- Bauindustrie und Handwerk
- Chemische Industrie
- Dienstleistungen, privat und Öffentlicher Dienst
- Elektro- und Metall(-Zulieferer)
- Elektrotechnik
- Energiewirtschaft (und -politik)
- Fahrzeugbau (Vom Fahrrad, über Trecker bis zum Flugzeug)
- Gewerkschaften als Arbeitgeber
- Holz, Papier, Glas und Kunststoffe
- Landwirtschaft und Gartenbau
- Lebens- und Genussmittelindustrie
- Maschinen- und Anlagenbau
- Medien und Informationstechnik
- Rüstungsindustrie und -exporte
- Sonstige Branchen
- Stahl-Industrie
- Stoffe und Bekleidung
Kahlschlag bei VW ab 2024? Autobauer plant Kürzungen in Milliardenhöhe, um »Effizienz« zu steigern
Dossier
„… Seit Anfang Oktober verhandelt das VW-Management mit dem Betriebsrat hinter verschlossenen Türen über ein »Effizienzprogramm«, das die Kosten in den kommenden drei Jahren um zehn Milliarden Euro senken soll. Nun zeichnet sich ab, welche Formen der Kahlschlag namens »Accelerate forward« (Forwärtsbeschleunigung) annehmen könnte. Wie am Montag das Handelsblatt berichtete, plant Schäfer, allein in der Verwaltung der VW AG zwischen 4.000 und 6.000 Stellen zu streichen. Die betroffenen Angestellten sollen bevorzugt über Alterszeitregelungen entsorgt werden, den Rest könnten Abfindungsprogramme erledigen. Ziel sei es, die Zahl der Beschäftigten dauerhaft zu reduzieren, Neueinstellungen sollen auf ein Minimum reduziert werden. Passend dazu wurde schon Anfang November ein Einstellungsstopp für die wichtigsten deutschen Standorte Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel verhängt. Selbst bei den höchstbezahlten Tarifbeschäftigten der Gruppe »Tarif-Plus«, die aktuell rund 9.000 Mitarbeiter umfasst, will der Autobauer den Rotstift ansetzen…“ Artikel von Ralf Wurzbacher in der jungen Welt vom 14.11.2023 und mehr dazu und den Alternativen:
- VW-GBR und IG Metall legen „Zukunftsplan“ vor, der den alten Stand der „Beschäftigungssicherung“ wiederherstellt, für den die Belegschaft auf 1,5 Milliarden Euro Löhne verzichten soll – und angeblich kampfbereit sei
- Soli-Fonds als Lösung: Gesamtbetriebsrat und IG Metall legen Zukunftsplan vor
„Alle Werke bleiben, neue Beschäftigungssicherung kommt – und Arbeitskosten-Verzicht je nach Leistungskraft
Über das Lösungskonzept soll nun mit der Arbeitgeberseite am Donnerstag dieser Woche bei der dritten Verhandlungsrunde zum VW-Haustarif beraten werden. Der Zukunftsplan behält die übergeordneten Ziele der Arbeitnehmerseite fest im Blick:
– Langfrist-Perspektiven für alle Werke!
– Keine betriebsbedingten Kündigungen: Eine langfristige Beschäftigungssicherung muss in der VW AG wieder in Kraft gesetzt werden!
– Ein pauschales Absenken der Monats-Entgelte ist mit uns nicht zu machen!
Das vorausgesetzt, sieht der Lösungsansatz vor, die Sparziele der Unternehmensspitze über Änderungen bei den Personalkosten mit circa 1,5 Milliarden Euro zu flankieren. Kern dabei sind zwei Hebel:
– Die kommende Tariferhöhung bei VW könnte befristet als Arbeitszeit in einen solidarischen Zukunfts-Fonds („Soli-Fonds“) eingebracht werden. Darüber bekäme das Unternehmen ein Instrument, um bei Bedarf Arbeitszeiten abzusenken. Falls also durch den Strukturwandel in Produktion oder Verwaltung Unterauslastungen entstehen, würde der Fonds helfen, Personalabbau weiterhin sozialverträglich gestalten zu können.
– Als weiterer Teil des Konzeptes sollen 2025 und 2026 Teile der Boni – von Vorstand über Management bis in den Tarif – für Zukunftssicherung eingebracht werden. Für alle Beschäftigten blieben mit diesem Ansatz die aktuellen Monatsentgelte gleich.
Im Gegenzug dafür soll es Perspektiven für alle Werke geben und eine frische, langfristige Beschäftigungssicherung. Teil des Plans sind auch detaillierte Lösungsvorschläge für die Investitionen in die Standorte, die allesamt mit klaren Wegen in die Zukunft zu erhalten sind…“ Meldung vom 20.11.2024 der IG Metall bei Volkswagen , mehr Infos in: - VW-Gesamtbetriebsrat und IG Metall legen Zukunftsplan vor: Perspektive für alle Werke, neue Beschäftigungssicherung und milliardenschwerer, über alle verteilter Arbeitskosten-Verzicht
Pressemitteilung des Gesamtbetriebsrates ebenfalls vom 20.11. – unmöglich hieraus zu zitieren, jeder Satz ein „Genuss“ – aber der 1. sollte in jedes BWL-Buch: „Kluge Produktverteilung sichert Stammbelegschaften in allen deutschen Standorten ab“ (Betonung auf Stammbelegschaft, selbstredend) - Extrablatt der Betriebsratszeitung MITBESTIMMEN!
- Soli-Fonds als Lösung: Gesamtbetriebsrat und IG Metall legen Zukunftsplan vor
- Großangriff bei VW: Das Ende der Sozialpartnerschaft von oben?
„Die drohenden Schließungen bei VW könnten den größten Angriff auf Beschäftigungsverhältnisse seit der Agenda 2010 einläuten. Es braucht einen Abwehrkampf, der sich zum Widerstand gegen eine kommende Regierung ausweitet. (…) Wäre es nach Scholz und Habeck gegangen, hätte die Regierung massiv Steuergelder in den VW-Konzern gepumpt, um dessen Konkurrenzfähigkeit in der Elektromobilität zu sichern. Mit dem Haushaltsstreit und dem Platzen der Koalition ist diese Perspektive vom Tisch. Keine Regierung wird es sich leisten, angesichts von harter Kürzungspolitik bei gleichzeitigen Unsummen für die Aufrüstung, dem krisenhaften VW-Konzern eine Generalsanierung zu verpassen. Zumindest nicht, bevor die Belegschaft ordentlich geblutet hat.
