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Helios-Kliniken: Millionengewinne und knappes Personal

Dossier

Charite Kampagne „Berlin für mehr Krankenhauspersonal!“Der Klinik-Konzern Helios hat auch im Krisenjahr 2020 Gewinne eingefahren und stellt Anlegern höhere Dividenden in Aussicht. Gleichzeitig ist nach mdr-Recherchen Personal teils zu knapp, um Notfälle zu behandeln. (…) Die Mediziner berichten unter anderem, fast jeden dritten Tag müsste der Rettungsleitstelle signalisiert werden, dass man sie nicht anfahren solle. „Es ist so, dass unsere Intensivstation einen Großteil der Zeit ihrem Versorgungsauftrag nicht nachkommen kann und sich von der Aufnahme akut erkrankter Patienten abmelden muss“, erzählt ein Arzt, der anonym bleiben will. „Wir müssen Patienten, die einen Termin zu einer Routine-Aufnahme haben, absagen und auf irgendwann vertrösten, ohne sie in Augenschein zu nehmen. Das ist eine Lotterie, wenn ich den Patienten nicht kenne.“ Es gebe immer wieder Patienten, die auf der Warteliste versterben, so der Mediziner…“ mdr Exakt-Reportage von C. Haentjes, C. Huppertz, I. Dippmann und S. Kloppmann vom 13.04.2021 bei tagesschau.de externer Link, siehe dazu:

  • Tarifkompromiss bei Helios-Kliniken erzielt: Einmalzahlungen und 4,0 Prozent über 24 Monate – Mitgliederbefragung bis  Ende Mai New
    Bei den Tarifverhandlungen für die rund 21.000 Beschäftigten im Helios-Konzerntarifvertrag haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Arbeitgeber am späten Mittwochabend einen Kompromiss erzielt. Dieser beinhaltet für Vollzeitkräfte steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.000 Euro (Teilzeitkräfte anteilig); Auszubildende bekommen 1.000 Euro. Dauerhaft werden die Einkommen ab Juli 2023 und Juli 2024 jeweils um 4,0 Prozent, mindestens aber um jeweils 150 Euro erhöht. Im November 2024 folgt eine weitere Erhöhung um 1,0 Prozent. Die Ausbildungsentgelte steigen im September 2023 und im September 2024 um jeweils 100 Euro monatlich.
    Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 24 Monate bis zum 31. Dezember 2024 betragen. ver.di wird nun eine Mitgliederbefragung über den Tarifkompromiss durchführen. Ende Mai entscheidet die ver.di-Tarifkommission final über die Annahme oder Ablehnung des Tarifkompromisses…“ ver.di-Pressemitteilung vom 27.04.2023 externer Link
  • Von wegen Minderheit. Betriebsgruppe Amperkliniken über den Warnstreik an den Helios Amper Kliniken am 21.03.2023 
    „Beim ersten Streik seit 2017 beteiligten sich 140 Kolleg*innen. Das darf als Erfolg angesehen werden und nicht als kleiner. Der Warnstreik fand zwar im Rahmen der laufenden Verhandlungen um den TVöD statt, aber es ging um weit mehr als „nur“ um 10,5% mehr Lohn. Auch wenn wir den angesichts der angestiegenen Lebenshaltungskosten nur zu gut brauchen können. In Dachau geht es ums Existenzelle. Der jahrelang ignorierte Mangel an Personal , die Überlastung auf allen Ebenen, v.a. aber in der Pflege, eine Kultur aus Misstrauen und partiellen gezielten Einschüchterungen haben seit Beginn der Pandemie ein Betriebsklima geschaffen, welches sogar unsere, in Missständen erfahrene Belegschaft ,bisher nicht kannte. Dieser Frust hat sich im Streik Bahn gebrochen. Konstante Aktivitäten und Aktionen von Aktiven im Betrieb sind bei der Vorarbeit nicht zu unterschätzen. Bislang wurden sämtliche öffentlich geäußerte Forderungen nach besseren Abseitsbedingungen abgeschmettert, Schilderungen über die Zustände als nicht der Realität entsprechende Profilierungsversuche einer vermeintlich unzufriedenen Minderheit abgetan. Diese