Bildung und Wissenschaft: Der angepasste Nachwuchs

Dass sich Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiter an den Unis nicht gegen prekäre Arbeitsbedingungen wehren, hat systemische Ursachen…“ Artikel von Sebastian Friedrich im ND online vom 18.10.2014 externer Link

  • Aus dem Text: „… Um die Chancen auf die begehrten Lehrstühle zu erhöhen, muss der angepasste Nachwuchswissenschaftler einen Drahtseilakt vollführen. Einerseits muss er sich im Gespräch halten, regelmäßig in peer-reviewed-Zeitschriften veröffentlichen, an den bedeutenden Konferenzen teilnehmen, den Kontakt zu den wichtigen Leuten halten und Begriffe am Fließband produzieren und hoffen, es möge wenigstens einer Eingang in den Kanon finden. Andererseits darf er nicht negativ auffallen und es sich möglichst mit niemandem verscherzen, denn wer weiß schon, wer eines Tages im Nominierungsausschuss sitzt. Entsprechend überlegt er sich zweimal, ob er sich öffentlich politisch äußert. Der Tanz auf dem Seil lässt dem angepassten Wissenschaftler kaum Zeit für langwierige Treffen zum Aufbau einer Selbstorganisation, zumal diejenigen, mit denen er sich solidarisieren müsste, potenzielle Konkurrenten sind. Hinzu kommt, dass die Professoren, auf deren Solidarisierung er angewiesen wäre, von seiner misslichen Lage profitieren. Der angepasste Nachwuchswissenschaftler weiß, dass er die Lehrstuhlinhaber nicht zu sehr in die Pflicht nehmen darf, denn letztlich ist er auf deren Unterstützung angewiesen, wenn es um Unterstützung für Folgeanträge und weitere Lehraufträge geht…“
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