Ein Wunsch, den auch Friedrich Merz hegt, der das Problem darin sieht, dass in Deutschland „zu teuer produziert wird“. Ihm könnte der Angriff bei VW als Rammbock dienen, um insgesamt gegen Löhne, Renten und Arbeitsbedingungen vorzugehen und die Macht der Gewerkschaften zu schwächen. Zugleich versucht er, den Verbrennermotor als zukunftsträchtig zu verkaufen, obwohl er immer weiter an Konkurrenzfähigkeit verliert. Auch für AfD und BSW besteht die „Lösung“ darin, wieder stärker auf den Verbrenner zu setzen. Eine Vorstellung für eine grundsätzliche Mobilitätswende mit einem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel bei gleichzeitigem Erhalt aller Arbeitsplätze haben sie nicht – dafür müsste man ja an die Profite der Konzerne ran.
Die strategische Sackgasse der IG Metall-Bürokratie
Die jetzigen Schließungsdrohungen stellen einen Paradigmenwechsel in der Führungsetage des wichtigsten Konzerns des Landes dar: Jahrelang wurden die Betriebsräte und Vertrauensleute im Co-Management bereits darauf getrimmt, die Sparvorgaben mit umzusetzen, um doch noch irgendwie die Jobs zu erhalten. Nun erfolgt also der Angriff von oben. All das Buckeln und die Opfer haben nichts gebracht. Das VW-Management geht einen Schritt, von dem es kein zurück mehr gibt: Es pfeift auf die Illusion der Sozialpartnerschaft „auf Augenhöhe“ – es erklärt Belegschaft und Gewerkschaft offen den Kampf. Der Großangriff auf die Kernbelegschaften wird unweigerlich Konsequenzen haben für die Handlungsfähigkeit der IG Metall – und ihr ideologisches Selbstverständnis…“ Beitrag von Marius Rabe vom 14.11.2024 bei Klasse gegen Klasse - [Interview mit einem VW-Arbeiter aus Kassel] „Nötig ist eine hohe Konfliktbereitschaft“
Interview mit einem VW-Arbeiter aus Kassel vom im Solidaritäts.info vom 7. November 2024 , der „schon seit Jahrzehnten bei VW in zweiter Generation“ arbeitet: „Klar, die Manager haben Fehler gemacht. Trotzdem darf die Krise bei VW nicht darauf reduziert werden. ZF, Bosch, Stellantis … überall gibt es Personalabbau. Die Automobilindustrie steckt weltweit in einer Überproduktionskrise. Für hohe Renditen wollen die Kapitalist*innen diese Krise auf dem Rücken der Beschäftigten austragen. Werksschließungen und Massenentlassungen sollen als Lösung dienen, wenn es nach dem Management geht. (…) Zuallererst sollte über Arbeitszeitverkürzung diskutiert werden, um die aktuell vorhandene Arbeit aufzuteilen – bei vollem Lohnausgleich bzw. Lohnerhöhung. Als zweiter Schritt ist es notwendig, die Produktion auf den Bau von öffentlichen Verkehrsmitteln umzubauen. Es fehlt an einem guten ÖPNV, viele Menschen sind davon abgeschnitten. Die Nachfrage nach Schienenfahrzeugen ist groß. Wir, die Beschäftigten aus der Automobilindustrie, sind in der Lage, diese Bedarfe zu decken. Die Vernunft spricht dafür, die Interessen der Kapitalist*innen sprechen dagegen. (…) Nötig für die kommenden Tage und Wochen sind eine hohe Konfliktbereitschaft und eine kämpferische Strategie. Sozialpartnerschaft bringt uns nicht weiter. Anfang Dezember endet die Friedenspflicht. Diese muss unbedingt genutzt werden, um in die Offensive zu kommen und Streikerfahrung aufzubauen. Das ist das beste Signal an den Vorstand. Wenn die Schließungs- und Entlassungspläne konkret werden, ist es nötig, weitergehende Arbeitskampfmaßnahmen zu ergreifen, bis hin zur Betriebsbesetzung. (…) Ich erwarte mir natürlich, falls das Management nicht abrückt von Massenentlassungen und es zu Arbeitskampfmaßnahmen kommt, Solidarität. Ich erwarte von einer Linken international, dass direkte Kontakte zwischen Automobilbeschäftigten aufgebaut werden. Wir müssen eine internationale Strategie entwickeln. Sonst ist die Gefahr von Not und Elend groß. (…) Wir sind ein Zusammenschluss von Kolleginnen und Kollegen und treffen uns alle paar Wochen. Wir wollen keine weiteren Verschlechterungen mehr hinnehmen und diskutieren über unsere Situation und Möglichkeiten. Uns eint, dass wir Arbeitshetze und Wochenendarbeit etwas entgegensetzen wollen. Einige schreiben in der Zeitung „Antrieb“.- Siehe die Belegschaftszeitung: Antrieb – Zeitung für Beschäftigte in Büro und Produktion – herrschaftsfrei und selbstbestimmt
- »Volkswagen ist dysfunktional aufgestellt«, Tobi Rosswog von der Initiative »VW heißt Verkehrswende« über das widerständige Potenzial in Wolfsburg
„… Wir haben immer für ein Change-by-Design (Veränderung durch Gestaltung, d. Red.) geworben und gefordert, den Konzern jetzt auf die Zeit nach dem Auto vorzubereiten. Durch die aktuelle Krise ist für alle offensichtlich, wie dysfunktional VW aufgestellt ist. Den Mitarbeitenden wurde jahrzehntelang eingetrichtert, dass ein Mann an der Spitze alle Weisheit in sich trägt, um über 600 000 Menschen auf die Zukunft auszurichten. Wenn sich herausstellt, dass das doch nicht der Fall ist, wird er einfach ausgetauscht und die Hoffnung auf den nächsten gesetzt. Aber absolutistische, oder sollten wir sagen monotheistische, Systeme waren noch nie gut darin, das Wissen und das Gespür einer großen Gruppe von Individuen zu aktivieren. (…) Aktuell gibt es zwei Optionen: Die reaktionäre Perspektive heißt, Panzer zu bauen, die emanzipatorische Perspektive lautet, zukunftsfähige Produkte zu bauen, die wirklich gebraucht werden. Dazu gehören Bahnen statt Autos. (…) Wir sind eng mit Kolleg*innen verbunden. Wir bekommen die Stimmung aus den unterschiedlichen Werken mit und kooperieren auch mit Kolleg*innen in der Mobilitätsindustrie, um Kämpfe zu verbinden. Passenderweise sind wir gerade mit dem Doku-Film »Verkehrswendestadt Wolfsburg – den automobilen Konsens aufbrechen« auf Tour und sprechen an über 100 Orten mit Aktivist*innen, Arbeitenden, Gewerkschaftler*innen und Forschenden über die Themen. Dabei entstehen oft spannende Impulse. Auch gibt es immer wieder Austausch mit den verschiedenen kleinen Banden, die sich tollerweise an verschiedenen VW-Standorten bilden.