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Kulturbranche droht Konformismus: Eine Studie des Wirtschaftsministeriums prognostiziert fatale Folgen für die Kulturbranche
“Die Kulturbranche fiel im Lockdowndiskurs als schnöde Freizeitaktivität oft unter den Tisch. Zu Unrecht, denn ihr ökonomisches Gewicht ist beachtlich. In dem Monitoringbericht „Kultur- und Kreativwirtschaft 2020“ , gerade herausgegeben vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, rangiert sie mit einer Bruttowertschöpfung von etwa 106 Milliarden Euro (2019) auf gleicher Höhe mit Maschinenbau (111 Milliarden) und deutlich vor den Finanzdienstleistern (74 Milliarden). (…) So heterogen wie diese ist, so unterschiedlich schlagen sich auch die Auswirkungen der Pandemie in dem Bericht nieder. In dem Szenario, das von einem zweiten Lockdown in der zweiten Jahreshälfte ausging, wird 2020 für die darstellende Kunst ein Umsatzeinbruch von 75 Prozent erwartet. Für die bildende Kunst liegt er bei 64 Prozent, in der Filmbranche bei 72 Prozent und in der Musik 59 Prozent. Das bedeutet nicht nur eine Verlagerung ins Digitale, sondern könnte zu stärkerer Monopolisierung und noch stärkerer Herausbildung von Massengeschmack durch wenige Plattformen führen. Experimentellere und weniger konventionelle Künstler*innen, die im Konzertbereich Chancen zur Durchsetzung des eigenen Stils hatten, werden weiter an den Rand gedrängt. Im Buchmarkt begann diese Entwicklung bereits. (…) Bei der darstellenden Kunst, die sich digital nur begrenzt vermarkten lässt, seien vor allem Privattheater und freie Künstler*innen gefährdet. Die Pandemie könnte zur Konzentration auf den öffentlich geförderten Bereich führen. Der Monitoringbericht führt vor Augen, dass die Schließung kultureller Infrastruktur nicht nur Arbeitsplätze gefährdet, sondern leider auch einen Strukturwandel hin zu stärkerem Konformismus einzuleiten droht.“ Artikel von Tom Mustroph vom 16.12.2020 in der taz online