Behauptungen sind nach dem Streik nicht mehr aufrecht zu halten. Die nächste harte Pille ist die Auflösung der Abteilungen Patientenfahrdienst und Service. Den Kolleg*innen wurde erklärt, dass die Abteilungen bis Ende des Jahres dicht gemacht werden. Sie sollen eine Krankenpflegehilfe-Ausbildung machen bzw. sie werden dann den Stationen als ungelernte Pflegehilfskräfte zugeteilt. Ein Teil des Fahrdienstes beugt sich dem Druck, der Großteil des in Teilzeit beschäftigten Service wird aufgrund von Alter, sprachlicher Kenntnisse oder auch sozialer Struktur (sie müssten auf Vollzeit aufstocken) keine Ausbildung machen können. Es stehen hier Kündigungen im Raum. Der Grund für diese konzernweite „Qualifizierungsoffensive“ ist die Refinanzierung der Löhne in der Pflege. Es handelt sich um eine reine Einsparungsmaßnahme, und wenn ein Großteil des Service nicht mehr existiert, spart man sich auch deren nicht refinanzierte Löhne. Wer dann Patient*innen von und zu Untersuchungen, OPs usw. fährt, wer das Essen austeilt? Die Stationen heißt es. Die, die eh schon überlastet sind und keine Zeit für gar nichts haben. Unter diesen Voraussetzungen rumort es gerade am Klinikum. Allerdings fällt ein erfolgreicher Streik auch nicht vom Himmel und es bedurfte schon des vollen Einsatzes, zumal verdi nach dem eingestellten Arbeitskampf 2017 kein hohes Ansehen mehr genießt. Aber wir streiken für uns selbst und nicht für eine Organisation. (…) Der 21.03.2023 war ein Großstreiktag in der ganzen Region München. Wir haben im Vorfeld bei verdi nach anderen streikenden Kolleg*innen öffentlicher Einrichtungen gefragt, um uns mit ihnen zusammen zu schließen. Man ließ verlauten, es sei nichts bekannt. Tatsächlich haben aber Kindergärten, Bauhof, Wertstoffhöfe und die Busfahrer*innen gestreikt. Von den Busfahrer*innen wussten wir bereits in der Früh, weil ein Kollege eine entsprechende Information in Haltestellen vor dem Klinikum aufhängte. Nachdem sich die Streikversammlung im 3 Rosen aufgelöst hatte, wurde den Busfahrer*innen noch ein kleiner Besuch in ihrem Depot in Dachau Ost abgestattet. Sie hatten eine Streikbeteiligung von 85%. Das ist schon wirklich top. Auch gab es einen guten Informationsaustausch in lockerer Stimmung. Denn ein Streik hebt diese deutlich. Es ist immer ein Erlebnis. Zum ersten Mal seit langen konnte man auf der Demo durch die Altstadt Kolleg*innen lächeln sehen, wo man dies schon viel zu lange vermisst hat. Das bewirken Streiks! Und sie zeigen ganz plastisch wo die Fronten verlaufen. Es war eine Manifestation von Selbstbewusstsein. Der Helios Konzern ist äußerst mächtig, das steht außer Zweifel. Wir sind es aber auch und das haben alle Beteiligten am Dienstag gesehen und gespürt – auf beiden Seiten.“ Beitrag der Betriebsgruppe Amperkliniken vom 26. März 2023 externer Link

  • Tarifrunde Helios-Kliniken 2023: ver.di fordert deutlich 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr 
    „Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat beim heutigen Start der Tarifverhandlungen beim kommerziellen Klinikbetreiber Helios eine deutliche Lohnerhöhung gefordert. „Angesichts der weiterhin stark steigenden Preise für Energie und Lebensmittel brauchen die Beschäftigten dringend einen Ausgleich in Form höherer Löhne“, begründete ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler die Forderung nach 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro monatlich mehr. Die Vergütung der Auszubildenden soll um monatlich 200 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. In den 35 Helios-Kliniken, die vom Konzerntarifvertrag erfasst sind, arbeiten bundesweit insgesamt rund 21.000 Beschäftigte. „Die Leistungen der Krankenhausbeschäftigten werden allseits gelobt und beklatscht. Das muss sich auch in der Lohnerhöhung widerspiegeln“, sagte Bühler. „Die Preissteigerungen wirken dauerhaft, deshalb braucht es auch eine dauerhafte Lohnerhöhung. Einmalzahlungen helfen langfristig nicht.