“ Interview von Peter Nowak vom 03.11.2024 in ND online , siehe zum Thema auch:- Veranstaltung des AKI im IG Metallhaus Berlin am 13.11.2024: Wege aus der (Auto)-Krise
„Die Arbeiter:innen der Metallindustrie sind konfrontiert mit zwei Herausforderungen, die mit einander verflochten sind. zu einen der Kampf m einen Anteil, der die Lohnverluste ausgleicht, zum andern mit der Bedrohung ihrer Jobs im Fahrzeugbau, nicht nur der Auto-und Zulieferindustrie, sondern auch groteskerweise im Schienenfahrzeugbau. Überlegungen wie eine andere Wirtschaftsweise aussehen könnte oder müsste, hat die sozial-ökologische Ökonomin Katharina Keil angestellt. Zum Vortrag und Gespräch mit ihr laden wir euch gerne ein: Mittwoch, 13. November, 18:00 Uhr, IG Metall-Haus, Raum E01, Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin“ Einladung der AK Internationalismus bei der IG Metall Berlin
- Veranstaltung des AKI im IG Metallhaus Berlin am 13.11.2024: Wege aus der (Auto)-Krise
- „VW – schmale Rendite, bedrohte Heimat“. Deutsche Krisenerzählungen am Beispiel VW Zwickau
- VW – schmale Rendite, bedrohte Heimat. Stephan Kaufmann über die deutsche Krisenerzählungen
„… Das Management von Volkswagen macht sich also daran, die teure Heimat per Lohnsenkung zu verbilligen, um sie vor dem Untergang zu bewahren. Wettbewerbsfähigkeit ist nationale Pflicht. Es sei die »gemeinsame Verantwortung« aller Beteiligten, so VW-Finanzvorstand Arno Antlitz, Europas größten Autohersteller in eine gute und sichere Zukunft zu führen. »Das sind wir den kommenden Generationen schuldig«. Die »gute und sichere Zukunft« lässt sich beziffern, sie bedeutet laut VW-Management eine Kapitalrendite von 6,5 Prozent bis 2026. Für dieses Ziel sollen die Beschäftigten verzichten, »damit wir alle wieder stolz sein können auf eine starke deutsche Auto-Industrie«, so CDU-Politiker Jens Spahn.“ Kommentar von Stephan Kaufmann vom 01.11.2024 in ND online , siehe hierfür das Beispiel Sachsen und speziell Zwickau: - Kahlschlag bei Volkswagen: Was wird aus VW in Sachsen
„Von den Einschnitten sind auch die ostdeutschen Volkswagen-Werke existentiell bedroht (…) Die drei ostdeutschen Werke sind von den verschiedenen Abbauszenarien ebenso – wenn nicht sogar in besonderem Maße – bedroht. Die gläserne VW-Manufaktur in Dresden ist eine von bundesweit drei Fabriken, bei denen bereits über die Schließung spekuliert wird. Sie war von Beginn an ein Prestigeprojekt des Vorstands. Ab 1999 wurde hier zunächst der Oberklassewagen »Phaeton« zusammengeschraubt. Weil er sich eher schlecht als recht verkaufte, wurde seine Produktion 2016 wieder gestoppt. Es folgte die Herstellung von Elektrogolfs und seit 2021 die des ID 3, der mindestens 33.000 Euro kostet. Die Manufaktur ist außerdem Veranstaltungsort und Entwicklungslabor für neue Fertigungstechnologien. Besucher können den Beschäftigten bei der Arbeit zuschauen. Etwa 340 Lohnabhängige wären von einer Schließung betroffen.
Auch das Werk in Zwickau mit etwa 9.500 Beschäftigten steht auf dem Spiel. VW hatte eine Milliarde Euro in den Umbau hin zur reinen Elektroautofabrik gesteckt. Seit 2019 wird der ID 3 hier serienmäßig produziert. Von Schließungsspekulationen ist Zwickau bisher nicht betroffen. Allerdings findet der Abbau bereits statt. Seit Sommer wird in Zwickau nur noch im Zweischichtbetrieb gearbeitet. Nachtschichten sind nicht mehr nötig. Erstmals überhaupt, seitdem VW in Zwickau produziert. Die Nachfrage ist zu gering. 360.000 Fahrzeuge könnten im Jahr in Zwickau gebaut werden, 2023 waren es nur 240.000. Im Juli kündigte die Geschäftsführung bereits an, etwa 1.000 der befristeten Stellen zu streichen. Die Pläne gehen bisher davon aus, dass selbst bei einem Fortbestand des Werkes in Zwickau künftig nur noch auf einer statt zwei Fertigungslinien produziert werden würde, wie der MDR am Montag unter Berufung auf den Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen in Sachsen, Uwe Kunstmann, berichtete. Davon betroffen wären laut dem Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen (AMZ Sachsen) auch rund 50.000 Beschäftigte in Zulieferer- und Dienstleistungsbetrieben.
Das Motorenwerk Chemnitz ist im Vergleich noch gut ausgelastet. Allerdings werden hier bisher ausschließlich Motoren für Verbrenner hergestellt. Mit Blick auf das geplante Ende der Produktion von Neuwagen mit Verbrennungsmotor steht für den Betrieb mit seinen gut 1.900 Beschäftigten daher schon länger die Frage im Raum, welche Zukunft das Werk überhaupt hat. Die Aussicht bisher: Komponenten für das Thermomanagement von Elektrofahrzeugen.
