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[GEW] Corona-Krise an Schulen: Lehrkräfte und Lernende besser unterstützen und schützen
Dossier
“… Lehrerinnen und Lehrer versuchen zur Zeit unter schwierigen Bedingungen, den Kindern und Jugendlichen Lernmöglichkeiten für die Zeit der Schulschließungen zu bieten. (…) „Ein Großteil der Lehrkräfte hat keine eigene Dienstmailadresse oder dienstliche Endgeräte.“ (…) Auch den Gesundheitsschutz der Lehrkräfte, von denen auch viele zur Risikogruppe der Älteren gehören, mahnte die GEW-Schulexpertin an: „In einer Zeit, in der über Ausgangssperren zur Eindämmung der Verbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 nachgedacht wird, ist eine generelle Präsenzpflicht von Lehrkräften an Schulen unsinnig und fahrlässig…“ Meldung vom 20.03.2020 bei der GEW und hier die Dokumentation der unveränderten Probleme im Verlauf der Pandemie (siehe auch unser Dossier: Kleinere Klassen für weniger Belastung: GEW Berlin fordert einen Tarifvertrag (nicht nur) zum Gesundheitsschutz der Lehrkräfte):
- WZB-Studie: Corona-Bildungshilfen haben förderbedürftige Schüler kaum erreicht
„Die Corona-Bildungshilfen haben Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund kaum erreicht. Grund: Belastete Schulen erhielten Hilfen in gleicher Höhe wie Privatschulen oder Gymnasien. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Ob Mathe-Nachhilfe, Förderstunden oder Feriencamp – das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ sollte Kindern und Jugendlichen helfen, pandemiebedingte Lernlücken zu schließen. Eine erste Bilanz des zwei Milliarden Euro teuren Bund-Länder-Pakets hat jetzt das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) vorgelegt. Das zentrale Ergebnis der Studie: Die selbstgesteckten Ziele des Programms wurden nur sehr bedingt erreicht. Weitgehend verfehlt wurde das Ziel, jene Schüler zu erreichen, deren Lernfortschritte unter Schulschließungen und Distanzlernen besonders gelitten haben – Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund. Das gilt laut Studie auch für freiwillige Angebote wie Nachhilfe und Ferienprogramme…“ Meldung vom 21.09.2022 beim Migazin zur Pressemitteilung und Studie bei der WZB - GEW-Studie zu „Aufholen nach Corona“: Schlechte Noten für Corona-Aufholprogramme – „eher als Mittelschichtsprogramm und Ankurbelung des privaten Nachhilfemarkts“
„… „Die Analyse der Aufholmaßnahmen belegt, dass die Fördermittel vielfach nicht dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden, nämlich bei Schulen in schwierigen Lagen und armen Kindern und Jugendlichen. Vielerorts erweist sich die zusätzliche Unterstützung eher als Mittelschichtsprogramm und Ankurbelung des privaten Nachhilfemarkts“, stellte Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der GEW, am Dienstag in Frankfurt a.M. fest. Auch wenn die zusätzliche Unterstützung im Rahmen der Aufholprogramme für viele Schülerinnen und Schüler sicherlich ein Gewinn gewesen sei, so die GEW-Schulexpertin, zeige sich bundesweit, dass die Ziele von „Aufholen nach Corona“ nur in kleinen Teilen erreicht werden. Vorne lägen die Länder, die schon vor der Pandemie gezielte Programme zu Förderung benachteiligter Kinder und junger Menschen etabliert hatten. Insbesondere benachteiligte Schülerinnen und Schüler würden mit den Corona-Aufholprogrammen nicht erreicht. „Wenn – wie vielfach geschehen – Gelder mit der Gießkanne verteilt werden und die Lernangebote freiwillig und additiv gestaltet sind, kommen diese bei benachteiligten Eltern und deren Kindern kaum an.“ Dies zeige sich besonders in den Ländern, die ihren Schwerpunkt auf Lernferien legen oder Gutscheine für private Nachhilfe ausgeben, erklärte Bensinger-Stolze. Gleichzeitig sei der dramatische Lehr- und Fachkräftemangel nach wie vor „die Achillesferse des Schulsystems“. Viele Schulen seien personell unterversorgt und hätten vielfach schlicht nicht die Zeit für zusätzliche Maßnahmen. (…) „So sehr die Gelder der aktuellen Programme nötig sind: In einem unterfinanzierten und sozial selektiven Schulsystem ist die soziale Schieflage nicht mit befristeten Projektmitteln zu korrigieren. Hier müssen die Bundes- und die Landesregierungen ein größeres Rad drehen. Nicht nur in Richtung eines inklusiveren, gerechteren und solide finanzierten Schulwesens, sondern auch mit Blick auf den eklatanten Personalmangel.“ GEW-Pressemitteilung vom 6. September 2022 – die komplette 355-seitige Studie „Aufholen nach Corona?“ s teht als kostenloser Download zur Verfügung - [US-Studie, die den Kultusministern zu denken geben sollte] Ohne Masken mehr Infektionen an Schulen
„In Bezirken des US-Staats Massachusetts, in denen die Maskenpflicht an den Schulen Ende Februar aufgehoben wurde, kam es in den folgenden Wochen deutlich häufiger zu Infektionen bei Schülern und Personal, was zu erheblichen Fehlzeiten führte. Den Ergebnissen einer Differenz-von-Differenzen-Analyse in medRxiv zufolge (…) könnte der Verzicht auf die Maskenpflicht zeitweise für fast 1/3 der Erkrankungen verantwortlich gewesen sein. Die föderalen Strukturen in den USA geben den einzelnen Distrikten größere Freiheiten als hierzulande. So überließ es der Bundesstaat Massachusetts Ende Februar den einzelnen Schulbezirken (in Deutschland am ehesten mit den Behörden auf Kreisebene vergleichbar), ob sie weiter an der Maskenpflicht festhalten wollten. Damals gingen die Infektionszahlen in den USA deutlich zurück und die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) sahen keinen Grund mehr für eine allgemeine Maskenpflicht. In Massachusetts hoben 2 Drittel der Schulbezirke die Maskenpflicht sofort auf. Die meisten anderen folgten in den kommenden Wochen. Nur 2 der 72 Distrikte (Boston und das benachbarte Chelsia) hielten an der Maskenpflicht fest. (…) Schon in der 1. Woche kam es an Schulen ohne Maskenpflicht zu 1,44 zusätzlichen COVID-19-Fällen auf 1.000 Schüler und Personal. In der 9. Woche war der Unterschied auf 9,68/1.000 gestiegen. Im Verlauf von 15 Wochen kam es kumulativ zusätzlich zu 44,9/1.000 Fällen. Nach weiteren Berechnungen von Hall könnte die Entscheidung, auf die Maskenpflicht zu verzichten, in den folgenden 15 Wochen für 28,5 % aller Erkrankungen in Massachusetts bei Schülern und für 35,1 % der Erkrankungen beim Personal verantwortlich gewesen sein. Krankheitsbedingt könnte es bei den Schülern zu mindestens 17.505 Fehltagen und beim Personal zu 6.547 Fehltagen gekommen sein.“ Meldung vom 12. August 2022 im Ärzteblatt online - Neues Infektionsschutzgesetz: „Die Politik lässt die Kitas und Schulen alleine“
„Die Vorschläge des Bundes für die Corona-Schutzmaßnahmen ab Herbst liegen auf dem Tisch. Einige Maßnahmen werden hilfreich sein aber vieles bleibt unklar, kritisiert GEW-Vize Andreas Keller. „Es ist richtig, den Ländern die Instrumente zum Schutz der Kinder und Jugendlichen sowie den Beschäftigten in Kitas und Schulen an die Hand zu geben. Viele Maßnahmen im vorgestellten Entwurf eines neuen Infektionsschutzgesetzes werden im Coronaherbst hilfreich sein“, sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller heute gegenüber dem SPIEGEL. Dazu gehöre die Maskenpflicht genauso wie die Testpflicht immer dort, wo das Infektionsgeschehen hoch sei. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) hatten am Mittwoch ihren Entwurf für ein neues Infektionsschutzgesetz vorgelegt. Schulschließungen sind im Herbst und Winter demnach nicht möglich. Das Corona-Schutzkonzept sieht unter anderem eine bundesweite Maskenpflicht in Bus, Bahn und Flugzeugen vor. Zudem soll ab Oktober eine Masken- und Testpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gelten. Die Bundesländer sollen von da an auch Maskenpflichten in öffentlich zugänglichen Innenräumen verhängen und Tests in Schulen und Kitas vorschreiben dürfen. Eine Maskenpflicht in der Schule ist nur vorgesehen, wenn sonst kein geregelter Präsenzunterricht möglich wäre – und auch dann nur ab dem fünften Schuljahr. Genau hier lägen die Probleme, meint Keller. „Es gibt keine Grenzwerte oder daran gekoppelte Stufenpläne, an die sich die Bundesländer halten müssen. Die Politik lässt die Kitas und Schulen damit alleine“, sagte der GEW-Vize. Die Politik riskiere, dass Schülerinnen und Schüler, Kitakinder, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Eltern schutzlos bleiben müssen, wenn die Länder nicht aktiv werden. „So wird es wieder einen bundesweiten Flickenteppich an Maßnahmen geben. Das kann nicht sein! Die Bildungseinrichtungen brauchen verlässliche und einheitliche Stufenpläne die genau vorgeben, ab welchen Grenzwerten welche Maßnahmen ergriffen werden müssen“, so Keller…“ GEW-Meldung vom 4.08.2022 - [Deutsches Schulbarometer] Mehr als 60 Prozent der Lehrkräfte im dritten Corona-Schuljahr am Limit
- Lehrer am Limit: Laut Umfrage gehen mehr als 60 Prozent auf dem Zahnfleisch
„Erhebung der Robert Bosch Stiftung weist auf alarmierende Zustände in deutschen Klassenzimmern hin. Corona hat die Lage verschärft, aber nicht verursacht (…) Romantische Vorstellungen von Schule sind in hiesigen Klassenzimmern fehl am Platz. Erst recht gilt das fürs Lehrerzimmer: Fast die Hälfte aller Pädagogen (44 Prozent) betreibt Unterricht gegenwärtig nur als eine Art von „Krisenmanagement“. 54 Prozent können den Sorgen und Ängsten ihrer Schüler nicht gerecht werden, 80 Prozent schildern diese als unkonzentriert oder unmotiviert und 42 Prozent beobachten bei den Kindern aggressives Verhalten. Die Ergebnisse des am Mittwoch vorgestellten „Deutschen Schulbarometers“ der Robert Bosch Stiftung zeichnen ein alarmierendes Bild der Lage in deutschen Lehranstalten. Zum inzwischen fünften Mal hat dafür das Meinungsforschungsinstitut Forsa bundesweit über 1.000 Lehrerinnen und Lehrer in einer repräsentativen Stichprobe online dazu befragt, wie sie ihre eigene berufliche und die Situation der Schülerinnen und Schüler einschätzen. (…) Weil ihre erste Auflage im Jahr 2019 und damit vor Corona erschien, liefert die Erhebung erhellende Befunde dazu, wie schwer die Pandemie beziehungsweise der politische Umgang damit – insbesondere zwei monatelange Schul-Lockdowns – der Bildungslandschaft zugesetzt haben. Zum Beispiel nahmen in der neuesten Befragung von April 2022 beinahe doppelt so viele Lehrkräfte gesteigerte Aggressionen unter ihren Schülern fest als noch im September 2021. (…) Tiefe Spuren haben die zurückliegenden beiden Jahren nicht minder bei den Lehrerinnen und Lehrern selbst hinterlassen – und die stehen beim „Schulbarometer“ im Zentrum des Interesses. Demnach fühlen sich 84 Prozent derzeit stark strapaziert, 92 Prozent schreiben ihrem Kollegium eine starke Belastung zu. Für 79 Prozent ist Wochenendarbeit die Regel, 60 Prozent können sich in der Freizeit kaum noch erholen. 62 Prozent leiden unter körperlicher, 46 Prozent unter mentaler Erschöpfung, ein Drittel unter Schlafstörungen, 25 Prozent unter Kopfschmerzen und sieben Prozent unter Angstzuständen. (…) Bleibt ein radikaler Kurswechsel der Verantwortlichen in Bund und Ländern aus, wird die Abwärtsspirale in puncto qualitativer und quantitativer Unterrichtsversorgung mit jedem Schuljahr weiter befeuert. „Die Politik steht ohne Wenn und Aber in der Pflicht, endlich lange Versäumtes aufzuarbeiten und jetzt alles Notwendige dafür zu tun, um die Pädagoginnen und Pädagogen in den Schulen zu schützen, die (…) teils Unermessliches leisten“, bekräftigte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE)…“ Beitrag von Ralf Wurzbacher vom 11. Juni 2022 bei Telepolis , siehe dazu auch: - [GEW] Deutsches Schulbarometer: Lehrkräfte im dritten Corona-Schuljahr am Limit
„… Im dritten Corona-Schuljahr sind viele Lehrkräfte am Ende ihrer Kräfte (…) Die GEW fordert daher, die Lehrkräfte massiv zu entlasten und die Unterrichtsverpflichtung zu senken. (…) „Teilzeitarbeit ist für viele Lehrkräfte ihre persönliche Flucht aus der Überlastung. Das System steckt in einem Teufelskreis aus Überlastung durch Lehrkräftemangel und Lehrkräftemangel durch Überlastung. Da kommen wir nur raus, wenn die Politik bereit ist, insgesamt mehr Ressourcen ins System zu stecken – auch durch mehr Schulsozialarbeit, schulpsychologische Betreuung und weiteres zusätzliches Personal etwa in der Verwaltung“, sagte die GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Donnerstag in Frankfurt am Main. Es sei falsch, eine Entlastung der Lehrkräfte mit Hinweis auf den Lehrkräftemangel zu verweigern. Der Forschung zufolge fühlten sich jenseits von 25 Unterrichtsstunden pro Woche signifikant mehr Lehrkräfte sehr hoch belastet. (…) „Lehrkräfte stehen enorm unter Druck. Sie müssen die Digitalisierung im Rekordtempo nachholen, Corona-Richtlinien überwachen, Lernrückstände aufarbeiten, einen Fachkräftemangel abfedern und eine steigende Zahl von geflüchteten ukrainischen Kindern und Jugendlichen in die Schulen integrieren“, erläuterte die Bereichsleiterin Bildung der Robert Bosch Stiftung, Dagmar Wolf. Zudem gelte es, den Fachkräftemangel abzufedern und eine steigende Zahl von geflüchteten ukrainischen Kindern und Jugendlichen in die Schulen zu integrieren. Für 44 Prozent der Befragten besteht ein Großteil des Unterrichts derzeit aus Krisenmanagement…“ GEW-Pressemitteilung vom 9. Juni 2022
- Lehrer am Limit: Laut Umfrage gehen mehr als 60 Prozent auf dem Zahnfleisch
- Debatte um Corona-Schutzmaßnahmen: Jetzt Vorbereitungen treffen!
„Die GEW teilt die Auffassung des Corona-ExpertInnenrates, dass es keine Schließungen von Schulen und Kitas mehr geben soll“, sagte GEW-Chefin Maike Finnern heute gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Damit es im Herbst jedoch nicht erneut zu überhastetem Handeln kommt, müssen jetzt die Vorbereitungen getroffen und die gesetzlichen Grundlagen geschaffen werden“, so die GEW-Chefin. (…) Am Mittwoch hatte der ExpertInnenrat der Bundesregierung in seiner Stellungnahme zur Pandemievorbereitung auf den Herbst klar gemacht, dass Schulen und Kitas nicht wieder geschlossen werden sollen. Der Rat macht in seinen Empfehlungen situatoinsbezogen drei Szenarien auf. Ein „günstiges Szenario“, ein „Basisszenario“ sowie ein „Ungünstiges Szenario“. Finnern begrüßte die Vorbereitung auf verschiedene Pandemie-Verläufe: „Die Forderung nach einem ’situationsgerechten, frühen Handeln, insbesondere im Bildungssektor‘ stützen wir ausdrücklich!“ Es dürfe im dritten Winter der Pandemie nicht erneut zu nicht nachvollziehbaren und kurzfristigen Richtungsänderungen kommen, sagte Finnern. Die Vorbereitung auf die Szenarien erfordere, so Finnern, „insbesondere die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens für eine erneute Einführung einer Teststrategie und des Tragens von Masken in Innenräumen der Schulen, wenn die Pandemiesituation dies notwendig macht. Die drei aufgeworfenen Szenarien unterstützen diese Forderung eindrücklich.“ Auch die Impfkampagne sei ein zentraler Baustein in der Pandemiebewältigung. Finnern nahm die Ampelkolation in die Pflicht. Die Bundesregierung sei nun gefordert, die Impfkampagne neu aufzulegen. Dazu zähle auch die Aufklärung sowie Impfangebote an Schulen…“ GEW-Pressemitteilung vom 10. Juni 2022 - Kultusminister verfügen „Normalität“ in Schulen: Nach Masken-Aus kommt nun auch Ende der Corona-Tests
„Seit fast einem Jahr mussten sich Schülerinnen und Schüler in Deutschland zwei oder drei Mal pro Woche auf Corona testen. Nach den Osterferien bricht für viele nun die letzte Woche der Pflichttests an. Künftig sind sie freiwillig oder anlassbezogen, etwa bei Symptomen. Die Kultusministerkonferenz hatte bereits im März beschlossen, dass in Schulen bis „spätestens Mai“ wieder „Normalität“ herrschen soll. Bildungsverbände kritisieren das – angesichts eines nach wie vor virulenten Infektionsgeschehens. (…) Lediglich in Berlin und Thüringen wird darüber hinaus noch weitergetestet: In Thüringen noch bis zum 6. Mai und in Berlin «bis auf Weiteres», wie es aus der Bildungsverwaltung hieß. Aus Hamburg und dem Saarland sind noch keine Entscheidungen über den Umgang mit Tests ab Mai bekannt. (…) Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte: «Wir sind konfrontiert mit der berechtigten Sorge von Familien, die Risikopersonen und vorerkrankte Kinder im eigenen Haushalt haben.» Die Aufhebung aller Gesundheitsschutzmaßnahmen gehe auch auf Kosten der Abschlussschüler, die befürchteten, wegen einer Infektion Prüfungen zu versäumen oder nachschreiben zu müssen. Meidinger zufolge bleiben derzeit viele Abiturienten vorsorglich zu Hause und lassen Unterricht ausfallen, «weil der Gesundheitsschutz an Schulen inzwischen vielfach auf Null heruntergefahren wurde». Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Keller, nannte es «fahrlässig» nach der Abschaffung der Maskenpflicht nun auch auf Tests zu verzichten. «Diese ist die letzte wirksame Präventionsmaßnahme, die einen Beitrag leistet, die Gesundheit der Beschäftigten, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zu schützen. Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei», sagte Keller. «Alle Schutzmaßnahmen zu beenden, ist ein Spiel mit dem Feuer, das den Schulen mit der nächsten Welle auf die Füße fallen kann.»…“ Meldung vom 24. April 2022 bei news4teachers.de - Coronapandemie: „Alle Schutzmaßnahmen zu beenden, ist ein Spiel mit dem Feuer“
„Die GEW kritisiert, dass nach der Abschaffung der Maskenpflicht nun auch noch die Corona-Tests an Schulen eingestellt werden. Trotz rückläufiger Zahlen sind Inzidenzwerte und Hospitalisierungsrate nach wie vor hoch. Nach den Osterferien enden in weiteren Bundesländern die Corona-Pflichttests an Schulen. „Es ist fahrlässig, nach dem Ende der Maskenpflicht in den Schulen jetzt auch noch bewährte Teststrategien zu kippen. Diese sind die letzte wirksame Präventionsmaßnahme, die einen Beitrag leistet, die Gesundheit der Beschäftigten, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zu schützen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der GEW, Andreas Keller, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). (…) Testpflichten an Schulen sind deutschlandweit rechtlich weiterhin möglich. Die meisten Länder verzichten allerdings darauf. Angeboten werden stattdessen künftig freiwillige und auch anlassbezogene Tests etwa bei Symptomen oder wenn eine Klassenfahrt bevorsteht…“ PM vom 25.04.2022 - Ende der Maskenpflicht in der Coronapandemie: GEW sieht den Schulfrieden bedroht
„… Mit dem Inkrafttreten der neuen Corona-Regeln fällt nun auch in den meisten Schulen die Maskenpflicht. Die GEW kritisiert diesen Schritt angesichts der extrem hohen Inzidenzwerte als zu früh und wirft der Politik Verantwortungslosigkeit vor. „Die Politik lässt die Schulen und damit Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern mit dem Ende der Maskenpflicht allein. Wieder einmal! Die Politik erklärt den Gesundheitsschutz für beendet – das Corona-Virus sagt ‚Danke‘. Das ist verantwortungslos“, sagte GEW Vorsitzende Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Zahl der Erkrankten sei sowohl unter den Beschäftigten als auch unter den Schülerinnen und Schülern immer noch sehr hoch, es fehlten im Schnitt mehr als zehn Prozent der Beschäftigten, sagte Finnern der Nachrichtenagentur dpa. (…) Die GEW befürchtet deshalb, dass nach dem Wegfallen der Maskenpflicht die Krankheits- und Quarantänezeiten der Beschäftigten weiter steigen. Vor dem Hintergrund des ohnehin herrschenden Fachkräftemangels werde dies zu zusätzlichem Unterrichtsausfall führen und die Schulen über ihre Grenzen bringen. „Lernrückstände der Schülerinnen und Schüler werden weiter wachsen“, sagte Finnern. (…) „Die GEW sieht die Gefahr, dass das Thema ‚Maske ja oder nein‘ in jedes Klassenzimmer getragen wird und damit Schulfrieden und Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler gefährdet“, sagte Maike Finnern der dpa. Schulen könnten nur auf der Basis von Freiwilligkeit agieren. Das Tragen von Masken sei in der aktuellen sehr angespannten Infektionslage, in der Luftfilteranlagen nach wie vor Mangelware sind, zumindest bis zu den Ferien vernünftig und richtig. „Obwohl wir die pädagogischen Bedenken gegen das Tragen von Masken grundsätzlich teilen“, so Finnern…“ GEW-Stellungnahme vom 4. April 2022 - GEW: Neufassung des Infektionsschutzgesetztes „Schulen dürfen nicht zu Infektionstreibern werden!“
„… Die GEW sieht die geplante Änderung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) mit dem Wegfall bisheriger Schutzvorkehrungen gegen das Coronavirus mit großer Sorge. „Von der Ministerpräsidentenkonferenz muss ein deutliches Signal ausgehen: Die Maskenpflicht in den Schulen darf noch nicht abgeschafft werden. Dass sie durch das Infektionsschutzgesetz schon ab der kommenden Woche nicht mehr zum generellen Instrumentenkasten der Länder in der Pandemiebekämpfung gehören soll, ist falsch“, sagte GEW-Chefin Maike Finnern mit Blick auf die heute tagende Konferenz der Ministerpräseidentinnen und -präsidenten. (…) Gerade in der aktuellen Situation, in der die Inzidenzwerte bundesweit wieder deutlich steigen und an den Schulen noch einmal ein ganzes Stück höher liegen als im gesellschaftlichen Schnitt, sei Vorsicht geboten, so Finnern gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deuschland. „Schulen sind keine sicheren Orte, sie dürfen nicht zu Infektionstreibern werden.“ (…) Die GEW fürchtet viele unterschiedliche Corona-Regelungen in den Ländern und Kommunen. Jetzt über Hotspot-Regelungen die Zügel aus der Hand zu geben, führe zu einem kommunalen Flickenteppich, erklärte Finnern. Damit sei vorprogrammiert, dass Maßnahmen wie das Tragen von Masken zu Konflikten vor Ort führen und die für den Gesundheitsschutz notwendige Akzeptanz nur sehr schwer herzustellen sei. (…) Es sei ein Skandal, dass zwei Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie Luftfilteranlagen immer noch nicht flächendeckend in den Schulen eingebaut sind. „Gesellschaftliche Schutzmaßnahmen aufzugeben, wirkt sich auch negativ auf das Infektionsgeschehen an den Schulen aus – und trifft damit insbesondere die Kinder und Jugendlichen, die bisher die Hauptlast in der Corona-Krise getragen haben. Das wäre verantwortungslos!“, schloß Finnern.“ GEW-Pressemitteilung vom 17. März 2022 - „Der coronabedingte Ausfall von Lehrkräften trifft die Schulen aktuell heftig“ – GEW appelliert, an der Maskenpflicht, Hygiene- und Testkonzepten festzuhalten
„Die steigenden Infektionszahlen treiben den Krankenstand in die Höhe. Die Corona-Schutzmaßnahmen einzukassieren, ist eine „falsche Entscheidung der Politik“, sagt GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. Die GEW warnt davor, dass die Schulen angesichts der Corona-Pandemie und des zurzeit hohen Infektionsgeschehens an ihre Belastungsgrenze kommen. „Der corona-bedingte Ausfall von Lehrkräften trifft die Schulen aktuell heftig“, sagte Anja Bensinger-Stolze, Vorstandsmitglied Schule der GEW, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). So seien in Brandenburg beispielsweise 14 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer krank. Normal sei ein Krankenstand von höchstens fünf Prozent. Im Schnitt müsse mit einer Ausfallzeit von zwei bis drei Wochen gerechnet werden. „Die Zahl der Krankmeldungen wird in den nächsten Wochen weiter steigen, weil die Corona-Schutzmaßnahmen weitestgehend fallen sollen beziehungsweise bereits einkassiert worden sind“, warnte Bensinger-Stolze. Das sei eine falsche Entscheidung der Politik: „Die Rechnung zahlen Schulbeschäftigte sowie Schülerinnen und Schüler. Schulen sind keine Inseln: Weiter steigende Inzidenzwerte und wachsende Hospitalisierungsrate machen keinen Bogen um die Einrichtungen. Die Quote der erkrankten Kinder und Jugendlichen liegt – bei einer hohen Dunkelziffer – deutlich über dem gesellschaftlichen Schnitt und steigt weiter rasant.“ Die GEW appelliert „an alle politisch Verantwortlichen, an der Maskenpflicht ebenso wie an Hygiene- und Testkonzepten festzuhalten, damit die Situation nicht aus dem Ruder läuft. Die Lehrkräfte arbeiten bereits jetzt am Limit. Hamburg und Sachsen-Anhalt überlegen offenbar schon, sich landesweit zu Hotspots zu erklärten, um Schutzmaßnahmen aufrecht erhalten zu können.“…“ GEW-Meldung vom 24.03.2022 - GEW-Landeschefin: Schüler werden im Klassenzimmer zu wenig vor Corona geschützt – Studie gibt ihr recht
„Auf dem Höhepunkt der Omikron-Welle sieht die GEW die Sicherheit in den Klassenzimmern alles andere als gewährleistet. «Die Inzidenz steigt und steigt jedenfalls und es wird leider nicht alles für die Sicherheit getan», sagt die baden-württembergische GEW-Landeschefin Monika Stein im «Offenburger Tageblatt» auf die Frage, ob gerade die «Durchseuchung der Kinder» stattfinde. Vielerorts fehle es an Schutzmaßnahmen. Eine aktuelle Untersuchung der TU Berlin gibt ihr recht. (…) Dass in Schulen grundsätzlich ein besonders hohes Infektionsrisiko besteht und dass Schutzmaßnahmen das Infektionsrisiko dort auch in der aktuellen Omikron-Welle signifikant senken können, macht eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des Hermann-Rietschel-Instituts der Technischen Universität Berlin, die das ZDF grafisch aufbereitet hat, deutlich. Selbst wenn die Abstandsregel (die im Unterricht nicht gilt) eingehalten würde, wenn (wie vorgeschrieben) regelmäßig gelüftet wird und wenn (wie derzeit noch üblich) Maskenpflicht gilt, dann besteht den Forschern zufolge in einem Setting mit einem Infizierten im Raum in einem Muster-Klassenraum ein R(eproduktions)-Wert von 9,7, heißt: Innerhalb eines sechsstündigen Schultags werden sich im Schnitt 9,7 Kinder anstecken…“ Beitrag vom 13. Februar 2022 bei News4teachers , siehe dazu:- Ansteckungsgefahr im Klassenzimmer: So hoch ist das Risiko einer Omikron-Infektion in der Schule
„In ganz Deutschland findet der Schulunterricht in Präsenz statt. Das Tragen medizinischer Masken ist Pflicht. Schaut man auf die verschiedenen Altersgruppen, sind die Inzidenzen* bei Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter am höchsten (…) Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr im Klassenzimmer? Forschende der TU Berlin haben das berechnet…“ Beitrag vom 12.2.2022 beim ZDF
- Ansteckungsgefahr im Klassenzimmer: So hoch ist das Risiko einer Omikron-Infektion in der Schule
- Ein Lehrer (selbst akut an Corona erkrankt) schreibt an seine Kultusministerin: Stoppen Sie die Durchseuchung!
„„Sehr geehrte Frau Ministerin Schopper, diese Worte richten sich in erster Linie an Sie als Verantwortliche vor Ort, sie können aber stellvertretend auf alle Mitglieder der KMK übertragen werden, an alle Priens, Ernsts, Piazolos, Holters, die seit zwei Jahren den Infektionsschutz an Schulen – nicht betreiben“, so schreibt wütend in einem öffentlichen Schreiben an Baden-Württembergs Kultusministerin. Er betont: „Von Ihrer Seite blieb ein wirkungsvoller Infektionsschutz stets (man möchte meinen gezielt) aus.“ Jetzt hat er sich selbst mit dem Coronavirus infiziert…“ Beitrag vom 14. Februar 2022 bei News4teachers mit dem Original des Schreibens vom 12.2. bei EinJahrraus - Coronapandemie: „Schulen sind keine Inseln“
„Die GEW kritisiert, angesichts explodierender Infektionszahlen schon jetzt nach Lockerungen zu rufen und warnt vor populitischen Motiven. In den Schulen liegen die Werte teils weit über dem gesellschaftlichen Schnitt. (…) „Es ist richtig: Wir brauchen ein Konzept für Öffnungsschritte, wenn die Inzidenzwerte und die Hospitalisierungsraten sinken – gesellschaftlich und für die Schulen. Die Politik ist gut beraten, endlich entsprechende wissenschaftsbasierte Leitlinien zu entwickeln“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Bei den aktuell explodierenden Infektionszahlen verbiete es sich jedoch, schon jetzt nach Lockerungen zu rufen. “ (…) Beim Thema Luftfilteranlagen muss deutlich mehr Dampf gemacht werden“, sagte Finnern weiter. (…) „Schulen sind keine Inseln. Infektionen werden in die Einrichtungen getragen und verbreiten sich auch hier. In anderen gesellschaftlichen Bereichen Schutzmaßnahmen zu lockern, bedeutet deshalb, sehenden Auges in Kauf zu nehmen, dass die Infektionszahlen an den Schulen weiter und weiter steigen – und immer mehr Einrichtungen schließen müssen“, betonte die GEW Chefin. Das stehe in krassem Widerspruch zu dem politischen Willen und Ziel der Kultusministerinnen und -minister, dass offene Schulen höchste Priorität haben sollten. (…) „Die Gesellschaft muss Rücksicht auf die Schulen, die Gesundheit der Lehrkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler nehmen“, fordert Finnern. Das gelte insbesondere, weil die Kinder und Jugendlichen bisher die Hauptlast der Corona-Pandemie getragen haben und sehr viele Lehrerinnen und Lehrer mittlerweile bis über die Belastungsgrenze hinaus unter Druck stünden. „Dieser Druck muss reduziert – und nicht weiter verstärkt werden, nur weil einige Politikerinnen und Politiker aus populistischen Motiven die Füße nicht stillhalten können“, sagte die GEW Vorsitzende.“ GEW-Pressemitteilung vom 9. Februar 2022 - Schulstreik am 11.02. in Frankfurt am Main
„ES REICHT! Die aktuelle Situationen in den Schulen ist nicht mehr ertragbar! Wir rufen alle Schüler*innen und Unterstützer*innen zum Schulstreik am 11.02. um 14:00 an der Alten Oper auf! #Wirwerdenlaut
Warum jetzt? Nachdem hunderte Schüler*innenvertretungen gemeinsam mit Wissenschaftler*innen gefordert haben, endlich bessere Corona Maßnahmen zu verabschieden, kam von der Politik weiterhin nur leere Worte. Seit 2 Jahren Pandemie werden Schulen vernachlässigt, während die Lufthansa mit Milliarden gerettet wird und alles dafür getan wird die Wirtschaft am laufen zu halten. In Schulen ist es aber anscheinend nicht mal möglich, flächendeckend Luftfilter anzuschaffen. Jeden Tag infizieren sich Menschen in unserer Klasse und unserem Umfeld, wie lange wollen wir das so hinnehmen? Ist unter der ständigen Angst vor Infektion eine Bildung überhaupt noch möglich? Wir sagen es reicht! Wir rufen zum Schulstreik am 11.02. um 14:00 an der alten Oper auf! Als Schüler*innenbewegung können wir diesen Zustand nicht mehr mit ansehen! Schließt euch an!“ Thread von Fridays for Future Frankfurt am Main vom 8.2.2022 - Scheinheilig! KMK-Präsidentin bietet Schülerinitiative #WirWerdenLaut Gespräche an – um sie auf Twitter zu verleumden – wie viele andere auch
„Die Schüler-Initiative #WirWerdenLaut sorgt weiter für Wirbel. Innerhalb von nur wenigen Tagen haben über 110.000 Menschen die Petition gegen die Durchseuchung der Schulen unterschrieben, darunter zahlreiche Mediziner und Wissenschaftler. Elterninitiativen solidarisieren sich. KMK-Präsidentin Karin Prien hatte den Kindern und Jugendlichen – als absehbar wurde, dass die Aktion große Aufmerksamkeit finden würde – ein Gesprächsangebot gemacht. Eine Twitter-Nachricht der CDU-Politikerin mit einem verleumderischen Zitat weckt allerdings Zweifel, ob das ernst gemeint ist…“ Beitrag vom 6. Februar 2022 bei News4teachers mit weiteren Beispielen für die Verleumdungskampagne - Schule in der Pandemie:“Die Situation ist unerträglich“
„Lernen ja, aber nicht so: Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland fordern in einem offenen Brief kostenlose Masken, Luftfilter und eine Reduktion des Prüfungsstoffs.