“ Als größter privater Krankenhausbetreiber stehe Helios in der Verantwortung, für attraktive Beschäftigungsbedingungen zu sorgen. Dazu gehöre eine angemessene Bezahlung. Doch der Klinikbetreiber sehe das offenbar anders. Die stark steigenden Preise wolle er nicht ausgleichen. Lineare Steigerungen weit unterhalb der Forderung sollen mit einer Inflationsausgleichsprämie ergänzt werden. „Der heutige Verhandlungsauftakt hat gezeigt, es wird ein großer Kraftakt, in dieser Tarifrunde zueinander zu kommen“, stellte Bühler fest. Die Tarifverhandlungen werden am 28. Februar 2023 fortgesetzt.“ ver.di-Pressemitteilung vom 12. Januar 2023 externer Link und dazu:

    • Tarifrunde Helios-Kliniken 2023: Arbeitgeber machen völlig unzureichendes Angebot 
      In der zweiten Tarifverhandlungsrunde gab es zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem kommerziellen Klinikbetreiber Helios keine Annäherung. „Das heute vorgelegte Angebot von Helios ist nach den anstrengenden Jahren der Pandemie das Gegenteil von Anerkennung und Wertschätzung. Gerade angesichts der enormen Preissteigerungen erwarten die Beschäftigten eine kräftige Lohnerhöhung, vor allem diejenigen mit geringem und mittlerem Einkommen sind durch die hohe Inflation extrem belastet“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied und Verhandlungsführerin Sylvia Bühler am heutigen Dienstag (28.02.2023) in Berlin. „Die Beschäftigten werden sich nicht mit einem drastischen Reallohnverlust abspeisen lassen.“
      Zuvor hatten die Arbeitgeber bei den Verhandlungen ein Angebot vorgelegt, das eine tabellenwirksame Erhöhung in zwei Stufen von jeweils zwei Prozent vorsieht, zum Juli dieses Jahres und zum September 2024. Dazu soll eine Inflationsausgleichsprämie in zwei Raten von 1.500 und 500 Euro kommen, für Auszubildende jeweils die Hälfte davon. Die Laufzeit soll 24 Monate betragen. Das Angebot umfasst auch Erhöhungen von diversen Zuschlägen und Sonderzahlungen für einen Teil der Beschäftigten. „Die Tabellenentgelte sollen bei einer langen Laufzeit in zwei Stufen nur um insgesamt vier Prozent steigen und auch einen Mindestbetrag soll es nicht geben. Das reicht als eine nachhaltige Tabellensteigerung bei Weitem nicht aus. Einmalzahlungen können bekanntlich nur ein Mal ausgegeben werden, dann ist der Effekt weg“, sagte Bühler. Die Mitglieder der Verhandlungskommission bewerteten dies als Provokation. „Jetzt sind die Beschäftigten gefragt, auf dieses völlig unzureichende Angebot eine Antwort zu geben.“ (…) Die Verhandlungen werden in der dritten Runde am 5. April 2023 in Berlin fortgesetzt
      .“ ver.di-Pressemitteilung vom 28.02.2023 externer Link
  • Streit um Arbeitsbedingungen: Eiszeit am Helios-Klinikum in Erfurt, 2 Klagen von ver.di mit Hunderten Betroffenen vor dem Arbeitsgericht 
    Die Verhandlungen um bessere Arbeitsbedingungen am Helios-Klinikum Erfurt stocken. Ein neues Angebot der Geschäftsführung hat der Betriebsrat abgelehnt. Zugleich steigt die Unzufriedenheit im Haus: Zwei Klagen von Verdi mit Hunderten Betroffenen laufen vor dem Arbeitsgericht, ein Oberarzt und eine Pflegerin machen ihrem Ärger Luft. Kurz vor Weihnachten ist die Stimmung am Gefrierpunkt angelangt.