Zukunft hätten die Werke in Ostdeutschland durchaus. Aus Sicht der IG Metall wäre der erste Schritt, günstigere Elektroautos unter einem Neupreis von 30.000 Euro herzustellen. Das allerdings gilt für andere Standorte auch. Um den Zuschlag für Aufträge dürfte hinter den Kulissen längst gestritten werden…“ Artikel von Susanne Knütter in der jungen Welt vom 01.11.2024 - Dagegen gab es in Zwickau bereits am 5. September ersten Protest:
- VW-Betriebsversammlung: „Letztens waren wir noch die ‚Perle‘ des Unternehmens – heute fühlen wir uns eher wie eine Auster, die ausgesaugt wird“
„Minutenlange Pfeifkonzerte, lautstarke Buh-Rufe und ohrenbetäubendes Tröten nach jedem dritten Satz des VW-Markenvorstands Thomas Schäfer auf der einen Seite. Stehender Applaus für den Betriebsrat und Kolleginnen und Kollegen, die vor tausenden Beschäftigten ihrer ganzen Wut, ihrem Frust, ihrer Verzweiflung und ihrem Vertrauensverlust in „ihr“ Unternehmen teils hoch emotional Ausdruck verleihen auf der anderen Seite – selten war die Stimmung bei einer Betriebsversammlung im Zwickauer Fahrzeugwerk von Volkswagen so aufgeheizt wie am Donnerstag nachmittag…“ Bericht vom 05.09.2024 der IG Metall Zwickau mit einigen Fotos - Für diese Betriebsversammlung gab es für den Betriebsrat danach eine „Abmahnung“ (deren Fortgang uns nicht bekannt ist): Im der Redaktions zugesandten Schreiben der Geschäftsleitung Volkswagen Sachsen GmbH am 17.9.24 an den Betriebsrat Zwickau heißt es: „… Wir bewerten die „Informationsveranstaltung des Betriebsrats“ aktuell als Aufruf an die Belegschaft zur unzulässigen Arbeitsniederlegung…“
- Siehe bei der IG Metall Zwickau weitere Informationen und Berichte über weitere spätere Proteste
- VW-Betriebsversammlung: „Letztens waren wir noch die ‚Perle‘ des Unternehmens – heute fühlen wir uns eher wie eine Auster, die ausgesaugt wird“
- VW – schmale Rendite, bedrohte Heimat. Stephan Kaufmann über die deutsche Krisenerzählungen
- Spalte und spare in der Profitkrise: VW-Management läßt Betriebsräte Abstiegs- und Existenzängste über „Horror-Vorhaben“ verbreiten
- VW-Management plant laut Betriebsrat Werksschließung
„Vor nächster Tarifverhandlungsrunde werden Sparpläne bei VW konkreter. IG Metall mobilisiert dagegen (…)
Erstmals seit mehr als 30 Jahren werden durch Androhung von Lohnkürzungen, Massenentlassungen und Werksschließungen wieder Abstiegs- und Existenzängste unter den Arbeiter*innen verbreitet. Die Spaltung der Belegschaften innerhalb der Werke und zwischen den Werken ist im Vorgehen des Managements angelegt und wohl beabsichtigt.
Die Beschäftigten reagierten wütend auf diesen Tabubruch und unterstützten bei Betriebsversammlungen und ersten Kundgebungen den Betriebsrat und die IG Metall. Dort riefen sie in Richtung des Managements: »Wir sind Volkswagen – ihr seid es nicht!« Auf die Bedeutung von Solidarität weist die IG Metall hin. »Arbeitgeber, Unternehmensverbände und Betriebsspitzen versuchen landauf, landab einen Keil in die Belegschaft zu treiben. Wir sagen: Die Hunderttausenden Kolleginnen und Kollegen der Metall- und Elektroindustrie sowie bei Volkswagen halten zusammen«, so Thorsten Gröger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall. »Sollte VW am Mittwoch seinen dystopischen Weg bestätigen, muss der Vorstand mit den entsprechenden Konsequenzen unsererseits rechnen«, warnte Gröger am Montag. (…) Doch insgesamt ist die Not bei VW nicht wirklich groß, es geht in erster Linie darum, künftige Profite zu sichern: 6,5 Prozent Rendite statt 3,5 Prozent. 137 Milliarden Euro Gewinnrücklagen und mehr als 16 Milliarden Euro Nettogewinn 2023 stehen in der Bilanz des Konzerns. Davon ausgeschüttet wurden 4,5 Milliarden im Jahr 2024, gut zwei Milliarden Euro direkt an den Porsche-Piëch-Clan.
VW hat in den zurückliegenden Jahren staatliche Subventionen in Milliardenhöhe erhalten, ohne dass der öffentliche Einfluss auf das Unternehmen gestiegen und das Land Niedersachsen Einfluss auf die Strategie genommen hätte. Unabhängig von den Verhandlungen in Deutschland werden Fabriken in Belgien und China schon geschlossen. Während die Fabrik in Osnabrück derzeit besonders gefährdet ist, könnte auch aus der »gläsernen Manufaktur« in Dresden bald ein Showroom und eine Partylocation werden.