Angesichts rasant steigender Infektionszahlen schlagen Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland Alarm. Die Bundesregierung müsse den Unterricht für sie sicherer machen, fordern sie an diesem Mittwoch in einem Protestbrief. „Die Situation an unseren Schulen ist nach zwei Jahren unerträglich geworden“, heißt es in dem zweiseitigen Schreiben, das an Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien (CDU), adressiert ist. Fast 100 Schulsprecher und mehrere Landesschülervertreter haben den Brief unterzeichnet, in einer Petition werden weitere Unterschriften gesammelt. (…) Ärger und Sorgen sind auch bei Schülern in Deutschland groß, Protest war bisher aber kaum zu vernehmen. Die drängendste Frage – Präsenzunterricht, ja oder nein? – wird in der Öffentlichkeit vor allem von Eltern und Lehrkräften diskutiert. An diesem Mittwoch nun machten die Schüler selbst klar: Sie wollen in die Schule gehen, aber nicht unter diesen Bedingungen: „Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht.“ (…) Aus dem offenen Brief spricht auch Frust über eine Politik, „die uns alle im Stich lässt“. Viele Schüler haben psychische Probleme bekommen, sagt Laura Körner. „Es kann nicht sein, dass die Politik das einfach ignoriert.“ Zwischen den Wellen fehlte außerdem die Bereitschaft der Verantwortlichen, die Probleme von Schulen und Schülern anzugehen, kritisiert Anjo Genow. Im Gegensatz zu den Schülern in Österreich verzichten die Verfasser des Briefs auf ein Ultimatum oder eine Streikdrohnung. Es wird aber über gemeinsame Proteste nachgedacht, sollte sich weiterhin nichts ändern…“ Artikel von Lilith Volkert vom 2. Februar 2022 in der Süddeutschen Zeitung online , siehe die Petition: - Petition und offener Brief an Kultusminister:innen: #WirWerdenLaut – Schulen in der fünften Welle
„Mit der Omikron-Variante ist die fünfte Infektionswelle des Coronavirus SARS-CoV-2 angebrochen. Wir Kinder und Jugendliche erdulden die Pandemie und die mit ihr einhergehenden Einschränkungen seit fast zwei Jahren. Wir halten uns gewissenhaft an die auferlegten Maßnahmen, um uns und andere zu schützen. Doch die Situation an unseren Schulen ist nach zwei Jahren unerträglich geworden. Wir haben unsere Belastungsgrenze erreicht. Endlich wird die psychische und körperliche Gesundheit von uns Schüler:innen stärker thematisiert. Dieser Diskurs sollte ehrlich und öffentlich mit statt nur über uns geführt werden. Wir Schüler:innen, wie auch viele Eltern, Lehrkräfte und Wissenschaftler:innen, haben immer wieder besseren Infektionsschutz an Schulen verlangt. Forderungen wie die flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern, die Aussetzung der Präsenzpflicht und der angemessene Ausbau digitaler Lern- und Lehrmittel an Schulen wurden und werden wiederholt zu großen Teilen ignoriert und bisherige Lösungsansätze und Förderprogramme waren nicht ausreichend. Wir müssen davon ausgehen, dass diese fünfte Welle nicht die letzte sein wird. Dennoch fehlt weiterhin ein klares politisches Signal, dass für den Herbst 2022 und die Zeit danach Vorbereitungen getroffen werden! Anfängliche Kommunikationsfehler der Corona-Politik der Jahre 2020 und 2021 werden wiederholt, wenn nicht gar übertroffen. (…) Wir können Ihre aktuelle Politik, die uns alle im Stich lässt, psychisch belastet und körperlich gefährdet, nicht länger mittragen. Wir sind darauf angewiesen, dass Sie endlich Ihrer Verantwortung gerecht werden und auf unsere Forderungen eingehen…“ Petition bei change.org von Anjo Genow, Schulsprecher & Initiator, und 100 SchülersprecherInnen- Siehe auch #LeiseWirdSichtbar auf Twitter
- Die GEW dazu: „Die jungen Menschen legen den Finger in die Wunde“
„Ein offener Brief, mit dem Schülerinnen und Schüler ihrem Unmut über die Corona-Politik Luft gemacht haben, sorgt im Netz für Wirbel. Als „Warnsignal an die politisch Verantwortlichen“ bezeichnete GEW-Chefin Maike Finnern die Aktion. Die GEW wertet die Initiative #wirwerdenlaut von Schülerinnen und Schülern als Warnsignal an die politisch Verantwortlichen. „Die jungen Menschen legen den Finger in die Wunde: Sie weisen zu Recht auf die Diskrepanz zwischen politischen Ankündigungen und dem mangelhaften Handeln vor Ort hin“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Die aktuellen Infektionszahlen zeigen, dass Schulen keine ‚sicheren Orte‘ sind. Die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz sind bis heute vielfach nicht ausreichend. Es entsteht der Eindruck, dass Politik die Pandemie an den Schulen durchlaufen lässt – und damit die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern gefährdet“, sagte Finnern weiter. Die Hauptlast der Pandemie hätten bisher die Kinder und Jugendlichen getragen. Der Druck, der auf ihnen laste, müsse verringert werden. Dazu gehöre auch, Prüfungen an die aktuelle Situation anzupassen, um den Teststress zu senken. Gleichzeitig brauche es mehr Schulsozialarbeiter und -sozialarbeiterinnen, mehr psychologische Unterstützung sowie mehr pädagogisches Personal, um die psychischen und sozialen Probleme der Schülerinnen und Schüler besser auffangen zu können…“ GEW-Meldung vom 04.02.2022
- Schüler-Inzidenz bis 6.000! Kultusminister: Kinder stecken sich größtenteils im Privaten an
„Die Omikron-Welle hat längst die Schulen erfasst. Hessens Kultusminister Alexander Lorz ficht das nicht an. Er setzt weiter auf gemeinsames Lernen – und sieht gute Gründe dafür. Notfalls erfindet er auch einen: wie die nicht belegbare Behauptung, dass Kinder und Jugendliche sich vorwiegend im privaten Umfeld anstecken. Angesichts einer Schüler-Inzidenz von fast 6.000 zum Beispiel in Frankfurt am Main muss es dort dann sehr viele ungeschützte Sozialkontakte nach der Schule geben…“ Beitrag vom 31. Januar 2022 bei news4teachers.de - Tägliche Tests, Kontaktquarantäne, kostenlose Masken: Berliner Eltern veröffentlichen 15 Forderungen zu Corona an Schulen
„Der Landeselternausschuss maßregelt Bildungsverwaltung und Amtsärzte. Das Gremium vermisst eine sorgfältige Güterabwägung und verständliche Kommunikation. (…) Der Landeselternausschuss, der sich aus gewählten Vertretern aller Bezirkselterngremien zusammensetzt, ist der Ansicht, dass sich das behördliche Vorgehen während der Pandemie nicht verbessert habe. In Bezug auf die Kommunikation sei die Qualität sogar tendenziell „abnehmend“. Als aktuelles, „gravierendes“ Beispiel“ nennen die Elternvertreter die jüngsten Entscheidungen zur Aussetzung der Kontaktpersonen-Quarantäne durch die Amtsärztinnen und Amtsärzte sowie die kurz danach erfolgte Aussetzung der Präsenzpflicht – letzteres mit einem Vorlauf von nur „knapp 17 Stunden“ – ein Schritt, der noch wenige Tage zuvor „von höchster Stelle“ kategorisch abgelehnt worden sei. Ganz unabhängig von dieser konkreten Entscheidung sei es vor allem die unabgestimmte Vorgehensweise und die mangelnden Zusammenarbeit der Verwaltungen, für die das höchste Elterngremium kein Verständnis habe…“ Artikel von Susanne Vieth-Entus vom 30.01.2022 im Tagesspiegel online – siehe den Forderungskatalog beim Berliner Landeselternausschuss - Corona: Liebe Kinder, ihr seid egal / #KinderdurchseuchungStoppen! #Schulboykott!
- Corona: Liebe Kinder, ihr seid egal
„Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht die aktuelle Omikron-Welle „unter Kontrolle“. Der Regierung geht es erneut darum, die Älteren zu schützen – was in den Schulen passiert, ist ihr egal. Das hat mehrere Konsequenzen… Den Regierenden in Bund und Ländern ist die Durchseuchung der Schulen in der Omikron-Welle egal. Das ist für Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler keine neue Nachricht, sie erleben es seit Wochen. Was zurzeit an den Schulen im Land passiert, ist die unkontrollierte Durchseuchung der Schülerschaft bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung einer Illusion von Präsenzunterricht . Wenn jetzt die Halbjahreszeugnisse vergeben werden, können in manchen Klassen die Hälfte der Schülerinnen und Schüler nicht persönlich erscheinen, weil sie gerade krank oder in Quarantäne sind. Würden die strengen Quarantäneregeln aus den ersten Wellen noch gelten, wären die Klassenzimmer komplett leer. Dann müsste man wenigstens nicht mehr so viel lüften. Denn Luftfilter gab es vielerorts nie . Auf sie wartet auch keiner mehr. Auf irgendein Verständnis der Verantwortlichen auch nicht mehr. (…) Eltern, Kinder, Lehrerinnen und Lehrer sind sowieso in einem Zustand weit jenseits von Wut und Müdigkeit. Also: Ihr seid egal. Es wird so weitergehen. Schaut selbst, wie ihr durchkommt. Habt einen leichten Verlauf.“ Kommentar von Jan Sternberg vom 28.01.2022 bei RND - Wie weit der Zynismus bereits geht zeigt die Petition: Präsenzpflicht im Bundestag beibehalten – doch es regt sich Widerstand:
- „Niemand wird die #KinderdurchseuchungStoppen! Diese Erkenntnis muss endlich tief ins Bewusstsein aller Eltern einsinken. Denn mit dem Wissen um die möglichen Folgen für UNSERE Kinder ist klar, was jetzt folgen muss: #Schulboykott!…“ Thread von Wir zählen! vom 29.1.2022 – siehe mehr Infos auf deren Homepage : „Wir zählen! Kinderdurchseuchung stoppen!“
Siehe auch #SichereBildung oder https://www.sicherebildung.de/ - Über NRW wird hier lieber geschwiegen, um Beleidigungsklagen zu vermeiden…
- Corona: Liebe Kinder, ihr seid egal
- [GEW] PCR-Tests sollen priorisiert werden – auch für Lehrkräfte sowie ErzieherInnen
„Das Infektionsgeschehen steigt drastisch. Bund und Länder haben am Montag jedoch keine weiteren Maßnahmen beschlossen. Stattdessen sollen PCR-Tests künftig priorisiert werden. Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher müssen berücksichtigt werden! Die Situation in den Kitas und Schulen ist extrem angespannt. „Die Inzidenzwerte liegen teils erheblich höher als im gesellschaftlichen Schnitt“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern am Montag gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). In vielen Einrichtungen komme jetzt viel zusammen: „Der ohnehin starke Fachkräftemangel gepaart mit im Winter üblichen Krankheitsfällen und einer weiter stark steigenen Coroainzidenz sowie vielen Quarantäneanordnungen führt an vielen Kitas und Schulen jetzt zu Personalengpässen“, erklärte Finnern. (…) „Auf PCR-Tests zu verzichten, reduziert den Infektionsschutz bei steigenden Fallzahlen“, sagte die GEW-Chefin. „Mit Blick auf die große Zahl tagtäglicher Kontakte, die Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher meist in Innenräumen haben, ist es notwendig, dass auch diese Berufsgruppen bei den PCR-Tests priorisiert werden.“ Dies gelte auch für die Kinder und Jugendlichen, die in die Kita und die Schule gehen. Viele Kinder und Jugendliche seien noch nicht geimpft oder können nicht geimpft werden. PCR-Pool-Tests und Lolli-Reihentests seien sehr gute Instrumente zum Infektionsschutz, so Finnern. An den Schulen und Kitas gibts es ohnehin es viel Unsicherheit und Frust über das schlechte Krisenmanagement von Politik und Kultusverwaltung. „Die Lehrkräfte sowie die Erzieherinnen und Erzieher, das berichten die Kolleginnen und Kollegen aus den GEW-Landesverbänden, sind hochgradig belastet. Schulen und Kitas stehen stark unter Druck und beklagen zu Recht mangelnde Unterstützung etwa bei der Entwicklung und Umsetzung von Gesundheitspräventionskonzepten oder dem Einbau von Luftfilteranlagen“, sagte Finnern. Es entstehe der Eindruck, dass in Kauf genommen wird, dass Infektionen durchlaufen – mit allen entsprechenden Wirkungen und gesundheitlichen Risiken…“ Pressemitteilung vom 25.01.2022 - „Frierende Schüler*innen“: Aufruf zu einem landesweiten Schulstreik!
„Liebe Mitschüler*innen, wir haben genug! Seit 2 Jahren sitzen wir beinahe durchgängig im Präsenzunterricht ohne Luftfilter, frieren bei geöffnetem Fenster in den Klassenräumen und müssen trotz Kontakt mit nachweislich Infizierten um jeden Quarantänetag kämpfen. Damit ist jetzt Schluss – wir rufen auf zu einem landesweiten SCHULSTREIK! Unsere Forderungen:- Luftfilter oder andere angemessene Schutzvorkehrungen gegen das Coronavirus – wir werden nicht noch einen weiteren Winter lang in den Klassenräumen frieren!
- Quarantänemöglichkeiten bei positiven Fällen in der Klasse – Bei infizierten Kontaktpersonen wollen wir nach Hause gehen! Dafür müssen Strukturen geschaffen werden, die allen Schüler*innen ein angemessene Methoden und Materialien für das Lernen zu Hause ermöglichen, insbesondere parallel zum Präsenzunterricht!
- Freiwilliges Absolvieren der Abiturprüfungen bzw. optionales Durchschnittsabitur – Maßstäbe für die Leistungsbewertung müssen an die massive psychische Belastung und das teilweise ungenügende Lehrangebot während der Pandemie angeglichen werden!
- Kostenlose Masken und PCR-Tests für alle! – Besonders Familien mit wenig Geld können sich diese Produkte weniger leisten und sind deshalb mehr gefährdet!
- Freigabe der Impfpatente – das Virus ist ein globales Problem und wird mit dem freien Markt nicht gelöst, sondern nur verschlimmert!
Diese Forderungen können wir nur durchsetzen, wenn wir uns als Schüler*innenschaft vereint der Methode des massenhaften zivilen Ungehorsams bedienen. Angesichts des versäumten Pandemiemanagements für uns ist es die richtige Entscheidung und moralisch vertretbar, zu streiken…“ Aufruf von Frierende Schüler*innen vom 19.01.2022 bei indymedia
- Psychologen und Ärzte schlagen Alarm: Präsenzunterricht um jeden Preis belastet Kinder massiv
„Kultusminister und Lobby-Verbände behaupten seit anderthalb Jahren, dass Schulschließungen in der Pandemie Kinder massiv belasten würde und begründen damit, warum sie die Bildungseinrichtungen unbedingt offenhalten wollen. Sieben renommierte Mediziner und Psychologen haben jetzt eine gemeinsame Stellungnahme herausgegeben – Tenor: Präsenzunterricht um jeden Preis sei keine Lösung, sondern Teil des Problems. Gefordert wird ein besserer Infektionsschutz. (…) Kinder haben mittlerweile deutschlandweit fast die höchsten Inzidenzen aller Bevölkerungsgruppen und sind damit häufig von Infektion, Isolation und Quarantäne betroffen. «Je länger die Pandemie dauert, desto schlimmer wird die Situation für Kinder und Jugendliche», betonte Prof. Menno Baumann von der Intensivpädagogik der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf. Zwar würde der Mensch mit der Zeit gewisse Anpassungsstrategien entwickeln, aber «an eine soziale Isolation kann er sich nicht gewöhnen». Zudem gehe die Schere zwischen Arm und Reich, zwischen Wohnraumangebot und sozialer Vernetzung in der Gesellschaft durch die Pandemie weiter auseinander. Besonders das unbedingte Festhalten an dem Präsenzunterricht in der jetzigen Form habe enorme Defizite mit teils fatalen Folgen aufgezeigt, sind sich die Experten einig. «Schule ist nur dann stabilisierend, wenn sie tatsächlich Bildung vermittelt, Ressourcen und Interessen fördert und stärkt, wenn sie eine stabile pädagogische Infrastruktur hat und Tagesstruktur und Rhythmus bietet», betonte Baumann…“ Beitrag vom 19. Januar 2022 bei News4teachers- Schulpräsenzpflicht: „Aussetzen erst dann Thema, wenn mehr Kinder im Krankenhaus landen“
„Die Inzidenz unter den Fünf- bis 14-Jährigen ist in Hamburg auf 1.732 geschossen. Ein Aussetzen der Präsenzpflicht an den Schulen ist für Schulsenator Rabe – Sprecher der SPD-geführten Kultusministerien in Deutschland – dennoch kein Thema. Darüber sei erst zu diskutieren, wenn die Zahl kranker Kinder in den Kliniken steige…“ Beitrag vom 18. Januar 2022 bei News4teachers
- Schulpräsenzpflicht: „Aussetzen erst dann Thema, wenn mehr Kinder im Krankenhaus landen“
- Schulstreik auch in Deutschland? Schüler planen unter #WirStreiken Streik gegen Präsenzunterricht unter Corona – Elterninitiativen zu Demos für „Sichere Bildung“
- Schüler planen unter dem Titel #WirStreiken einen Streik gegen Präsenzunterricht unter Corona
„In Österreich haben Schüler und Schülerinnen am Dienstagmorgen gestreikt. Viele von ihnen wollen erst wieder am Schulunterricht teilnehmen, wenn die Politik sich um bessere Covid-Schutzmaßnahmen für den Präsenzbetrieb kümmert. Was im Nachbarland schon hochgekocht ist, brodelt auch in Deutschland: Vielen Schülern macht das Mantra der Politik, die Schulen offen zu halten, angesichts der Rekord-Infektionszahlen und mangelnder Schutzkonzepte Sorgen. Unter den Hashtags #WirStreiken und #NichtMitUns werden Forderungen nach einem Schülerstreik in Deutschland laut. Einer der Wortführer ist dabei Anjo Genow. Der Landesschülervertreter aus Berlin ist 17 Jahre alt und wird dieses Jahr sein Abitur machen. Bei watson erzählt er, wann es zum Streik an deutschen Schulen kommen könnte und wie der aussehen wird. (…) Anjo Genow: Was in Österreich passiert, ist ein wichtiges Signal. Ich finde, auch bei uns in Deutschland muss das Nicht-Handeln der Politik endlich Konsequenzen haben. Seit Beginn der Pandemie stehen sinnvolle Sicherheitsmaßnahmen und Konzepte zur Verfügung, so hat zum Beispiel das RKI die S3-Leitlinien mit verfasst, die dem Schutz von uns Schülerinnen und Schüler dienen sollen. Doch diese Konzepte werden nicht umgesetzt. Es heißt weiterhin nur ‚Die Schulen müssen offen bleiben‘, aber es ist nicht in Sicht, bis zu welchen Inzidenzen das gelten soll. Wir, die betroffenen Schülerinnen und Schüler, haben bildungspolitische Probleme wiederholt angesprochen und Lösungen vorgeschlagen, die von der Politik ignoriert wurden – und das inzwischen seit fast zwei Jahren. (…) Seit dem Wochenende verfassen wir einen offenen Brief mit Forderungen an die Politik, der derzeit durch die Reihen der Schülervertretungen geht. Wenn diese ihr Feedback gegeben haben, werden wir den unterschriebenen Brief zusammen mit einer Frist an die entsprechenden Ministerien senden. Wir hoffen natürlich, dass darauf reagiert wird, dass die Politik sich unserer Sorgen annimmt und Unterrichts-Möglichkeiten neben dem – derzeit als kompromisslos propagierten – Präsenzunterricht eröffnet. Passiert das nicht, rufen wir zu Schulstreiks auf…“ Interview von Julia Dombrowsky vom 18.1.2022 bei watson.de und dazu: - Siehe ein weiteres Interview mit Anjo Genow bei t-online
- Siehe auch den Thread von @AnjoGenow vom 18.1.22 und akteulle Meldungen auf seinem Twitter-Account
- Demos für „Sichere Bildung“
Elterninitiativen und „Sichere Bildung“-Zusammenschlüsse haben den kommenden Samstag, 22. Januar, zu einem bundesweiten Aktionstag ausgerufen. In mehreren Großstädten sind Kundgebungen für besseren Infektionsschutz an Schulen und Kitas geplant. Die Aktion läuft unter dem Motto #LeiseWirdSichtbar. Siehe den Twitter-Account von Wir zählen! und die Homepage der Initiative - ZeroCovid-Kampagne ruft angesichts hoher Inzidenzen zu Zivilem Ungehorsam auf. Präsenzpflicht aufheben – Schulen und Betrieben fernbleiben!
- und der Thread von Zero Covid D/AT/CH vom 15.1.2022 : „Gruselkabinett Kinderdurchseuchung: Positive Kinder müssen nicht in Quarantäne; Kids die wg. Omicron-Wand Angst vor Schule haben; resignierte Lehrer, die allein gelassen werden. Aber: Widerstand wächst! Thread mit guten Beispielen was gg. Kids-Durchseuchung getan werden kann…“
- Siehe für weitere Infos #BildungAberSicher auf Twitter sowie #DurchseuchungStoppen und #EndePraesenzpflichtJetzt
- Siehe zum angesprochenen Vorbild Österreich: Nicht mit uns – Wir streiken! Schüler:innen von über 100 Schulen in Österreich rufen Streiks am 18.1.2022 gegen geplante Durchseuchung aus
- Schüler planen unter dem Titel #WirStreiken einen Streik gegen Präsenzunterricht unter Corona
- Schülerin Yasmin in Hagen weigert sich, wg. Infektionsgefahr die Schule zu betreten: Heinrich-Heine-Realschule unterstützt sie, Jugendamt erwägt Inobhutnahme
- Tweet der Heinrich-Heine-Realschule Haben vom 12.1.2022 : „Unsere Schülerin Yasmin ist ein sehr reflektierter junger Mensch und möchte auf Missstände rund um die schulischen Corona-Maßnahmen hinweisen. Das Jugendamt der Stadt @Hagen_Westfalen möchte das verhindern und spricht von Inobhutnahme. #twlz„
- Angst vor Corona – 13-Jährige wird draußen unterrichtet
„Yasmin T. (13) aus Hagen hat Angst, sich mit Corona anzustecken. Sie weigert sich, die Schule zu betreten. Sie wird draußen unterrichtet. Dick vermummt sitzt Yasmin T. (13) an ihrem Pult auf dem Schulhof. Sie trägt Mütze, Jacke und gefütterte Schuhe, ihre Handschuhe rutschen über den Touchscreen ihres Laptops. Es ist 0 Grad, ihr Atem dampft. Die Kälte kriecht an ihr hoch, sie sagt, dass sie friere: „Aber ich halte hier so lange durch, wie es sein muss.“ Yasmin T. will die Heinrich-Heine-Realschule in Hagen nicht mehr betreten. Sie hat Angst, sich mit Corona zu infizieren. Sie ist vorerkrankt und deshalb eine Risikopatientin, sie ist dreimal geimpft, sie trägt immer eine FFP2-Maske, auch allein hier draußen auf dem Schulhof. „Ich halte mich an alle Hygieneregeln. Es gibt viele Kinder wie mich. Aber es gibt auch solche, die sind nicht geimpft und halten sich nicht an die Regeln. Und mit denen setze ich mich nicht mehr zusammen in einen Raum.“ (…) Es geht ihr darum, ein Zeichen zu setzen, sie will nicht den Unterricht bestreiken. Deshalb hat Yasmin die Schule gebeten, ihr einen Schülerpult zur Verfügung zu stellen, damit sie den Unterricht online verfolgen kann: „So kann ich meine Aufgaben erledigen und muss nicht zu den Ungeimpften reingehen.“ Schulleiterin Corinna Osman hat den ungewöhnlichen Wunsch des Mädchens aus der siebten Klasse erfüllt…“ Artikel von Hubertus Heuel vom 11.01.2022 in der Westfalenpost online - Jugendamt denkt über Inobhutnahme nach
„… Hagener Jugendamt sieht das Wohlergehen des Mädchens gefährdet und will mit einem schulpsychologischen Gutachten erreichen, dass Yasmin – isoliert von ihren Mitschülern aus der 7. Klasse – in einem eigenen Raum unterrichtet wird: „Der Protest ist vielleicht gut gemeint, aber es handelt sich um ein 13-jähriges Kind, das bei Wind und Wetter draußen sitzt und das Ganze nicht überblickt“, sagte Reinhard Goldbach, Leiter des städtischen Fachbereichs Jugend und Soziales, zu dem das Jugendamt gehört. Sollte die Schülerin die Aktion auf dem Schulhof dennoch fortsetzen, werde er eventuell ihre Inobhutnahme anordnen, so Goldbach…“ Artikel von Hubertus Heuel vom 12.01.2022 in der Westfalenpost online - Protest von Schülerin Yasmin gegen unsicheren Präsenzunterricht löst Welle der Solidarität aus
Artikel von Gregor Link vom 14.1.2022 bei wsws
- Kürzere Quarantäne für Schüler beschlossen: Kritik von Lehrerverband und GEW
„… Der Deutsche Lehrerverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisieren die von Bund und Ländern beschlossene Verkürzung der Quarantänezeiten für Schülerinnen und Schüler. „Wenn diese Aufweichung der Quarantäneregeln dazu führt, dass mehr Infizierte unerkannt in Schulen herumlaufen, wird der Schuss nach hinten losgehen“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, den Zeitungen der Essener Funke-Mediengruppe. Das Freitesten durch relativ unsichere Antigentests erscheine dem Verband „problematisch“, sagte er. Das gelte vor allem deshalb, weil diese Tests in den ersten Tagen einer Infektion nicht so aussagekräftig seien. (…) Auch die Lehrergewerkschaft GEW kritisierte die kürzeren Quarantänezeiten für die Schüler. „Dadurch setzten wir alle, die sich an Schulen aufhalten, einer erhöhten Infektionsgefahr aus“, sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller den Zeitungen. Solange es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gebe, dass Schülerinnen und Schüler schneller Symptome entwickeln würden oder schneller wieder genesen, könne die GEW diese Entscheidung nicht befürworten. „Für die Schulen besonders laxe Regeln anzuwenden, ist ein Spiel mit der Sicherheit von Schülerinnen, Schülern, Lehrkräften und Eltern“, erklärte der Gewerkschaftsvertreter…“ Meldung vom 7. Januar 2022 beim RND – siehe dazu:- GEW kritisiert Quarantäne-Regeln: „Das ist eine Gefährdung des Gesundheitsschutzes“
„Bund und Länder haben sich bei ihrem Corona-Gipfel am Freitag auf neue Quarantäne-Bestimmungen geeinigt. Für Schulen und Kitas „besonders laxe Regeln anzuwenden, ist ein Spiel mit der Sicherheit“, sagte GEW-Vize Keller. Wegen der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante hat die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag eine Reihe neuer Beschlüsse gefasst. So wurden etwa die Quarantäneregeln geändert. Für Schülerinnen und Schüler sowie Kita-Kinder soll die Quarantäne als Kontaktperson bereits nach fünf Tagen durch einen Negativtest beendet werden können. Die GEW hält es für problematisch, wenn man die Regelungen für eine bestimmte Gruppe laxer fasst als für alle anderen. „Dadurch setzen wir alle, die sich an Schulen aufhalten, einer erhöhten Infektionsgefahr aus.“ (Andreas Keller) „Die Verkürzung für Quarantänezeit für Schülerinnen und Schüler ist nicht nachvollziehbar. Dadurch setzen wir alle, die sich an Schulen aufhalten, einer erhöhten Infektionsgefahr aus“, sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller, den Funke-Zeitungen. Das gleiche gelte auch für den Kita-Bereich. (…) Die GEW begrüßte hingegen die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz, keine besonders kurzen Quarantänezeiten für Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher vorzusehen. Der Gesundheitsschutz der Beschäftigten in Schule und Kita müsse gewährleistet bleiben. „Deshalb sind wir erleichtert, dass es keine Sonderregelungen für Lehrkräfte gibt, wie sie die Kultusministerkonferenz vorgeschlagen hatte“, sagte Keller…“ Meldung der GEW vom 07.01.2022
- GEW kritisiert Quarantäne-Regeln: „Das ist eine Gefährdung des Gesundheitsschutzes“
- Debatte um Corona-Quarantäne: „Sicherheit der Lehrkräfte geht vor!“
„Bund und Länder wollen Freitag neue Corona-Regeln beschließen. Die GEW plädiert dafür, abzuwarten, ob der Expertenrat der Regierung eine verkürzte Quarantänezeit empfiehlt. Der Schutz der Beschäftigten hat oberste Priorität. (…) „Der Schutz der Lehrkräfte hat für uns als GEW oberste Priorität“, stellte GEW Vorsitzende Maike Finnern klar. „Deshalb fordern wir keine generelle Verkürzung der Quarantänezeiten. Schon gar nicht, damit alle schneller wieder arbeiten, wie es Medien berichten.“ Die GEW plädiert dafür, die Expertise des Corona-Expertenrats der Bundesregierung abzuwarten. „Erst wenn der Expertenrat empfiehlt, für geimpfte und genesene Beschäftigte ohne Symptome die Quarantäne durch einen PCR-Test zu verkürzen, könnten wir das mittragen“, sagte Finnern. In der Corona-Pandemie fordert die GEW fortwährend die Politik auf, für maximalen Schutz der Beschäftigten im Bildungsbereich zu sorgen. „Mindestens dreimal wöchentliche Tests, Maskenpflicht, Hygienekonzepte und Luftfilter sind Voraussetzung für Präsenzunterricht. Extrem wichtig ist auch die Impf- und Boosterkampagne“, sagte Finnern. Von Bund und Ländern verlangt die GEW-Vorsitzende, auch das restliche Schuljahr in den Blick zu nehmen und „bundesweit einheitliche Leitlinien“ zu verabschieden…“ GEW-Pressemitteilung vom 05.01.2022 , siehe dazu:- Thread von Andreas Keller (GEW) vom 5.1.22 : „#KMK plädiert für verkürzte Quarantäne von Schüler*innen & Lehrkräften: als „Grundlage für die Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit anderer Kritischer Infrastrukturen“ – und auf Kosten der Sicherheit von Lehrkräften & Schüler*innen #BildungAberSicher #twlz
Ärgerlich auch, weil die Länder in fast 2 Jahren ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben: Tests und Masken für alle, belastbare Hygienekonzepte, Luftfilter, einheitliche Leitlinien für Präsenzunterricht … – Sicherheit geht vor!…“ - Omikron-Welle: KMK schwört sich auf Präsenzunterricht um jeden Preis ein – wird Quarantäne für Lehrer verkürzt?
