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Kein Berufsfeld für alle: Ampelkoalition verordnet Universitäten weiteren Wettbewerb. Dies könnte die soziale Schließung in der Wissenschaft verstärken
„… die Vereinbarungen der künftigen Regierungskoalition (…) sind – liest man den gesamten Abschnitt des Koalitionsvertrags zu »Innovation, Wissenschaft, Hochschule und Forschung« – zudem eingebettet in ein Verständnis von Wissenschaft, das diese vor allem aus Verwaltungssicht, metrifizierbar und zweckorientiert denkt. Die Logik von Wettbewerb, Kennzahlen und Verwertbarkeit prägt die Einlassungen, wie überhaupt Geist und Rhetorik des Verwaltungsmanagements und der Kommodifizierung den 177 Blatt starken Vertrag prägen. So ist an keiner Stelle von einer stärkeren dauerhaften Grundfinanzierung der Hochschulen die Rede, wohl aber von »ausgewählten Standorten als Leuchttürmen«. Demgemäß soll die Exzellenzstrategie noch ausgebaut werden – als sei hiervon eine Lösung zu erwarten und nicht die Intensivierung der in diesem Zusammenhang seit Jahren identifizierten Probleme. Strukturelle Veränderungen des Systems werden allenfalls einzelnen Projekten, Programmen und Förderlinien überantwortet. Dass solche Programmlinien ausdrücklich »zentrale Zukunftsfelder« wie »gesellschaftliche Resilienz« fördern sollen, gibt nicht bloß eine Ahnung davon, unter welchem zusätzlichen Rechtfertigungsdruck besonders die Geistes- und Sozialwissenschaften fortan stehen könnten. Es verrät auch, wofür sie vorgesehen sind: eine Gesellschaft im dauerhaften Krisenmodus zu affirmieren, statt kritische Gesellschaftsreflexion auszuüben. Kommentar von Philipp Böttcher in der jungen Welt vom 30.11.2021 und weiter darin:
„… Ein neues Bund-Länder-Programm soll »Best-Practice-Projekte« für »alternative Karrieren außerhalb der Professur«, »Diversity-Management« sowie »moderne Governance-, Personal- und Organisationsstrukturen« fördern. Daneben soll das Professorinnenprogramm »gestärkt« werden. Die zukünftigen Folgen sind voraussichtlich die Miseren von heute: eine punktuelle Förderung auf Zeit (insbesondere weniger Großstandorte), ein zunehmend aufgeblähtes, sich selbst verwaltendes Wissenschaftsmanagement und eine interuniversitäre Konkurrenz, die die Reform des Wissenschaftssystems den unter Verknappungs- und Wettbewerbsdruck stehenden Hochschulen selbst überlässt. (…) Womöglich spiegelt sich somit im kleinen jenes Prinzip, dem die wettbewerbsfreundlichen Koalitionäre insgesamt zugetan scheinen: Survival of the Richest.“