Mit schnellen Ergebnissen bei den Verhandlungen ist nicht zu rechnen, zumal die IG Metall einen wichtigen Trumpf in der Hand hat: Wenn es keine neue Vereinbarung gibt, treten die Tarifverträge von 1994 wieder in Kraft – einschließlich der starren 35-Stunden-Woche und Leistungen wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, bezahlter Pausen und Schichtzuschlägen. In der Krise vor 30 Jahren wurde die Arbeitszeit verkürzt, um Entlassungen zu vermeiden. Dieser Weg wurde von der IG Metall bereits ins Gespräch gebracht…“ Artikel von Stephan Krull vom 28.10.2024 in ND online und eine Langfassung auf seiner Homepage - „Horror-Vorhaben der VW-Spitze“: VW-Vorstand schockt mit Kahlschlag-Plänen für Arbeitsplätze, Werke, Standortregionen und Einkommen
„Auf der Agenda: mindestens drei Fabriken schließen, Zehntausende kündigen plus Mega-Entgeltminus erzwingen
Es ist eine Kampfansage von historischem Ausmaß an die eigene Belegschaft und an ganze Heimatregionen im Herz des Konzerns: Verbunden mit Arbeitsplatzverlusten für Zehntausende von uns will der Vorstand Folgendes durchsetzen: mindestens drei VW-Fabriken in Deutschland schließen, praktisch alle dann hierzulande noch bestehenden Werke verkleinern, sich zudem von bisherigen Kernbereichen trennen und obendrein massive Entgeltverluste für die verbleibenden Beschäftigten erzwingen. Das alles ist kein Säbelrasseln als Taktik in der aktuellen Haustarifrunde. Der Vorstand will all das wirklich, hält es ohne Abstriche für alternativlos. Dazu hat er kürzlich den Gesamtbetriebsrat informiert – vermeidet es aber, der eigenen Belegschaft reinen Wein einzuschenken…“ Meldung der IG Metall bei Volkswagen vom 28.10.2024 , siehe auch: - Gesamtbetriebsrat informiert Belegschaften: Der Vorstand will mindestens drei VW-Werke schließen, Zehntausende kündigen und zudem Entgelteinbußen von beinahe 20 Prozent erzwingen
„Vorstand präsentierte die Kahlschlag-Vorhaben kürzlich dem Gesamtbetriebsrat. Betriebsräte informieren Belegschaften parallel in allen zehn deutschen VW-Werken;Ausblutende Standortregionen: Auch verbleibende Fabriken sollen schrumpfen; Vorstand will darüber hinaus Abteilungen und selbst ganze Bereiche abschaffen; Hohe Entgelteinbußen für verbleibende Beschäftigte: 18 Prozent Minus für Werker; Vorstand legt weiterhin kein Gesamtkonzept vor – Abbruch der Gespräche droht; Zweite Gesprächsrunde im VW-Haustarif an diesem Mittwoch ist nun entscheidend…“ Pressemitteilung des Gesamtbetriebsrates vom 28.10.2024 und MITBESTIMMEN!-Extrablatt -Am Mittwoch (30. Oktober) treffen sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zur zweiten Verhandlungsrunde für den neuen VW-Haustarif. Die Tarifpartner kommen in Wolfsburg in der Volkswagen Arena zusammen - Halbjahresfinanzbericht 2024 für das erste Halbjahr 2024 bei Volkswagen
- „Wenn VW jetzt, knapp 6 Monate nachdem ein paar Mrd. Euro Gewinne privatisiert wurden, Staatshilfen bekommt, hört man aus dem Grab von Karl Marx ein leises Kichern.“ Kommentar von Ardubancel Quazanga vom 29. Oktober 2024 auf bsky
- Siehe auch das Dossier: Tarifrunde Metall und Elektro 2024: „Wir wollen mehr Geld, weil wir es brauchen“ (7 Prozent mehr Lohn für 12 Monate)
- VW-Management plant laut Betriebsrat Werksschließung
- Wenn Unternehmensgewinne Vorrang haben vor den Existenznotwendigkeiten: Über den trostlosen Kampf um (lohnende) Arbeitsplätze am Beispiel VW
„Auf in den Kampf! Arbeitgeber nehmen Arbeit weg – bei VW, Thyssenkrupp und anderswo. Dieses Mal nicht die berüchtigten Migranten, sondern die dazu allein Befugten. Das als Auftakt zu einem trostlosen Kampf.
Die Mitteilungen über geplante Massenentlassungen schaffen es momentan nur hin und wieder in die Schlagzeilen. Denn so viele Unternehmen verkünden die Freisetzung von Tausenden oder Zehntausenden, dass man nicht jeden Fall besonders würdigen oder dramatisieren kann. Irgendwie ist es ja auch eine Normalität der sozialen Marktwirtschaft, die jedem vertraut ist. Zuletzt haben es die geplanten Entlassungen von VW als grösseres Event in die Medien geschafft. Dabei lässt das Unternehmen keinen Zweifel daran aufkommen, warum diese „harten Einschnitte“ sein müssen, also eine Selbstverständlichkeit darstellen: „Den bisherigen Plänen zufolge soll allein die Marke VW bis 2026 bereits 10 Milliarden Euro sparen. Das Ziel ist, die Rendite auf 6,5 Prozent zu bringen. Zuletzt schaffte VW nur 2,3 Prozent. Die Kernmarke Volkswagen hat seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen und liegt bei der Rendite weit hinter den Konzernschwestern wie Skoda, Seat und Porsche zurück.“ (SZ, 3.9.24) VW vergleicht also die Renditen intern und mit seinen Konkurrenten und kommt zu dem Ergebnis, dass die Gewinne unzureichend sind. Damit ist die Lage klar. Der Gewinnanspruch gilt unumstösslich und damit steht im Prinzip die Diagnose fest, die in der Öffentlichkeit zählt: Das Unternehmen ist in der Krise. Die muss behoben werden. Ein paar Probleme der „kleinen Leute“ gibt’s daneben auch noch. (…)
Der Kampf um (lohnende) Arbeitsplätze
Die Ankündigungen des Unternehmens, Tausende von Arbeitsplätzen zu streichen und gegebenenfalls Standorte zu schliessen, haben den Protest der Belegschaft und der Gewerkschaft auf den Plan gerufen. (…) Kämpferische Töne sind da viele zu hören. Doch wer zum Kampf schreiten will, sollte sich Klarheit darüber verschaffen, mit wem er es zu tun hat und wer seine Verbündeten sind. Denn schon der Ausgangspunkt des Kampfes ist bemerkenswert. Warum ist die Lebensgrundlage der meisten Menschen in diesem Lande so unsicher und warum ist ein – übrigens (wie die Gewerkschaft am besten weiss): dauernder – Kampf um die Existenzgrundlage nötig? Dass die Gewinnansprüche von VW unbestritten sind und als Ausgangspunkt der Auseinandersetzung gelten, so dass beim Versagen an dieser Stelle gleich eine Krise ausgerufen wird, könnte einem schon einiges über dieses Wirtschaftssystem klarmachen. (…)
Wenn die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von VW, Daniela Cavallo, verkündet: „VW gehört nicht nur den Aktionärinnen und Aktionären, sondern auch uns, der Belegschaft“ (tagesschau.de, 25.9.24), dann erzählt sie zunächst ein Märchen. Weil Arbeitnehmer sich für „ihre“ Firma nützlich machen, sollen sie auch schon Miteigentümer von VW sein? So jedenfalls die Gewerkschafterin, die damit ein Recht auf Beschäftigung einklagt, das es nicht gibt. Das wissen natürlich auch die Funktionäre der IG Metall, aber man will damit einen moralischen Anspruch auf Beschäftigung anmelden. Man mahnt das Berufsethos des „Arbeitgebers“ an.