„Die befürchtete Omikron-Flut beschäftigt auch die Bildungspolitik. Bleiben die Schulen weiter offen, auch wenn die Ansteckungszahlen steil nach oben gehen sollten? Die KMK hat sich vor ihrer Krisensitzung offenbar bereits auf Präsenzunterricht um jeden Preis festgelegt. Die Frage wird sein, ob dies auch realistisch ist – angesichts der zu erwartenden Erkrankungswelle. Hessens Kultusminister Lorz fordert bereits, die Quarantäne für Lehrkräfte zu verkürzen, um den Betrieb aufrechterhalten zu können. (…) International allerdings häufen sich Meldungen darüber, dass sehr viel mehr Kinder mit Corona-Infektionen in Krankenhäuser eingeliefert werden, wie News4teachers berichtet . Die DGKJ selbst hatte in der vergangenen Woche eine Stellungnahme herausgegeben, in der an die S3-Leitlinie für den Schulbetrieb erinnert wird, die Fachverbände gemeinsam mit dem Bundesbildungsmininisterium entwickelt haben – und in der bei hohen Inzidenzen Wechselunterricht empfohlen wird. Davon ist allerdings jetzt keine Rede mehr. Flächendeckende Schulschließungen sind nach Änderungen am Infektionsschutzgesetz durch die Ampel-Parteien inzwischen sogar verboten. (…) Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Maike Finnern, glaubt nicht, dass Präsenzunterricht an allen Schulen durchgängig möglich sein wird. «Wir müssen uns ehrlich machen», sagte sie dem Portal «Business Insider». «Es wird Schulen geben, die auf Distanz unterrichten müssen».“ Titelthema der News4teachers vom 5. Januar 2022 - Siehe auch unser Dossier Arbeitsquarantäne – ist das legal? und die Stellungnahmen zum Infektionsschutz in Kitas, Schulen und anderen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen auf Sichere Bildung JETZT
- Thread von Andreas Keller (GEW) vom 5.1.22 : „#KMK plädiert für verkürzte Quarantäne von Schüler*innen & Lehrkräften: als „Grundlage für die Sicherstellung der Arbeitsfähigkeit anderer Kritischer Infrastrukturen“ – und auf Kosten der Sicherheit von Lehrkräften & Schüler*innen #BildungAberSicher #twlz
- Vorziehen? Präsenzpflicht aussetzen? Nichts tun? Das Weihnachtsferien-Chaos: Länder schon wieder uneins
„Das Chaos der vergangenen anderthalb Jahre setzt sich nahtlos fort: Wieder ist es nicht gelungen, die Landesregierungen bei den Schulen auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Diesmal: in der Frage, ob die Weihnachtsferien vorgezogen werden sollen. Dazu hatte die Leopoldina geraten. Angesichts des Infektionsgeschehens drängte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in der Bund-Länder-Runde am Donnerstag auf eine entsprechende bundesweite Regelung – vergeblich. Die Folge: Jedes Bundesland macht wieder, was es will. Niedersachsen hebt die Präsenzpflicht kurzzeitig auf…“ Überblick vom 11. Dezember 2021 bei News4teachers - [GEW] Corona-Pandemie in Kitas und Schulen: Luftfilter, Masken, Impfungen – gegen Impfpflicht für Beschäftigte an Kitas und Schulen
„Die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten haben am Donnerstag beschlossen, dass Kitas und Schulen offen gehalten werden sollen. „Länder und Kommunen müssen endlich die notwendigen Voraussetzungen schaffen!“ mahnte GEW-Chefin Maike Finnern. Die GEW hält es für richtig, Schulen und Kitas in der Corona-Pandemie offenzuhalten. Doch es mangelt immer noch in vielen Bildungseinrichtungen über die dafür notwendigen Bedingungen. „Länder und Kommunen müssen endlich die notwendigen Voraussetzungen schaffen. Das ist bisher nur unzureichend geschehen. In manchen Hotspots droht die Situation an den Schulen bereits jetzt aus dem Ruder zu laufen,“ beklagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern noch am Abend mit Blick auf den Beschluss von Bund und Ländern. (…) Maike Finnern nahm darüber hinaus auch die Erwachsenen in die Pflicht, jetzt Rücksicht auf die Jüngeren zu nehmen: „Kinder und Jugendliche haben in der Corona-Krise bisher eine Hauptlast getragen.“ Jetzt sei die Gesellschaft außerhalb der Schule gefordert, bekräftigte die GEW-Chefin. Die Erwachsenen müssten insbesondere die Kinder schützen, die bis heute nicht geimpft werden können – unabhängig davon, dass die Krankheitsverläufe bei Kindern und Jugendlichen in der Regel milder seien als bei Erwachsenen. Es sei noch viel zu wenig über die Long-Covid-Folgen für Mädchen und Jungen bekannt. „Rücksicht auf die Kinder zu nehmen, heißt beispielsweise, auf Massenveranstaltungen zu verzichten. Es darf nicht sein, dass Kitas und Schulen strikte Präventionskonzepte zum Gesundheitsschutz umsetzen, Erwachsene aber feiern gehen, möglicherweise das Corona-Virus aufschnappen und die Kinder anstecken.“ Die GEW lehnt eine Impfpflicht für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher ab. Warum? „Die Debatte um die Impfpflicht verdeckt die Probleme in den Bildungseinrichtungen. Wir wissen, dass 95 Prozent der Lehrkräfte geimpft sind. Für die Gruppe der Erzieherinnen und Erzieher sind keine vergleichbaren Zahlen bekannt. Jedoch wird eins deutlich: Die Pädagoginnen und Pädagogen nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr“, sagte Finnern. „Die Debatte über eine Impfpflicht in den Schulen zu führen, geht an der Realität vorbei .““ GEW-Meldung vom 19.11.2021 , siehe dazu:- „Schulen und Kitas besser unterstützen als bisher!“ – Diese Maßnahmen fordert die GEW
„Die Corona-Lage in Deutschland spitzt sich zu. Die Infektionszahlen steigen weiter exponentiell, viele Krankenhäuser sind schon überlastet. „In manchen Hotspots droht die Situation an den Schulen bereits jetzt aus dem Ruder zu laufen“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der GEW dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wir appellieren an die geschäftsführende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten, die sich am Donnerstag treffen, aber auch an die Verantwortlichen in den Kultusministerien und den Kommunen, die Schulen nicht alleine zu lassen“, so die GEW Chefin. (…) Das heißt: Der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen, eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, muss umgehend umgesetzt werden. „Der seit Monaten schleppende Umgang mit dem Thema ist unverantwortlich“, so Finnern. Auch das Tragen von Masken in den Innenräumen der Schulen sei – trotz aller richtigen pädagogischen Bedenken – eine sinnvolle Maßnahme, um Infektionen zu verhindern. Die GEW kritisiert, dass sich die Länder nicht auf gemeinsame Regeln zum Thema Masken verständigt haben. Das sei kontraproduktiv und schade der Akzeptanz der Maßnahmen durch Eltern sowie Schülerinnen und Schüler. (…) Angesichts der heftigen vierten Corona-Welle muss „die Impfkampagne weiter voran getrieben werden“, sagte Maike Finnern. „Allen Lehrkräften sowie den Erzieherinnen und Erziehern muss sechs Monate nach ihrer Zweitimpfung schnell und unbürokratisch eine Boosterimpfung angeboten werden. Lange Warteschlangen vor Impfzentren demotivieren.“ (…) Die GEW lehnt eine Impfpflicht für Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher ab. Warum? „Die Debatte um die Impfpflicht verdeckt die Probleme in den Bildungseinrichtungen. Wir wissen, dass 95 Prozent der Lehrkräfte geimpft sind. Für die Gruppe der Erzieherinnen und Erzieher sind keine vergleichbaren Zahlen bekannt. Jedoch wird eins deutlich: Die Pädagoginnen und Pädagogen nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr“, sagte Finnern. „Die Debatte über eine Impfpflicht in den Schulen zu führen, geht an der Realität vorbei.“ GEW-Statement vom 18. November 2021
- „Schulen und Kitas besser unterstützen als bisher!“ – Diese Maßnahmen fordert die GEW
- „Der Handlungsdruck ist immens hoch“. Angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen fordert die GEW, Schulen nicht alleine zu lassen und sie schnellstens mit Luftfiltern auszustatten
„Angesichts der aktuell exponentiell steigenden Infektionszahlen und der schon jetzt hohen Auslastung der Krankenhäuser mahnt die GEW, dass Kommunen und Länder die Schulen besser unterstützen. „Die Schulen dürfen bei den jetzt rasant steigenden Inzidenzzahlen nicht zu Infektionstreibern werden und von den Verantwortlichen in den Kommunen und Ländern nicht alleine gelassen werden“, sagte die GEW Vorsitzende Maike Finnern der „Welt“. Situation darf nicht aus dem Ruder laufen: „Gerade in der beginnenden kalten Jahreszeit muss endlich der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen, eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, schnellstens erfolgen. Der Handlungsdruck ist immens hoch. Kultusministerien, Schulbehörden und -träger sind gefordert, die Schulen zu unterstützen, damit die Situation nicht aus dem Ruder läuft. Sie haben es in der Hand, Schulschließungen zu verhindern. Werden alle Präventionsmaßnahmen ermöglicht und umgesetzt, können die Gesundheitsämter bei Coronafällen kurze Quarantänezeiten möglich machen und Schulen möglichst offen lassen.“ Den bestmöglichen Gesundheitsschutz für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und die Lehrkräfte böte das Zusammenspiel eines Maßnahmenpakets. Zu diesem gehörten die Einhaltung der AHA-Regeln, ein Lüftungskonzept und eine Teststrategie, die drei Tests pro Woche vorsieht – am besten für alle, egal ob geimpft, genesen oder nicht geimpft. „Masken in Innenräumen sind eine sinnvolle Maßnahme, um Infektionen zu verhindern. Dass sich die Länder nicht auf gemeinsame Regeln zum Thema Masken verständigt haben, ist kontraproduktiv und schadet damit der Akzeptanz der Maßnahmen durch Eltern, Schülerinnen und Schüler“, sagte Finnern. Die GEW mahnt auch, die Impfkampagne konsequent voranzutreiben. „Es ist gut, dass die Impfquote der an Schule Beschäftigten bei 95 Prozent liegt. Allen Beschäftigten muss nach sechs Monaten schnell und unkompliziert eine Boosterimpfung angeboten werden. Der Impfschutz ist auf mittlere und lange Sicht die beste Schutzmaßnahme“, so die GEW-Chefin.“ GEW-Pressemitteilung vom 16.11.2021 - Corona-Lage an Schulen: „Stehen kurz vor dem Kontrollverlust“
„Distanzunterricht, Luftfilteranlagen, Maskenpflicht – während der Pandemie mangelte es nicht an Reizthemen im Schulalltag. Nun rollt die nächste Welle auf Schüler und Lehrkräfte zu. Experten mahnen dazu, entschieden zu handeln. (…) Der Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands [Andreas Bartsch] schildert seine Eindrücke aus den vergangenen vierzehn Tagen: „Die Schülerinnen und Schüler scheinen lernfähiger zu sein als die Politik. Ich würde mal sagen, drei Viertel von ihnen tragen nach wie vor die Maske.“ (…) „Schule ist ja keine Insel oder keine Isolierstation. Schüler gehen nach Hause, in die Familien hinein, zu den Großeltern. Und das ist die große Sorge, dass hier eben dann auch das Virus übertragen wird.“ (…) Für Meidinger gibt es daher bloß drei Szenarien: Die Durchseuchung an Schulen, um so zu einer Immunisierung zu kommen, bevor ein Impfstoff zugelassen ist. Dies könne man aufgrund der unvorhersehbaren Langzeitwirkungen allerdings in keinem Fall verantworten. Das zweite Szenario wäre ein Déjà-vu: „Wir steuern wieder auf Schulschließungen zu, was wir auf keinen Fall wieder wollen.“ Aber schon jetzt häufen sich in den besonders stark betroffenen Regionen wieder Schulschließungen. So sind in Sachsen laut Landesregierung inzwischen wieder über 50 Schulen entweder komplett oder teilweise geschlossen. Meidinger setzt auf eine dritte Option: An den Schulen alles zu machen, um den Gesundheitsschutz hochzuhalten. Das heißt für ihn: „Maskenpflicht, endlich mal diese Hunderte von Millionen für Raumluftfilteranlagen abrufen, sowie eng getaktete Testungen.“ Nötig seien weiterhin Impfangebote – auch im Umfeld von Schulen, für die Kinder und Jugendlichen, die schon geimpft werden könnten…“ Beitrag von René Bucken vom 16. November 2021 bei tagesschau.de - Vierte Coronawelle rollt: Viele Schulen brauchen noch dringend Luftfilter
„… Mit Blick auf die wieder steigenden Inzidenzwerte, insbesondere in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen, pochen GEW und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) auf den Einsatz von Luftfiltern an Schulen, um etwaige Coronaviren einzudämmen. „Der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen an den Schulen, eingebettet in Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte, muss endlich umgesetzt werden. Mit Luftfiltern sind viele Schulen immer noch nicht so ausgestattet, wie es notwendig ist“, sagte GEW-Chefin Maike Finnern dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Hier herrscht dringender Handlungsbedarf.“ VBE-Präsident Udo Beckmann beklagte, dass erst an einem Viertel der Schulen überhaupt einzelne Luftfilter eingesetzt würden. „Das ist schlicht zu wenig.“…“ GEW-Pressemitteilung vom 1. November 2021 - GEW: „Weiter keine gemeinsame Linie bei Maskenpflicht in der Schule“
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist enttäuscht, dass sich die Kultusministerkonferenz (KMK) nicht auf eine gemeinsame Linie beim Thema „Maskenpflicht“ verständigt hat. „Es ist verständlich, dass sich viele Menschen wünschen, die Maskenpflicht im Unterricht grundsätzlich aufzuheben. Trotzdem bleibt die Maske in geschlossenen Räumen als ein Teil des Maßnahmenbündels zum Gesundheitsschutz abhängig vom Infektionsgeschehen sinnvoll. Sie leistet einen wichtigen Beitrag, Quarantänezeiten zu reduzieren oder auf diese zu verzichten“, sagte Anja Bensinger-Stolze am Freitag in Frankfurt a.M. Sie wies auf die aktuelle Empfehlung von Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts (RKI), hin, an den Maßnahmen zum Infektionsschutz in Schulen bis zum Frühjahr 2022 festzuhalten. „Wir wollen, dass die Schulen geöffnet bleiben. Gerade deshalb, das zeigt die aktuell steigende Zahl der Infektionen in Schulen, müssen die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz wie die AHA-Regeln, regelmäßige Tests, der flächendeckende Einbau von Luftfilteranlagen an den Schulen – eingebettet in vorhandene Raum-, Lüftungs- und Hygienekonzepte – weiter strikt beachtet und die Impfkampagne voran getrieben werden. Das Zusammenspiel aller Maßnahmen zur Gesundheitsprävention bietet den bestmöglichen Schutz für Schülerinnen und Schüler, deren Eltern sowie der Lehrkräfte…“ GEW-Pressemitteilung vom 8. Oktober 2021 - Einheitliches Corona-Konzept beschlossen – GEW fordert PCR-Tests zum Freitesten
„Die Gesundheitsminister der Länder haben sich auf einheitliche Quarantäne-Regeln in Schulen geeinigt. Die GEW begrüßt das und mahnt, weiter am Masken- und Lüftungskonzept festzuhalten sowie verlässlichere Tests einzusetzen. Für den weiteren Kampf gegen die Coronapandemie im Herbst und Winter sollen umfangreiche Neuregelungen greifen. Am Montagabend einigten sich die Gesundheitsminister der Länder vorab bereits mehrheitlich auf einfachere und bundesweit einheitliche Quarantäne-Regeln bei Coronafällen in Schulen. Die GEW begrüßt diesen Beschluss.„Die Schulen brauchen ein Konzept, das regelt, unter welchen Umständen wann wie viele Schülerinnen und Schüler wie in Quarantäne geschickt werden. Für die Gesundheitsämter ist es eine wichtige Hilfestellung, wenn es bundesweit gültige Leitlinien gibt, die auf der Folie etwa des Inzidenzwertes, der Impfquote und der Krankenhausbelegung basieren“, sagte GEW Chefin Maike Finnern gegenüber der „Rheinischen Post“. Damit das Konzept klappt, sei aber der regelmäßige Einsatz aussagekräftiger, verlässlicher PCR-Tests und das Tragen von Masken in Räumen Voraussetzung…“ Pressemitteilung vom 07.09.2021 - Coronapandemie: Warum wird Kindern so viel zugemutet?
„… Am 1. September 2021 befinden wir uns im Jahr zwei der globalen Pandemie, die 20 Monate zuvor im Januar 2020 auch in Europa begonnen hatte. Vor diesem Hintergrund lässt sich frohen Mutes ein kleines Ratespiel veranstalten: Wieviel Euro Förderung des Bundes sind bereits für mobile Luftfilteranlagen in Kindergärten und Schulen geflossen? An die Orte also, wo sich nach den Sommerferien die größten Ansammlungen Ungeimpfter in geschlossenen Räumen befinden? Die richtige Antwort dürfte lauten: Null Euro. Wenn nicht in den letzten Tagen blitzartig Gelder geflossen sind, von denen wir noch nicht wissen. Doch das ist eher unwahrscheinlich – womit wir bei den zwei Gründen für dieses erstaunliche Versäumnis wären. Einer davon ist konkret, der andere lässt einen vor Wut rasen. Der konkrete ist, dass entsprechende Anträge seit dem 27. August 2021 überhaupt erst gestellt werden können. Ging vorher nicht, weil – je nachdem, wen man fragt – entweder der Bund oder die Länder blockierten, irgendeine Unterschrift fehlte und eine Verwaltungsvorschrift des Bundes geändert werden musste. Wenn man die Erfahrung aus den Novemberhilfen für Unternehmen als Muster begreift, dann dürfte die Auszahlung um den Spätsommer 2031 beginnen. Der andere, vor Wut rasend machende Grund für das Versagen gegenüber den Jüngsten ist die prinzipielle Geringschätzung, mit der dieses Land seinen Kindern begegnet. Dass man fast anderthalb Jahre lang sich getraut hat, Lüften als wichtigste Coronamaßnahme bei Kindern vorzuschlagen. Statt die anderthalb Milliarden Euro für Luftfilter in Klassenräumen zu besorgen, als man im Spätsommer 2020 auch für Theater, Museen und Parlamentsgebäude plante. (…) Die Geringschätzung war natürlich schon vor Corona da, die deutsche Kindermissachtung lässt sich neben vielen anderen Daten an einem beschämenden Wert festmachen. Als Angela Merkel 2005 Kanzlerin wurde, waren 19,5 Prozent der Kinder in Deutschland armutsgefährdet. 2020 betrug dieser Wert 21,3 Prozent, und besser lässt sich kaum ausdrücken, dass Kinder einfach politisch vernachlässigbar sind. (…) Es bleibt die eine große, tonnenschwere Frage, schon vor Corona, aber durch Corona eben mit ganz besonderer Dringlichkeit. Warum wird Kindern eigentlich so unfassbar viel zugemutet? Sie lässt sich mit einem einfachen, aber eindrucksvollen Vergleich beantworten. Es gibt in Deutschland 14,5 Millionen Eltern minderjähriger Kinder, aber 21 Millionen ADAC-Mitglieder. Und genau so fühlt es sich ja auch an.“ Kolumne von Sascha Lobo vom 1. September 2021 beim Spiegel online - Aufholen statt Erholen: Nach einem Jahr Pandemie sollen Schüler*innen nun umso mehr Leistungen erbringen – das schafft, ist auch eine Klassenfrage
„Die Pandemie hielt für die Schüler*innen eine Lehre parat, die schon Berthold Brecht in den »Flüchtlingsgesprächen« durch seinen Protagonisten Ziffel über die Schule sagen ließ: »Die Kinder der besseren Leute wurden besser behandelt als die der Leute, welche arbeiteten.« Dass die Kinder diese Lektion schon in der Schule lernten, begrüßte Ziffel, denn andernfalls, »würden die jungen Menschen diesen Unterschied in der Behandlung, der so unendlich wichtig ist, erst im Leben kennenlernen.« In Zeiten der Corona-Pandemie müssen sich die Schüler*innen – wenn sie es überhaupt je mussten – nun wahrlich keine Gedanken mehr darüber machen, dass ihnen diese wichtige Lebenslektion im Lehrbetrieb vorenthalten werden könnte. (…) So hatte laut IFO-Institut der Wegfall des Präsenzunterrichts verheerende Folgen für die Chancengleichheit. Auch mit Blick auf die psychische Gesundheit sind junge Menschen unterschiedlich betroffen. Zwar ist die Corona-Pandemie für alle eine besondere Herausforderung, allerdings hat diese für Kinder und Jugendliche aus den unteren Schichten deutlich gravierendere negative gesundheitliche Folgen, wie Erfahrungen des Universitätsklinikums Leipzig bereits letztes Jahr nahegelegt hatten. (…) »Die jungen Menschen sind sehr stark belastet – und wenn wir den Zusammenhalt der Gesellschaft bewahren wollen, dann müssen wir uns jetzt dringend um sie kümmern«, sagte Simon Schnetzer bei der Vorstellung ihrer Studie »Jugend und Corona in Deutschland: Die Jugend am Ende Ihrer Geduld«. Die Studie betont zwar, dass jungen Menschen mehr Freiräume zugestanden werden müssen, mahlt aber zugleich ein bedrohliches Bild der Jugend, welche in der Lage wäre, den sozialen Frieden in Deutschland aufzukündigen. (…) Während Jugendliche aus Arbeiter*innenfamilien nicht nur abends kaum Freizeitmöglichkeiten haben, sondern auch in der Schule deutlich schlechtere Startbedingungen haben, entsteht zusätzlich der Eindruck, die Gymnasien würden während der Pandemie gegenüber anderen Schulformen eine privilegiertere Stellung genießen. In Augsburg, Nürnberg und München streikten im Februar Schüler*innen der Fachoberschulen und Berufsoberschulen, weil Erleichterungen wie der Wegfall von Prüfungen, die zuvor für Gymnasien verabschiedet wurden, für sie nicht gelten sollten. Auch in Erfurt haben mehre Abschlussklassen von Realschulen Entlastung gefordert und auf ihre teilweise desaströse Lage aufmerksam gemacht. (…) Gleichzeitigt kündigt sich zumindest in der Bundespolitik ein Wechsel in der Pandemiebeschulung an: Befeuert von der Perspektive, dass der Impffortschritt schon bald für einer Rückkehr zur »Normalität« sorgen könnte, geht es nun vermehrt darum, die entstandenen Lücken zu schließen. Der Titel des zweimilliardenschweren »Aufholpakets« macht dabei bereits klar, wohin die Reise gehen soll: Schüler*innen sollen die Rückstände, die während der Pandemie entstanden sind, wieder nacharbeiten. (…) Wenn in der Politik also die Rede davon ist, dass es jetzt auch mal um die jungen Menschen gehen müsse, sollten diese das nicht als Versprechen, sondern vor allem als Drohung verstehen, dass die eineinhalb Jahre »Ferien« nun zu Ende seien…“ Artikel von David Pape vom 17. August 2021 aus ‚analyse & kritik‘ (ak) 673 - Initiative Zero Covid: „KMK wusste im Januar von der hohen Wirksamkeit von Schulschließungen – und hielt Studienergebnisse unter Verschluss“ „Schwere Vorwürfe erhebt die Initiative Zero Covid gegen die Kultusminister der 16 Bundesländer: „Die Kultusministerkonferenz wusste im Januar von der hohen Wirksamkeit von Schulschließungen – und hielt Studienergebnisse unter Verschluss“, so heißt es in einer Pressemitteilung. Wissenschaftliche Berichte von Januar und März, die den politischen Interessen nicht entsprachen, seien der Öffentlichkeit vorenthalten worden. Das habe in der Pandemie womöglich etliche Tausend Menschenleben gefordert. Tatsächlich hat die KMK nun brisante Papiere veröffentlicht, denen Journalisten auf der Spur waren. „Es klingt sehr brisant“, so berichtete t-online.de in der vergangenen Woche . „Hamburg will die Informationen zu einer deutschlandweiten Corona-Studie nicht herausgeben, weil das sonst ‚die Beziehungen zu den anderen Ländern voraussichtlich belasten“ würde, wie es von der Stadt heißt.“ Aus der Studie ließen sich Schlüsse zum Infektionsrisiko an Schulen ziehen. „Jetzt sind sowohl Vertreter eines sehr vorsichtigen Kurses wie auch Verfechter von unbedingt geöffneten Schulen alarmiert: Werden Ergebnisse zurückgehalten, weil sie Kultusministerinnen und -ministern vor den Wahlen nicht in die Agenda passen?“ Der Hamburger Suat Özgür, Vater zweier Schüler und Mitglied der Initiative Zero Covid, hatte die Studienergebnisse – die von Bildungssenator Ties Rabe (SPD) im November angekündigt worden waren, dann aber in der Versenkung verschwanden – unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz von der Bildungsbehörde erfahren wollen. Das räumt Bürgerinnen und Bürgern eigentlich das Recht ein, alle nicht personenbezogenen Daten und Informationen von Behörden einfordern zu können. „Doch Hamburg hat abgelehnt: Andere Bundesländer könnten verärgert darüber sein. Informationen müssten nicht herausgegeben werden, ‚wenn deren Bekanntmachung die Beziehungen zu einem anderen Land oder zum Bund gefährden würde‘, teilt die Bildungsbehörde mit“, wie t-online.de berichtet. Auch die Redaktion der „tagesschau“ hatte dazu recherchiert . Offenbar wurde dadurch der Druck dann doch zu groß. Wie gestern bekannt wurde, veröffentlichte die Kultusministerkonferenz in der vergangenen Woche – einen Tag nach dem Artikel auf t-online.de – zumindest Zwischenergebnisse zu der von ihr in Auftrag gegebenen Studie unkommentiert und ohne Ankündigung auf ihrer Website. (…) Und die haben es in sich: „Insgesamt zeigt sich in allen Arbeiten übereinstimmend, dass Kinder für die Übertragung von SARS-CoV_2 empfänglich sind und zu dieser beitragen. Die Transmission von SARS-CoV-2 bestimmt sich letztendlich durch das Infektionsrisiko/die Anfälligkeit einzelner Personen, die Infektiosität dieser Personen und die Anzahl, Häufigkeit und Intensität der Kontakte dieser Personen“, so heißt es in dem Papier der Universität Köln und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung, das bereits im Januar an die KMK übermittelt wurde. Und: „Insgesamt zeigt sich in den Übersichtsarbeiten, dass Schulschließungen effektive Instrumente zur Eindämmung der Epidemie sind.“ (…) Die gesamte Kultusministerkonferenz setzte weiterhin vorbehaltlos auf offene Schulen. Bis heute räumt kein einziges der 16 Mitglieder ein, dass es Warnungen aus der Wissenschaft vor einem Schulbetrieb ohne wirksamen Corona-Schutz gibt. Die KMK ist derzeit abgetaucht. Auf der letzten Sitzung am 10. und 11. Juni (per Video) wurde beschlossen, dass alle Schulen nach den Sommerferien „dauerhaft im Regelbetrieb (…) mit allen Schulfächern und Unterrichtsstunden“ besucht werden sollen. Kein Wort zu Schutzmaßnahmen. Die nächste Sitzung soll erst wieder im Oktober stattfinden…“ Beitrag vom 5. August 2021 bei News4teachers , siehe dazu:
- Zwischenergebnisse der Studie auf der Seite der KMK
- Kultusministerkonferenz wusste im Januar von der hohen Wirksamkeit von Schulschließungen – und hielt Studienergebnisse unter Verschluss
„Kultusminister*innenkonferenz war sich der Bedeutung des Infektionsgeschehens in Schulen bewusst und spielte diese herunter / Studienzwischenberichte von Januar und März, die den politischen Interessen nicht entsprachen, wurden der Öffentlichkeit vorenthalten / Für das neue Schuljahr fehlt ein umfassendes Schutzkonzept – auch für die Unter-12-Jährigen…“ Pressemitteilung vom 5. August 2021 von und bei Zero Covid
- Knapp die Hälfte der 16- bis 18jährigen will weiter Hybrid- oder Fernunterricht
„… Wer sich mit unterschiedlichen Schlaftypen beschäftigt hat, wird nicht überrascht sein, dass fast die Hälfte der Jugendlichen im Alter von 16 bis 18 Jahren es begrüßen würde, auch nach der Corona-Pandemie nicht jeden Werktag um acht Uhr morgens zum Präsenzunterricht antreten zu müssen. Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent wäre dafür – das ergab jedenfalls die Jugend-Digitalstudie 2021 der Postbank, die an diesem Montag veröffentlicht wurde. Allerdings sahen auch 55 Prozent der Befragten einen Vorteil in der Zeitersparnis beim Wegfall der Anfahrtswege zur Schule oder Hochschule. (…) Der frühe Unterrichtsbeginn dürfte ein wesentlicher Grund sein, warum nicht nur Jugendliche mit Mobbing-Erfahrungen weniger Präsenzunterricht wollen. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) fordert in diesem Punkt schon seit Jahren ein Umdenken, wie es zum Beispiel in Finnland stattgefunden hat. Der Kinder- und Jugendarzt Dr. Alfred Wiater vom DGSM-Vorstand hält neun Uhr für einen guten Zeitpunkt. In der Pubertät setze ein „Time-Shifting zum Spät-Typen“ ein. Dementsprechend kämen viele Jugendliche unausgeschlafen zur Schule. Eine Studie der Universität Leipzig habe gezeigt, dass schon eine halbe Stunde weniger Schlaf die Leistungsfähigkeit in der Schule um 30 Prozent reduziere. Jugendliche vom Schlaftyp „Lerche“ – also diejenigen, deren Biorhythmus sie zu Frühaufstehern macht – sind daher in der Schule bei etwa gleichem IQ klar im Vorteil. Sie sind aber nicht in der Mehrheit. Es gibt etwa gleich viele „Eulen“ – also das Gegenteil. Diese beiden Extreme unter den Schlaftypen sollen nach neueren Studien jeweils etwa 20 Prozent ausmachen – dazwischen gebe es rund 60 Prozent „Tauben“, so die Wissenschaftsautorin Barbara Knab. Sie widerspricht damit der weitverbreiteten Wahrnehmung, dass unter Jugendlichen die „Eulen“ mit 70 bis 80 Prozent klar in der Mehrheit seien. Woher diese Wahrnehmung kommt, ist einfach zu erklären: Die Schule beginnt in Deutschland selbst für viele „Tauben“ zu früh…“ Beitrag von Claudia Wangerin vom 2. August 2021 bei Telepolis - Aufstehen und widersetzen. Gesundheit und gute Bildung schließen sich nicht aus: Schülerproteste im Coronajahr, Klassenbewusstsein und Grenzen digitaler Aktionen
„Die Coronapandemie traf auf ein marodes Schulsystem, das an den Interessen des Kapitals und nicht an denen der Schüler und Schülerinnen ausgerichtet ist. Raumnot, Fenster, die sich nicht öffnen lassen, und die Privatisierung der Schulreinigung in den allermeisten Kommunen: Das sind die Folgen einer Haushaltspolitik, die die Kommunen kaputt spart und laut dem Kommunalpanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu einem »Sanierungsstau« von 44,2 Milliarden Euro an den Schulen hierzulande führte. Bereits vor der Pandemie weigerte sich laut einer Elternbefragung, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereinigerhandwerks durchgeführt hat, jedes dritte Kind aus hygienischen Gründen, die Schultoilette zu benutzen. Die berechtige Angst vieler Schülerinnen und Schüler vor Ansteckung in der Schule verwundert daher nicht. Die ständig wiederholte Behauptung, Schulen seien kein Infektionstreiber, während gleichzeitig Jugendlichen wegen ihres Freizeitverhaltens die Schuld an der Ausbreitung der Pandemie gegeben wurde, vergrößerte die Unzufriedenheit. Auch der Leistungsdruck an Deutschlands Schulen war vor Corona bereits hoch. (…) Und diese Situation hat sich mit Corona und den politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weiter verschärft. Die psychischen Probleme von Schülerinnen und Schülern nehmen zu. Soziale Isolation, Individualisierung der Schulprobleme und der Lernsituation, kein Ausweg aus beengten Wohnverhältnissen und familiären Konflikten sind Folgen von »Homeschooling«. Die Jugendlichen werden noch weniger durch Lehrkräfte betreut als ohnehin in den zu großen Klassen, und im verbleibenden Unterricht wird noch stärker auf Noten und Prüfungen fokussiert. Und die Wirtschaftskrise verschärft die bereits vorhandenen Zukunftsängste. (…) Die Häufigkeit und Vielfältigkeit von spontanen Schülerprotesten im vergangenen Jahr hat es in Deutschland mindestens seit der Bildungsstreikbewegung 2008–2012 nicht gegeben. Egal, ob Unterrichtsboykott aufgrund von fehlendem Infektionsschutz in Essen und Berlin, Proteste gegen die Rückkehr zum Wechselunterricht in mehreren Städten Bayerns, Demonstrationen für Schulöffnungen in München oder gegen ein zu schweres Matheabitur vor allem in Bayern – sie bildeten Ansätze für die Entwicklung überregionaler Bewegungen. Große mediale Aufmerksamkeit bekam Ende letzten Jahres die Initiative »Unverantwortlich.org«. Kasseler Schülerinnen und Schüler wiesen durch eine Fotoaktion in den Sozialen Medien auf die unverantwortliche Lage bezüglich des Infektionsschutzes an Schulen hin. Die Forderungen nach Wechselunterricht, Luftfiltern und Infektionsschutz entsprechend den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts vernachlässigten jedoch die Probleme des Homeschooling. Teilweise spielten sie der herrschenden Politik in die Hände, die durch ein Herunterfahren aller anderen Bereiche einen Shutdown für die großen Unternehmen im wesentlichen verhinderte und berechtige Forderungen nach einem Recht auf Bildung ignorierte. (…) Durch Homeschooling und den damit zunehmenden Leistungsdruck existieren viele Schülervertretungsstrukturen, auf die man sich bei der Mobilisierung und Aktivierung für vergangene Schulstreiks stützen konnte, nicht mehr. Demzufolge wurde keine Aktivität direkt an den Schulen entfaltet und auch nicht unmittelbar vor Ort für bessere Bedingungen gestritten, was mehr Potential gehabt hätte, bislang nicht aktive Schüler mitzunehmen. Digitale Protestaktionen sind deutlich weniger dazu geeignet, Schüler zu aktivieren und mit ihnen in eine Diskussion zu kommen. Und der soziale Faktor fehlte. Andererseits stimmt aber auch, dass viele Schüler nicht bereit waren, im realen Leben zu protestieren, weil das auch als unverantwortlich angesehen wurde. Das bundesweite Bündnis »Gerechte Bildung« wurde vor allem von politischen Schülerinitiativen und linken Gruppen getragen. Seine Forderungen waren stärker dafür geeignet, klarzumachen, dass kein Widerspruch zwischen dem Recht auf Bildung und dem Recht auf Gesundheit bestehen muss, wenn Geld in die Hand genommen wird. Die Forderungen hatten das Potential – ausgehend von ihren subjektiven Interessen –, Bewusstseinsfortschritte unter den Schülern anzustoßen und die Grundprobleme von Bildung im Kapitalismus klarzumachen. (…) Ob es gelingt, diese Ansätze zu nutzen und Kämpfe vor Ort zu führen, wird das kommende Schuljahr zeigen. Der Wiederaufbau von Schülervertretungsstrukturen und offenen Schülertreffen ist wichtig, um wirksame Aktionen zu entfalten und der Individualisierung der Probleme im Bildungssystem entgegenzuwirken. Erwartbar ist, dass Leistungsdruck auch im kommenden Schuljahr von großer Bedeutung sein wird. Denn trotz der inhaltlichen Lücken, die infolge von Homeschooling entstanden sind, sind Änderungen bei kommenden Prüfungen und Klausuren nicht geplant.“ Artikel von Freya Pillardy in der Ausbildung-Beilage der jW vom 28.07.2021 (noch im Abo) - Kultusminister, gebt uns unsere Freiheit zurück – Schluss mit dem Leistungsdruck! Wie ein Schüler mit der Corona-Politik abrechnet
„„Normalerweise halte ich mich als Schüler bei Diskussionen auf News4teachers zurück und bleibe ein stiller Leser im Hintergrund“, so schreibt uns ein 17-jähriger Gymnasiast. „Aufgrund der aktuell sehr belastenden Situation melde ich mich nun aber doch mal zu Wort. Ich möchte einen direkten Einblick in das Leben eines Schülers geben, der stark unter dem Versagen der Schulpolitik leidet.“ Und diesen Einblick gibt er dann auch – auf eindrucksvolle Art. Wir veröffentlichen seinen Beitrag anonym, um den Schüler zu schützen.
