Tänzerinnen und Tänzer des Berliner Staatsballetts: Wir müssen Zeichen setzen

Dossier

Der unangekündigte Ausfall der Ballettaufführung „Dornröschen“ in der Deutschen Oper nach einem ver.di-Streikaufruf am Karfreitagabend sorgte für Aufsehen. „Die erhoffte Wirkung der Aktion steht allerdings noch aus. Ein Umdenken der Geschäftsführung oder Gesprächsbereitschaft wurden uns nicht signalisiert“, konstatiert Sabine Schöneburg, bei ver.di Berlin-Brandenburg für Theater und Bühnen zuständig. Der Streik bildete ein Novum in der Geschichte des Staatsballetts Berlin und in der hauptstädtischen Tanzgeschichte. In der Sache – der Forderung nach Tarifverhandlungen für die Tänzerinnen und Tänzer – brachte er bislang keine Fortschritte. Die 72 festangestellten Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts gehören nahezu geschlossen ver.di an und haben ihre Gewerkschaft 2014 aufgefordert, für sie mit der Stiftung Oper in Berlin und dem Deutschen Bühnenverein einen zugeschnittenen, modernen Haustarifvertrag auszuhandeln. Da von Arbeitgeberseite selbst Sondierungen mit ver.di kategorisch verweigert werden, entschlossen sich die Ballettaktiven zu dem publikumswirksamen Streik am 3. April 2015. Weitere Aktionen werden nicht ausgeschlossen…“ Pressemitteilung vom 09.04.2015 bei ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg, FB 8 externer Link. Siehe dazu:

  • Walzer mit dem Haustarif Duato, Shechter, Millepied, Maillot: Das Staatsballett Berlin tanzt mit dem ver.di-Haustarif einer neuen, moderneren Spielzeit entgegen. Der Generaldirektor der Stiftung Oper in Berlin hat durch Personalunionen aber weiterhin zuviel Macht.
    „(…) „Wir haben fertig“, vermeldet denn auch Andreas Köhn, Landesfachbereichsleiter von ver.di für Kunst und Medien in Berlin-Brandenburg, mit einem gewissen Stolz im Unterton. Vor Köhn liegt das beste Stück, das die Künstlerabteilungen von ver.di derzeit zu bieten haben. Der Haustarifvertrag zwischen ver.di und dem Deutschen Bühnenverein regelt, dass auch die bei ver.di organisierten Tanzkünstler vom Staatsballett Berlin dieselben Rechte haben wie ihre – allerdings kaum vorhandenen – Kolleginnen und Kollegen, die in den zwei kleineren Gewerkschaften GDBA (Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger) und VdO (Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer) Mitglieder sind. Deren Haustarifvertrag entstand auf der Grundlage der ver.di-Forderungen und liegt seit Oktober 2015 vor – obwohl über 90 Prozent der Tänzer bei ver.di organisiert waren und sind. Für ihr vertragliches Regelwerk streikten die Tänzerinnen und Tänzer vom Staatsballett Berlin, wie noch nie eine Balletttruppe zuvor für ihre Rechte gestreikt hatte. (…) Ob und wann das Staatsballett Berlin nun noch einmal streiken wird, kann hingegen niemand mit Sicherheit sagen. Denn nicht alle Forderungen der Tänzer wurden erfüllt…“ Artikel von Gisela Sonnenburg vom 24. März 2016 im Ballett Journal externer Link – die enzige Meldung zur uns jetzt erst erreichten Einigung
  • Staatsballett Berlin: Tänzerinnen und Tänzer verlangen klare Positionierung
    Am heutigen Montag, dem 28.September 2015, gehen die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin einen weiteren Schritt in ihrem Tarifkonflikt. Sie erscheinen zur heutigen Sitzung des Kulturausschusses des Berliner Abgeordnetenhauses und verlangen eine klare Positionierung der KulturpolitikerInnen, vor allem von Michael Müller. Müller ist nicht nur Regierender Bürgermeister und Kultursenator von Berlin, sondern auch Vorsitzender des Stiftungsrats der Stiftung Oper in Berlin und somit dem Generaldirektor der Stiftung Oper Georg Viertaler direkt weisungsbefugt. Müller hat sich, trotz mehrmaliger Aufforderung durch ver.di in diesem Konflikt noch nicht geäußert…“ Pressemitteilung von ver.di Berlin-Brandenburg vom 28.09.2015 externer Link