Arbeitsplätze werden in der Marktwirtschaft von Firmen eingerichtet, damit aus dem dort angelegten Geld mehr Geld wird. Sie haben die Verfügungsgewalt, Arbeitnehmer zu beschäftigen oder auch nicht. Ein Anrecht auf Beschäftigung gibt es ebenso wenig wie den Besitz von Arbeitsplätzen durch Arbeitnehmer. Deren Wille, arbeiten zu wollen, und die Bereitschaft, sich ganz in den Dienst des Unternehmens zu stellen, zählen eben nur dann, wenn jemand davon Gebrauch machen will. Von dessen Kalkulationen sind sie abhängig – und das macht ihre Existenz prinzipiell unsicher. Es gilt ja die unternehmerische Freiheit. Jeder kann mit seinem Eigentum so verfahren, wie er will, und diese Freiheit wird nicht nur gelobt, sondern auch staatlich gesichert. Wer dagegen auf der Sicherung seiner Existenz besteht, stellt – ob wer will oder nicht – die Systemfrage. (…)
Mit dieser Politik der Sozialpartnerschaft, die VW aufkündigt, an der die Gewerkschaft aber festhalten will, findet konsequenterweise eine Scheidung innerhalb der Belegschaft statt – in die, die zur Entlassung anstehen, und die, die bleiben können. Nach dieser Logik dürfen die Entschädigungen für die Entlassungen auch nicht zu viel kosten und von den Weiterbeschäftigten werden dann ebenfalls wieder Opfer verlangt – eben zur Sicherung „ihrer“ Arbeitsplätze, die, wie gesagt, nie sicher sind. Und bei aller Beteuerung der Solidarität betreiben Gewerkschafter die Entsolidarisierung mit, sofern es hier überhaupt viel zu destruieren gibt. Wie gewerkschaftliche Solidarität aussieht, dafür gibt es in der BRD ja eindeutige Beispiele. Die Werksstillegung von Audi in Brüssel – ebenfalls ein Teil des VW-Konzerns – war der IG-Metall allenfalls eine hohle Erklärung wert.
Die Hauptfrage, die sich viele Beschäftigte stellen, lautet jetzt: Trifft es mich? Dabei sind alle betroffen – entweder als zur Entlassung Anstehende oder als Weiterbeschäftigte mit Abstrichen beim Lohn und mit gesteigerten Leistungsanforderungen am Arbeitsplatz. Die Entlassenen leisten dabei einen doppelten Dienst fürs Kapital: Sie entlasten unmittelbar die Kostenseite des Unternehmens und als Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt erlauben sie es allen Unternehmen, die Löhne zu drücken. Unterstützt wird das von Seiten des Staates, der mit Streichungen von Sozialleistungen seinerseits den Druck auf die Arbeitslosen erhöht – siehe die aktuelle Debatte um das Bürgergeld (…). So gehen die Massenentlassungen immer alle an, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben müssen – insofern sind sie auch immer eine Klassenfrage. Aber eine Organisation, die sich dieser Frage annimmt, gibt es hierzulande leider nicht. (…) Wer dennoch an einem sicheren Lebensunterhalt festhalten will, der muss sich über eins im Klaren sein: Er stellt sich damit gegen das System und braucht Mitkämpfer, die auf der Linie der deutschen Gewerkschaften leider nicht zu finden sind. Selbst für einen Kampf um Schadensbegrenzung braucht es eine breite Solidarität, für die die Gewerkschaft nicht zu haben ist. Ihr geht es um die Sicherung des Erfolgs von VW – und genau so der anderen Firmen, die sich erfolgreich gegen Konkurrenten aufstellen wollen und ihre Beschäftigungsprobleme sozialpartnerschaftlich lösen sollen.“ Beitrag von Suitbert Cechura vom 8. Oktober 2024 beim untergrundblättle („Auf in den Kampf! Arbeitgeber nehmen Arbeit weg – bei VW, Thyssenkrupp und anderswo“) - Verkehrswende in der Autostadt: Von VW-Arbeitern, die keine Autos mehr bauen wollen
„Wolfsburg ist VW – VW ist Wolfsburg. Doch der Autokonzern ist in der Krise, das E-Auto schwächelt. Was, wenn der Konzern ganz andere Wege ginge? „Wir können es uns ökologisch einfach nicht mehr leisten, weiter Autos zu produzieren.“ Lars Hirsekorn ist Betriebsrat und arbeitet seit 30 Jahren bei VW. Jetzt kämpft er für eine Neuausrichtung seines Konzerns: Baut Straßenbahnen, keine Kraftfahrzeuge! Hirsekorn und seine Mitstreiter haben sich mit Umweltaktivisten zusammengetan, um mit spektakulären Aktionen die Selbstgewissheit der Autostadt ins Wanken zu bringen. Dabei spielt ihnen auch die Angst um Arbeitsplätze in die Hände. Denn der VW-Konzern hat alles auf die Karte Elektro-Auto gesetzt, auf die Absatzkrise antwortet der Konzern mit Sparprogrammen. VW könnte für „Verkehrswende“ stehen – Warum nicht einmal das Undenkbare denken? Doch die Beharrungskräfte in der Autostadt sind groß…“ Feature von Matthias Becker und Gerhard Klas vom 08.10.2024 im Deutschlandfunk samt dem Manuskript - Volkswagen Sachsen GmbH kündigt die „Beschäftigungssicherung“ für die Standorte Zwickau, Chemnitz und Dresden auf – und/obwohl Habeck mildere CO2-Regeln befürwortet
- IG Metall verurteilt Kündigung der Tarifverträge für VW Sachsen
„Am Tag vor der ersten Tarifverhandlung bei Volkswagen in Hannover hat die Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH jetzt auch für die drei Standorte Zwickau, Chemnitz und Dresden die Beschäftigungssicherung aufgekündigt. „Hier wird das gemeinsame Tarifwerk und die Sozialpartnerschaft mit Füßen getreten. Der VW-Vorstand verlässt den gemeinsam vereinbarten Weg jetzt auch für die drei VW-Standorte in Sachsen“, betont IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Gemeinsam werden wir uns entschieden gegen diesen Angriff auf unsere Arbeitsplätze wehren. Wir kämpfen für die Beschäftigungssicherung. Alle Standorte müssen bleiben – in Sachsen genau wie in den anderen Regionen.“ (…) Für die Volkswagen AG hatte der Vorstand mehrere Tarifverträge – unter anderem zur Beschäftigungssicherung – bereits gekündigt. Die sächsischen Werke mit den drei Hauptstandorten Zwickau, Chemnitz und Dresden sind außerhalb der AG in der Volkswagen Sachsen GmbH organisiert.“ Pressemitteilung vom 24.09.2024 der IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen - Autogipfel im Wirtschaftsministerium: Ein bisschen mehr Abgas soll’s sein
„Wirtschaftsminister Habeck verspricht der Autoindustrie, in Brüssel für mildere CO2-Regeln zu kämpfen. Dort stößt das auf wenig Gegenliebe.