Ich spreche bewusst von einem Versagen, denn anders kann man es nicht nennen. Vielleicht wäre sogar der Begriff „komplettes Desaster“ passender. Jedenfalls begann alles im Herbst letzten Jahres. Zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Fehlentscheidungen getroffen. Auf Krampf ließ man die Schulen trotz immer rasanter steigender Fallzahlen offen und berief sich auf das „Recht der Bildung“. Außerdem dürften sozial benachteiligte Schüler nicht durch eine erneute Schulschließung im Lernstoff abgehängt werden. Die meisten älteren Schüler erkannten allerdings sofort, dass es sich um reine Augenwischerei handelt und nicht wirklich im Sinne der Schüler gehandelt wird. (…) Grundsätzlich bin ich kein Befürworter von Schulschließungen, dennoch finde ich, dass die Kultusminister im Herbst deutlich früher auf die Bremse hätten drücken müssen. Ihr Versagen hat zusätzliche Menschen das Leben gekostet und die 2. Welle nochmals befeuert. Normalerweise müssten dafür Köpfe rollen. Bis heute ist allerdings nichts passiert. Damit noch nicht genug: Meine eigentliche Leidensgeschichte beginnt gerade erst. Die erneuten Schulschließungen waren für mich das Schlimmste, was passieren konnte. Ich war inzwischen in die 11. Klasse (Oberstufe eines Gymnasiums) versetzt worden und erlebte in den nachfolgenden fünf Monaten die stressigsten meines ganzen Lebens. Während ich den ersten Schullockdown noch als relativ entschleunigend und entspannend empfunden hatte, war der zweite alles andere als schön. (…) Da man in meinem Bundesland dieses Schuljahr als Schüler sitzenbleiben kann, gerieten wir Schüler zunehmend unter Notendruck. Unsere Lehrer versuchten uns, auf Zwang zu benoten und begruben uns regelrecht unter einem Berg an Hausarbeiten und Präsentationen, die alle online vorgestellt werden mussten. (…) Meiner Meinung nach hätte man sich für dieses Schuljahr gegen ein Sitzenbleiben und die Benotung entscheiden sollen. Von der Fairness, die so eine Benotung des Online-Unterrichts und des dort Gelernten mit sich bringt, mal ganz abgesehen. Ich merkte während der Zeit des Homeschoolings regelrecht, wie mein eigenes Zimmer für mich den Status eine Rückzugsorts verlor. Einer unserer Lehrer bestand sogar darauf, eine Online-Klausur zu schreiben, die anschließend wie eine Klausur bewertet wurde. Wir Schüler waren dazu verpflichtet, unsere Kameras anzuschalten und so nun auch das letzte Stückchen Privatsphäre und Rückzugsort aufzugeben. (…) Anstatt in den letzten paar Wochen vor den Ferien unsere Lernlücken gemeinsam mit den Lehrern aufzuarbeiten und an das zu denken, was wirklich zählt, kriegen wir zahlreiche Klausuren aufgebrummt. Stressiger geht´s gar nicht mehr. Ich fordere deshalb von unseren Politikern, dass sie uns unsere Freiheit zurückgeben und endlich von ihrer jugendfeindlichen, leistungsorientierten Politik wegkommen, da wir sonst früher oder später wirklich als verlorene Corona-Generation enden…“ Beitrag vom 18. Juni 2021 bei news4teachers.de - [GEW] Stellungnahme zu Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“: Mittel zweckgebunden und auf Sozialindex-Basis zur Verfügung stellen!
„… Die Bundesregierung will Kinder und Jugendliche in der Coronapandemie mit einem Aktionsprogramm von zwei Milliarden Euro unterstützen. (…) Die GEW, der Grundschulverband und die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) begrüßten die zusätzlichen Mittel für das Förderprogramm „Aufholen nach Corona“ zwar grundsätzlich, formulierten in einer Stellungnahme jedoch elf konkrete Forderungen für die anstehende Bund-Länder-Vereinbarung zur Finanzierung des Vorhabens. Die zwei Milliarden Euro sollen durch eine Änderung des Verteilungsschlüssels der Umsatzsteuern zwischen Bund und Ländern zur Verfügung gestellt werden. Gewerkschaft und Verbänden ist derweil wichtig, dass das Geld tatsächlich dort ankommt, wo es gebraucht wird und Bildungsbenachteiligungen abmildert. Die Länder sollten zusätzlich eigene Finanzmittel für das Programm zur Verfügung stellen. Die Unterstützung müsse Schulform-übergeifend von der Primarstufe bis zur Sekundarstufe II erfolgen. Ein Gesamtkonzept, wie die Folgen des Lockdowns und der Schulschließungen für Kinder und Jugendliche begrenzt werden könnten, fehle aber noch. Schätzungen zufolge haben rund 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler größere Pandemie-bedingte Lernrückstände. (…) In ihrer Stellungnahme fordern GEW, GGG und Grundschulverband daher unter anderem, die vom Bund bereitgestellten Mittel müssten zweckgebunden an die Länder fließen. Die Verteilung auf die einzelnen Länder müsse auf der Basis ihrer sozio-ökonomischen Lage und nicht nach Königsteiner Schlüssel oder gemäß ihres jeweiligen Umsatzsteueraufkommens erfolgen. In den Ländern müssten die Gelder den Schulen entsprechend ihres sozio-ökonomischen Umfeldes möglichst auf Basis eines Sozialindexes zur Verfügung gestellt werden…“ GEW-Pressemitteilung vom 2. Juni 2021 - Es geht nicht um das Kindeswohl. Oder: Auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler
„Nach der ersten Schulschließung im Frühjahr 2020 gab es einen Konsens: Weder den Schüler:innen noch Eltern und Pädagog:innen wollte man noch mal Distanzunterricht zumuten. Eher sollten andere Wege gefunden werden, das Virus zu bekämpfen. Der effektive andere Weg – ein Shutdown der Wirtschaft – wurde jedoch nie gewählt. Auch hätte richtig in die Schulen investiert werden müssen. Stattdessen setzten die Kultusminister:innen auf ihre übliche Methode: Die Probleme sollen irgendwie an den Schulen gelöst werden, aber ohne die dafür nötigen finanziellen und personellen Mittel. (…) Im Herbst hielten die Behörden die Schulen so lange wie möglich offen. Wenn das Kindeswohl der Hauptgrund dafür gewesen wäre, hätte man die Hinweise auf Infektionen im Klassenraum ernst genommen. Stattdessen waren Wirtschaftsinteressen ausschlaggebend. Eltern sollen lieber in Büro oder Werkshalle erscheinen, als mit ihren Kindern Mathe zu pauken. Am 16. Dezember wurden die Schulen dann doch wieder geschlossen. Ausgerechnet in die dritte Welle hinein beschlossen die Ministerpräsident:innen im März die erneute Öffnung für alle Jahrgänge. (…) Eine Umfrage, die Berliner Jugendliche im März 2021 unter 7.433 Gleichaltrigen durchführten, zeigt eine ausgeprägte Perspektivlosigkeit, ein Gefühl des Kontrollverlusts im Leben, Erfahrungen häuslicher Gewalt und sehr lange Bildschirmzeiten. Dieses Leid wird auch von Pädagog:innen beobachtet. Von Wirtschaftsverbänden wird es zynisch instrumentalisiert, um die Betreuungsfunktion von Schulen zu nutzen. Sie verschweigen dabei, dass auch Ängste um die Gesundheit von Angehörigen zu psychischen Problemen von Kindern beitragen. (…) Einen Widerspruch zwischen Gesundheitsschutz und Bildungsgerechtigkeit gibt es nur deshalb, weil der Staat seinen Pflichten für beide Seiten nicht nachkommt…“ Beitrag von Christoph Wälz vom 21. Mai 2021 bei ZeroCovid.org - Jugend in der Pandemie: Entweder effizient – oder verloren
„Das Aufholpaket der Bundesregierung für Kinder und Jugendliche sendet das Signal einer reinen Leistungsgesellschaft: bloß nicht den Anschluss verlieren! Es waren nüchterne Zahlen, die Bundesbildungsministerin Anja Karliczek vergangene Woche verkündete, als sie das sogenannte Aufholpaket für Kinder und Jugendliche vorstellte. Man müsse davon ausgehen, sagte Karliczek, dass 20 bis 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler als Folge der Pandemie „deutliche Lernrückstände“ hätten. Die CDU-Politikerin hätte auch sagen können: Jedes vierte oder fünfte Schulkind. Das wäre in der Aussage dasselbe gewesen, aber zumindest hätten Karliczeks Zuhörer dann Kinder vor Augen gehabt. Menschen, keine Mengenangabe. Es wäre ein Unterschied gewesen. Um ihn zu verdeutlichen, ist eine Rückblende notwendig. Vor mehr als einem Jahr stellten Finanzminister Olaf Scholz und sein Amtskollege aus dem Wirtschaftsministerium, Peter Altmaier, ihr erstes Corona-Schutzprogramm vor. Die berühmte „Bazooka“ war das, mit deren Hilfe Milliarden in die Wirtschaft gepumpt werden sollten. Das Ziel: Firmen vor der Pleite retten, Arbeitsplätze. Kurz: eine Gesellschaft, die auf Leistung beruht. (…) Nach mehr als einem Jahr Pandemie sendet das Aufholpaket der Bundesregierung in Richtung der Schülerschaft erst recht das Signal: Schnell zurück ins Glied der Produktivität, ihr habt schon so viel verpasst, ihr werdet den Anschluss gänzlich verlieren! Es fragt sich nur: woran eigentlich? Die verlorenen Sozialkontakte der letzten anderthalb Jahre, die nicht geschlossenen Freundschaften, die nicht gefeierten Geburtstage, nicht angetretenen Klassenfahrten und nicht durchtanzten Nächte – sie sind nicht gemeint. Die Wahrheit ist: Am Ende ist der Gesellschaft, in der wir leben, die Psyche der Kinder herzlich egal, solange sie stabil genug sind, irgendwann einen wirtschaftlichen Mehrwert zu generieren. Alle anderen werden rückwirkend zur verlorenen Generation erklärt, für die die eine Investition, die ihnen einen der Teil der verlorenen Kindheit hätte zurückgeben können, offenbar zu teuer war: Zeit.“ Kommentar von Tanja Brandes vom 11. Mai 2021 bei der Berliner Zeitung online - [Noch nur (?) in Niedersachsen] Arbeitgeberverbände fordern Schulöffnungen ab Pfingsten
„Die Schulen sollen spätestens nach Pfingsten öffnen, möglichst mit Präsenzunterricht im Wechselmodell – das fordern mehrere Arbeitgeberverbände in Niedersachsen. Die Kollateralschäden der Corona-Politik für die Bildung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen seien bereits jetzt enorm, sagte Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände im Haus der Industrie in Hannover. Dort sind 14 Arbeitgeberverbände vertreten, darunter NiedersachsenMetall. Wenn die Schulen nicht bald öffnen würden, drohe Kindern, dass sie bis nach den Sommerferien über 44 Wochen nicht im Klassenraum gesessen haben. „Diese Aussicht ist schlichtweg eine Katastrophe“, sagte Schmidt. Gerade für Kinder aus sozial schwächeren Familien sei das Lernen zu Hause schwierig. Viele Kinder hätten ohne Schule zudem kaum Kontakt zu Gleichaltrigen und bewegten sich zu wenig…“ Meldung vom 01.05.2021 beim NDR – wie fürsorglich!!! - GEW zu Schulen in der Coronapandemie: „Geplanter Inzidenzwert von 165 ist immer noch zu hoch“
„Die Pläne für die Corona-Notbremse des Bundes sind noch einmal nachgebessert worden. Ein wichtiger Punkt: Schulen sollen früher als bisher geplant auf Distanzunterricht umschalten. Der GEW geht die Verschärfung nicht weit genug. (…) Die GEW setzt sich deshalb weiterhin dafür ein, dass Schulen ab einem Wert von 100 auf Fernunterricht umschalten und Kitas geschlossen werden. Nur so sei der Gesundheitsschutz für Lehrkräfte, Kita-Fachkräfte, Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern zu sichern.“ GEW-Meldung vom 21.04.2021 - Inzidenz 165? „Erweckt den Eindruck von Würfeln auf hohem Niveau“ / Bundesweiter Aktionstag #fürgerechteBildung am 23.4. in vielen Städten
„… Jetzt hat die große Koalition den Gesetzentwurf für die geplante „Bundesnotbremse“ noch einmal abgeändert: Ab einem Wert von 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gilt in dem entsprechenden Landkreis Wechselunterricht. Und nicht bei einer Inzidenz von 200, sondern bereits ab einer Inzidenz von 165 sollen die Schulen künftig bundesweit in den Distanzunterricht wechseln. Ein Wert, der dem aktuellen landesweiten Durchschnittsinzidenzwert entspricht – und offenbar einen Kompromiss darstellen soll zwischen den Befürwortern und Gegnern von möglichst lange offen gehaltenen Schulen. Der Proteststurm ließ dennoch nicht lange auf sich warten. „Wenn der Grenzwert in der Gesellschaft bei 100 liegt, hat er gefälligst in der Schule auch bei 100 zu liegen. Ich lehne Experimente ab, Grenzwerte ständig zu flexibilisieren und infrage zu stellen“, sagte Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbandes, WELT. (…) „Einen Wert von 165 ohne nähere Begründung festzulegen erweckt den Eindruck von Würfeln auf hohem Niveau“, kritisiert auch Udo Beckmann, Chef des Verbandes Bildung und Erziehung. Ohne nachvollziehbare Erklärung werde die neue Festlegung nur für weitere Verwirrung sorgen und dem Unmut der Eltern Vorschub leisten…“ Artikel von Sabine Menkens vom 19.04.2021 in der Welt online - Schulen und Corona: Jugend plant Aktionstag für Gerechte Bildung am 23. April 2021
„Auch wenn im deutschen Bildungssystem schon viele fortschrittliche Elemente erkämpft wurden, ist es immer noch ungerecht. Die Coronakrise hat das ganze noch verdeutlicht. Bildung und ins besondere Digitalisierung ist in der Politik anscheinend immer noch nicht wichtig genug, denn es werden Milliarden für Großkonzerne, wie z.B. Lufthansa ausgegeben, aber seit einem Jahr immer noch nicht genug für die Infrastruktur an Schulen getan. Auch der Leistungsdruck bleibt gleich. Wir müssen weiter Klassenarbeiten und Klausuren schreibenüber Themen, die wir uns alleine unter den verschiedensten Voraussetzungen erarbeiten müssen. Mit Chancengleichheit hat das ganze recht wenig zu tun. Massive Investitionen in das Bildungssystem (auch nach Corona): mehr Lehrer:innen, kleinere Klassen; Einsatz von Luftreinigungsanlagen in allen Klassenräumen; Soziale, finanzielle und psychische Unterstützung für alle Schüler:innen; Kostenfreie digitale Ausstattung; Kostenfreie Nachhilfe; Sichere Lernräume für Schüler:innen, die zu Hause nicht lernen können; Garantierte Übernahme von Auszubildenden; Flächendeckende Rückkehr zum Abschluss nach 13 Jahren; Bundesweite Durchschnittsabschlüsse; Bessere Hygienekonzepte. Und das alles in einem Schulsystem, in dem wir mitentscheiden können!“ Der Aufruf auf der Aktionsseite , siehe dazu auch:- Bundesweiter Aktionstag #fürgerechteBildung am 23.4. in vielen Städten
„Am 23.4. ruft ein Bündnis aus Schüler:inneninitativen und politischen Jugendgruppen zum zweiten Mal zu einem bundesweiten Aktionstag unter dem Titel #fürgerechteBildung auf. Damit wollen die Schüler:innen auf die Lage in den Schulen während der Corona-Pandemie aufmerksam machen. (…) Aktionen zum Aktionstag sind bisher in Berlin, Köln, Frankfurt am Main, Dortmund und Freiburg angekündigt…“ Aus der Pressemitteilung 2 vom 19.4.2021 (per e-mail) - Schulen und Corona: Jugend plant Aktionstag
„Monate des Online-Unterrichts verdeutlichen, wie weit Deutschland in Sachen Digitalisierung zurückhängt. Das Homeschooling schwankte zwischen Extremen: Entweder wurden SchülerInnen mit Aufgaben überschüttet oder sie fehlten. Gleichzeitig wurden die Unterrichtsstunden oft nur genutzt, um neue Aufgaben zu stellen, oder sie fielen gleich ganz aus. Nie gab es eine einheitlich durchdachte Strategie zur Gestaltung des Unterrichts während der Pandemie. Was wie umgesetzt wird, müssen LehrerInnen im Alleingang und zusätzlich zum schon bestehenden Aufgabenberg entscheiden. Nun heißt die neue Hoffnung: In die Schule und testen, testen, testen (und was, wenn die Corona-Tests nicht da sind?). SchülerInnen leiden unter diesen Zuständen. Monatelang zu Hause bei der Familie eingesperrt mit miserablen Unterrichtsmodellen. Dann zurück in die Schule mit vollkommen unzureichenden Hygienemaßnahmen und obendrein Leistungsabfragen und unter diesen Umständen kaum zu schaffende Prüfungen. Währenddessen bleibt zuhause die Stimmung oft angespannt, da auch für die Eltern die Krise noch lange nicht überwunden ist. Schon früh regte sich Widerstand gegen das Vorgehen der Bundes- und Landesregierungen. Immer wieder kam es online zu Petitionen und Initiativen. Eine generelle Änderung der Politik wurde dabei jedoch nicht erwirkt. (…) Den Missständen in den Schulen hat das Bündnis „Für gerechte Bildung“ (gerechtebildung.org) den Kampf angesagt. Frei nach dem Motto „Wer 7 Mrd. für die Lufthansa hat, hat auch genug Geld für gute Bildung!“ geht es unter anderem um die Finanzierung von kostenloser Nachhilfe und digitaler Lernausstattung. Weitere Forderungen sind bessere Hygienekonzepte, Durchschnittsabschlüsse und sichere Lernräume für SchülerInnen, die diese nicht zuhause haben. Am 23. April plant es einen zweiten bundesweiten Aktionstag gegen die menschenverachtende Corona-Politik. Es geht also endlich raus aus dem virtuellen Raum! Allerdings sind für einen erfolgreichen Kampf noch Hindernisse zu überwinden. Zwar gibt es eine bestehende bundesweite Vernetzung und Zuspruch von vielen Gruppen – darunter Internationale Jugend, Young Struggle, SDAJ, Solidaritätsnetzwerk, DIDF, Sozialistische SchülerInnengewerkschaft Deutschland und REVOLUTION…“ Artikel von Lukas Resch aus Neue Internationale vom April 2021 bei der ArbeiterInnenmacht
- Bundesweiter Aktionstag #fürgerechteBildung am 23.4. in vielen Städten
- Beschluss des Bundeskabinetts zum Infektionsschutzgesetz: GEW grundsätzlich für bundesweit verbindliche Regeln – aber: Grenze von 100 muss auch in den Bildungseinrichtungen gelten und weitere Forderungen zu Tests und Impfungen
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßt grundsätzlich, dass der Bund jetzt über das Infektionsschutzgesetz auch für Schulen und Kitas verbindliche Vorgaben machen will. Diese müssten allerdings zeitlich klar begrenzt sein. „Damit werden in der Corona-Pandemie klare rote Linien gesetzt und der föderale Flickenteppich beendet“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Dienstag mit Blick auf die Entscheidung im Bundeskabinett. „Die GEW hält es grundsätzlich für richtig, dass Kitas und Schulen ihre Aufgaben – Bildung und Betreuung – erfüllen können. Der Gesundheitsschutz für Lehrkräfte, pädagogisches Personal sowie Kinder und Jugendliche und deren Eltern muss gesichert sein, wenn Kitas und Schulen öffnen. Deshalb ist es falsch, bei Schulen und Kitas erst ab einem Inzidenzwert von 200 die Notbremse zu ziehen.“ Tepe machte deutlich, dass die für die Gesellschaft geltende Grenze von 100 auch in den Bildungseinrichtungen umgesetzt werden müsse. Alles andere sei nicht nachvollziehbar. (…) Tepe begrüßte, dass Schülerinnen und Schüler Bildungseinrichtungen nur getestet besuchen dürfen. Das setze jedoch voraus, dass zwei Testungen pro Woche bereitgestellt und logistisch umgesetzt werden. „Das ist bisher jedoch nicht überall in Deutschland der Fall“, betonte die GEW-Vorsitzende. „Es sind noch viele Fragen offen: Ist es möglich, pro Woche 24 Millionen Tests an die Schulen zu bringen? Wo finden die Tests statt? Gibt es Räume oder Zelte vor der Schule, die groß genug sind, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden können, damit sich die Schülerinnen, Schüler und Kita-Kinder beim Selbsttest nicht gegenseitig anstecken? Gibt es vor Ort ausreichend geschultes Personal?“ Tepe machte deutlich, dass alle Lehrkräfte sowie die Erzieherinnen und Erzieher mindestens zwei Mal wöchentlich Testangebote erhalten sollten (…) Die GEW-Vorsitzende unterstrich: „Parallel zu den Tests müssen die Impfangebote für die Lehrkräfte so schnell wie möglich deutlich erhöht werden…“ GEW-Pressemitteilung vom 13. April 2021 - GEW zum Beschluss der Kultusministerkonferenz: „Verantwortung, Verbindlichkeit und Strategie gehen anders“
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist über die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz (KMK) von gestern Abend schwer enttäuscht. „Nichts gewesen außer ‚wollen‘ und ‚sollen‘: Verantwortung wahrzunehmen, Verbindlichkeit zu schaffen und eine verlässliche Strategie, die den Gesundheitsschutz von Lehrenden und Lernenden mit dem Recht der Schülerinnen und Schüler auf Bildung miteinander verbindet, sehen anders aus“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. „Die KMK will Präsenzunterricht – klar, das wollen wir alle. Sie hat sich aber zum wiederholten Mal nicht auf gemeinsame Regelungen verständigt, wann und unter welchen Voraussetzungen die Corona-Pandemie Einschränkungen unerlässlich macht. Dass Schulen wie in Sachsen selbst bei einem Inzidenzwert von über 200 geöffnet bleiben, ist unverantwortlich. Das ist ein gefährliches Spiel mit der Gesundheit der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern. Die GEW macht sich weiter dafür stark, dass bei Inzidenzen von über 50 Wechselunterricht angeboten und über 100 auf Fernunterricht umgestellt werden muss.“ „Richtig ist der Ansatz der KMK, künftig an Schulen mehr zu testen. Aber kein Wort über das ‚Wie‘: Die KMK hat sich weder auf ein einheitliches Vorgehen und noch auf verbindliche Regelungen verständigt. Dabei hätte es gerade hier viel Vereinbarungsbedarf gegeben. Ein Armutszeugnis, ist doch die Koordination der Arbeit der Länder in der Bildung ureigenste Aufgabe der KMK“, betonte Tepe. „Wie soll die Teststrategie flächendeckend ausgerollt werden? Finden die Selbsttests zu Hause, vor oder in der Schule statt? Gibt es eine Testpflicht? Gilt ein Schulverbot für Schüler und Lehrkräfte, die nicht getestet sind? Wer testet? Wer bestellt, wer zahlt die Tests? Alle Fragen offen und die Länder machen dann mal. Alles bleibt vage und unbestimmt. So wird die Akzeptanz der Maßnahmen vor Ort noch weiter sinken. (…) Jüngste Erhebungen der Krankenkassen zeigten, dass Lehrkräfte sowie Erzieherinnen und Erzieher zu den Berufsgruppen mit den meisten Corona-Erkrankungen gehören. Zudem steige die Inzidenz bei Kindern und insbesondere Jugendlichen, so dass immer mehr Schulen, Kitas und Klassenverbände in Quarantäne gehen oder schließen müssen.“ Pressemitteilung vom 9.4.2021 der Bildungsgewerkschaft zum Beschluss der Kultusministerkonferenz - Widerstände gegen Aufsichtspflicht bei Corona-Schnelltests an Schulen
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? – Viele Lehrkräfte sehen das anders und plädieren für Selbsttests zuhause. Auch zum eigenen Schutz. Zur Corona-Testpflicht für den Präsenzunterricht an Schulen gibt es mehr als zwei Meinungen. Lehrkräfte beschäftigt zur Zeit vor allem das „Wie“: Manche befürchten eine Übertragung beim Beaufsichtigen von Kindern und Jugendlichen, die sich Teststäbchen in die Nase schieben. Oder sie geben zu bedenken, dass es für Dritte schon zu spät sein könnte, wenn eine Infektion erst nach der Anfahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln festgestellt wird. Andere gehen davon aus, dass in Familien mit Schulpflichtigen, die nicht in Quarantäne wollen, zu viel geschummelt wird, wenn die Abstriche zu Hause gemacht werden dürfen. (…) In Rheinland-Pfalz wehrt sich auch der Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gegen das Prozedere: „Die GEW Rheinland-Pfalz lehnt entschieden ab, dass die Testungen der Schülerinnen und Schüler unter Beaufsichtigung der Lehrkräfte an den Schulen stattfinden sollen“, erklärte der Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer am Dienstag in einem offenen Brief an Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). (…) Bundesweit gibt es dazu in der GEW geteilte Meinungen: Die Landesvorsitzenden hätten diesbezüglich noch keine gemeinsame Position gefunden, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe am Mittwoch gegenüber Telepolis. Konsens sei aber, dass alle Lehrkräfte ein Impfangebot bekommen müssten, bevor ihnen dergleichen abverlangt wird. Unstrittig sei auch: „Wir wollen, dass viel getestet wird“, so Tepe. Ob in diesem Fall Vertrauen gut und Kontrolle besser ist, darüber wird in der GEW noch diskutiert. Kritik gibt es aber auch am Umgang mit positiv getesteten Kindern – beziehungsweise daran, dass er bisher ungeregelt ist. „Die Mitteilung einer Diagnose ist immer eine sensible Angelegenheit und bedarf eines geschützten Rahmens – auch im Falle einer Sars-CoV-2-Infektion“, schrieben der Arzt, Psychotherapeut und Neurowissenschaftler Joachim Bauer und der Schulpsychologe Klaus Seifried Anfang März in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Sie forderten dafür geschützte Räume und eine durchdachte Kommunikationsstrategie für die Testkampagnen, um Kinder und Jugendliche, die das Virus in der Regel nicht in Lebensgefahr bringt, vor „psychischen Kollateralschäden“ wie Schocks, Angstzuständen und möglichen Stigmatisierungen zu schützen. Dafür sei aber bisher einheitliche Regelung gefunden worden, sagte GEW-Chefin Tepe am Mittwoch.“ Beitrag von Claudia Wangerin vom 7. April 2021 bei Telepolis - [Aufruf zum Mitzeichnen] Für sichere Schulen und Kitas!
„Bildungseinrichtungen wurden ohne ausreichenden Schutz wieder geöffnet. Damit werden Beschäftigte, Kinder und Schüler*innen sowie ihre Familien einem hohen gesundheitlichen Risiko ausgesetzt. Deshalb haben sich GEW-Kolleginnen aus mehreren Bundesländern vernetzt und einen Aufruf für sichere Schulen und KiTas erstellt. Dieser soll verbreitet werden (s. Anlage) und sucht noch Mitzeichnende. Bei Einverständnis und Mitzeichnung schreibe bitte: Name / Ort / gewerkschaftl. Mitgliedschaft / ggf. Funktion an folgende Adresse: sichere.schulen.kitas@gmx.de und verbreite den Aufruf weiter. Die Initiatoren möchten im zweiten Schritt gemeinsam mit unserer Gewerkschaft, den Schüler*innen und Eltern aktiv werden!“ So der Vorspann zum Aufruf mit ErstunterzeichnerInnen am 21. März 2021 bei VKG dokumentiert – im Aufruf heißt es:- „An die Bundesregierung und die Landesregierungen: Für sichere Schulen und Kitas! Wir brauchen einen bundesweiten Aktionstag um Druck zu machen: Sorgt endlich für ausreichenden Gesundheitsschutz!
Bildungseinrichtungen wurden ohne ausreichenden Schutz wieder geöffnet. Damit setzen die Bundes- und Landesregierungen uns Beschäftigte, die Schüler*innen und Kinder in den Bildungseinrichtungen sowie besonders gefährdete Personen im häuslichen Umfeld einem hohen gesundheitlichen Risiko aus. Wie schon der Sommer, wurden auch Herbst und Winter verschlafen, um Vorbereitungen zu treffen, die sichere Schul- und Kita-Öffnungen ermöglichen würden. Unsere Erfahrungen haben uns zwei Dinge gezeigt: Erstens schützten uns die vorgelegten „Sicherheitskonzepte“ schon im Herbst nicht vor einer zweiten Welle. Zweitens hat die Schließung der Bildungseinrichtungen im Winter sehr wohl eine erhebliche Rolle bei der Eindämmung des Virus gespielt. Anstatt einheitliche bundesweite Vorkehrungen zu treffen, flüchten sich die Verantwortlichen zurück in ihr altes Mantra, Schulen und Kitas seien sicher. Statt Bildungsgerechtigkeit und Gesundheitsschutz gleichermaßen sicherzustellen, müssen Beschäftigte, Schüler*innen, Kitakinder sowie Angehörige wieder um ihre Gesundheit bangen. (…) Um die Umsetzung dieser Forderungen an allen Bildungseinrichtungen zu gewährleisten, müssen die Expert*innen vor Ort – die Beschäftigten, Schüler*innen und Eltern – einbezogen werden. Anhand der konkreten Gegebenheiten (Ausstattung, Personaldecke, Möglichkeit der Einhaltung von Hygienekonzepten, …) und auf der Basis des aktuellen Infektionsgeschehens muss entschieden werden, wie im Sinne aller Beteiligten verantwortlich gehandelt werden kann (Wechselmodelle, Distanzunterricht, geteilte Klassen, …). Diese demokratische Kontrolle stellt sicher, dass die konkreten Gegebenheiten vor Ort mitbedacht werden, entbindet aber die politisch Verantwortlichen nicht davon, ihre Verantwortung für Gesundheitsschutz wahrzunehmen…“
- „An die Bundesregierung und die Landesregierungen: Für sichere Schulen und Kitas! Wir brauchen einen bundesweiten Aktionstag um Druck zu machen: Sorgt endlich für ausreichenden Gesundheitsschutz!