  • Vertragsangebot für Staatsballett Berlin liegt vor
    Nach monatelangem Streit um einen Haustarifvertrag für das Staatsballett Berlin liegt den Tänzern jetzt ein erstes ernst zu nehmendes Vertragsangebot vor. Die beiden Künstlergewerkschaften GDBA und VdO haben am Dienstag in Köln die Verhandlungen mit der Stiftung Oper in Berlin, zu der das Staatsballett gehört, und dem Deutschen Bühnenverein abgeschlossen. Offiziell wird mitgeteilt, dass damit alle Forderungen der Tänzer durchgesetzt seien. (…) Der neue Haustarifvertrag soll bereits ab 1. Oktober gelten. (…) Die Mehrheit der Tänzer ist bei Verdi organisiert und möchte ihre Gewerkschaft mit am Tisch haben. Die Arbeitgeberseite lehnt das ab. Ein Verdi-Sprecher sagte am Mittwoch, die Gewerkschaft fühle sich auch nach diesem Ergebnis nicht an die Friedenspflicht gebunden.“ Artikel von Volker Blech in der Berliner Morgenpost online vom 24.9.2015 externer Link
  • Tarifvertrag für Tänzer: Ein peinlicher Vorgang
    Die Künstlergewerkschaften vernachlässigen die Tänzer und ernten dann Verdi-Lorbeeren. In Berlin wurde wenigstens nicht vergeblich gestreikt. (…) Die Opernstiftung weigert sich nicht mehr, die Forderungen zu erfüllen, aber sie will nicht mit den Vertretern ihrer Tänzer verhandeln. Wie kann das sein? Traditionell wird das Ballett von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) und der Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) mit vertreten. Diese haben den geltenden Flächentarifvertrag, NV Bühne genannt, ausgehandelt, mit dem das Staatsballett so unzufrieden ist. Also wählten sich die Tänzer andere Fürsprecher. Das lassen die Künstlergewerkschaften nicht auf sich sitzen. (…) Die Künstlergewerkschaften pochen auf „traditionelle“ Zuständigkeit, tun jahrelang nichts für das Ballett, um am Ende die Arbeit der Konkurrenz als die eigene zu verkaufen…“ Artikel von Kerstin Krupp in der Frankfurter Rundschau online vom 23.9.2015 externer Link
  • Der große Nein-Sager
    Beim Staatsballett Berlin soll offenbar ein Exempel statuiert werden: Der Geschäftsführer lädt die bei ver.di organisierten Tänzer zu Verhandlungen mit anderen Gewerkschaften ein. Artikel von Gisela Sonnenburg in junge Welt vom 29.08.2015 externer Link. Aus dem Text: „… Das hoch renommierte Berliner Staatsballett, dessen Tänzer sich zu Saisonbeginn am Sonntag beim familienfreundlichen »Eröffnungsfest« dem Publikum zeigen, erhielt immerhin unerwartet offenen Zuspruch von seiner künstlerischen Leitung. Der Intendant der Truppe, der spanische Starchoreograph Nacho Duato, sprach sich für ver.di aus. Vierthaler, so hört man es raunen, reagierte darauf denkbar feindselig. In einem Land, in dem ein guter Ton zur Politik gehört und bestimmte Arbeitsrechte seit langem etabliert sind, will ein Kulturmanagement à la Vierthaler das Fürchten lehren. Die Künstler vom SBB sind indes gut beraten, sich nicht einschüchtern zu lassen…“
  • Zuspitzung im Tarifkonflikt beim Berliner Staatsballett