    Seit Ende September haben sich die Verhandlungsgruppe des Betriebsrats und die Geschäftsführung dreimal getroffen, um über die Verbesserung der Arbeitsbedingungen am Helios-Klinikum Erfurt zu sprechen. Ein neues Angebot der Geschäftsführung wurde abgelehnt. Nach Informationen von MDR Thüringen ist die Geschäftsführung bisher nicht bereit, die Kernforderungen der Belegschaft zu erfüllen. Konkret geht es in den Verhandlungen um einen Ausgleich für fortwährende Dienstplanänderungen, die den Mitarbeitenden ein hohes Maß an Flexibilität und Belastung abverlangen. (…) Nach Recherchen von MDR THÜRINGEN scheitern die Verhandlungen bisher aus drei Gründen: Zum einen will die Geschäftsführung die finanziellen Ausgleichszahlungen nur für Pflegekräfte verhandeln. Der Betriebsrat verlangt hingegen eine Vereinbarung, von der alle Angestellten profitieren. Hintergrund für diese neue Forderung dürfte sein, dass zuletzt Stimmen im Haus laut geworden waren, die kritisierten, dass nicht allein Pflegekräfte überlastet sind. Ein zweiter Grund betrifft die Arbeit auf unterbesetzten Stationen: Nicht selten kommt es im Krankenhausalltag vor, dass Personal aus vollbesetzten Stationen abgezogen wird, um woanders auszuhelfen. Dabei bleibt der Stationsbetrieb zwar gewährleistet, die Belastung für das verbliebene Personal steigt jedoch deutlich. Für diese erschwerten Arbeitsbedingungen sieht das neue Angebot der Geschäftsführung bisher keinen Ausgleich vor. Der dritte und womöglich entscheidende Punkt ist, dass die Geschäftsführung bisher nur zu Geldleistungen bereit ist. Damit geht ihr Angebot an der grundsätzlichen Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen vorbei. (…)
    Doch die Überlastung der Belegschaft ist nicht das einzige Problem am Helios-Klinikum Erfurt. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl von Unruheherden. Das wurde zuletzt bei der Betriebsversammlung am 1. Dezember deutlich, bei der Verdi-Gewerkschaftssekretär Hannes Gottschalk eine „dunkle Stimmung“ erlebt habe. Auch wenn das Unternehmen die Versammlung als „positiv“ und „konstruktiv“ beschreibt, sorgten dort die Corona-Prämien, die nur für ausgewählte Teile der Belegschaft gezahlt wurden, für Unmut. Genauso erhitzte eine Klage von Verdi im Namen von 130 Mitgliedern wegen der „Jahressonderzahlung“ vor dem Arbeitsgericht Erfurt die Gemüter.“ Beitrag von Andreas Kehrer vom 06. Dezember 2022 beim MDR externer Link („Streit um Arbeitsbedingungen: Eiszeit am Helios-Klinikum in Erfurt“) auch mit Ausführungen zum Thema „Wie Fresenius die Helios-Kliniken auf Wachstum trimmt“

  • „Diese Pflege ist gefährlich“. Mitarbeiter im Helios Amper-Klinikum beklagen skandalöse Zustände für Patienten und Angestellte 
    „… Sie sind wütend – und verzweifelt. Rund 30 Mitarbeitende des Dachauer Krankenhauses haben sich am Donnerstag vor dem Helios Amper-Klinikum versammelt, um die von ihnen wahrgenommene extreme Belastung im Beruf und die Unterversorgung von Patienten anzuprangern. Auf Plakate haben sie geschrieben „Betten sperren“ und „Profite pflegen keine Menschen“. Aus unterschiedlichen Abteilungen sind sie am internationalen Tag der Pflege zu einer sogenannten „Aktiven Mittagspause“ zusammengekommen. Die Zustände, die sie in dem privaten Dachauer Krankenhaus beschreiben, an dem auch der Landkreis Anteile hält, klingen