- #FürGerechteBildung: Schulstreiks und Aktionen in 13 Städten für Freitag (26.2.21) geplant
„Heute öffnen vielerorts die Schulen wieder. „An Schnelltests, Luftfilteranlagen, digitalen Endgeräten fehlt es noch immer – wie kann man die Schulöffnungen nur dermaßen vergeigen?“, empört sich Schülerin Marina Rombach (16) aus der Umgebung von Freiburg. Sie ist Pressesprecherin des Bündnisses „#FürGerechteBildung“, welches für diese Woche Freitag (26.2) zu bundesweiten Schulstreiks und Aktionen aufruft. Geplant sind Aktionen in Berlin, Bremen, Cottbus, Dresden, Frankenberg (Eder), Frankfurt a. M., Freiburg, Fulda, Kassel, Köln & Rhein-Sieg-Kreis, Linz, Marburg und Trier. Das Bündnis „#FürGerechteBildung“ besteht aus Schüler:innen-, Eltern-, und Lehrer:innen-Initiativen sowie politischen Jugendorganisationen, die für sichere und gerechte Bildung auch während der Corona-Pandemie kämpfen. Es ruft zu einem Aktionstag mit Schulstreiks, Protesten und kreativen Aktionen in möglichst vielen Städten am 26. Februar auf. „Während Milliarden für große Unternehmen in die Hand genommen wird, bleibt es bei der Bildung bei Kleckerbeträgen“, so Jens Seyfarth (19), ebenfalls Pressesprecher des Bündnisses. „Wir benötigen nicht nur sofortige Investitionen in intelligente Schutzmaßnahmen, sondern auch eine Perspektive für die nächsten Monate: bundesweite Durchschnittsabschlüsse, Ausbildungsplatz- und Übernahmegarantie, digitale Ausstattung und sichere Lernräume für den Fall einer dritten Welle.“, so Seyfarth weiter. Das Bündnis fordert auf Dauer eine grundlegende Änderung der Schulpolitik: Es benötige mehr Personal und kleiner Klasse, eine flächendeckende Rückkehr zu G9 und ein Schulsystem, in dem Schüler:innen wirklich mitentscheiden können…“ Aus der Pressemitteilung des #fürGerechteBildung-Bündnisses vom 22.2.2021 – siehe die Aktionsseite und nun den Bericht:- #FürGerechteBildung: Protest-Aktionen in 15 Städten am Aktionstag am 26. Februar
„In verschiedenen Städten Deutschlands sind gestern Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern auf die Straße gegangen um gegen die Schulpolitik in der Pandemie zu protestieren. In einigen orten „bestreikten“ Schüler:innen den Unterricht um auf die unzureichenden Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen aufmerksam zu machen. Aufgerufen hatte das Bündnis „#FürGerechteBildung“ in dem Schüler:innen-, Eltern, und Lehrer:innen-Initiativen sowie politischen Jugendorganisationen aktiv sind. Es kam zu Kundgebungen und Aktionen in Berlin, Bremen, Dresden, Frankenberg (Eder), Freiburg, Kassel, Köln, Marburg, München, Trier. An den Protestaktionen nahmen jeweils dutzende Personen teil. Einige fanden auch vormittags zru Schulzeit statt. Zudem gab es kreative Aktionen in kleineren Orten wie Cottbus oder dem Rhein-Sieg-Kreis. „Heute haben wir trotz Lockdown einen hoffnungsvollen Startpunkt für weitere Schüler:innenproteste gesetzt, uns reichts!“, erklärte dazu Jens Seyfarth (19), Pressesprecher des Bündnis. „Die Linie der Bundesregierung in der Pandemiebekämpfung ist offensichtlich: während für große Konzerne alles getan wird ist man bei der Bildung langsam, verantwortungslos und knauserig.“, so Marina Rombach (16) aus der Umgebung von Freiburg, die heute auch auf der Straße mit dabei war. „Es benötigt massive Investitionen in Luftfilteranlagen, Schnelltests sowie Entzerrung bei den Klausuren durch Durchschnittsabschlüsse“, erklärte die Pressesprecherin des Bündnis „#FürGerechteBildung“ weiter. Das Bündnis fordert zudem auf Dauer eine grundlegende Änderung der Schulpolitik: Es benötige gerantierte Übernahmen für Auszubildende, mehr Personal und kleinere Klassen, eine flächendeckende Rückkehr zu G9 und ein Schulsystem, in dem Schüler:innen wirklich mitentscheiden könnten.“ Pressemitteilung vom 27.02. der Ini „Für Gerechte Bildung“ per e-mail
- #FürGerechteBildung: Protest-Aktionen in 15 Städten am Aktionstag am 26. Februar
- GEW: „Die Länder, die jetzt ihre Schulen öffnen, gehen ein hohes Risiko ein“
“Die Kurve der Corona-Neuinfektionen zeigt erstmals seit Wochen wieder nach oben – trotz des seit Mitte Dezember geltenden strengen Lockdowns. Dessen ungeachtet kehren an diesem Montag in zehn weiteren Bundesländern viele Kinder in Kitas und Grundschulen zurück. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält dies für einen riskanten Schritt und warnt vor Gesundheitsgefahren. (…) Die GEW macht sich weiter für eine klare Strategie und einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan stark. Dieser müsse vorgeben, bei welchen Inzidenzwerten und weiteren regionalen Faktoren welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. Auf dieser Grundlage hätten die Länder dann mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort die Möglichkeit, flexibel zu agieren. Die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) seien hierfür nach wie vor eine gute Basis. „Wenn Schulen geöffnet werden, muss der Einstieg mit Wechselunterricht gestaltet werden. Mit diesem Modell können die Schulen auf unterschiedliche Herausforderungen entsprechend der personellen und räumlichen Situation vor Ort Lösungen entwickeln“, sagte die GEW-Vorsitzende. Entscheidend sei, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Klassen halbiert werde und feste Gruppen gebildet werden. Zudem müsse der Schülertransport entzerrt werden. Wechselunterricht sei das beste Instrument, Gesundheitsschutz und das Recht auf Bildung unter einen Hut zu bringen. (…) Die GEW begrüßt deshalb ganz ausdrücklich, dass auf Initiative von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geprüft werden solle, Lehrkräfte an Grundschulen früher zu impfen und in die zweite Prioritätsstufe für die Impfungen vorzuziehen…“ Beitrag vom 22.02.2021 bei der GEW - GEW: „Föderale Konzeptlosigkeit“. Bildungsgewerkschaft zum Beschluss der Kultusministerkonferenz zu Schulöffnungen
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wirft der Kultusministerkonferenz (KMK) vor, bis heute kein schlüssiges Konzept vorgelegt zu haben, wie Gesundheitsschutz für alle an Schule Beteiligten und das Recht der Schülerinnen und Schüler unter einen Hut zu bringen sind. Zudem bleibe dem „föderalen Allerlei“ Tür und Tor geöffnet. „Die KMK kennt nur ein Ziel: Die Schulen so schnell wie möglich zu öffnen – egal wie und zu welchem Preis. Das ist verantwortungslos. Gegenüber den Lehrkräften, den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien. Ja, die Inzidenzzahlen sinken. Diesen Erfolg, für den sich die meisten Menschen in unserer Gesellschaft stark eingeschränkt haben, sollten wir jetzt aber nicht leichtfertig durch ein überstürztes Öffnen der Schulen wieder gefährden. Zudem kann im Moment niemand seriös einschätzen, welche Gefahren von den Mutationen des Corona-Virus‘ ausgehen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Dienstag in einer ersten Reaktion auf den heute bekannt gewordenen Beschluss der KMK zur Öffnung der Schulen ab dem 15. Februar. Tags zuvor hatte auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) ein Konzept vorgelegt. Dessen größte Schwäche sei, so Tepe, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen nicht an Inzidenzwerte gekoppelt seien. Die GEW-Vorsitzende mahnte, dass die Schulen jetzt endlich eine klare Strategie und einen bundesweit einheitlichen, verlässlichen Stufenplan brauchten. Dieser müsse vorgeben, bei welchen Inzidenzwerten welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. Auf dieser Grundlage hätten die Länder dann mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort die Möglichkeit, flexibel zu agieren. „Die GEW schlägt vor, ab einem Inzidenzwert von über 50 Neuinfektionen auf 100.000 Menschen in einer Woche in einer Kommune auf Wechselunterricht, ab über 100 auf Fernunterricht umzustellen. Liegt der Inzidenzwert unter 50 Neuinfektionen sollen sich die Schulen auf Grundlage der Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) wieder auf die Öffnung vorbereiten. Die Öffentlichkeit hat die Hoffnung verloren, dass die Konsensfindung beim Gipfel von Kanzlerin und Ministerpräsidenten lange hält. Wenn die Länder dann wieder nach Gusto und beflügelt von der eigenen Bildungshoheit entscheiden, sollten sie mindestens bedenken, dass Schulöffnungen Vorlaufzeit brauchen. Entscheidungen am Freitag, die am Montag vor Ort umgesetzt werden sollen, sind zum Scheitern verurteilt“, betonte Tepe. „Zudem muss eine verlässliche, realitätstaugliche Teststrategie entwickelt werden. Dazu gehört, dafür zu sorgen, dass einfache Gurgeltest flächendeckend einsetzbar sind.“ Mit diesem Weg gewinne die Politik Vertrauen und Akzeptanz der Menschen für Beschlüsse zur schrittweisen Öffnung der Schulen. Tepe warb noch einmal eindringlich für den Wechselunterricht…“ GEW-Pressemitteilung vom 9. Februar 2021 und dazu auch am gleichen Tag: GEW kritisiert KMK-Beschluss: Schulen nicht überstürzt öffnen! - In Bayern streiken Schüler:innen gegen den unsicheren Präsenzunterricht
„Ab Anfang Februar soll in Bayern stufenweise wieder auf Präsenzunterricht umgestiegen werden. Nach Monaten chaotischer Online-Lehre sollen nun die Abschlussklassen im Wechselunterricht wieder in die Schulen gehen. Dagegen streikten vergangene Woche mehrere Schulkassen in verschiedenen Städten Bayerns. In Nürnberg und Augsburg streikten aufgrund der hohen Corona-Zahlen bereits letzte Woche mehrere Schulklassen gegen den Präsenzunterricht. Offenbar findet die Idee eines Schulstreiks großen Anklang unter den Schüler:innen Bayerns; immer mehr Klassen wollen sich anschließen. Auch viele Lehrer:innen stehen nach Angaben der Schüler:innenvertretung hinter den Streiks. Bayerns Kultusminister Piazolo verteidigt den Wechselunterricht und argumentiert, dass dieser nötig sei, um die fehlenden Leistungsnachweise erbringen zu können. (…) Das Ende des Schulstreiks ist offen. Die Frage ist, ob er sich auch auf ganz Bayern ausweiten wird oder ob auch einige Schüler:innen das Infektionsrisiko in Kauf nehmen wollen, um einem wohl wenig zielführenden Online-Unterricht zu entkommen.“ Beitrag von Clara Mari vom 8.2.2021 bei Klasse gegen Klasse – siehe dazu die Petition bei change.org : Weiterer Onlineunterricht der Abschlussklassen in Bayern - Coronapandemie: Keine Tablets für Geflüchtete
“Im zweiten Corona-Lockdown mussten die Schulen wieder auf Distanzunterricht umstellen. Zu den Gruppen, die besonders gefährdet sind, im Lernprozess abgehängt zu werden, zählen Kinder und Jugendliche in Flüchtlingsunterkünften. Ein Gespräch mit Anja Rosswinkel vom Berliner Projekt Family Guides. E&W: Schon wenige Wochen nach der ersten Schulschließung im März kündigte der Berliner Senat an, sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler mit Tablets auszustatten, um ihnen eine Teilnahme am Distanzunterricht zu ermöglichen. Davon sollten auch Schülerinnen und Schüler in den Geflüchtetenunterkünften profitieren. Wie hat das funktioniert? Anja Rosswinkel: Leider nicht gut: Nach allem, was wir wissen, hat noch niemand der rund 900 Schülerinnen und Schüler in den von uns betreuten Unterkünften ein Tablet bekommen. Sobald die lang ersehnten Geräte auftauchten, würden wir das erfahren. Es würde sich schnell herumsprechen, wenn plötzlich ein Schüler oder eine Schülerin am Tablet lernt. (…) E&W: Allerdings sind mehr Geräte hinzugekommen, und es wird weitere geben: 50.000 sollen es werden. Rosswinkel: Aber der Bedarf liegt bei Geräten für 150.000 Kinder und Jugendliche in Berlin, so viele sind im Besitz des an das Arbeitslosengeld II gekoppelten Berlin-Passes. Es bleiben also zu wenige Geräte für die Geflüchteten übrig. Meines Erachtens wäre es sinnvoller gewesen, die Schulen nach und nach auszustatten, das aber dann jeweils bedarfsdeckend. Bei der Priorisierung der Schulen hätte der Anteil der geflüchteten Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden können, die meist in sogenannten Willkommensklassen unterrichtet werden, und mitten drin sind, die deutsche Sprache zu erlernen. (…) E&W: Wie sind die räumlichen Lernbedingungen in den Unterkünften? Rosswinkel: Nicht gut, auch wenn sich seit dem ersten Lockdown in mancher Hinsicht etwas verbessert hat. Damals gab es fast überall nur in den Aufenthaltsräumen WLAN – und die waren wegen Infektionsgefahr komplett gesperrt. Fernseher, auf denen die Familien die Bildungsprogramme hätten schauen können, die ja durchaus vielfach von den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern angeboten werden, gab es ebenfalls kaum. Beim WLAN hat das Landesamt für Flüchtlinge inzwischen nachgerüstet. Was bleibt, ist die Enge: Wir haben es mit Familien zu tun, die auf 20 bis 30 Quadratmetern zusammenleben – und, wie alle anderen auch, ohne triftigen Grund das Haus nicht verlassen dürfen. E&W: Haben Sie einen Vorschlag, wo die Leute hin sollen? Rosswinkel: Ja: Es wäre klasse, wenn die aktuell leerstehenden Hostels und Hotels genutzt werden könnten, zumindest für Lernräume oder ähnliches. Das würde die Situation in den Unterkünften entspannen.“ Interview von Jeannette Goddar mit Anja Rosswinkel vom 08.02.2021 bei der GEW - Corona-Pandemie: Homeschooling verstärkt Bildungsschere
„… Das zeigt eine Umfrage der Landeselternkonferenz Nordrhein-Westfalen unter 22.000 Eltern in NRW, die dem ARD-Politikmagazin Kontraste exklusiv vorliegt. Demnach sind ausgerechnet die Schulformen mit den größten pädagogischen Herausforderungen am stärksten bei der technischen Ausstattung für das Homeschooling benachteiligt: Während rund 60 Prozent der Gymnasiasten in NRW digitale Endgeräte wie Tablets bereitgestellt bekommen, haben nur 30 Prozent der Haupt- und Realschüler Zugang dazu. Über alle Schulformen hinweg hat der Umfrage zufolge etwa jeder vierte Schüler nur einmal die Woche oder nie Kontakt zum Lehrer. Da die Umfrage online stattgefunden hat, ist davon auszugehen, dass ausgerechnet Familien ohne digitale Ausstattung hier sogar noch unterrepräsentiert sind. „Die Realität könnte also noch schlechter aussehen“, vermutet Anke Staar von der Landeselternkonferenz NRW. (…) Die Pädagogikprofessorin Anja Wildemann von der Universität Koblenz/Landau befürchtet, dass die in Deutschland jetzt schon große Bedeutung von Herkunft und sozialem Gefüge durch die Pandemie noch mehr Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern haben wird. „Die Bildungsschere wird noch weiter auseinanderklaffen, weil bestimmte Gruppen von Schülern eben nicht oder zu wenig erreicht werden.“…“ Beitrag von Pune Djalilehvand, Susett Kleine und Lisa Wandt vom 4. Februar 2021 bei tagesschau.de , siehe dazu auch- den Beitrag „Corona-Schul-Chaos: Eltern und Kinder am Limit“ von Jo Goll, Susett Kleine und Lisa Wandt bei Kontraste Berlin am 4. Februar 2021 in der ARD-Mediathek (Videolänge: 11:44 Min.)
- und wir erinnern an unser Dossier: Tacheles startet Schulbedarfskampagne: Jobcenter/Sozialamt muss Kosten für Schul-PC übernehmen
- GEW Berlin: Öffnung von Schulen und Kitas ist unverantwortlich
„Die GEW BERLIN ist über die für kommende Woche geplante Teilöffnung der Schulen und Kitas empört. Die Bundes- und Landesregierungen haben sich am Dienstagabend auf die Verschärfung des Lockdowns bis zum 31. Januar verständigt. Auch der Regierende Bürgermeister betonte noch am Mittwochmorgen, die Infektionszahlen gäben keinen Präsenzunterricht her. Ungeachtet dessen und ohne Rücksprache mit den Beteiligten hat Bildungssenatorin Scheeres entschieden, dass ab nächster Woche wieder tausende Schüler*innen in die Schulen kommen sollen. „Die Infektionszahlen steigen gerade wieder stark. Wenn Bund und Länder sich auf die Fortsetzung der Einschränkungen in allen Lebensbereichen verständigen, dann ist eine Öffnung der Schulen und Kitas völlig unangemessen“, kritisierten die Vorsitzenden der GEW BERLIN, Doreen Siebernik und Tom Erdmann. Sie fordern den Senat auf, die Entscheidungen umgehend zurückzunehmen. „Die Wut und das Unverständnis unter den Pädagog*innen sind riesengroß. Die Personalräte laufen Sturm. Schulen und öffentliche Verkehrsmittel sind keine coronafreien Räume. Auch wenn aus pädagogischen und bildungspolitischen Gesichtspunkten mehr Präsenz wünschenswert wäre: Gesundheits-Experimente auf dem Rücken von Lehrkräften, Erzieher*innen und Schüler*innen sind unverantwortlich!“ Auch in anderen Bundesländern bleiben die Bildungseinrichtungen zu. Die GEW BERLIN hält es außerdem für sehr problematisch, dass die Kultusminister*innen und die Ministerpräsident*innen sich weiter nicht auf konkrete Inzidenzwerte für die Öffnung und Schließung der Bildungseinrichtungen geeinigt haben…“ Pressemitteilung der GEW Berlin vom 7.1.2021 – siehe zum Hintergrund „Riesenkrach um Teilöffnung der Berliner Schulen – auch innerhalb der Koalition“ am 8. Januar 2021 bei news4teachers.de - Covid-19: Datenanalyse belegt große Wirksamkeit von Schulschließungen
“Eine in „Science“ veröffentlichte Studie berechnet aus Infektionsdaten die Wirksamkeit von Anti-Corona-Maßnahmen. (…) „Wenn Sie das Geschehen simulieren, müssen Sie relativ viele Annahmen treffen“, sagt Jan Brauner, einer der drei Hauptautoren der Studie . „Unser Ansatz ist dagegen rein datengetrieben“. Dabei nutzten die Forscher Infektionsdaten aus 41 Ländern – hauptsächlich in Europa – zwischen dem 20. Januar 2020 und dem 30. Mai 2020. Kern der Methode ist ein hierarchisches Bayes-Modell. Zunächst berechnetet die Wissenschaftler aus der Zahl der gemeldeten Corona-Toten und der Zahl der gemeldeten Infektionen den Verlauf der tatsächlich infizierten. (…) Insgesamt sieben Maßnahmen ordneten die Forscher dann in drei Wirkungsbereiche (hoch, mittel und gering) ein. Die Schließung von Schulen und Universitäten und die Beschränkung von Treffen auf maximal 10 Personen kann demnach die Reproduktionszahl des Virus – also die mittlere Zahl an Menschen, die ein Infizierter ansteckt – um jeweils bis zu 40 Prozent reduzieren. Die Schließung von nicht unbedingt nötigen Geschäften, Restaurants und Kneipen um 25 Prozent. Zusätzliche Ausgangssperren zeigen nur einen geringen Effekt von maximal zehn Prozent…“ Beitrag von Wolfgang Stieler vom 06.01.2021 bei Heise online- Siehe auch „RKI meldet inzwischen 19 verstorbene Lehrer/Erzieher“ im Dossier: Diesseits und jenseits der Herausforderungen durch das Coronavirus: Bereits unter Normalbedingungen läuft es vielerorts nicht gut bei der Kindertagesbetreuung
- Von wegen Corona-Strategie: Gipfel-Beschluss löst Chaos um den Kita- und Schulbetrieb aus – jedes Bundesland macht jetzt, was es will
„Einigkeit? Von wegen. Was auf den ersten Blick so aussah, als würde der Schul- und Kitabetrieb mit dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Januar weitgehend zum Erliegen kommen, sieht nach den ersten Reaktionen aus den Bundesländern wieder völlig anders aus – ein Flickenteppich. Ob sich damit die Corona-Pandemie in Deutschland eindämmen lässt?…“ Länder-Überblick vom vom 5. Januar 2021 bei news4teachers.de , siehe ebd. auch den Kommentar vom 6.1.21 : Wir werden viel verzeihen müssen? Die Liste wird immer länger…- GEW: „Schulen am 11. Januar noch nicht wieder öffnen“ – Bildungsgewerkschaft zur Videoschalte der KMK
“Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) macht sich dafür stark, den Schul-Lockdown noch nicht am 11. Januar zu beenden. „Es wäre verantwortungsvoller gewesen, wenn sich die Kultusministerkonferenz (KMK) darauf verständigt hätte, den Schul-Lockdown um mindestens eine Woche zu verlängern. Im Moment kann nicht eingeschätzt werden, wie sich Weihnachten und Silvester mit Blick auf das Infektionsgeschehen auswirken“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Montag mit Blick auf die Videoschalte der Kultusministerinnen und -minister. „Es wäre besser gewesen, wenn die Kultusministerien in den Ländern die Weihnachtferien genutzt hätten, um ihre Hausaufgaben zu machen: nämlich die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass guter Wechsel- und Distanzunterricht gemacht werden kann, um Abstände zwischen den Menschen einzuhalten. Nur so kann die Gesundheit von Lehrenden, Lernenden und deren Eltern effektiv geschützt werden. Das gilt auch für die Grundschulen, um die Corona keinen Bogen macht. Es bleibt dabei: Das Recht auf Bildung und der Gesundheitsschutz müssen unter einen Hut gebracht werden.“ Es sei richtig, Eltern, die ihre Kinder betreuen müssen, zu entlasten und ihnen beispielsweise bezahlten Urlaub während der Schulschließungen zu ermöglichen, sagte Tepe. Prüfungen und Abschlüsse spielten für die Schüler und Schülerinnen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen eine wichtige Rolle. Die Entwicklung der Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen müsse dabei im Mittelpunkt stehen, die Stoffmenge reduziert werden. Dafür müsse endlich die entsprechende Infrastruktur insbesondere auch mit Blick auf das digitale Lernen bereitgestellt werden.“ GEW-Pressemitteilung vom 04.12.2021 – auch auch hier ein Kommentar vom 6.1.21 : „Das föderale Durcheinander endlich beenden“ - Siehe zum Thema aus Großbritannien: Britische Bildungsgewerkschaft NEU organisiert (online) die größte Gewerkschaftsversammlung der Geschichte – gegen das Diktat, die Schulen am 4. Januar wieder zu öffnen
- GEW: „Schulen am 11. Januar noch nicht wieder öffnen“ – Bildungsgewerkschaft zur Videoschalte der KMK
- Wie die GEW den gefährlichen Regelbetrieb der Schulen unterstützt
„Die Welle an Todesfällen und Neuinfektionen, die über Deutschland und ganz Europa hereinbricht, ist das direkte Resultat der Politik der Bundes- und Landesregierungen. Betriebe, Schulen und Kitas wurden um jeden Preis offengehalten und grundlegendste Sicherheitsstandards missachtet, um die Profite der Unternehmen zu sichern. Auch der jetzige Lockdown klammert Betriebe bewusst aus und lässt die Schulen weitgehend offen. (…) Damit die Eltern arbeiten gehen und Gewinn erwirtschaften können, wurden auch die Schulen und Kitas offengehalten, obwohl wissenschaftlich eindeutig bewiesen ist, dass diese bei allgemein hohen Inzidenzwerten wichtige Treiber der Pandemie sind. Nach Zahlen des RKI sind bisher über 20.000 Lehrer, Erzieher und Betreuer infiziert und über 40.000 betreute Kinder. 17 Lehrer und Erzieher sind an Corona gestorben. Erst als die Wut von Eltern und Lehrern immer offenere Formen annahm, Schüler ihre Schulen bestreikten, um sichere Bildung einzufordern, kündigte die Bundesregierung die Schließung der Schulen bis zum 10. Januar an. Tatsächlich liegt der größte Teil dieses „Lockdowns“ innerhalb der Weihnachtsferien. Außerdem sind Schulen und Kitas ausdrücklich angewiesen, auch Kinder von Arbeitern aus nicht lebensnotwendigen Betrieben zu betreuen und verkommen so zu bloßen Verwahranstalten. Unterstützt wird diese verbrecherische Politik von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die aufs engste mit den Regierungen verknüpft ist. Als Bund und Länder den „Lockdown“ über Weihnachten verkündeten, stellte sich die Gewerkschaft hinter die betrügerische Regelung und bezeichnete die Schließung der Schulen als „höchst bedauerlich“. Darüber hinaus erneuerte sie umgehend ihr Fünf-Punkte-Programm, mit dem sie die Schulen und Kitas am 11. Januar gleich wieder in den Regelbetrieb bringen will. Dabei unterschreiten die GEW-Forderungen sogar die offiziellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, die eine Klassenteilung ab einem Inzidenzwert von 50 für sämtliche Schulformen anregen. Die GEW forderte Wechselunterricht hingegen nur ab der fünften Klassenstufe, einem Alter also, in dem Kinder keine ganztägige Betreuung mehr benötigen und die Eltern trotz reduzierten Schulöffnungszeiten arbeiten gehen können, um die Profite der Reichen zu mehren. Für die Kitas sieht der GEW-Plan überhaupt keine Gruppenteilung vor. Nicht einmal Risikogruppen sollen nach Meinung der Gewerkschaft von der Präsenzarbeit befreit werden, sondern lediglich eine „Beratung durch Betriebsmediziner“ erhalten! Nach Auffassung der GEW können Schulen und Kitas im Januar sogar ohne mobile Lüftungsanlagen den Betrieb wieder aufnehmen, die nur etwa 100 Euro pro Schüler kosten würden. Nur wo ein Lüften nicht möglich ist, sollen die Anlagen nach Meinung der Gewerkschaft installiert werden. In den normalen Klassenräumen soll der Unterricht weiterhin bei häufig geöffneten Fenstern in Eiseskälte stattfinden…“ Artikel von Martin Nowak und Christoph Vandreier vom 31. Dezember 2020 bei wsws.org – andererseits:- Tepe fordert von Kultusministern, „sich endlich von der Schimäre des bedingungslosen Offenhaltens der Schulen zu verabschieden“
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verlangt eine frühzeitige Entscheidung, wie es ab dem 10. Januar an den Schulen weitergeht. «Es ist abzusehen, dass die Lockdown-Maßnahmen über den 10. Januar hinaus verlängert werden müssen», sagte GEW-Chefin Marlis Tepe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Lehrer, Schüler und Eltern bräuchten Konzepte rechtzeitig, um sich auf die Situation einstellen zu können.« Am 5. Januar wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten – einen Tag vorher berät sich die KMK. Ansagen am Freitag, die am Montag umgesetzt sein sollen, darf es nicht mehr geben. Das hat in der Vergangenheit alle Beteiligten oft genug vor unlösbare Probleme gestellt», kritisierte Tepe. Kultusministerien und Schulbehörden müssten die verlängerte Ferienzeit nutzen, um tragfähige Konzepte für unterschiedliche Szenarien zu entwickeln, forderte die GEW-Chefin. «Dazu gehört, sich endlich von der Schimäre des bedingungslosen Offenhaltens der Schulen zu verabschieden.» Die Schulen müssten auf Wechselunterricht umstellen. Nur so könne das Recht auf Bildung aufrechterhalten werden, nur so könnten die Lehrer den Kontakt zu den Schülern halten. Und nur so könne es gelingen, insbesondere ohnehin benachteiligte Kinder und Jugendliche nicht zu verlieren…“ Beitrag vom 27. Dezember 2020 bei news4teachers.de
- Tepe fordert von Kultusministern, „sich endlich von der Schimäre des bedingungslosen Offenhaltens der Schulen zu verabschieden“
- Lehrerverband kritisiert „Versagen“ in Coronakrise: „Kultusminister haben Fürsorgepflicht verletzt“
“Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, wirft den Kultusministerinnen und Kultusministern „Versagen“ in der Coronakrise vor. Die Minister hätten „ihre Fürsorgepflicht gegenüber den Schülern und Lehrkräften verletzt“, weil sie alle Studien ignorieren würden, die dem Bild der Schulen als sicherer Ort widersprechen, sagte Meidinger dem Tagesspiegel. (…) Meidinger reagierte damit auch auf Vorgänge in Hamburg. Schulsenator Ties Rabe (SPD) hat dort wochen- oder sogar monatelang versäumt, die Öffentlichkeit über eine wissenschaftliche Analyse zu informieren, wonach ein Massenausbruch an einer Hamburger Stadtteilschule im September auf eine Person zurückzuführen ist . Über diese Person wurden also die Infektionen an der Schule verteilt. Die Behörden hatten dagegen immer betont, viele der betroffenen Schülerinnen und Schüler hätten sich außerhalb angesteckt. Ihn wundere nicht, dass Rabe diese Informationen unterdrückte oder zumindest nicht umfassend informierte, sagte Meidinger. Das träfe auch auf Amtskollegen Rabes zu. „Auch Frau Eisenmann in Baden-Württemberg und Herr Piwartz in Sachsen gingen mit Studien an die Öffentlichkeit, die dieses Bild der sicheren Schulen suggerierten, obwohl die Daten meist aus der Zeit der niedrigsten Inzidenzwerte im Sommer und Frühherbst stammten und die Stichproben für verlässliche Aussagen viel zu gering waren.“ Für den Schulstart nach den Weihnachtsferien fordert Meidinger von der Kultusministerkonferenz „mehr Verlässlichkeit und Berechenbarkeit“ und einen umfassenden „Masterplan“ für die Schulen…“ Artikel von Tilmann Warnecke vom 29.12.2020 beim Tagesspiegel online - Studie „Lehrergesundheit in der Corona-Pandemie“: Starke psychische Belastung und viele Überstunden
“Lehrerinnen und Lehrer sind durch die anhaltende Coronakrise massiv belastet. Jede vierte Lehrkraft ist regelmäßig emotional erschöpft und zeigt Burnout-Symptome. Das ist ein Ergebnis der DAK-Untersuchung „Lehrergesundheit in der Corona-Pandemie“. Die Coronapandemie belastet Lehrerinnen und Lehrer massiv: In der Sonderanalyse „Lehrergesundheit in der Corona-Pandemie“ geben 90 Prozent der Lehrkräfte an, der Schulunterricht sei im Vergleich zum Vorjahr deutlich anstrengender geworden. Gründe seien das Durchsetzen der Coronamaßnahmen bei den Schülerinnen und Schülern, der eigene Gesundheitsschutz sowie der Ausfall von Kolleginnen und Kollegen. 28 Prozent der Lehrkräfte zeigten eine starke Erschöpfung, die auf einen Burnout hinweisen könne. An der Onlinebefragung, die im Auftrag der DAK-Gesundheit vom Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) in Kiel erstellt wurde, nahmen 2.300 Lehrkräfte verschiedener Schulformen im Oktober 2020 in Nordrhein-Westfalen teil. Die Untersuchung kann den Angaben zufolge auf andere Bundesländer übertragen werden, da die Ausnahmesituation und Herausforderungen bundesweit vergleichbar sind. (…) Laut DAK-Studie belastet die Corona-Situation in den Schulen vor allem die weiblichen Lehrkräfte und die Schulleitungen. Rund ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer hat aufgrund der Pandemie Angst, zur Schule zu gehen. 65 Prozent der Befragten machen sich größere Sorgen um die eigene Gesundheit. Acht von zehn Lehrkräften belastet die Unsicherheit der kommenden Monate. Die Mehrheit sorgt sich zudem um die psychische Gesundheit der Schulkinder und den Lernfortschritt ihrer Klassen. Hinzu kommen regelmäßige Überstunden. 84 Prozent der Lehrkräfte haben das Gefühl, im Schuljahr 20/21 Corona-bedingt mehr zu arbeiten. Im Durchschnitt leisten Lehrerinnen und Lehrer sechs Überstunden pro Woche – bei Schulleitungen sind es neun Stunden. Darüber hinaus wünschen sich die Lehrkräfte klare und einheitliche Vorgaben vom Ministerium, ausreichend Schutzmittel und technische Geräte sowie insgesamt einen höheren Arbeitsschutz. Gleichzeitig verlangen sie mehr Fortbildungen zum Distanzlernen oder für digitales Lernen…“ Meldung vom 17.12.2020 der GEW- Siehe auch: „Erziehungs- und Gesundheitsberufe ganz oben im Ranking. Bei den Krankschreibungen wegen Covid-19“ im Dossier: (IG Metall zu) Gesundheitsschutz und Corona: „Arbeitgeber und Betriebsärzte schützen Beschäftigte zu wenig“
- Klartext einer Lehrerin: Das Schulsystem kollabiert jeden Moment! Wir sind ausgebrannt!