    Im Tarifkonflikt beim Staatsballett droht jetzt eine weitere Eskalation. ver.di fordert seit über einem Jahr einen eigenständigen Tarifvertrag für die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts. Diese Forderung wurde von den Künstlern mit insgesamt acht Streiks bekräftigt. Der Arbeitgeber, die Stiftung Oper, versucht jedoch offenbar alles, um einen Tarifvertrag mit ver.di zu verhindern. Er strebt jetzt offenbar einen Tarifvertrag mit den Bühnen-Spartengewerkschaften GDBA und VdO an, die jedoch so gut wie keine Mitglieder im Ensemble haben. (…) Die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts wurden gestern mit persönlichen Briefen über die „Hauspost“ der Opernstiftung von den Bühnen-Spartengewerkschaften GDBA und VdO zu einem Meeting am 11. September eingeladen. Dort soll über ein Sondierungsgespräch mit den Arbeitgebern sowie ein Eckpunktepapier zur Aufnahme von Tarifverhandlungen informiert werden. Die Spartengewerkschaften erklären sich in dem Einladungsschreiben als „zuständige Tarifparteien“. GDBA/VdO haben nach eigenen Angaben im Ensemble ein einziges Mitglied, während 90 Prozent der Tänzerinnen und Tänzer bei ver.di organisiert sind…“ Pressemitteilung vom 27.08.2015 des ver.di-FB Medien, Kunst und Industrie in Berlin-Brandenburg externer Link
  • ver.di fordert Schlichtung – Verantwortliche des Staatsballetts verweigern sich. Machtwort der Politik gefordert
    In dem fast ein Jahr andauernden Konflikt um einen Haustarifvertrag für die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin ist die fortgesetzte Blockade der Gespräche durch die Arbeitgeberseite nicht mehr vermittelbar – weder der Öffentlichkeit noch den unmittelbar Beteiligten. (…) Um endlich eine Lösung zu finden, wie in Gespräche eingetreten werden kann, hat ver.di mit Schreiben von Ende Juni der Arbeitgeberseite eine Schlichtung bzw. Mediation vorgeschlagen und sich um hochkarätige Vermittler bemüht. Zusagen liegen vor vom ehemaligen Staatsopernintendant Prof. Georg Quander sowie von Dr. Gregor Gysi. Die Arbeitgeberseite hat dies allerdings abgelehnt. Stattdessen wollen sie ein Sondierungsgespräch mit der Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer und der Bühnengenossenschaft (GDBA) führen – obwohl die deutlich überwiegende Mehrheit der Tänzer/innen in ver.di organisiert ist…“ Pressemitteilung vom 07.07.2015 von und bei ver.di-Fachbereich Medien, Kunst und Industrie, Berlin externer Link
  • Tänzerinnen und Tänzer des Berliner Staatsballetts kämpfen weiter
    Die Tänzerinnen und Tänzer des Berliner Staatsballetts kämpfen weiter für einen auf ihre Arbeitsbedingungen zugeschnittenen Haustarif. Mit dem Spruchband „Wir tanzen Spitze – Haustarifvertrag jetzt!“ präsentierten sie sich am gestrigen Sonntagabend (31.5.2015) dem Publikum beim Schlussapplaus der „Dornröschen“-Vorstellung in der Deutschen Oper…“ Pressemitteilung des ver.di Landesbezirks Berlin-Brandenburg vom 01.06.2015 externer Link
  • Berliner Ballett-Streik – Ver.di bei 90% Organisationsgrad nicht zuständig?
    „Das Staatsballett streikt. Und kaum jemand weiß, worum es geht bei diesem Streik, zu dem sich die Tänzer des Staatsballetts erst nach Zögern entschließen konnten. Die Tänzer fordern nicht mehr Gage, sondern endlich einen Haustarifvertrag und dazu Verdi als Verhandlungspartner…“ Artikel von Birgit Walter in der Berliner Zeitung online vom 28.05.2015 externer Link. Aus dem Text: „Die Tänzer fordern nicht mehr Gage, sondern endlich einen Haustarifvertrag und dazu Verdi als Verhandlungspartner. Der Arbeitgeber weigert sich. Georg Vierthaler, Geschäftsführer des Staatsballetts, will die Dienstleistungsgewerkschaft keinesfalls an den Verhandlungstisch lassen. Unterdessen hat er den Tänzern längst die Erfüllung wesentlicher Forderungen zugesagt, aber mit Verdi redet er nicht (…). Tatsächlich erklärt Georg Vierthaler, Verdi sei gar nicht zuständig für Künstler. Nicht zuständig? Mehr als 90 Prozent der Tänzer des Staatsballetts sind Verdi-Mitglieder und zahlen dort ihre Beiträge. An dieser Stelle wird es erst richtig interessant, weil der Konflikt