haarsträubend. Eine Krankenschwester, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, erzählt von Patienten, die nicht gewaschen oder gefüttert werden könnten, weil die Zeit dafür nicht reiche. Manche Kranke bekämen ihre Medikamente nicht rechtzeitig. Auf manchen Stationen müssten Coronakranke zusammen mit Covid-Negativen behandelt werden. „Diese Pflege ist gefährlich“, sagt die Frau, die Repressalien ihres Arbeitgebers befürchtet. „Wir haben hier viel zu wenig Personal und eine schlechte Bezahlung. (…) In einer Rede ruft Krankenpfleger Matthias Gramlich vor dem Klinikeingang durchs Megaphon: „Hier in Dachau wird die Grenze des Erträglichen durchgehend überschritten. Es ist jegliches Maß verloren gegangen, was menschlich leistbar ist. Und gleichzeitig ist man bedacht darauf, dass Missstände nicht nach außen dringen. Wir sollen dazu schweigen, dass wir mit zwei Pflegekräften und einer Pflegehilfskraft über 40 Patienten betreuen. Wenn es einen Krankheitsausfall gibt, dann ist manchmal eine Pflegekraft mit 40 Patienten allein.“ (…) Eine konkrete Forderung der demonstrierenden Mitarbeiter lautet daher: „Betten sperren bei Unterbesetzung oder eine Mindestbesetzung gewährleisten.“ Insbesondere im Vergleich zu den Krankenhäusern in Fürstenfeldbruck oder dem Landkreis München, würde das Helios Amper-Klinikum erst sehr spät das Erreichen seiner Kapazitätsgrenze an die Rettungsleitstelle melden, so Gramlich. Er stellte einen bildhaften Vergleich an: „Das ist, als würde man in einer Kfz-Werkstatt vier Hebebühnen betreiben, aber nur einen Mechaniker einstellen.“ Ohne entsprechendes Personal könne man keine Krankenhausbetten zur Verfügung stellen. (…) Das Klinikum widerspricht. (…) Am Tag der Pflege habe sich die Klinikleitung bei einem mehrstündigen Rundgang persönlich bei den Pflegekräften bedankt. Auf einem Foto sieht man Mitarbeitende gemeinsam mit ihren Vorgesetzten, die offenbar geschenkte Socken mit dem Helios-Logo in die Kamera halten. Dazu die Sprecherin: „Diese persönliche Geste kam bei unseren Mitarbeitenden sehr gut an.“ Artikel von Jessica Schober vom 13. Mai 2022 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link

  • Weniger Ärzte, hohe Gewinne: Helios, die größte private Krankenhauskette in Deutschland, baut Stellen für medizinisches Personal ab und nutzt gleichzeitig schlau die Corona-Staatshilfen 
    „… Anfang Dezember rollt die zweite Welle der Pandemie über München hinweg. Seit Wochen liegt die Inzidenz über 200, die Intensivstationen der Krankenhäuser müssen mehr und mehr Covid-19-Patienten aufnehmen. Verzweifelt wenden sich 20 Ärzte und Ärztinnen des Helios Klinikums München West an ihren Geschäftsführer. „Zeitdruck und Unterbesetzung führen zur Unmöglichkeit essenzieller Diagnostik, Fehler häufen sich“, schreiben sie dem Manager am 1. Dezember 2020. Das Wohl der Patienten sei gefährdet. „Wir befinden uns im Notbetrieb“, und dieser sei „nur noch durch ein unzumutbares Ausmaß an Überstunden der Ärzteschaft“ zu bewältigen. Den Dienstplan könnten die Klinikärzte „noch nicht einmal bei einer Krankenquote von null Prozent“ füllen. „Bitte betrachten Sie dieses Schreiben daher auch als Gefahrenanzeige“, schließen die Ärzte. Ihr Brief liegt der ZEIT vor. (…) Florian Aschbrenner, der Geschäftsführer in München, lässt das Flehen der Ärzte an sich