“Einer Lehrerin – und Leserin von News4teachers – ist der Kragen geplatzt. In einem langen, emotionalen Post erklärt die Pädagogin, wie sie seit Monaten ihren Schulalltag erlebt und warum sie so wütend auf ihre Dienstherrin ist (konkret: die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann, CDU). Der Beitrag, den die Autorin im Leserforum von News4teachers veröffentlich hat, erfuhr viele zustimmende Reaktionen von Leserinnen und Lesern. Wir meinen, dass der Text eine breitere Öffentlichkeit verdient hat – und veröffentlichen ihn deshalb als Gastbeitrag hier noch einmal. Eisenmann will’s wissen? Magistra Furiosa antwortet gern! (…) Wir schauen zurück in den Sommer: Erst sollte ab einer Inzidenz von 50 gehandelt werden – darüber lachen wir noch immer. Die Zahlen stiegen an, vom „regionalen Lockdown“ nirgendwo eine Spur. Stattdessen die Gebetsmühle: die Schulen müssen offen bleiben (als wäre Präsenz das einzige Mittel für Bildungsgerechtigkeit! Das ist es dann, wenn die Ministerien keine Alternativen zulassen, sonst nicht!). Wir sind nun im Dezember 2020 bei der Ausdehnung der Grenzwerte auf 300 angelangt. Wir kriechen schon seit dem Sommer auf dem Zahnfleisch, als wir versucht haben, den Stoff doppelt vorzubereiten – für die Präsenz und den eventuellen Lockdown. Wir haben, im Gegensatz zum Kultusministerium, vorgearbeitet und etwaige Szenarien erprobt. Wir sind gut aufgestellt an unserer Schule, haben 100 Leihrechner (für Kinder aus bildungsfernen Schichten, von denen VIER abgerufen wurden!). Wir haben seit dem 6.3.2020, an dem wir das erste Wochenende als Kollegium quasi wach am Stück waren, unsere Schule digital abgebildet und liefern seit diesem Schuljahr parallel für zuhause bleibende Kinder in der Lernplattform Moodle nach jeder Stunde, was in Präsenz gearbeitet wurde – natürlich an das Medium angepasst. Das flächendeckende Hybridunterrichten, das uns Angst, Sorge und nicht zuletzt auch gesellschaftlich Infektionsdruck genommen hätte, wurde in Baden-Württemberg vernachlässigt, Tablets, die Anfang Juli (!) an anderen Schulen bestellt wurden, kamen in der ersten Dezemberwoche und sind noch nicht eingerichtet. Wie auch? Die Kolleginnen und Kollegen bekommen nicht mal etwas dafür. Auch sie „krebsen“ am zeitlichen und nervlichen Limit. Es ist die Anspannung mit Händen zu greifen. Ich selbst kann langsam nicht mehr…“ Gastbeitrag von Magistra Furiosa vom 17.12.2020 bei news4teachers.de - Anstelle eines Kommentars zur Schulpolitik: Ein persönlicher Brief an die Ministerpräsidenten
“… Ihre Krokodilstränen können Sie sich ab sofort sparen. Wenn etwa Herr Söder vor die Kameras tritt und mit betroffenem Gesichtsausdruck erklärt, dass täglich in Deutschland praktisch ein Flugzeug abstürzt – so viele Menschen würden nämlich an Corona sterben –, dann stellt sich die Frage, warum Sie sich um die Flugsicherung (um im Bild zu bleiben) nicht kümmern. Im Gegenteil: Sie tun alles, um den Flugverkehr als Massenbetrieb uneingeschränkt aufrecht zu erhalten. Schlimmer noch: Sie treiben die Menschen sogar in die Flugzeuge hinein. Kein Mensch mit Reflektionsvermögen glaubt ernsthaft noch, dass Kitas und Schulen mit dem Infektionsgeschehen nichts zu tun haben. Das Robert-Koch-Institut zählt mittlerweile Hunderte von Ausbrüchen in Bildungseinrichtungen. Nachbarländer wie Österreich und Polen, auch Regionen in Italien oder den USA haben den Präsenzunterricht schon wieder eingestellt. Sie dagegen vereinbaren, dass Schulen in den Wechselunterricht gehen könnten, wenn der Inzidenzwert vor Ort bei über 200 liegt – aber auch dann nur vereinzelt und wenn’s der jeweiligen Landesregierung gerade in den Kram passt. Wir haben in Deutschland aktuell im Schnitt einen Inzidenzwert von 139,6 (Stand: 25.11.2020). Es wird sich im Schulbetrieb also gar nichts ändern. Maskenpflicht im Unterricht? Nicht mal dazu konnten Sie sich bindend durchringen. Schließlich wollen auch die Querdenker unter den Eltern bedient werden. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts für den Schulbetrieb? Haben Sie gestern Abend einfach in die Tonne getreten. Heißt also: Die Flugzeuge dürfen auch weiterhin Tag für Tag vom Himmel fallen, während in Kitagruppen und Schulklassen tagtäglich rund 13 Millionen Kinder, Jugendliche und ihre Erzieher und Lehrer praktisch ungeschützt zusammengebracht werden, im Fall der Schulen aufgrund der Schulpflicht sogar verpflichtend. (…) Ihnen geht es nicht um die Menschen, Ihnen geht es auch nicht um die Wirtschaft. Es geht Ihnen um Sie selbst. Würden Sie Wechselunterricht zulassen, den das Robert-Koch-Institut ja dringend in der aktuellen Lage empfiehlt, dann würde schlagartig klar, was Sie seit Beginn der Pandemie für die Schulen getan haben: nichts. (…) Neun Monate hatten Sie Zeit, die Kitas und Schulen sicherer zu machen. Was ist Ihnen eingefallen? Offene Fenster. Und so müssen Millionen von Kindern und Hundertausende von Lehrern Tag für Tag bei Temperaturen im einstelligen Bereich unter Bedingungen in Schulen sitzen, die Sie sich und Ihren Mitarbeitern in den Staatskanzleien und Ministerien niemals zumuten würden. Der Bund spendiert seinen Spitzenbeamten für Dienstreisen ein zweites Ticket für Flugzeug und Bahn, damit die niemanden während des Flugs oder der Fahrt neben sich sitzen haben. Landesverwaltungen haben Landtage und Ministerien mit mobilen Luftfiltern ausgestattet. Sie selbst konferieren per Videoschalte und sitzen in den Landtagen hinter Plexiglas-Wänden. Aber die Kitas und Schulen müssen weitermachen, als gäbe es keine Pandemie. Ach, Kinder sind nicht ansteckend? Dieses Märchen glaubt Ihnen niemand mehr…“ Brief von Andrej Priboschek vom 26.11.2020 bei news4teachers.de - Luftfilter statt mehr Luftwaffe
„Wenn wir verhindern wollen, dass sich die Schulkinder im Winter alle mit dem Coronavirus infizieren, brauchen wir in jedem Klassenraum einen mobilen Luftfilter“, sagte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Eine Luftfilteranlage kostet pro Schüler maximal 100 Euro. Das sollten uns die Kinder wert sein. Betriebe in der Corona-Krise hat der Staat wöchentlich mit einem Vielfachen dieser Summe unterstützt“ , so der Virologe. Er forderte Bund und Länder bereits Anfang September auf, kurzfristig diese Luftfilteranlagen für alle Klassenzimmer anzuschaffen. Die Kosten sollte nach Ansicht Lauterbachs der Bund übernehmen. Selbst das Umweltbundesamt, die Behörde, die die Kultusminister der Länder in solchen Fragen berät, hat die Wirksamkeit der Geräte bei richtiger Dimensionierung und Handhabung attestiert. Professor Joachim Curtius von der Frankfurter Goethe-Uni (experimentelle Atmosphären-forschung) hat Luftfiltergeräte getestet. Das Ergebnis: 100 Prozent Schutz vor Aerosolen habe man nicht, aber „in einem typischen Klassenzimmer konnten in einer halben Stunde 90 Prozent der Aerosole entfernt werden“ . Auch ein Team vom Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik an der Bundeswehr-Universität in München hatte einen Raumluftreiniger untersucht. Mit der entsprechenden Filterkombination konnten selbst kleine Aerosol-Partikel zu 99,99 Prozent ausgeschieden werden, berichteten die Forscher. Und: in einem 80 Quadratmeter großen Raum konnte die Aerosolkonzentration binnen sechs Minuten halbiert werden. Da die Aerosole rausgefiltert werden, würden die Geräte auch nicht zur Virenschleuder, so die Wissenschaftler. (…) „Verschlungen“ sind dagegen die Gelder für neue Waffen, die der Haushaltsausschuss des Bundestags Anfang November durchgewunken hat – mit den Stimmen der Luftfilterverweigerer CDU/CSU, SPD und FDP. Geordert werden noch im Monat November beim Rüstungskonzern Airbus Defence 38 Kampf-Jets vom Typ Eurofighter. Kostenpunkt für die sogenannte Quadriga-Tranche: 5.4 Milliarden Euro (5.400 Millionen). Jedes dieser neuen Militärflugzeuge verschlingt die Ungeheuer- „Unsumme“ von 142 Millionen Euro. (…) Es ist sicher kein Zufall, dass die Beschaffung dieser Milliarden-schweren Waffenprogramme mitten im Lockdown in der zweiten Corona-Welle durchgezogen wurden. Auf dem Höhepunkt der Pandemie haben die Menschen andere Sorgen, als den Hochrüstern auf die Finger zu sehen. Diese Überrumpelungstaktik der Rüstungs-Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte sich für sie schon in der ersten Corona-Welle bewährt . Menschenverachtend und zynisch ist es, diese Waffen-Deals mit der Rüstungsindustrie als Beitrag zur „Sicherheit“ unseres Landes anzupreisen, während gleichzeitig Millionen Schüler*innen weitgehend schutzlos der Covid-19-Seuche ausgesetzt sind. Milliardenschwere Weihnachtsgeschenke an den Militär-Industrie-Komplex, in einer Zeit, in der Kulturschaffende, Soloselbständige und Kleingewerbetreibende nicht wissen, wie sie über den Lockdown und Winter kommen können.“ Beitrag von Fred Schmid vom 20.11.2020 bei isw sozial-ökologisches Wirtschaftsinstitut e.V. - 5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen: GEW fordert Klare Ansage zum Wechselunterricht – und kostenlose Masken an Schulen
- 5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen: GEW fordert Klare Ansage zum Wechselunterricht
„Heute wollen sich die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit der Bundeskanzlerin auf den weiteren Kurs in der Coronakrise verständigen. Die GEW will eine klare Ansage, ab wann es zu Wechselunterricht kommt – und legt ein 5-Punkte-Programm vor. Am heutigen Mittwoch wollen sich die Regierungschefinnen und -chefs der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf den weiteren Kurs in der Coronakrise verständigen, dabei wird es vor allem um Schulen gehen. Seit Wochen mahnt die GEW, an den Kitas und Schulen endlich umzusteuern und den Empfehlungen des Robert Koch-instituts für Schulen sowie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) für Kitas zum Infektionsschutz zu folgen. Für Schulen bedeutet das auch ein Konzept für den Wechselunterricht. „Die GEW appelliert dringend an Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder, eine klare Ansage zu machen, wann Schulen in den Wechselunterricht gehen“, sagte GEW-Chefin Marlis Tepe am Mittwoch in Frankfurt am Main. „Wer die Schulen so lange wie möglich offenhalten will, braucht ein Konzept, wie er dies sicherstellen will – und zwar bevor er von der Realität überholt wird. Bisher hat die Politik leider nicht so gut vorgearbeitet, dass vom Präsenzunterricht reibungslos in das digitale Lernen umgeschaltet werden kann. Leidtragende sind ohnehin benachteiligte Kinder und Jugendliche, die noch weiter abgehängt werden. Leitlinie aller Entscheidungen muss sein, das Recht auf Bildung und den Gesundheits- und Infektionsschutz für Lehrkräfte, Schüler sowie deren Eltern miteinander zu vereinbaren“, sagte Tepe…“ GEW-Meldung vom 25.11.2020 samt einem Fünf-Punkte-Programm - GEW fordert kostenlose Masken an Schulen
“Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert die Schulen auf, allen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften kostenlos Alltagsmasken zur Verfügung zu stellen, um sie besser vor einer Corona-Infektionen im Unterricht zu schützen. Auf Wunsch sollten Lehrerinnen und Lehrer auch die sichereren FFP2-Schutzmasken erhalten, sagte die Vorsitzende der GEW, Marlis Tepe, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Es ist Aufgabe des Arbeitgebers, für die notwendigen Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen der Beschäftigten, aber auch der Kinder und Jugendlichen zu sorgen“, so Tepe. Sie bekräftigte zudem die Forderung, die Klassen zu teilen und die Kinder im Wechsel von Präsenzphasen in der Schule und Distanzunterricht zuhause zu unterrichten …“ Meldung vom 23.11.2020 bei der GEW
- 5-Punkte-Programm zum Gesundheitsschutz an Schulen: GEW fordert Klare Ansage zum Wechselunterricht
- GEW zu Corona-Maßnahmen an Schulen: „Das ist verantwortungslos!“
“Die Videoschalte zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten ist am Montag ohne klare Vorgaben für die Schulen zu Ende gegangen. GEW-Chefin Marlis Tepe hat das scharf kritisiert. „Wer die Schulen langfristig offen halten will, muss jetzt den Weg dafür bereiten. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Es ist völlig unverständlich und sachlich nicht begründet, warum sich die Länder gegen Wechselunterricht wehren, der für die Schülerinnen und Schüler ab der Sekundarstufe I gut umzusetzen ist. Wechselunterricht gehört zu den Vorschlägen des Robert Koch-Instituts“, sagte Tepe dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Auch an den Grundschulen müssten klare Regelungen her. „Für Grundschulen muss so schnell wie möglich nach zusätzlichen Räumen gesucht werden, damit die Abstände in den Klassen gehalten werden können“, sagte Tepe. In der ursprünglichen Fassung einer Beschlussvorlage des Bundes für die Beratungen zwischen der Bundeskanzerlin und den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Ländern war noch von einer Ausweitung der Maskenpflicht an Schulen und einer Halbierung der Gruppengrößen sowie der Suche nach zusätzlichen Raumkapazitäten die Rede gewesen, um Abstände in den Klassen – ergänzt durch entsprechende Lüftungskonzepte – einhalten zu können. Am Ende vertagten Merkel und die Ministerpräsidenten die Entscheidung über derartige Maßnahmen bis kommende Woche. Nun gelten weiterhin unterschiedliche Regelungen in den Ländern. „Maßnahmen werden von den Menschen akzeptiert, wenn es ein bundesweit einheitliches, nachvollziehbares Vorgehen gibt und diese für einen angemessenen Gesundheitsschutz von Lehrkräften, Schülern und deren Eltern sorgen. So aber bleibt es beim Flickenteppich“, krisierte Tepe. Offenbar sei es den Ministerpräsidenten wichtiger, weiter ihr eigenes Süppchen zu kochen als im Konsens tragfähige Lösungen zu finden und die Gesellschaft dafür zu gewinnen. „Jetzt ist nicht die Zeit, vernünftige, zielführende Vorschläge vom Tisch zu wischen – in der Hoffnung, die Infektionszahlen würden schon irgendwie sinken. Das ist vor dem Hintergrund der rund 200.000 Schüler, die laut Kultusministerkonferenz bereits in Quarantäne sind, und der über 3.000 mit Corona infizierten Lehrkräfte verantwortungslos und politisches Abenteuertum“, betonte Tepe…“ Meldung vom 17.11.2020 bei der GEW - 300.000 Schüler:innen in Quarantäne – aber kein Geld für Gesundheitsschutz an Schulen?
“Auch an Schulen werden immer mehr Corona-Infektionen entdeckt. Doch anstatt genug Geld für alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen auszugeben, will die Regierung mit möglichst geringen Kosten die Schulen offenhalten – in erster Linie, um die Wirtschaft nicht zu gefährden. (…) In dieser Woche meldete die Tagesschau, dass sich aktuell über 300.000 Schüler:innen , sowie 30.000 Lehrer:innen in Quarantäne befinden. Im September waren es noch rund 50.000 Schüler:innen. Diese Zahlen allein zeigen, dass Infektionen an Schulen eine immer größere Rolle spielen. Klare Daten über die tatsächlichen Infektionen an Schulen in ganz Deutschland liegen allerdings nicht vor. Der Grund ist wohl, dass die Infektionsketten angesichts steigender Zahlen und mangelnder Ressourcen der Gesundheitsämter kaum noch nachverfolgt werden können. Zahlen aus Hamburg verdeutlichen aber, dass Schulen ein relevanter Faktor für die Ausbreitung der Corona-Pandemie sein können: Dort wurden am 2. November 104 Neuinfektionen an Schulen gemeldet, während insgesamt 456 Neuinfektionen in der Stadt verzeichnet wurden. Die Bildungseinrichtungen waren also in über einem Fünftel der Fälle der Ort der Übertragung. Die Zahlen aus Hamburg und ebenso Fallstatistiken aus Großbritannien und Frankreich widersprechen also deutlich den Behauptungen von Politiker:innen, dass Schulen keine „Treiber“ der Pandemie seien. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) für Schulen empfohlen werden. Während das Tragen von Masken und die möglichst geringe Durchmischung von Schulklassen grundsätzlich möglich sein sollten, hängen andere Maßnahmen von ausreichenden Ressourcen ab: Um die Klassengrößen zu halbieren, bräuchte es vor allem mehr Personal, an vielen Schulen aber auch zusätzliche Räume. Die unzureichende Finanzierung von Bildungseinrichtungen macht sich in der Pandemie also noch einmal stärker bemerkbar. Es bräuchte mehr Geld und die Bereitstellung zusätzlicher Räume durch den Staat, wenn der Präsenzunterricht aufrechterhalten werden soll. (…) Wenn der Schutz vor Ansteckungen nicht gewährleistet werden kann, muss der Präsenzunterricht eingeschränkt und Schulen im Zweifelsfall auch geschlossen werden. Die Schulen um jeden Preis offenzuhalten, um die Wirtschaft nicht zu beeinträchtigten, würde bedeuten, die Gesundheit von Schüler:innen und Lehrer:innen den Unternehmensprofiten zu opfern. Schüler:innen und Beschäftigte an den Schulen sind es, die unmittelbar von dieser Politik betroffen werden. Deswegen sollten sie es auch sein, die demokratisch entscheiden, welche Maßnahmen notwendig sind. Das Geld für die Umsetzung muss vom Staat bereitgestellt werden und darf nicht durch die ohnehin knappen Budgets der Bildungseinrichtungen begrenzt werden…“ Beitrag von Dustin Hirschfeld vom 14.11.2020 bei KlassegegenKlasse - [GEW] Einige Schulen nicht mehr im Regelbetrieb
„Für die Schulen wird es immer schwieriger, den Präsenzunterricht trotz Corona wie geplant fortzusetzen. Medienberichten zufolge sind einige Schulen schon nicht mehr im Regelbetrieb. Die GEW fordert erneut bessere Schutzmaßnahmen. Rund 3.000 Schulen in Deutschland können Medienberichten zufolge wegen des Coronavirus keinen vollständigen Präsenzunterricht mehr anbieten. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) unter Berufung auf Zahlen aus 14 Bundesländern. Allein in Nordrhein-Westfalen befänden sich nach Angaben des Kultusministeriums Schülerinnen und Schüler an 552 Schulen auf Anordnung der Gesundheitsbehörden in Quarantäne und würden digital unterrichtet. In Bayern gebe es an 255 Schulen keinen regulären Präsenzunterricht mehr, in Baden-Württemberg an 273 Schulen. Bereits am Mittwoch verursachte eine Angabe des Deutschen Lehrerverbandes Aufruhr, wonach sich derzeit mehr als 300.000 Schülerinnen und Schüler und bis zu 30.000 Lehrkräfte in Quarantäne befinden. Zur Einordnung: In Deutschland gibt es rund 40.000 Schulen mit insgesamt elf Millionen Schülern und rund 800.000 Lehrerinnen und Lehrern. Die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe bekräftigte angesichts der jüngsten Entwicklungen die Forderung nach besseren Schutzmaßnahmen in Schulen. „So wie im Moment unterrichtet wird, sind die Gesundheitsrisiken für Schüler und Lehrer zu hoch“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Donnerstag). Die Klassen müssten geteilt werden. „Je eine Gruppe wäre dann in der Schule, eine zu Hause.“ Für die Schüler sei es besser, rechtzeitig Klassen zu teilen und so im Unterricht Abstände einzuhalten, als zu riskieren, dass immer mehr Klassen komplett in Quarantäne müssten…“ GEW-Meldung vom 12.11.2020 - Lehrerverband beklagt Corona-Vorgehen der Länder – „Empfehlungen des RKI in die Tonne getreten“
“Privat gelten strenge Kontaktbeschränkungen, im Unterricht sitzen weiter 30 Kinder in einer Klasse. Der Lehrerverband fordert, die Schulen nicht von den Regeln für den Rest der Gesellschaft abzukoppeln. (…) Der Deutsche Lehrerverband hat diese Politik der Bundesländer angesichts der verschärften Coronalage abermals scharf kritisiert. „Wir halten es für grundfalsch, dass die Mehrzahl der Bundesländer den Hygienestufenplan der Kultusministerkonferenz und die Empfehlungen des RKI außer Kraft gesetzt und in die Tonne getreten hat“, sagte Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger dem „Handelsblatt“. (…) Das Robert Koch-Institut hatte im Oktober in einem Papier beschrieben, dass Corona-Ausbrüche in Schulen seit der Wiedereröffnung „in zunehmendem Ausmaß beobachtet“ würden. Das RKI-Konzept sieht vor, ab einem Wert von 35 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen Mundschutz zumindest für ältere Schüler auch während des Unterrichts vorzuschreiben. Geteilte Klassen für zeitversetzten Unterricht empfiehlt das RKI ab einem Wert von 50. „An der einen Schule kann eine Verkleinerung der Lerngruppen so erfolgen, dass besonders förderungsbedürftige Kinder weiter im Präsenzunterricht bleiben und andere, die von den Eltern zu Hause unterstützt werden können, verstärkt Homeschooling betreiben“, schlägt Meidinger nun vor. Ein Gymnasium könne die Schüler der Unterstufe in der Schule belassen, während die Oberstufe „vorübergehend in das distance learning geht“. Wichtig sei aber, dass reagiert werde. „Derzeit lässt die Politik die Schulen weitgehend allein.“ Ein ähnlicher Vorschlag kommt auch von den bayerischen Elternverbänden. (…) Unmut gibt es auch bei den Eltern in Nordrhein-Westfalen, die sich ebenfalls in einem offenen Brief an die Politik wandten. Sie thematisierten, dass die Familien und Lehrkräfte das Vertrauen in die Maßnahmen verlören, wenn die Politik sich nicht an Empfehlungen des RKI halte „und lediglich Vollbetrieb ohne Rücksicht auf das aktuelle Infektionsgeschehen oder Schulschließungen mit reinem Distanzunterricht“ zulasse. Gesundheits- und Schulministerium in Nordrhein-Westfalen hatten es zuletzt verboten , die Hälfte der Schülerinnen und Schüler digital zu unterrichten…“ Beitrag vom 13.11.2020 beim Spiegel online - Coronakrise: Ein Virus und viele Fragezeichen
“Rund 47.000 Schulen und 56.000 Kindertageseinrichtungen bereiten sich auf den „Corona-Winter“ vor. Sie wollen die von Experten und Politik empfohlenen Maßnahmen zur Risikoeindämmung umsetzen. Doch Verunsicherung und Belastungen sind groß. Die Warnung kam aus berufenem Mund. Prof. Christian Drosten (Charité Berlin) mahnte vor wenigen Wochen: „Wir werden Probleme kriegen mit der unbeschränkten Schulöffnung, wie sie inzwischen stattgefunden hat.“ Indizien, dass der Virologe, der bereits im Juni für eine Öffnung „aber sehenden Auges“ plädiert hatte, sprechen dafür, dass er recht behalten dürfte: Wenige Tage vor den Herbstferien verkündete die Stadt Bonn, dass seit den Sommerferien 4.550 Quarantänefälle registriert werden mussten. Manche Schulleitungen baten ihre Schülerinnen und Schüler mit Beginn der Ferien vorsorglich, alles Lehrmaterial mit nach Hause zu nehmen. Man wisse ja nicht, ob man sich von Angesicht zu Angesicht wiedersehen werde. Im benachbarten Siegburg wurden Schülerinnen und Schüler einen Tag früher in die Herbstferien geschickt, die Kitas schalteten auf Notbetreuung. Drosten und viele seiner Kolleginnen und Kollegen raten zur strikten Einhaltung der AHA-Regeln – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Lüften inklusive. Alle 20 Minuten sollen die Räume quergelüftet werden – fünf Minuten lang. Die Türen bleiben eh geöffnet. „Wir haben unseren Schülerinnen und Schülern bereits gesagt, dass sie sich in den Wintermonaten entsprechend kleiden sollen“, versichert Timo Hepp. Er leitet die Gemeinschaftsschule Probstei in Schönberg (Schleswig-Holstein). Theoretisch sei das auch in den Kitas möglich, meint die Leiterin einer Einrichtung in Hessen, die nicht genannt werden möchte. „Aber eben unrealistisch“, erklärt sie und weiß sich mit Kolleginnen einig. Häufig lassen sich die Fenster aus Sicherheitsgründen gar nicht komplett öffnen. Die Außentüren offen stehen zu lassen, berge die Gefahr, dass Kinder unbemerkt aus dem Gruppenraum verschwinden. An mögliche Folgen mag die besorgte Kita-Leiterin gar nicht denken. (…) Auf die Vielzahl der individuell verantworteten Lösungsansätze reagierten das Deutsche Jugendinstitut (DJI) und das Robert-Koch-Institut (RKI). Sie starteten eine Studie, die Erkenntnisse zusammenträgt, wie die Einrichtungen und die Tagespflege auf die organisatorischen, hygienischen und pädagogischen Herausforderungen während der Pandemie reagieren und wie sich das Infektionsgeschehen auf die Kindertagesbetreuung auswirkt. Die Studie soll dazu beitragen, Familien und Fachkräfte gezielter zu schützen. 10.000 Kitas meldeten sich bis September zur Teilnahme an der Studie an. (…) Auch technisch fehle es an der erforderlichen Ausstattung, was bei simplen Dingen beginne: vernünftiges Mikro und Headset. Gänzlich hoffnungslos ist er nicht: „Vieles wäre möglich, aber man müsste Experten einbinden, um die Schulen auf den notwendigen Stand zu bringen und sie mit erforderlichem Equipment auszustatten.“ Von den Lehrkräften erhofft Hinz sich eine Portion Mut und Eigeninitiative: „Nicht für alles sind Fortbildungen erforderlich.“ Aber er weiß auch: Lehrkräfte haben schlechte Erfahrungen sammeln müssen, etwa, dass die Technik im Schulgebäude nicht funktioniert.“ Ruschmeyer zustimmend: „Bei uns gibt es nicht einmal WLAN im Oberstufentrakt.“ Zwischen beiden herrscht Einigkeit, dass für die den Schulen für den Kauf eines Endgerätes zugestandenen 500 Euro pro Lehrkraft nichts „Gescheites“ angeschafft werden kann. „Das ist Mangelmentalität“, sagt Hinz und ahnt: „Da wird keine Freude entstehen.“ Was da vor kurzem als Beitrag zur schnelleren Digitalisierung im Kanzleramt beschlossen wurde, nennt er „Schnellschuss und verbranntes Geld“. 800 Euro sollten seiner Meinung nach angelegt werden. Pro Gerät. Den Preis könne man auch für ansonsten teurere Geräte rausschlagen, wenn ein Bundesland für alle seine Schulen beim Hersteller ordere und nicht jeder Landkreis für sich agiere. …“ Beitrag von Stephan Lüke vom 12.11.2020 bei der GEW - Steigende Corona-Neuinfektionen: So reagiert die GEW in den Bundesländern
“… So gab es dem Bericht zufolge in Rheinland-Pfalz am 2. November 2020 mit 522 Infektionen mehr als fünf Mal so viele als noch eine Woche davor. Bei den Lehrkräften vervielfachte sich die Zahl von 16 auf 71. In Niedersachsen wurden in der Woche ab dem 12. Oktober 485 infizierte Schülerinnen und Schüler registriert, eine Woche später 686 – und in der Woche ab dem 26. Oktober sogar 1.255 Fälle. In Hamburg bezog sich am 2. November fast jeder vierte Fall auf den schulischen Kontext (104 von insgesamt 456 Neuinfektionen). In Bayern waren am letzten Schultag vor den Herbstferien, am 30. Oktober, mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler infiziert. Ob beziehungsweise wie sicher Schulen sind, ist indes nach wie vor unklar. Die Kultusministerkonferenz (KMK), die den Präsenzunterricht so lange wie möglich fortsetzen will, erklärte Ende Oktober noch, Kinder und jüngere Jugendliche seien seltener betroffen und nicht Treiber der Pandemie. Es gibt aber auch Untersuchungen an Schulen, denen zufolge es dort eine hohe Dunkelziffer gibt, weil die Infizierten symptomfrei bleiben. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt, ab einem bestimmten Grenzwert – 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner – Schulklassen zu teilen, um einen Mindestabstand von 1,5 Metern wahren zu können, und die Maskenpflicht auszuweiten. Die Länder setzen diese Maßnahmen allerdings kaum um, wie aus den Forderungen der GEW-Landesverbände hervorgeht.“ Beitrag vom 10.11.2020 bei der GEW - Der schleichende Lockdown der Schulen: Immer mehr Lehrer, Schüler und Klassen in Quarantäne
„Noch sind die meisten Schulen in Deutschland offen. Aber das wird nur mit besseren Schutzmaßnahmen so bleiben können. (…) Die Frage, wie mit den Schulen bei aktuell stark steigenden Coronazahlen umgegangen werden soll, polarisiert. Auf der einen Seite stehen Politiker wie Hans, die den Eltern keinesfalls erneute wochenlange Schulschließungen zumuten möchten und dafür bereit sind, Lehrende und Lernende sehenden Auges dem „dort bestehenden Infektionsrisiko“ auszusetzen. Auf der anderen Seite kritisieren Schüler, Lehrer- und eben auch Elternverbände das Fehlen von Schutzkonzepten der Kultusministerien, die sicheren Unterricht und sichere Betreuung bei stetig steigenden Neuinfektionszahlen ermöglichen. Dass in den Sommermonaten viel mehr hätte getan werden können, etwa um mehr Raum für mehr Abstand in kleinere Gruppengrößen, und bessere Lüftung zu schaffen, ist offenkundig. Jetzt häufen sich die Infektionsmeldungen aus den Schulen, ganze Jahrgänge und Schule werden in Quarantäne geschickt. Stehen wir – trotz aller Beteuerungen der Politik – also doch kurz vorm Schul-Lockdown? Wird der Präsenzunterricht gestoppt, wenn der „Lockdown light“ nicht reicht, um die Fallzahlen zu senken? (…) In Deutschland betonen zwar die Kultusministerien immer wieder, Schulen seien „keine Hotspots oder Treiber der Pandemie“ – so etwa Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Richtig beantworten lässt sich die Frage dennoch nicht – was auch daran liegt, dass offenbar kaum ein Kultusministerium dokumentiert, ob es innerhalb von Schulen zu Ansteckungen gekommen ist. Auf eine entsprechende Anfrage des Tagesspiegels konnten – oder wollten – zumindest die meisten Bundesländer keine aktuellen Daten nennen…“ Artikel von Sascha Karberg und Tilmann Warnecke vom 5.11.2020 im Tagesspiegel online - RKI-Chef: Es gab mehrere hundert Corona-Ausbrüche an Schulen – er appelliert an Kultusminister, die RKI-Empfehlungen zu beachten
“Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), hat eingeräumt, dass es bundesweit bereits zu mehreren hundert Corona-Ausbrüchen an Schulen gekommen ist. Gegenüber der tagesschau-Redaktion appellierte er an die Kultusminister, sich an die Empfehlungen des RKI für den Schulbetrieb zu halten – die sehen ab einem Inzidenzwert von 50 im Unterricht eine generelle Maskenpflicht sowie die Abstandsregel vor. Kein Bundesland setzt das bislang um. (…) „Schulen sind keine Hotspots und es gab auch kein unkontrolliertes Infektionsgeschehen.“ Im Gegenteil, so Gebauer: „Die strengen Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen werden eingehalten und wirken.“ (…) Das sieht das Robert-Koch-Institut erkennbar anders. Zwar seien die Schulen bislang kein „Treiber“ der Corona-Pandemie, so wie es beispielsweise bei Influenza-Wellen eindeutig der Fall sei, erklärte RKI-Präsident Wieler gegenüber tagesschau.de . Aber es sei klar, dass bei mehr Infektionen insgesamt auch mehr Fälle in den Schulen auftreten würden. Man habe bereits mehrere hundert Ausbrüche an Schulen gesehen. Von einem „Ausbruch“ sprechen Behörden erst dann, wenn „zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird“, so heißt es in Paragraph 6 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG). Entsprechend ist in einem aktuellen Strategiepapier des RKI zu lesen: „Die Evidenz zu genauer Auswirkung von Schulen und Kitas auf die Pandemie ist heterogen – zeigt aber klar auf, dass Bildungseinrichtungen einer der Orte sind, die eine Rolle im Infektionsgeschehen haben.“ Daher sei es aus seiner Sicht wichtig, betonte Wieler nun, die Empfehlungen der Bundesbehörde einzuhalten. (…) Dabei ist laut den Investigativ-Reportern der tagesschau-Redaktion „nicht eindeutig klar, welche Rolle die Schulen in der Pandemie tatsächlich spielen. Die Kultusminister betonen zwar, es habe bislang kaum größere Ausbrüche in Schulen gegeben. Allerdings zeigen beispielsweise Zahlen aus Hamburg, dass eine relevante Zahl von Schülerinnen und Schüler betroffen sind. Auf Anfrage von tagesschau.de teilte der Senat mit, dass ‚seit Schuljahresbeginn am 6. August insgesamt 533 Covid-19-Infektionen an 186 Schulen gemeldet wurden, davon 447 Schülerinnen und Schüler sowie 86 Schulbeschäftigte (Stand 20.10.2020).‘ Damit stehen rund 40 Prozent aller Hamburger Schulen zumindest mit einem Infektionsgeschehen in Zusammenhang, auch wenn dieses nach Angaben des Senats dort nicht seinen Ursprung hatte. So sei in 183 Fällen die Schule nicht der Ursprung der Infektion gewesen, teilte die Stadt mit.“ Allerdings, so stellen die Reporter fest, lasse sich in vielen Fällen doch gar nicht nachvollziehen, wo sich Menschen angesteckt hatten. „Wieso dies bei infizierten Schülern und Lehrern in nahezu allen Fällen möglich gewesen sei, teilte der Senat auf Anfrage bislang nicht mit.“…“ Beitrag vom 26.10.2020 bei NEWS4TEACHERS - Feldversuch im Klassenzimmer: Bundesregierung kündigt neue Regeln für Schulbetrieb an. Für effektiven Gesundheitsschutz fehlen Räume, Geld und Personal