bloßlegt, wie unterschiedlich angestellte Künstler an deutschen Bühnen behandelt, also auch von ihren Gewerkschaften vertreten werden. Der krasseste Unterschied besteht zwischen Musikern und Tänzern, die an ein und demselben Opernhaus arbeiten. Den Musiker erwartet dort eine lebenslange Anstellung und hohe Gage. Ein Tänzer dagegen erhält nach acht- bis neunjähriger Ausbildung einen jährlich kündbaren Vertrag, kann mit viel Glück, also ohne Verletzung, mit einer Anstellung von höchstens 15 Jahren rechnen. Danach muss er sich einen neuen Job suchen – so ist der Beruf beschaffen, jeder Tänzer weiß das…“
  • Schulterschluss
    „Auf einer Tagung in Berlin sagte ver.di-Chef Frank Bsirske streikenden Tänzerinnen und Tänzern des Staatsballetts Berlin Unterstützung zu. Ein Dutzend junger Leute saß am Samstag im Konferenzsaal »Pablo Picasso« im Haus des ver.di-Bundesvorstands in Berlin. Es waren Tänzerinnen und Tänzer vom Staatsballett Berlin. Sie berieten darüber, wie sie die tagenden Delegierten der Gewerkschaft von ihrem Anliegen überzeugen könnten. Eine Rede war bereits vorbereitet; zwei weitere wurden überlegt…“ Artikel von Gisela Sonnenburg in der jungen Welt vom 28.04.2015 externer Link
  • Warnstreik statt Unterhaltung – Tänzer des Staatsballetts lassen Vorstellung ausfallen
    „Es wäre ein schöner sonntäglicher Ballettabend geworden. Choreographien von Nacho Duato, William Forsythe und Marco Goecke sollten am Sonntag um 18 Uhr gezeigt werden. Stattdessen stehen die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts nun vor dem Schiller Theater und streiken. „So etwas gab es noch nie“, sagt Sabine Schöneburg, zuständige Gewerkschaftssekretärin im Verdi-Fachbereich Medien, Kunst und Industrie. Noch nie zuvor habe sich eine ganze Tanz-Kompanie in Deutschland ihrem Publikum verweigert. Nun tun sie es schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen…“ Artikel von Hendrik Lehmann im Tagesspiegel Online vom 19.04.2015 externer Link
  • Streik beim Staatsballett
    Tänzer müssen zu weit laufen: Am Karfreitag fiel an der Deutschen Oper die „Dornröschen“-Aufführung aus. Der Grund: Die Tänzer des Staatsballetts Berlin kämpfen darum, sich von Gewerkschaft Verdi vertreten lassen zu dürfen
    Alle Beine stehen still, wenn ihr starker Arm es will: Am Karfreitag rief die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Tänzer des Berliner Staatsballetts kurzfristig zu einem Warnstreik auf. Der startete um 18.30 Uhr und endete erst um Mitternacht. Damit fiel auch die abendliche Vorstellung von Peter Tschaikowskys Ballett „Dornröschen“ an der Deutschen Oper der Arbeitskampfmaßnahme zum Opfer. 1800 Besucher der ausverkauften Vorstellung mussten nach Hause geschickt werden. Die Tänzer versuchten, vor Ort ihre Beweggründe darzulegen, ernteten vom erbosten Publikum aber zum Teil harsche Reaktionen…“ Artikel von Frederik Hanssen vom 4.04.2015 beim Tagesspiegel online externer Link
    Aus dem Text: „… Ziel der Gewerkschaft ist es, einen Haustarifvertrag zu schließen, der die besonderen Berliner Arbeitsbedingungen berücksichtigt. Da die Tänzer ihre rund 120 Vorstellungen pro Saison in allen drei Opernhäusern der Stadt absolvieren, wechseln ihre Wege zum Arbeitsplatz ununterbrochen und sind oft überdurchschnittlich lang. Weitere Punkte, für die sich Verdi stark macht, sind die Bezahlung von solistischen Leistungen der Ensembletänzer sowie das Mitspracherecht der Künstler bei Pausenregelungen. Ein Mitglied der Kompanie betonte am Samstag gegenüber dem Tagesspiegel, das gesamte Ensemble stehe geschlossen hinter den Forderungen...“
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