aber auch neue soziale Spaltungen, bspw. zwischen erwerbstätigen Mittelschichtsfrauen im globalen Norden und Migratinnen, die im Haushalt die Sorgearbeit übernehmen. Kein Wunder, dass sich Kämpfe zunehmend um soziale Reproduktion drehen – und zwar weltweit. Viele streiten für Veränderungen im Bereich Gesundheit, Pflege und Assistenz, Kinderbetreuung und Bildung, für bezahlbaren Wohnraum, gegen Armut und für Zeitsouveränität. Bisher bleiben diese Kämpfe aber meist unverbunden. Die Aktionskonferenz versteht sich hier als ein erster Schritt der Vernetzung, bringt unterschiedliche Basisaktivist_innen und Initiativen über ein breites politisches Spektrum hinweg zusammen…“ Interview mit Koordinatorin Barbara Fried bei der RLS
- Putzen, kochen, Kinder kriegen. Care Von der Haushalts- zur Caredebatte: alter Wein in neuen Schläuchen?
Artikel von Pia Garske in ak – analyse & kritik – zeitung für linke Debatte und Praxis vom 18.2.2014
Grundinfos:
- das Netzwerk Care Revolution
- Ausführliches zur Gründung des Netzwerks Care Revolution: https://care-revolution.org/geschichte/
- Liste der Kooperationsgruppen im Netzwerk: https://care-revolution.org/gruppen/