“… Die immer neuen Verordnungen kreisen bislang vor allem um ein Thema: Mit welchen immer schärferen Maßnahmen kann man die Schulen trotz steigender Positivtests offenlassen? Das Ergebnis der jüngsten Konferenz der Kultusminister, die am Freitag hinter verschlossenen Türen tagte, soll die Öffentlichkeit diese Woche erfahren. (…) Seit Ende der Sommerferien halten die Länder mit immer drastischeren Hygieneverordnungen dagegen. Anstatt Lehrer und Einrichtung mit medizinisch geprüftem Material auszustatten, das effektiv vor einer möglichen Ansteckung schützt, weiten die Länder dabei derzeit vor allem die Maskenpflicht aus. In Berlin, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und andernorts müssen viele Schüler auch im Unterricht Alltagsmasken tragen. Laut Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte darf diesen Utensilien allerdings mangels erwiesenem Nutzen keine Wirkung zugeschrieben werden. In bayrischen Kommunen mit hohen Positivzahlen gilt diese Pflicht inzwischen sogar für Grundschüler, also für Sechs- bis Zehnjährige. Mehrere Kommunen wehren sich dagegen. Vielerorts ist der Schulbetrieb trotzdem eingeschränkt, denn Gesundheitsämter schicken immer mehr Schulklassen oder ganze Einrichtungen bei einzelnen Positivfällen in die häusliche Isolation. Wie viele Schüler inzwischen in Quarantäne sitzen, ist unbekannt. Seit August dürfte dies bereits Hunderttausende Familien betroffen haben. Widersprüche, Planlosigkeit und Realitätsferne, immer wieder von Lehrern kritisiert, offenbart das gesamte Vorgehen. Am Donnerstag mahnte der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, kein Bundesland setze die Empfehlungen seiner Behörde vollständig um. Demnach soll in Landkreisen und Städten, wo innerhalb einer Woche mehr als 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern auftraten, die erweiterte Maskenpflicht im Unterricht gelten. Ab 50 Fällen sollen Schulklassen aufgeteilt werden. Das ist mangels Platz, räumlichen Gegebenheiten und Personal vielerorts nicht machbar, wie die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaften (GEW) mehrfach rügte…“ Artikel von Christina Müller in der jungen Welt vom 26.10.2020 - GEW, VBE und BER: KMK beachtet RKI-Empfehlungen für Schulen nicht – „Konkrete Vorgaben dämmen rücksichtsloses Verhalten ein“
„Der Bundeselternrat (BER) und die beiden größten Lehrkräftevertretungen, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verband Bildung und Erziehung (VBE) kritisieren die fehlende Zuordnung der Stufen zu Inzidenzzahlen im KMK-Rahmenkonzept seit deren Veröffentlichung. Mit steigenden Infektionszahlen sehen sie die Notwendigkeit immer dringlicher. Das Robert-Koch-Institut hat am 12. Oktober 2020 aktualisierte Empfehlungen für Schulen für ein risiko-adaptiertes Vorgehen veröffentlicht – mit der konkreten Zuordnung von Maßnahmen zu dem Infektionsgeschehen (Fälle in 7 Tagen pro 100.000 Einwohnern). Die Kultusministerkonferenz hat in ihrer Pressekonferenz in der vergangenen Woche darauf verwiesen, sich hiermit erst zum Ende der laufenden Woche zu beschäftigen. Im Rahmenkonzept der KMK (zuletzt aktualisiert am 04.09.2020) gibt es zwar ein Stufenkonzept, aber keine Zuordnung zum Infektionsgeschehen. Auf Anfrage von tagesschau.de (19.10.2020) wird deutlich, dass viele Länder ihre bestehenden Vorgaben nicht dem Infektionsgeschehen anpassen. (…)„Wir erwarten, dass der Rat aus der Wissenschaft ernstgenommen wird, um den bestmöglichen Schutz aller an Schule Beteiligten zu gewährleisten. Die KMK muss erklären, weshalb sie sich bisher nicht an den Empfehlungen des RKI orientiert. Eine Begründung muss auch offenlegen, welche Hinderungsfaktoren es aktuell gibt.“ Bereits während der Schulöffnungsphase hatten die drei Organisationen von der KMK gemeinsam eingefordert, dass es transparente Pläne für unterschiedliche Szenarien geben muss, sodass bei jedem eintretenden Szenario allen klar ist, was zu tun ist und wer für wen Ansprechperson ist…“ Pressemitteilung vom 20.10.2020 bei der GEW – siehe auch vom 16.10.2020: Die Ergebnisse der KMK-Sitzung sind unzureichend - GEW zum KMK-Umgang mit der Covid-19-Pandemie: „Enttäuschendes Ergebnis“
“Als „enttäuschend“ bezeichnete die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Ergebnisse der Sitzung der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Thema „Umgang mit der Covid-19-Pandemie“ am Freitag. „Die KMK hat nichts Neues entwickelt. Sie verharrt in Unverbindlichkeiten. Der Flickenteppich bleibt. Die Länder machen, was sie wollen, es gibt kein einheitliches und verbindliches Agieren. Das führt an den Schulen zu Verunsicherung und uneinheitlichen Lösungen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe in Frankfurt a.M. Als grundsätzlich hilfreich bewertete sie die von KMK und Bundesumweltamt gemeinsam vorgestellte Handreichung zum Thema „Lüften“. Ungeklärt sei jedoch weiterhin die Frage der Luftfilter und wie Schüler und Lehrkräfte geschützt werden können, die beim Lüften im kalten Zug stehen. „Generell gilt jedoch: Lüften kann nur eine zusätzliche Maßnahme sein“, betonte Tepe. Entscheidend sei weiterhin, die Hygieneregeln und das gesellschaftlich geltende Abstandsgebot einzuhalten. Die GEW-Vorsitzende begrüßte die Absage der KMK an den Vorstoß einiger CDU-Politiker, die Winterferien zu verlängern und die Sommerferien zu verkürzen: „Es ist absolut richtig, dass die KMK diesen unsäglichen Vorschlag aufs Abstellgleis geschoben hat.“ GEW Pressemitteilung vom 16.10.2020 - COVID-19 und die Kapitulation des Schulsystems: Kinder sind Kosten. Wir schleusen sie durch, irgendwie
„… Die Schule erwirtschaftet keinen Gewinn, sie ist im Rahmen der kapitalistischen Logik ein Kostenfaktor. Und dementsprechend sieht es in den Schulen auch aus: Wie in verwahrlosten Enklaven, den vergessenen Räumen einer auf Wachstum und Rendite getrimmten Gesellschaft. Ausgenommen sind vielleicht Privatschulen und oftmals kirchliche Träger, die über andere Finanzierungsmodelle verfügen, als es in einer kommunalen Erziehungsanstalt üblich ist. Die aus Steuergeldern finanzierten Bildungsanstalten hängen einfach durch und Politiker tun so, als handle es sich bei dem maroden System um einen Naturzustand. So schwafeln mitten in der Coronakrise die Verantwortlichen von „Digitalpakt“, „Schule der Zukunft“ und „verlässlichem Unterricht“ und ziehen sich damit bequem-fahrlässig auf Euphemismen zurück, die nichts mit der Schulwirklichkeit zu tun haben. Der Schulsektor befindet sich seit Jahren in einer systemgemachten Schrumpfung, erst recht in Zeiten chronisch knapper Kassen gibt es keine Gemeinwohlökonomie und keine Solidarität. Es ist eine ganz besondere Schande, wie mit den Kindern und Jugendlichen verfahren wird in dieser Krise. Wie brachial, dumm und rücksichtslos. Wie unintelligent. Kinder sind Kosten. Wir schleusen sie durch, irgendwie. Ja, Kinder sind Kosten in diesem erfolgsgetriebenen System, das zeigt sich jetzt in seiner ganzen ungeschminkten Wirklichkeit. Die Kids mögen bewaffnet sein mit glänzenden Smartphones und einer modischen Kruste, aber sie produzieren nur Aufwand und erwirtschaften keine Gewinne. Und wenn Gewinne wegbrechen wie gerade in der Coronapandemie ist das doppelt lästig. Da reden die öffentlichen Funktionsträger von Zukunft, Verantwortung und Übergang zu einem normalen Schulbetrieb. Wer da mitten drin steckt, sieht das im Herbst 2020 ganz anders. Die lieben Kleinen stecken frühmorgens in überfüllten Bussen, stapfen in unzulänglich gewartete Schulgebäude und finden sich, fein säuberlich getrennt nach Bundesland, in schlecht gelüfteten Klassenräumen wieder. In vielen Schulen seit Jahren ein bekanntes Dilemma: Fenster, die (vorgeblich aus Sicherheitsgründen) sich nicht oder nur äußerst schwer öffnen lassen, nicht vorhandene Schlüssel, veraltete technische Infrastruktur, kaum Luftaustausch (und keine Ahnung, wie zu bewerkstelligen …), lustlose Hausmeister, die mangels kommunaler Geldtöpfe technische und infrastrukturelle Probleme aus dem Ärmel beheben müssen, mangelhafte Vorrichtungen für Alles und Jedes. In den Disziplinier- und Reproduktionsanstalten der Republik geht es erbärmlich zu…“ Artikel von Arno Kleinebeckel vom 09. Oktober 2020 bei telepolis - Bildungsgewerkschaften GEW und VBE zum „Weltlehrer*innentag 2020“: „Lehrkräfte leisten in Corona-Krise wichtigen gesellschaftlichen Beitrag“
“Zum „Weltlehrer*innentag 2020“ stellen die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, und der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, fest: „Die Lehrkräfte leisten während der Corona-Pandemie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um die Krise zu meistern. Die Wertschätzung der Politik für dieses Engagement muss sich aber besser zeigen. Dazu gehört vor allem, nicht nur zu fordern und in Sonntagsreden unrealistische Erwartungen zu wecken, sondern ganz konkret zu sagen, wann welche Mittel bereitgestellt werden. Hier gibt es Nachholbedarf!“ Der Weltlehrer*innentag steht unter dem Motto: „Lehrkräfte übernehmen in der Krise Verantwortung. Sie gestalten die Bildung für die Zukunft.“ Er wird von der Bildungsinternationalen ausgerufen und von einer breit angelegten Kampagne begleitet. Dem Engagement der Lehrkräfte müsse nun die Politik mit einem Kurswechsel in der Bildungspolitik folgen. Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW sagt: „Die Corona-Krise bietet auch Chancen. Diese müssen jetzt genutzt werden, um umzusteuern. Deutschland muss mehr Inklusion und gemeinsames Lernen ermöglichen sowie selbstgesteuertes und kooperatives Lernen stärker unterstützen. Lehrende und Lernende brauchen kleinere Klassen und Gruppen in Schule und Kita. Der Sanierungsstau in Höhe von rund 44 Milliarden Euro an Schulen muss aufgelöst werden – und zwar mit Priorität und höchstem Tempo. Die Investitionen müssen dabei nicht nur für die bessere digitale Ausstattung und Infrastruktur genutzt werden, sondern auch für die Instandhaltung der Gebäude. Bröckelnder Putz, schimmlige Ecken und unbenutzbare Schultoiletten müssen der Vergangenheit angehören. Zudem müssten gerade in Pandemie-Zeiten die Hygiene und der Infektionsschutz an den Bildungseinrichtungen nachhaltig verbessert werden.“ Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, ergänzt: „Das größte Problem bleibt der dramatische Lehr- und Fachkräftemangel. Um diesen effektiv zu bekämpfen, müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Dazu gehören die Ausstattung vor Ort, aber auch das Gehalt und die Sicherheit, im Beruf weiterarbeiten zu können. Sommerarbeitslosigkeit, die Anstellung in befristeten Arbeitsverhältnissen und die schlechtere Eingruppierung von Grundschullehrkräften und Gruppen von Lehrkräften der Sekundarschulen sind das Gegenteil davon! Zudem ist die Politik gefordert, Lehrkräfte von nicht notwendigen Arbeiten zu entbinden, zum Beispiel durch Verwaltungsfachkräfte. Zusätzlich müssen sie durch multiprofessionelle Teams unterstützt werden.“ Die Corona-Krise habe die Mängel des Bildungssystems in Deutschland „gnadenlos aufgedeckt“. „Wie unter einem Brennglas sind die Versäumnisse der Politik in den vergangenen Jahren deutlich geworden. Jetzt müssen Bund, Länder und Kommunen endlich mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung langfristig deutlich mehr Geld in die Bildung sowie bessere Lern- und Arbeitsbedingungen investieren“, unterstreichen Tepe und Beckmann. „Die Menschen haben in der Krise gesehen, was es bedeutet, wenn das Bildungssystem aufgrund struktureller Schwächen nicht wie gewünscht und notwendig läuft. Das können die Beschäftigten mit ihrem Engagement nicht auf Dauer auffangen. Die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht nur, dass Milliarden-Programme die Wirtschaft stützen, sie wünschen sich auch, dass der Bildungsbereich nachhaltig gestärkt wird, um die Zukunft zu gestalten!“ GEW-Pressemitteilung vom 01.10.2020 - Schulpolitisches Chaos in Coronazeiten – Maskenpflicht, Abstandsregeln, Hygienemaßnahmen
“In den Schulen herrscht bundesweit der Ausnahmezustand und ein Flickenteppich an Maßnahmen: keine Maskenpflicht in Sachsen, in Mecklenburg-Vorpommern erst ohne, dann doch mit Masken, in Hessen zuerst Maskenpflicht nur außerhalb des Unterrichts, dann auch während des Unterrichts, in NRW in allen Klassen außer Grundschulen, im Saarland Maskenpflicht während des Unterrichts, in Rheinland-Pfalz keine Masken im Klassenraum, aber in den Fluren und während der Pausen. Etwas mehr sinnvolle Einheitlichkeit wäre da angebracht – schon der Glaubwürdigkeit wegen. Das wäre eine Aufgabe der Kultusminsterkonferenz gewesen, aber vor Beginn des neuen Schuljahres. Stattdessen gab es einen bundesweiten Schulgipfel im Kanzleramt, als in vielen Ländern der Unterricht nach den Sommerferien bereits begonnen hatte, und nicht alle Bundesländer waren vertreten. Geschenkt! Die Länder als Dienstherren und die Kommunen als Schulkostenträger hätten gemeinsam und rechtzeitig entsprechende Hygienepläne und weitere Vorsorgemaßnahmen erstellen müssen. Dazu gehören auch Schulfenster, die sich öffnen lassen, damit die Räume gelüftet werden können. Stattdessen haben die Ministerien mit verspäteten Erlassen reagiert und die Schulen vor fast unlösbare Probleme gestellt. Diese Desorganisation der Verwaltung ist zwar nicht neu, aber in diesen Zeiten besonders belastend. Der einzelnen Schule gerecht werden kann nur ein Krisenteam an jeder einzelnen Schule, das die Auflagen von Hygiene und Arbeitsschutz umsetzt. In ein solches Mitbestimmungsteam gehören neben der Schulleitung auch LehrerInnen, der Hausmeister und ein(e) Vertreterin für die Reinigungskräfte, weil alle Maßnahmen gemeinsam umgesetzt werden müssen. In ein solches Team gehören aber auch Schülervertreter, denn sie sind schließlich Betroffene und manchmal auch die Leidtragenden von unsinnigen Maßnahmen. Auch in der Krise gilt die Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten. Und damit sind wir beim Thema Risikogruppen. Rund 1600 LehrerInnen haben in Schleswig-Holstein Atteste vorgelegt, weil sie zu Corona-Risikogruppen gehören und deshalb nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden können. Der betriebsärztliche Dienst hat 780 Fälle geprüft und nur 32 Unterrichtsbefreiungen ausgesprochen. Die Bildungsministerin Prien (CDU) hat sich hinter diese Entscheidung gestellt und Einsprüche abgewiesen. Die Grünen regieren mit, aber von ihnen haben wir nichts gehört. Mindestens hätte ich einen Vorstoß in Richtung Neueinstellungen erwartet…“ Artikel von Larissa Peiffer-Rüssmann in der SoZ 09/2020 - GEW: „Corona-Krise für Systemwechsel zur Inklusion nutzen“ – Bildungsgewerkschaft zum UNESCO-Weltbildungsbericht „Für alle heißt für alle“
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat mit Blick auf den gestern Abend vorgestellten UNESCO-Weltbildungsbericht angemahnt, die Corona-Krise für einen Systemwechsel hin zu mehr Inklusion zu nutzen. „Wir fordern von der Bundes- und den Landesregierungen eine beherzte Umsetzung der Inklusion in allen Bereichen. Die Corona-Pandemie hat die sozialen Spaltungen im Bildungssystem verstärkt und die eklatanten Versäumnisse in der Bildungspolitik besonders deutlich gemacht“, sagte Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, am Mittwoch in Frankfurt a.M. „Jetzt rächt es sich, dass Bildung in Deutschland nur vom Abitur aus betrachtet und Inklusion halbherzig umgesetzt wird.“ Hoffmann stellte fest, dass sich Deutschland ein sozial benachteiligendes, diskriminierendes Schulsystem leiste. Ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen werde bis heute vom allgemeinen Schulsystem ausgeschlossen und diskriminiert. Kinder und Jugendliche aus armen Familien oder mit Migrationshintergrund würden überdurchschnittlich häufig als „sonderpädagogisch förderbedürftig“ etikettiert und damit stigmatisiert. „Es ist Zeit für die inklusive Schulen für alle – und zwar in ganz Deutschland“, betonte Hoffmann. Dafür müsse auch die Lehrkräftebildung verändert und inklusiv ausgerichtet werden. „Inklusion ist kein Zusatzmodul neben anderen, sondern ein Grundprinzip“, sagte die GEW-Expertin. Sie warnte davor, Inklusion durch Digitalisierung und digitale Lernsysteme zu ersetzen. Es gehe um das Zusammenleben und -lernen aller Schülerinnen und Schüler, den Abbau von Vorurteilen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt – und nicht allein um Lerntraining und passgenaue Förderung. „Für die Inklusion brauchen wir mehr Geld und mehr Personal“, unterstrich Hoffmann. Auch der Digitalpakt solle nicht nur der Wirtschaftsförderung dienen, sondern inklusiv ausgerichtet werden…“ GEW-Pressemitteilung vom 23. September 2020 - GEW kritisiert Schulgipfel: „Wir brauchen mehr Tempo und einen klaren Zeitplan“
„In der Coronakrise hat der Schulgipfel in einem 7-Punkte-Katalog zur besseren digitalen Ausstattung von Schulen erneut viele Absichtserklärungen formuliert. Zu vage, urteilt die GEW. Nach dem Kanzleramtstreffen zur Lage der Schulen in der Corona-Pandemie am Montag macht sich Enttäuschung breit. Während Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) den Schulgipfel als „wegweisend“ bezeichnete, kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Ergebnisse als ernüchternd. „Das war ein Schulgipfel der Ankündigungen. Die Geduld der Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern wird mit vagen Verabredungen auf die Probe gestellt. Wir brauchen mehr Tempo und einen klaren Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen“, sagte Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Der Teufel steckt im Detail, aber Details sind nicht veröffentlicht worden. Die föderale Struktur wirkt wie eine Finanzierungsblockade, Zuständigkeiten werden hin- und hergeschoben. Leidtragende sind die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrkräfte an den Schulen: Sie müssen auf die Umsetzung warten.“ Der Schulgipfel habe in einem 7-Punkte-Katalog zur besseren digitalen Ausstattung von Schulen mit Blick auf die Corona-Krise erneut viele Absichtserklärungen formuliert. „Gut, dass sie drüber gesprochen haben“, lautet das enttäuschte Fazit angesichts der großen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, dass die Schalter schnell umgelegt werden…“ GEW-PM vom 22.09.2020 - GEW: „Wir brauchen einen echten Corona-Bildungsgipfel“
“Heute findet ein Schulgipfel im Kanzleramt statt. DGB-Vize Elke Hannack plädiert dafür, noch in diesem Herbst auf Spitzenebene das gesamte Bildungssystem in den Blick zu nehmen: „Wichtig wäre, dass sich die Spitzenpolitik endlich mit der desolaten Lage im gesamten Bildungssystem beschäftigt. Wir brauchen noch in diesem Herbst einen echten Corona-Bildungsgipfel, denn die Corona-Krise trifft Kitas, Schulen, berufliche Bildung, Weiterbildung und Hochschulen gleichermaßen.“ Beim Schulgipfel im Kanzleramt über Schulen und digitale Ausstattung zu reden, könne nur ein erster Schritt sein und reiche bei weitem nicht, so Hannack. Bei einem Corona-Bildungsgipfel sei wichtig, „dass auch die Betroffenen – die Beschäftigten im Bildungssystem, Eltern, Schülerinnen und Schüler, Studierende und Auszubildende auf einem solchen Gipfel zu Wort kommen“. Mangelnde bauliche und technische Ausstattung, fehlende Fachkräfte, verschärfte soziale Auslese – die Corona-Pandemie legt die Schwachstellen im gesamten Bildungssystems schonungslos offen“, so Hannack. Diese Alarmsignale dürfe die Politik nicht länger ignorieren: Der DGB geht in der beruflichen Bildung in diesem Jahr von einem zweistelligen Minus bei den Ausbildungsverträgen aus (Handwerk: Stand Ende August -10,1 %, Industrie und Handel: Stand Ende Juli -17 %). Der Sanierungsstau an den Schulen beträgt laut KfW 44,2 Milliarden Euro (Kfw-Kommunalpanel 2020). Die Zahl der jungen Menschen ohne Schulabschluss steigt laut Bildungsbericht immer weiter: 2020 auf 6,8 Prozent (5,7 Prozent in 2013). Inzwischen haben 2,12 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 bis 34 Jahren keine abgeschlossene Ausbildung. Das sind 14,4 Prozent dieser Altersgruppe. Ungelerntenquote bei Hauptschulabschluss liegt inzwischen bei 33 Prozent (Berufsbildungsbericht 2020).“ Meldung vom 21.09.2020 beim DGB , siehe auch:- Coronapandemie Bildungsgipfel soll für Klarheit sorgen
“Vor den Gesprächen am Montagabend im Kanzleramt haben Bildungsgewerkschaften und Bundeselternrat konkrete Schritte gefordert, um die Schulen in der Coronakrise zu unterstützen. Es brauche transparente Standards auf Bundesebene. Die beiden größten Lehrergewerkschaften, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), fordern zusammen mit dem Bundeselternrat (BER) die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bildungsgipfels auf, in der Coronapandemie an den Schulen für einheitliche Lösungen zu sorgen – etwa mit Blick auf das Lüften ab Herbst. Das zuletzt vorgelegte Konzept der Kultusministerkonferenz (KMK) beinhalte zwar verschiedene Szenarien, es werde aber nicht deutlich, ab wann welches Szenario umgesetzt werden solle. Geklärt werden müsse etwa, ob Luftfilter flächendeckend eingesetzt würden und Kohlendioxid-Messgeräte eine schnell einsetzbare Alternative sein könnten, heißt es in einem gemeinsamen Brief. „Dabei dürfen die Kosten für den Einsatz der Geräte kein K.o.-Kriterium sein. Wenn Unternehmen mit Milliarden gerettet werden, sollten uns die Zukunft dieses Landes, die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mindestens genauso viel wert sein“, erklären die Vorsitzenden Marlis Tepe (GEW), Stephan Wassmuth (BER) und Udo Beckmann (VBE). Es wird erwartet, dass bei dem Bildungsgipfel die Digitalisierung von Schulen im Fokus steht. Dies sei sehr wichtig, dürfe aber nicht das einzige Thema des Gipfels bleiben, stellen die drei Vorsitzenden fest…“ Beitrag vom 21.09.2020 bei der GEW
- Coronapandemie Bildungsgipfel soll für Klarheit sorgen
- Corona-Maßnahmen: Schulleiter in NRW schlagen Alarm
„… Zwei Wochen nach Schulbeginn und kurz vor Gesprächen mit dem zuständigen Ministerium erheben Schuldirektoren im größten Bundesland schwere Vorwürfe gegen die aktuelle Schulpolitik der Landesregierung im Umgang mit der Corona-Krise und wenden sich nun zum ersten Mal in einem offenen Brief direkt an Ministerpräsident Armin Laschet. In dem Brief, der dem SWR vorab vorliegt, wirft die Schulleitungsvereinigung (SLV NRW) dem zuständigen Ministerium vor, dass die Politik des Landes die tatsächlichen Rahmenbedingungen der Schulen nicht berücksichtige. Die SLV NRW beklagt, dass sich die oberste Schulbehörde der eigenen Verantwortlichkeit entledige und die gesamte Verantwortung an Gesundheitsämter, Schulträger und Schulleitungen übergebe. (…)Die Schulministerin „ignoriert die vielerorts nicht gegebenen baulichen Voraussetzungen“. Die öffentlichkeitswirksam präsentierte Handreichung des Ministerium für Schule und Bildung (MSB) zum Lernen auf Distanz signalisiert der Elternschaft das Versprechen der Umsetzung – den Anspruch auf Umsetzung verschiebt das MSB auf die Schulleitungen vor Ort.“ Ein „normaler Unterricht“ könne unter diesen Vorgaben nicht stattfinden. Wie es tatsächlich um die Schulen bestellt sei, illustriert der Vorsitzende der Schulleitungsvereinigung, Harald Willert auf Anfrage des SWR an einem konkreten Beispiel mangelhafter baulicher Voraussetzungen: „Uns haben Mails von Schulleitern erreicht, die berichten, dass Fenster zugeschweißt seien oder Direktoren vom Schulträger keine Griffe bekämen“. In dem Brandbrief werden weitere Probleme genannt, wie fehlende Hausmeister oder Reinigungsdienste in den Ferien oder für die Zwischenreinigungen. (…)Aber auch die Organisation des Unterrichts sei in dem vom Ministerium vorgelegten Gesamtkonzept realitätsfern: So sei etwa die Vorgabe „vom ausschließlichen Einsatz von Lehrern in festen Lerngruppen“ nicht realisierbar. Erkrankte Lehrer müssten spontan vertreten werden. Religions- und Fördergruppen würden von Lehrkräften unterrichtet, die an mehreren verschiedenen Schulen eingesetzt würden. „Ein wirkliches Interesse des Schulministeriums an der Realität vor Ort in den Schulen ist nicht feststellbar“, so die Bilanz des Verbandes. Nach Auffassung der Schulleitungsvereinigung NRW komme das Ministerium seiner Verantwortung für Vorsorge und Gesundheitsschutz gegenüber den Schülerinnen und Schülern, den Lehrkräften und den Schulleitungen im Land nicht nach. Die SLV NRW spricht von einem „Feldversuch“. „Wir hoffen, dass dieser Brief Konsequenzen nach sich zieht und die Öffentlichkeit erfährt, wie marode unser Bildungssystem ohnehin ist,“ erklärt Willert, „was jetzt endlich durch Corona sichtbar wird.“…“ Beitrag von Marilina Görz y Moratalla vom 24. August 2020 bei tagesschau.de , siehe auch beim WDR: NRW-Schulleiter: Heftige Kritik an Schulministerin mit vielen Hintergründen - Mehr Lehrkräfte notwendig: „Personalmangel fällt den Schulen in der Corona-Krise auf die Füße“
„… „Notwendig sind mehr Lehrkräfte, um kleinere Klassen einrichten zu können und auch mehr Reinigungskräfte, um die Schulen laufend zu reinigen. Die Öffnung der Schulen muss mit Augenmaß erfolgen. Schulen dürfen nicht zu einem Treiber des Infektionsgeschehens werden. Vielerorts wird auch in den kommenden Wochen eine Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht nötig sein“, so [Elke] Hannack. (…) „Der Bund hat im Mai mit dem zweiten Konjunkturpaket über 500 Millionen Euro für den digitalen Unterricht und für Endgeräte bereitgestellt. In Kürze haben sich neue digitale Lernformen etabliert, wenn auch längst nicht flächendeckend und qualitativ ausreichend. Die digitale Ausstattung der Schulen ist weiterhin zum Teil mittelalterlich. Aber derzeit erleben wir, was alles möglich ist, um Unterricht zu individualisieren“, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende. (…) „Damit Schülerinnen und Schüler, die nicht am Unterricht teilnehmen können, digital weiterlernen können, muss das Geld des Bundes schnell und unbürokratisch an die Schulen fließen“, fordert Hannack. „Die Länder müssen langfristig deutlich mehr pädagogisches Personal für Kitas und Schulen gewinnen. Wir haben in allen Bildungsbereichen eine verehrende Personalknappheit.“ DGB-Kritik vom 10. August 2020 - Am Montag startet ein gigantisches Experiment: Das neue Schuljahr – mit Millionen Schülern und Lehrern ohne den üblichen Corona-Schutz
„Am Montag startet das neue Schuljahr im ersten Bundesland, Mecklenburg-Vorpommern – ein gigantisches Experiment. Während Großveranstaltungen nach wie vor bundesweit untersagt sind, kommen in den nächsten Wochen in Deutschland insgesamt rund elf Millionen Schüler und 800.000 Lehrer zum Regelunterricht ohne Abstand und Mund-Nasen-Masken zusammen. Und schon jetzt steigen die Corona-Infektionszahlen wieder. Das Robert-Koch-Institut zeigt sich nervös…“ Meldung vom 28. Juli 2020 von und bei News4teachers – dazu guter Kommentar:- Spiel mit dem Feuer: Wenn sich die Schulen als Infektionstreiber erweisen, steht Deutschland ein schlimmer Corona-Herbst bevor
„Etliche der 16 Kultusminister, so scheint es, haben die Lust an der Bekämpfung des Coronavirus verloren. Die KMK jedenfalls hat unter Berufung auf das Recht der Schüler auf Bildung den Regelunterricht im kommenden Schuljahr zum Ziel erhoben. Dumm nur: Die Pandemie wird sich par ordre du mufti nicht stoppen lassen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Sollten sich die Schulen als Infektionstreiber erweisen, könnte das einen Schaden anrichten, der weit über ein weiteres verlorenes Schulhalbjahr hinausgeht. Dann droht Deutschland ein schlimmer Corona-Herbst. (…) In einem Anflug bemerkenswerter Offenheit hat die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in einem Interview mit Radio Bonn/Rhein-Sieg die Hosen heruntergelassen. „Wir können Menschen nicht davor schützen, an Covid-19 zu erkranken. Vielleicht muss man das auch nochmal sagen: Es wird immer Erkrankungen geben“, erklärt sie mit Blick auf die Schulen. „Wir können nur alles dafür tun, dass diese Erkrankungen so glimpflich laufen wie es irgend geht. Dafür haben wir Vorsorge getroffen, dass unsere Gesundheitsämter beziehungsweise unsere Krankenhäuser darauf vorbereitet sind, dass genügend Intensivbetten zur Verfügung stehen, dass genügend Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen. Aber wir können nicht alle Menschen schützen.“ Beatmungsgeräte als Präventionsmaßnahme? Das ist ein Offenbarungseid für eine Politikerin, die für den Gesundheitsschutz von rund 200.000 Lehrkräften und 2,5 Millionen Kindern und Jugendlichen verantwortlich zeichnet. Wie eingangs festgestellt: So mancher Kultusminister, scheint es, hat die Lust an der Bekämpfung des Coronavirus verloren. Das kann ein schlimmer Herbst werden.“ Analyse von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek vom 28. Juli 2020 bei News4teachers - Siehe auch bie Twitter die Debatte unter #BildungAberSicher
- Spiel mit dem Feuer: Wenn sich die Schulen als Infektionstreiber erweisen, steht Deutschland ein schlimmer Corona-Herbst bevor
- Schulen und Kitas wieder offen – Wie geht das, was schon vor der Corona-Zeit nicht möglich war?