Mit leeren Händen wollte Wirtschaftsminister Robert Habeck die Vertreter der Autobranche nach dem Krisengipfel nicht nach Hause schicken. Also versprach der Grünen-Politiker ihnen etwas, das den klammen Haushalt nicht belastet, aber Deutschlands wichtigster Industrie helfen könnte: Er wolle sich in Brüssel dafür einsetzen, dass die Revision der CO2-Flottengrenzwerte der EU um ein Jahr auf 2025 vorgezogen wird. Subventionen, wie eine etwa von SPD-Politiker*innen oder VW ins Spiel gebrachte Kaufprämie für Elektroautos, lehnte Habeck zwar ab. „Lieber keine Maßnahmen als Schnellschüsse oder Strohfeuermaßnahmen“, sagte Habeck nach der Videokonferenz am Montagnachmittag mit unter anderem Vertretern des Branchenverbands VDA, der Gewerkschaft IG Metall sowie von Herstellern wie Volkswagen, BMW und Mercedes. Auch unter den Autobauern sind Subventionen umstritten. „Die deutsche Automobilindustrie braucht keine kurzfristigen, marktverzerrenden Strohfeuer“, erklärte BMW. Zudem würden die Autobauer durch die Revision der CO2-Flottengrenzwerte massiv Geld sparen…“ Artikel von Simon Poelchau vom 24.9.2024 in der taz online - Start der Tarifverhandlungen: IG Metall: Können VW „richtig einheizen“
„… Die IG Metall fordert zum Auftakt der Tarifverhandlungen mit VW für die rund 120.000 Volkswagen-Beschäftigten eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2030 hinaus und droht mit Streiks ab Dezember. IG-Metall-Chefunterhändler Thorsten Gröger sagte in Hannover, falls nötig, stünden ab dem 1. Dezember zehntausende VW-Beschäftigte vor den Werkstoren und auf der Straße. Der Konflikt mit VW habe erst begonnen…“ Meldung vom 25.09.2024 in ZDFheute - Klare Ansage gegen Werksschließungen und Kahlschlag-Pläne bei Volkswagen! Mehr als 3000 Beschäftigte heizen VW-Vorstand in Hannover ein
„Für gewöhnlich finden Konzerte in den Herrenhäuser Gärten statt, heute gab es allerdings ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert vor dem Schloss in Hannover: Mehr als 3000 Metallerinnen und Metaller zeigten dem Top-Management Volkswagens, was sie von dessen geplanten Streichorgien halten. Aus allen VW-Standorten kamen Beschäftigte, um ihren Unmut über eine Drohkulisse von Werksschließungen und Massenentlassungen zum Ausdruck zu bringen…“ Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vom 25.09.2024 bei der IG Metall Salzgitter-Peine - Ingenieure, Mechaniker, Werkstudenten und Vorstand: Das verdient man (noch) bei Volkswagen
„Volkswagen steckt aktuell in der größten Krise seiner Unternehmensgeschichte. Die Inflationsprämie, Boni sowie geplante Gehaltserhöhungen für das Management wurden bereits Anfang des Jahres gestrichen. Doch wie viel verdienen die Top-Manager von VW tatsächlich? Und was bekommen die restlichen Mitarbeiter im Konzern?…“ Artikel von Holger Wittich vom 12.09.2024 in auto-motor-und-sport.de
- IG Metall verurteilt Kündigung der Tarifverträge für VW Sachsen
- Zukunftsfähige Produkte: Die Kapitalinteressen sprechen dagegen. Jede Vernunft spricht dafür. Deshalb ist internationale Solidarität wichtiger als je zuvor.