abtropfen. (…) Kurz darauf habe der Manager in einer Runde mit Chefärzten ausgebreitet, dass seine Klinik einen Rekordgewinn erzielt habe. 20 Millionen Euro habe sein Haus im vergangenen Jahr gemacht, sagt Aschbrenner, so berichten es Zeugen. (…) Aber auch bei der Helios-Zentrale verbleibt der Gewinn nicht einfach, er fließt weiter in die Bücher von Fresenius. Der Gesundheitskonzern, zu dessen Geschäftsfeldern neben Krankenhäusern auch Medizintechnik gehört, meldete für das vergangene Jahr ein Ergebnis von insgesamt 4,6 Milliarden Euro vor Steuern. (…) An dieser Stelle ist wichtig, zu wissen, wie die fetten Gewinne des vergangenen Jahres zustande gekommen sind: (…) Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erfand die Freihaltepauschale. Jedes Bett, das wegen der Pandemie leer blieb, wurde mit mehreren Hundert Euro pro Tag abgegolten. (…) Allerdings nahm das Gesundheitsministerium auch keine eigene Prüfungen vor und begrenzte die Staatshilfe zunächst nicht. (…) Die Klinikkette Helios profitierte jedenfalls außerordentlich davon, wie die Zahlen des Münchner Krankenhauses illustrieren: Von März 2020 an lassen die Freihaltepauschalen den Umsatz weit über das hinaus ansteigen, was sich die Klinik vor der Pandemie vorgenommen hatte. Die Zahlen liegen der ZEIT vor. Für den ganzen Klinikkonzern lief es ähnlich gut. Er hat zwischen fünf und sechs Prozent Marktanteil im deutschen Krankenhausmarkt, bekam aber zwischen sieben und acht Prozent aller staatlichen Hilfen, zusammen etwa 740 Millionen Euro. Mehr als jeder andere Wettbewerber…“ Artikel von Götz Hamann und Karsten Polke-Majewski vom 11. Mai 2021 in der Zeit online externer Link
  • [Helioskonzern] „Sparen können Sie in der Klinik nur noch bei den Ärzten“ 
    „Der Helioskonzern will in seinen Kliniken Arztstellen abbauen. Wegen der Pandemie seien weniger Patienten stationär versorgt worden und zudem würden immer mehr Behandlungen ambulant erbracht“. MB-Vize Dr. Andreas Botzlar vermutet im Gespräch mit Christiane Badenberg am 3. Mai 2021 bei der Ärzte Zeitung externer Link ganz andere Motive: „… Es sind keine weiteren Kapazitäten frei. Aber die einzige Möglichkeit, mit der Sie momentan Profit im Krankenhaus erzielen können, besteht darin, zusätzliches Personal abzubauen. So denken diese Leute. Ganz gleich, ob die Ärzte bis zum Anschlag arbeiten. (…) Die Leistungen, die sie abrechnen, müssen auch weiterhin erbracht werden. Nur der Einzelne soll jetzt noch mehr machen. (…) Meine feste Überzeugung ist: Krankenhäuser müssen für die Vorhaltung bezahlt werden und nur zu einem ganz geringen Teil für die am Ende erbrachte Leistung. Wenn man das so macht, hat man auch nicht mehr die Diskussion über zu viele Operationen, nur weil noch Erlöse generiert werden müssen; oder darüber, dass jemand nicht operiert wurde, weil sonst ein Mehrleistungsabschlag droht. Die Aufgabe eines Krankenhauses ist es nicht, Renditen zu erwirtschaften, sondern Gesundheit zu erhalten.  (…) Ich sage aber doch auch nicht an einem schönen Sommertag, „meinen Regenschirm schmeiß ich jetzt weg“, denn irgendwann regnet es doch wieder. Und das Problem aller Krankenhäuser ist ja, dass der Zustrom Kranker oder Verletzter nicht kontinuierlich stattfindet…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=188921
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