„[Du hast mit Thorsten Böning kürzlich eine Ideenskizze zu den Möglichkeiten und Notwendigkeiten frühkindlicher Bildung in Zeiten der Corina-Pandemie veröffentlicht. Darin fordert ihr neue Räume, mehr Personal und pädagogische Phantasie an die Macht. Was heißt das konkret?] Thorsten und ich sind gemeinsam im Bündnis „Mehr Große für die Kleinen“, das im letzten Jahr die Proteste gegen das Kinderbildungs-Gesetz (KiBiz) in NRW auf die Straße und in den Landtag gebracht hat. Schon da stand für uns die Verbindung von guten Arbeitsbedingungen für die Erziehenden mit guten Bedingungen für frühkindliche Bildung im Mittelpunkt: Mehr Personal und kleinere Gruppen, bei einer kostendeckenden Finanzierung. Daran hat sich auch durch Corona nichts geändert. Die Probleme sind lediglich drängender und offensichtlich geworden. Momentan sind in NRW wieder alle Kinder in den Kitas – in Gruppen von bis zu 25 Kindern. Und das mit weniger Personal. Thorsten und ich haben geprüft, welche Alternativen es schon gibt und wie ein Infektionsschutz für Beschäftigte und Kids funktionieren könnte. Also haben wir die Konzepte von Waldkindergärten, kleinen altersgemischten Gruppen und dem Freiwilligenregister in den medizinischen Berufe n quer durch den Gesundheitsschutz und aktuell ungenutzte Räume gedacht. Das Ergebnis war ein Aufschlag zur Debatte: Können wir kleine Gruppen in Parks, Spielpätzen, Unis, Gemeindehäusern schaffen, die mit einer Fachkraft und zwei Ergänzungskräften das Infektionsrisiko mindern, Infektionsketten überschaubar halten und pädagogisch hochwertige Arbeit leisten. Die Idee findet sich hier …“ Interview mit Katharina Schwabedissen in FaktenCheck:CORONA 2 - GEW: Lehrergewerkschaft fordert Mindestabstand in Schulen
„Die Kultusminister wollen die Schulen nach den Sommerferien wie gewohnt öffnen – ohne Abstand. (…) Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht den Beschluss der Kultusminister der Länder zur Öffnung der Schulen kritisch. Auf das Abstandsgebot zu verzichten, sei der falsche Weg, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Marlis Tepe laut einer Mitteilung. „Solange die Abstandsregeln – aus guten Gründen – in der Gesellschaft eingehalten werden müssen, muss dies auch in der Schule gelten.“ Die Ministerinnen und Minister hatten am Donnerstag beschlossen, dass alle Schüler nach den Sommerferien wieder wie gewohnt in die Schule gehen sollen. Dabei solle auf die Abstandsregel verzichtet werden, sofern es das Infektionsgeschehen zulasse. „Mit dieser Ansage kippen die Kultusminister den Infektionsschutz“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann dem Spiegel. „Wenn das schiefgeht, tragen die Kultusminister die Verantwortung.“ (…) „An kleineren Grundschulen mag das hier und da noch machbar sein“, sagte Hoffmann. Aber an den großen weiterführenden Schulen kämen oft tausend Kinder und Jugendliche aus einer Region zusammen. Dort könnten Schüler bei normalem Stundenplan nicht zeitversetzt zum Unterricht kommen, zeitversetzt Pause machen lassen oder dafür sorgen, dass sie sich auf dem Schulhof nicht mischen. „Das ist unrealistisch. Es ist gedankenlos, den Schulen nun die Verantwortung dafür aufzubürden.“…“ Meldung vom 19. Juni 2020 bei Zeit online zur GEW-Stellungnahme „Jetzt die Zeit nutzen, um Schulöffnungen seriös vorzubereiten“ vom 19. Juni 2020 - [GEW] Schulöffnungen in der Coronakrise: Abstand halten!
“Während überall weiter die Abstandspflicht von 1,5 Metern gilt und in Geschäften sowie im Öffentlichen Nahverkehr Masken getragen werden müssen, sollen in den Schulen Schutzmaßnahmen aufgegeben werden. Die GEW protestiert. Mit der Wiederöffnung der Schulen wird nach Ansicht der GEW die Gesundheit von Lehrkräften sowie Schülerinnen und Schülern massiv gefährdet. „Während in allen Branchen die Abstandspflicht von 1,5 Metern zwischen zwei Menschen weiterhin gilt und in Geschäften sowie im Öffentlichen Personennahverkehr Masken getragen werden müssen, sollen in den Schulen Schutzmaßnahmen aufgegeben werden“, kritisierte GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann mit Blick auf Aussagen der Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig (SPD). Hubig hatte am Dienstag laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gefordert, die Abstandsregeln an Schulen aufzugeben. Nachdem die Lehrkräfte zum Teil unter hygienisch unzureichenden Bedingungen die Notbetreuung aufrecht erhalten und mit mangelnder digitaler Ausstattung Fernunterricht organisiert hätten, wolle die Politik „den Gesundheitsschutz der Beschäftigten aufs Spiel setzen“, sagte Hoffmann. Die GEW mahnte dagegen die Fürsorgepflicht der Länder gegenüber den Beschäftigten an. „Wir brauchen endlich einen runden Tisch, an dem Politik, Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen sowie Mediziner zusammenkommen und über Lösungswege entscheiden, die die Interessen aller an Schule Beteiligten berücksichtigen.“ Die GEW-Schulexpertin plädierte zudem dafür, jetzt pädagogische Konzepte zu entwickeln und die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um nach den Sommerferien einen qualitativ guten Mix aus Präsenz- und Fernunterricht anzubieten. Es sei keine Lösung, die Klassen zu teilen und zusätzliche Räumlichkeiten bereit zu stellen. „Aufgrund des teils dramatischen Lehrkräftemangels, ein Problem, das die Politik schon lange vor der Corona-Krise nicht gelöst hat, fehlt dafür das entsprechende Personal.“ GEW-Meldung vom 10.06.2020 - [DGB] Corona-Pandemie: Schulöffnungen nur mit Arbeitsschutz und Hygienestandards
“Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Stefanie Hubig hat vorgeschlagen, den Schulbetrieb wieder voll aufzunehmen – die bisherigen Abstandsregelungen will sie dabei ersatzlos aufgeben. Der DGB lehnt das ab. Die Schulen dürfen auf keinen Fall unter Verzicht auf Arbeitsschutz und Hygienestandards geöffnet werden. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagt zu diesem Vorstoß: „Die Kultusminister verlieren offenbar unter dem großen öffentlichen Druck die Nerven. Anders ist nicht zu erklären, dass sie nun kopflos und ohne Abstandsregeln die Schulen in den Normalbetrieb schicken wollen. Die Öffnung der Schulen darf auf keinen Fall unter Verzicht auf Arbeitsschutz und Hygienestandards erfolgen. Wenn mehr als hundert Schülerinnen und Schüler samt Lehrkräften dicht an dicht in der vollgepackten Mensa beim Mittagessen sitzen, wird jeglicher Infektionsschutz aufgegeben. Das ist verantwortungslos gegenüber den Beschäftigten im Bildungssystem, aber auch gegenüber den Kindern und Jugendlichen. Die Integration von Schülerinnen und Schülern mit Vorerkrankungen wird so erst recht nicht gelingen. Gerade für diese Kinder und Jugendlichen braucht es ein ausgeklügeltes Hygienekonzept, sonst wird Isolation statt Inklusion die Folge sein. Wir wissen um die fatalen Auswirkungen des coronabedingten Ausfalls des Schulunterrichts und die Verschärfung von Gerechtigkeitslücken als Folge. Gerade deshalb ist es notwendig, den Normalbetrieb mit Bedacht zu öffnen. Sonst droht ein ungeplanter zweiter Lockdown im Herbst.“…“ Beitrag vom 10.06.2020 beim DGB - [GEW zum Rahmenkonzept der KMK] Licht und Schatten der Schulöffnungen: Und die Lehrkräfte?
“ Schülerinnen und Schüler können schrittweise und unter Auflagen bis zu den Sommerferien an die Schulen zurückkehren. GEW, VBE und Bundeselternrat finden viel Gutes im Konzept der KMK. Aber was ist mit der Belastung der Lehrkräfte? Die Bundesländer wollen allen Schülerinnen und Schülern angesichts der positiven Entwicklung der Infektionszahlen in der Corona-Krise schrittweise und unter Auflagen bis zu den Sommerferien eine Rückkehr an die Schulen ermöglichen. „Die Wiederaufnahme des Unterrichts in Form von teilweisem Präsenzunterricht für Schülerinnen und Schüler hat begonnen und soll in weiteren Schritten fortgesetzt werden“, heißt es in dem Beschluss von Bund und Ländern vom 6. Mai. Die Schulöffnungen sollen dem von der Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichtem Rahmenkonzept folgen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Bundeselternrat (BER) begrüßen in einer heute veröffentlichten Stellungnahme zum Rahmenkonzept der KMK , dass Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf im Konzept bedacht wurden. Ebenso sei es gut, dass sie die Situation an Förderschulen sowie für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf berücksichtigt wurde. „Viele der von uns vorgebrachten Punkte haben Eingang in das Rahmenkonzept der KMK zur Schulöffnung gefunden. So wird der Gesundheitsschutz hoch priorisiert, wobei Regelungen in den einzelnen Hygienekonzepten der Länder konkretisiert werden,“ heißt es von GEW, VBE und BER. Dass es für die Umsetzung eine entsprechende Vorlaufzeit braucht, sei ebenfalls herausgestellt worden. Auch die klare Ansage, dass Personen, die Risikogruppen angehören, weiterhin nicht in der Schule lernen oder lehren müssen sei notwendig und begrüßenswert. Kritik gibt es an den Spielräumen, die die Länder jetzt bei der Ausgestaltung haben. „Wir befürchten, dass dies dafür genutzt werden kann, Personen aus der Risikogruppe in die Schulen zu holen”, so GEW, VBE und BER…“ Beitrag der GEW vom 06.05.2020 - Coronapandemie: Schulische Abseitsfalle
„Das Hauptproblem des deutschen Schulsystems – die Bildungsungerechtigkeit – verstärkt sich in der Corona-Krise. Deshalb sind gerade Kinder und Jugendliche mit Lernproblemen besonders stark von den Schulschließungen betroffen. (…) Seit Jahren bekommt das deutsche Bildungssystem bei den PISA-Tests in Fragen der Chancengleichheit schlechte Noten. Mit (un-)schöner Regelmäßigkeit wird festgestellt, dass die frühe Festlegung auf bestimmte Bildungswege die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder beschneidet. Die Reaktion der deutschen Schulbürokratie? Ein Achselzucken. Unser schöner, deutscher Bildungsadel ist uns viel zu wichtig, als dass wir ihn für ein bisschen mehr soziale Gerechtigkeit gefährden würden. Lieber tun wir das, was wir ohnehin am besten können: Wir loben uns einfach ein bisschen lauter, um die Kritik zu übertönen. (…) An eben dieser Ausrichtung des Unterrichts krankt jetzt auch der Umgang mit der aktuellen Corona-Krise. Die Vorstellung mancher Bildungsbehörden, den normalen Schulunterricht quasi per Liveschaltung in die Kinderzimmer zu übertragen, hat sich nicht nur aufgrund des mangelhaften Netzausbaus als realitätsfern erwiesen. Ein solches Online-Wonderland hat auch mit der sozialen Realität herzlich wenig zu tun. Die entsprechenden Vorschläge gehen davon aus, dass alle Schülerinnen und Schüler über ein eigenes Endgerät, WLAN und einen entsprechenden Arbeitsplatz verfügen, von dem aus sie sich konzentriert am Unterricht beteiligen können. Dies aber ist selbst in vielen Mittelschichtfamilien nicht der Fall. Ganz zu schweigen von der Realität hellhöriger Zwei-Zimmer-Wohnungen, in denen mehrköpfige Familien leben. Die Digitalisierung ist auch hier nicht das Allheilmittel, als das sie in der Corona-Krise allenthalben verkauft wird. So sind auch die Schulen, die mit der Krise besser zurechtkommen, nicht unbedingt digitale Vorreiter. Im Vorteil sind vielmehr vor allem jene Schulen, die konsequent Formen selbstgesteuerten Lernens in den Unterricht eingebaut haben. Mit der Wochenplan- und der Portfolioarbeit oder auch dem Projektunterricht gibt es dafür seit Jahren erprobte und erfolgreiche Konzepte. (…) Schule ist eben nicht mehr nur ein Ort traditioneller Stoffvermittlung, sondern ein Lebens- und Lernort. Sie wird auch längst nicht mehr nur allein von Lehrkräften gestaltet. Um mehr Chancengleichheit umzusetzen, brauchen wir eine bessere Vernetzung von Jugendhilfe, schulischer Sozialarbeit und Pädagogik. Entsprechende Konzepte für die Arbeit in multiprofessionellen Teams liegen seit Jahren vor, sie sind in der Praxis erfolgreich erprobt worden. Diese Ansätze sollten gestärkt und gefördert werden. Auch die materielle Unterstützung der Familien gehört dazu. Kinder, die nicht regelmäßig zu essen haben, können auch nicht lernen. Es ist also wichtig, dass Sozialämter, Jugendhilfe und Schule Hand in Hand arbeiten. Für den Weg der schrittweisen Öffnung der Schulen ist ein gemeinsames Krisenmanagement notwendig, sollen diese Kinder und Jugendlichen nicht völlig abgehängt werden. Hierzu sollte es einen runden Tisch geben, mit den Schulen und den Interessensvertretungen der Lehrenden sollen gemeinsam Konzepte ausgearbeitet werden. Nichts davon ist jedoch zu sehen!…“ Beitrag von Ilka Hoffmann, GEW-Vorstandsmitglied Schule, vom 6. Mai 2020 - GEW, VBE und BER: „Wirksamer Gesundheits- und Infektionsschutz. Leitlinie für schrittweise Öffnung der Schulen“
„… „Der Gesundheits- und Infektionsschutz der Lehrenden und der Lernenden muss im Zentrum aller Entscheidungen stehen, wenn die Schulen wieder schrittweise öffnen.“ Diesen Appell richteten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), die beiden größten Lehrkräftegewerkschaften in Deutschland, gemeinsam mit dem Bundeselternrat (BER) an alle Bildungsministerinnen und Bildungsminister im Vorfeld ihrer Abstimmungen am heutigen Montag. Statt eines Wettbewerbs, wer zuerst öffnet, müssten die Vorschläge des Robert-Koch-Instituts (RKI) den verbindlichen Rahmen setzen. Die Schulen bräuchten einen klaren Rahmen, innerhalb dessen nach den Möglichkeiten vor Ort entschieden werde. Dafür seien die Expertise der Beschäftigten und die Interessen der Eltern einzubeziehen. Vor Ort müsse eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen werden. Vor der Öffnung müssten Gesundheitsschutz, Pädagogik und Organisation des Schulweges abgestimmt werden. GEW-Vorsitzende Marlis Tepe machte deutlich: „Schülerinnen und Schüler können aufgrund der Schulschließungen nicht den durch die curricularen Vorgaben vorgesehenen Lernstoff beherrschen. Darauf muss entsprechend flexibel reagiert werden.“ Hierbei seien insbesondere die Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen, die ohnehin Lernschwierigkeiten haben oder denen zu Hause aufgrund fehlender Unterstützungsmöglichkeiten nicht ausreichend geholfen werden kann. Vor diesem Hintergrund warnte sie auch davor, Abschlussprüfungen jetzt auf Teufel komm raus durchzuziehen. Das führe zu Ungerechtigkeiten: Vorbereitung und Prüfungsbedingungen sind sehr unterschiedlich. Zudem sei es oft nicht möglich, den notwendigen Infektionsschutz zu gewährleisten und das Abstandsgebot einzuhalten. Eine Ausnahmesituation wie die Corona-Krise verlange besondere Regelungen und Flexibilität. „Entscheidend ist, dass die Schülerinnen und Schüler keine Nachteile haben und die Schulzeit sich nicht verlängert“, betonte Tepe. Der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann legte den Fokus auf die Notwendigkeit der Einhaltung von Hygienestandards und macht deutlich: „Wenn das für eine Schule nicht gewährleistet werden kann, darf sie nicht geöffnet werden. Zudem brauchen Schulleitung eine Ansprechperson, mit der sie diese Belange schnell klären kann.“ (…) BER Vorsitzender Stephan Wassmuth sagte: „Wir dürfen keinesfalls die Bildungsgerechtigkeit aus den Augen verlieren und müssen die Eltern und Schülerinnen und Schüler in diesem Prozess beachten und begleiten. Dazu gehört u. a., dass Familien und Lehrkräfte einer Risikogruppe für die Schulbesuchsentscheidung und zur Abschätzung des Teilnahme-Risikos die transparente Kommunikation vorab zu den konkreten Hygiene-Vorsorgemaßnahmen in der konkreten Schule und dem Schulweg-Transport erhalten…“ Gemeinsamer Appell von GEW, VBE und BER an Bildungsminister vom 27. April 2020 - [GEW] Kritik an Schulöffnungen trotz Coronapandemie Hat Rezo recht?
„Der Youtuber Rezo nimmt Schulöffnungen und vor allem Abiturprüfungen trotz der Ausbreitung von Covid-19 in scharfen Worten auseinander. Wir fassen die Aussagen seines neuen Videos zusammen – und vergleichen sie mit den Positionen der GEW. Der vor etwa einem Jahr mit seinem Beitrag zur „Zerstörung der CDU“ populär gewordene Youtuber Rezo kritisiert in einem neuen Video die Wiederöffnungen der Schulen extrem scharf. In dem Clip mit dem Titel „Wie Politiker momentan auf Schüler scheißen“ nimmt sich der 27-Jährige vor allem die geplanten Abiturprüfungen und mangelnden Hygienestandards an Schulen vor. Die GEW vertritt in diesen beiden Punkten ähnliche Positionen, distanziert sich aber von seinem pauschalen Aufruf, die Parteien der verantwortlichen Bildungspolitiker und -politikerinnen der Länder künftig nicht mehr zu wählen…“ GEW-Stellungnahme vom 27. April 2020 und das (empfehlenswerte) Rezo-Video bei youtube : Wie Politiker momentan auf Schüler scheißen… - [NRW] Vorstoß empört auch Lehrer – Schüler drohen Laschet mit Boykott
„Obwohl NRW-Landeschef Laschet gegen Alleingänge in der Corona-Krise ist, will sein Bundesland vor allen anderen wieder Unterricht in Schulen stattfinden lassen. Schüler machen im Netz dagegen mobil, und Lehrer halten die zeitnahe Öffnung aus einem anderen Grund für zu ambitioniert. „Keine Alleingänge, sondern nur gemeinsame Entscheidungen.“ So hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet die Ergebnisse der Telefonkonferenz zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Länder-Chefs auf seinem Instagram-Account zusammengefasst. Und doch will sein Bundesland die Schulen früher, als in der Bund-Länder-Vereinbarung beschlossen, öffnen. Im Netz formiert sich nun Widerstand gegen die am nächsten Donnerstag startende Wiederaufnahme des Schulbetriebs. Über 180.000 Aufrufe hat Laschets Instagram-Video bereits, die Kommentarspalte ist voll mit Beiträgen empörter Schüler. Auf Twitter wird unter dem Hashtag #SchulboykottNRW dazu aufgerufen, am 23. April zu Hause zu bleiben. Die Kommentare weisen häufig darauf hin, dass NRW besonders vom Coronavirus betroffen ist – und dennoch vor allen anderen Bundesländern die Schulen öffnen will...“ Meldung vom 17. April 2020 bei N-TV und dazu die GEW:-
- [Petition] Gesundheitsschutz statt Hauruckverfahren – Schulöffnungen brauchen Vorbereitungszeit!
„Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet, sehr geehrte Landesregierung NRW, wir richten uns mit diesem offenen Brief an Sie, um Ihnen mitzuteilen, dass wir entsetzt darüber sind, dass die Landesregierung mit der Entscheidung zur Schulöffnung kommende Woche die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schüler*innen sowie deren Familien fahrlässig gefährdet. Dieser Schnellschuss ist verantwortungslos, weil die Durchführung des Unterrichts unter Bedingungen, die den Notwendigkeiten des Infektionsschutzes genügen, nicht möglich ist. Ohne Rücksicht auf die zahlreichen mahnenden Worte aus Schul-, Schüler*innen- und Elternorganisationen sowie Gewerkschaften sollen nun im Hauruckverfahren Öffnungen stattfinden, welche jedoch wesentlich mehr Vorbereitungszeit benötigen, denn: Der Gesundheitsschutz der Schüler*innen und Lehrkräfte muss oberste Priorität haben! (…) Statt verantwortungsbewusst vorzugehen, wälzt die Landesregierung die Verantwortung für einen sicheren Unterricht auf die Schulen, Lehrkräfte und Kommunen ab. Sie schließt den Großteil der Schüler*innen vorerst aus dem Unterricht aus und mutet einem kleineren Teil sowie den Lehrkräften Unterrichtsbedingungen zu, unter denen ein Schutz ihrer Gesundheit nicht gewährleistet ist. Wir sagen an dieser Stelle ganz entschieden: Stoppen Sie die verfrühten Schulöffnungen! Alle Schüler*innen haben ein Recht auf Bildung! Alle Schüler*innen und Lehrkräfte haben ein Recht auf unversehrte Gesundheit!…“ Petition der GEW Köln an Ministerin für Schule & Bildung Yvonne Gebauer u.a. bei change.org
- [Petition] Gesundheitsschutz statt Hauruckverfahren – Schulöffnungen brauchen Vorbereitungszeit!
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- [GEW NRW] Schulen können sicher nicht am 20. April 2020 wieder öffnen – Keine Prüfungen im laufenden Schuljahr 2019/2020
„Die Pandemie und die noch ungewisse Rückkehr in unser normales Leben sorgen dafür, dass sich eine starke Verunsicherung in den Schulen bei Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen verbreitet. Wann geht es wieder los und welche Bedingungen müssen gegeben sein, damit Gesundheits- und Infektionsschutz gewährleistet sind? Gewerkschaften, Schul- und Elternverbände fordern die Offenlegung der Pläne der Landesregierung, die die Schrittfolge der geplanten Öffnung und verbindlich vorgegebene Maßnahmen zum Gesundheitsschutz enthalten müssen. Klar ist aus Sicht der Unterzeichnenden, dass die Schulen nicht am 20. April 2020 wieder öffnen können…“ Pressemitteilung der GEW NRW vom 14.04.2020 und ebd. die Gemeinsame Erklärung : Lernen aus Corona – Keine vorschnelle Wiedereröffnung der Schulen: Hygienische Standards herstellen – Chancengungleichheit nicht verstärken – Zentrale Prüfungen aussetzen - GEW, VBE und BER bieten Expertise an und benennen Herausforderungen für Schulöffnung
„Nachdem die Kultusministerkonferenz (KMK) damit beauftragt worden ist, bis zum 29. April Szenarien zu erarbeiten, wie ab dem 4. Mai schrittweise Schulöffnungen umgesetzt werden können, haben die beiden größten Lehrergewerkschaften Deutschlands, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE), gemeinsam mit dem Bundeselternrat (BER) die Präsidentin der KMK, Dr. Stefanie Hubig, angeschrieben. Sie bieten ihre Unterstützung bei der Analyse, Erarbeitung und Umsetzung dieser Szenarien an. In dem Brief heißt es: „[…] aus unserer Sicht ist es essenziell, neben den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den politischen Vorgaben die Erfahrungswerte der Lehrkräfte und Eltern bei der Erarbeitung solcher Szenarien einzubeziehen. Wir haben diese Expertise. […]. Mit dem Wissen um die besondere Lage und der Erfahrung aus der Praxis und als Interessenvertretungen der am Bildungssystem Beteiligten möchten wir Sie gerne dabei unterstützen, tragfähige, realitätsnahe und nachhaltige Antworten auf die aktuellen Fragen zu finden.“ Die drei Organisationen benannten zudem Herausforderungen, die jetzt zu bewältigen seien. Dazu gehörten der Gesundheitsschutz, verbindliche Ansprechpersonen für Schulleitungen, die Gestaltung von Räumen bei gleichzeitiger Bewahrung individueller Lernsettings, die Belastung für Lehrkräfte durch den Unterricht in geteilten Lerngruppen sowie durch Präsenzunterricht und die parallele Betreuung der Schülerinnen und Schüler zu Hause sowie die Frage der Definition der Risikogruppen und der daraus folgenden Konsequenzen. GEW, VBE und BER wiesen darauf hin, dass während der schrittweisen Öffnung gerade Kinder in Notlagen sowie Schülerinnen und Schüler, die aus sozio-ökonomisch benachteiligten Elternhäuser kommen, besonders im Fokus stehen müssten und zusätzliche Unterstützung benötigten…“ Gemeinsamer Brief an KMK am 17.04.2020 bei der GEW - Bildung in Zeiten von Corona: Wer genau braucht diese Abschluss-Prüfungen?
„1,1 Millionen Schüler müssen trotz Corona zu Abschlussprüfungen antreten. Wer die Argumente selbst prüft, die dafür gebracht werden, merkt: Das ist Irrsinn. Wir nehmen Einschränkungen in fast allen Bereichen hin: die unserer Freiheitsrechte, die unserer Wirtschaft und die des Versammlungsrechts. Menschen verlieren ihre Jobs, andere werden in Kurzarbeit geschickt. Wir verzichten seit Wochen darauf, unsere Freund:innen zu treffen, sogar unsere Familie (lieben Gruß nach Schleswig-Holstein!). It’s a mad world. Nur die Abschlussprüfungen, die lassen wir uns nicht nehmen. Es müssen diese Abschlussprüfungen sein, die unsere Gesellschaft im Kern zusammenhalten. Anders kann ich nicht erklären, warum die Ministerpräsident:innen und Kultusminister:innen bei jeder Gelegenheit betonen, dass die Prüfungen bei der Öffnung der Schulen höchste Priorität haben. Dass ein ganzer Jahrgang, immerhin 1,1 Millionen Schüler:innen, auf die Prüfungen verzichten, sei unfair und keine Option, sagen die einen, sagen die Kultusminister:innen. Aber sie bekommen starken Gegenwind: Unter diesen Bedingungen überhaupt Prüfungen schreiben zu lassen, sei unverantwortlich und nach den vergangenen Wochen noch viel ungerechter, sagen die anderen. Sie fordern zum Beispiel ein Durchschnittsabitur – also, dass die Abschlussnote aus den bisher erbrachten Noten berechnet wird. Oder dass Schüler:innen selbst entscheiden, ob sie sich prüfen lassen, um ihre Abschlussnote zu verbessern. Zwei Hamburger Schüler:innen haben in einer Petition für das Durchschnittsabitur mittlerweile über 145.000 Unterschriften gesammelt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordern, alle Prüfungen abzusagen. Auch die Vereinigung der Berliner Schulleiter:innen spricht sich in einem Offenen Brief gegen Prüfungen aus. Diese Liste könnte ich ohne Probleme noch lange weiterführen…“ Artikel von Bent Freiwald vom 17. April 2020 bei den Krautreportern - Semesterbeginn: Aktualisierter Forderungskatalog zum Umgang mit der “Corona”-Krise an der Goethe-Universität
Forderungen vom 19. April 2020 von und bei unter_bau - Schulöffnungen in Zeiten von Corona – der Versuch einer emanzipatorischen Analyse
„… Klar ist, dass die nötigen Hygienemaßnahmen innerhalb der nächsten zwei Wochen nicht ausreichend umgesetzt werden können. Ein Grund dafür ist, dass die Schulen jahrzehntelang kaputt gespart wurden. Die Folgen sehen wir jetzt: zu viele SchülerInnen auf zu engem Raum und Mängel in der Austattung was Waschbecken etc. betrifft. Außerdem sind rund 25% des Lehrpersonals in einem Alter, in dem sie selbst der Risikogruppe angehören und somit ihr Kontakt mit SchülerInnen äußerst gesundheitsgefährdend ist. Es bleiben viele Fragen offen, die von ‘Wie sollen Kurse von 30 Mitgliedern unterrichtet werden?’ bis hin zu ‘Wie komme ich zur Schule, ohne das Risiko eines überfüllten öffentlichen Verkehrsmittels einzugehen?’ gehen. Es liegt auf der Hand, dass das Ansteckungsrisiko innerhalb von Bildungseinrichtungen überproportional hoch ist und somit eine Explosion der Ansteckungszahlen unvermeidbar bleibt. Außer Acht gelassen wird hierbei auch die Gefahr, dass sowohl SchülerInnen als auch Eltern Risikogruppe sein können. Eine Lösung für die dadurch nicht einzuhaltende Schulpflicht oder wie man mit SchülerInnen umgeht, die durch Corona ihre Abschlussprüfungen nicht schreiben können, wurde noch nicht gefunden. Das für uns vielleicht zentralste Argument ist jedoch, dass die Entscheidung der Schulöffnungen zeigt, wie wenig Meinungen der SchülerInnen, Eltern, LehrerInnen und Gewerkschaften zählen, die allesamt über Petitionen, Offene Briefe etc. ihre Meinung gegen Schulöffnungen kundgetan haben. Deutlich wird hierbei, dass für die PolitikerInnen hauptsächlich zählt, ihre Macht durchzusetzen und sie keinerlei Interesse dran haben, auf Hinweise der Menschen zu hören, die von den beschlossenen Maßnahmen am meisten betroffen sind…“ Beitrag vom 16.4.2020 bei der Jugendantifa Bielefeld - [GEW] Kritik an Empfehlungen der Leopoldina
„Die nationale Wissenschafts-Akademie Leopoldina rät, Schulen „sobald wie möglich“ wieder zu öffnen. Die GEW sieht die Empfehlungen skeptisch: „Viele Vorschläge gehen an der Realität in den Bildungseinrichtungen vorbei.“ In der Debatte um eine Wiederöffnung von Schulen und Kitas kritisiert die GEW die Empfehlungen der Wissenschafts-Akademie Leopoldina als „bedingt hilfreich“ und „wenig praktikabel“. „Viele Vorschläge gehen an der Realität in den Bildungseinrichtungen vorbei. Sie entsprechen zudem nicht dem Bildungsauftrag etwa der Kitas und Schulen, da sie lediglich Übergänge und Prüfungen in den Blick nehmen“, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Dienstag in Frankfurt am Main. Die vorgeschlagene räumliche Trennung der Kita-Kinder sowie der Schülerinnen und Schüler scheitere in vielen Einrichtungen an fehlenden Räumlichkeiten. Da die meisten Klassenräume sehr eng seien, könnten 15 Schülerinnen und Schüler nicht wie empfohlen mindestens 1,5 Meter Abstand halten. Angesichts des Lehrkräftemangels und eines hohen Anteils von Pädagoginnen und Pädagogen sowie Erzieherinnen, die zur Risikogruppe gehörten, sei ein Schichtbetrieb an vielen Einrichtungen nicht möglich. Die Bildungsgewerkschaft fordert vor einer Öffnung der Einrichtungen eine ausreichende Vorlaufzeit. Die Schulen müssten die Unterrichtsplanung, Raumaufteilung und sanitäre Überprüfung vornehmen und dies dann durch einen Gesundheitscheck des Gesundheitsamtes freigeben lassen. „Die Empfehlung, Schutzmasken zu tragen, muss umzusetzen sein, sprich: Masken müssen in ausreichender Zahl zur Verfügung gestellt werden“, betonte Tepe. Ungeklärt sei die Frage des Schülertransports: Im öffentlichen Nahverkehr könne die Gefahr von Infektionen kaum minimiert werden…“ GEW-Pressemitteilung vom 14.04.2020 - Akademie, die 2016 noch Schließung von 1300 Kliniken empfahl, weiß jetzt, wie man Coronakrise am besten meistert
„Jetzt müssen die Profis ran: Die Nationale Akademie der Wissenschaften (Leopoldina), die vor einigen Jahren noch aus wirtschaftlichen Gründen die Schließung von 1300 der 1600 Kliniken in Deutschland empfahl , soll nun mit ihren Erkenntnissen maßgeblich dafür sein, wann und wie die Regierung den Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen gestaltet . „Es geht jetzt darum, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen, die auf dem Papier toll aussehen, aber schwere Folgen haben können“, erklärte Gesundheitsminister Jens Spahn auf einer Pressekonferenz. „Deshalb haben wir uns eine Institution ins Boot geholt, die schon in der Vergangenheit immer wieder mit klugen Ideen glänzte.“ (…) Leider wurde die Empfehlung der Leopoldina nie umgesetzt, weshalb Deutschland im Kampf gegen das Coronavirus heute nur 1600 Kliniken zur Verfügung hat statt knapp über 300. Experten erwarten, dass die Leopoldina zusätzlich zu den baldigen stufenweisen Schulöffnungen auch empfehlen wird, langfristig 80 Prozent aller Schulstandorte in Deutschland abzuschaffen, um die Qualität des Unterrichts zu erhöhen.“ Der Postillon am 14. April 2020 - Abschlussprüfungen in Zeiten von Covid-19: Verzichtet auf Prüfungen!
„Etwa 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen dürfen derzeit nicht in die Schule. DGB und GEW fordern: Verzichtet auf die Prüfungen! Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Schulen in Deutschland noch bis mindestens zum Ende der Osterferien geschlossen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, sind je nach Abgrenzung der Abschlussklassen an allgemeinbildenden Schulen zwischen 962 000 und 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen von der Schließung betroffen. Die Abschlussklassen der beruflichen Schulen sind in dieser Schätzung nicht enthalten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzen sich gegenüber der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten sowie der Kultusministerkonferenz dafür ein, auf schulische Prüfungen – Abitur, Mittlerer Bildungsabschluss, erster Bildungsabschluss – zu verzichten und darauf zu vertrauen, dass die Lehrkräfte aufgrund der bereits erbrachten Leistungen gerechte Abschlussnoten erteilen…“ GEW-Pressemitteilung vom 14.04.2020
Siehe auch zum Thema:
- Schule geschlossen? Dezentraler Unterricht geht auch datenschutzfreundlich!
- und v.a. unsere Dossiers: Ungleichheit kennt keine Auszeit: Benachteiligte Schüler leiden besonders unter den Schulschließungen sowie Tacheles startet Schulbedarfskampagne: Jobcenter/Sozialamt muss Kosten für Schul-PC übernehmen