„Mein Name ist Thorsten Donnermeier Vertrauensmann der IG Metall, ich habe 1984 bei VW Kassel angefangen zu arbeiten. Auch mein Vater hat dort sein halbes Leben verbracht und war Vertrauensmann der IGM. (…) Für Sicherheit und Zukunft steht die Automobilindustrie jetzt nicht mehr, alle sind betroffen von Bosch bis ZF. Von BMW bis VW und das rund um den Erdball. Deshalb wird niemand mehr in der Automobilindustrie einen neuen Job finden. (…) Die Wut ist groß. Dienst nach Vorschrift ist angesagt, kein Schritt mehr als man muss. Großes Unverständnis über genehmigte verpflichtende Mehrarbeit durch den BR ist bei sehr vielen vorhanden (…) Offene Wutausbrüche sind mir nicht bekannt. Jedoch wurde mit großer Sympathie aus Zeitungen wahrgenommen, dass unsere ArbeitskollegInnen in Brüssel 200 Autoschlüssel verlegt haben. (…) Ich wünsche mir von meiner Gewerkschaft viel mehr Aktivitäten in Richtung internationale Solidarität. Angenommen, die Komponenten von VW Kassel werden auf Mlada Botislav (Skoda) und VW Posnan aufgeteilt, dann werden sich die dortigen KollegInnen über ihre dadurch gewonnene Beschäftigung freuen und nicht solidarisch uns gegenüber verhalten. Wir sind es ja auch nicht gewesen oder zu wenig mit dem Standort Brüssel, werden sie denken. (…) Dass noch etwas schneller oder produktiver werden kann, wird als unrealistisch angesehen. Eine natürliche Grenze ist erreicht, wo nichts mehr schneller und produktiver geht, so die Aussage der meisten VW-Werkers. Verwunderung herrscht, wenn solche Vorschläge aus den Mündern von hohen BR oder IGM-Funktionären kommt. (…) Schade, dass die IGM in Wolfsburg und die Gesellschaft drumrum, nicht auf die Vorschläge der Verkehrswende und Amsel 44-Leute eingegangen ist und nicht den Bau von ÖPNV-Fahrzeugen in Betracht gezogen hat. (…) Nur mit zukunftsfähigen Produkten gibt es zukunftssichere Jobs. Das müssen wir Gewerkschafter und VW-Beschäftigte uns vor Augen halten. (…) Deshalb ist eine der Zukunft zugewandte Gewerkschaft mit den Kampfmethoden der internationalen Solidarität wichtiger für uns als Beschäftigte, als je zuvor.“ Artikel von Thorsten Donnermeier vom 19.09.2024 – wir danken! Siehe aktuell auch:- „Die deutsche Autoindustrie ist ja in dem Zustand, weil man ihr immer gegeben hat, was sie wollte.“ Post von @guenterhack@chaos.social vom 23. Sept. 2024 auf Mastodon
- „Arbeitsplätze, die Geräte erschaffen, die akut das Überleben der Menschen auf diesem Planeten gefährden, sind Scheißarbeitsplätze, egal ob bei der Meyer-Werft oder bei Volkswagen. Eine Regierung, die weiter denkt als 0,5 Jahre, darf solche Jobs nicht mit unserem Geld subventionieren!“ Post von Mario Sixtus vom 21. September 2024 auf bsky
- „[Doppelte Transformation und die IG Metall] Planlos ins sozial-ökologische Desaster: Das Versagen der europäischen Autoindustrie“ im Dossier: [IG Metall und ihre Auto-Partner] Elektrifizierung des Antriebsstrangs, Verkehrswende und Beschäftigung
- „VW und Thyssenkrupp Steel: Zwei Hochburgen der IG Metall unter Feuer“ im Dossier: Fusion geplatzt, Jobs auf der Kippe. Bei ThyssenKrupp einigten sich Vorstand und Gewerkschaft auf radikalen Konzernumbau
- Volkswagen kündigt mehrere Tarifverträge auf. Nebenwirkung: Entgeltanhebung durch Schattentarif für viele. Lehre: Schluss mit Verzicht und Co-Management.
- Volkswagen kündigt weite Teile der Tarifvertragsfamilie auf: IG Metall will betriebsbedingte Kündigungen ab Mitte 2025 verhindern
„Volkswagen hat viele Familiengeschichten über Generationen hinweg geprägt. Nun setzt der Wolfsburger Autobauer die Axt an die Zukunft kommender und bestehender Beschäftigungsgenerationen
Es ist Dienstag, der 10. September, als bei der IG Metall-Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt am Klagesmarkt in Hannover ein Einschreiben überstellt wird, dessen Inhalt dramatische Folgen haben kann: Volkswagen lässt seinen Ankündigungen der letzten Woche Taten folgen und kündigt eine ganze Palette an bestehenden Tarifverträgen und damit den vertrauensvollen Pfad der konstruktiven Zusammenarbeit auf.
Im Wesentlichen hat das Unternehmen folgende Tarifverträge gekündigt:
– Tarifvertrag zur nachhaltigen Zukunfts- und Beschäftigungssicherung (Zukunftstarifvertrag)
– Rahmentarifvertrag für Beschäftigte mit Spezialisten- oder Führungsfunktion (TarifPlus)
– §6 und 18 des Ausbildungstarifvertrags (Übernahme der Auszubildenden)
. Tarifvertrag über die Vergütung und Einsatzbedingungen von Zeitarbeitnehmern
Damit spitzt sich die Tarifrunde 2024 massiv zu, noch bevor die erste Verhandlung überhaupt stattgefunden hat. (…)
Volkswagen hat nun den aus seiner Sicht hinderlichen Schutzschirm für Beschäftigte, der betriebsbedingte Kündigungen ausschloss, aufgekündigt. Mit Einreichen der Kündigung bis Ende September ist dieser Zukunftstarifvertrag nun zum Jahreswechsel gekündigt. Bis zum Ausspruch einer betriebsbedingten Kündigung durch das Unternehmen haben die Tarifvertragsparteien allerdings 6 Monate Zeit für eine Einigung, weil der Tarifvertrag in dieser Zeit nachwirkt. Folglich könnte das Unternehmen erst ab Mitte 2025 betriebsbedingt kündigen. Ferner müsste Volkswagen dann noch auf Ebene der Betriebsparteien in Verhandlungen über einen Sozialplan einsteigen.
Mit der Kündigung des Zukunftstarifvertrags sind allerdings weitere Konsequenzen verbunden. Was als Mechanismus zur Kosteneinsparung zu Lasten der Beschäftigten gedacht ist, könnte sich für Markenchef Thomas Schäfer schnell als finanzieller Dammbruch erweisen. Paradoxerweise führt die Aufkündigung nämlich zu einer automatischen Entgeltanhebung für die tariflichen VW-Beschäftigten. Der Kündigungsschritt aktiviert alte tarifliche Regelungen, die nun wieder in Kraft treten – ein Mechanismus, der in Gewerkschaftskreisen „Schattentarif“ genannt wird. Mit der Einführung der 4-Tage-Woche wurde das Entgelt auf das Niveau der Branche abgesenkt. Vor 20 Jahren wurde dann die Arbeitszeit ohne Entgelterhöhung angehoben. Im Gegenzug wurde der tarifvertragliche Schutz vor Entlassungen vereinbart.
Für knapp die Hälfte der Belegschaft, die vor 2005 unter den Bedingungen des ehemaligen Haustarifvertrags ins Unternehmen eingetreten war, bedeutet das konkret: Sie müssen künftig ein bis zwei Stunden mehr pro Woche arbeiten (bisher: 33 Stunden im direkten und 34 Stunden im indirekten Bereich; künftig: Alle 35 Stunden). Doch im Gegenzug erhalten sie ein höheres Entgelt, die sogenannte Schattentabelle. Mit der Wiederinkraftsetzung älterer Regelungen kommen finanzielle Vorteile zurück, die mit der Einführung der 4-Tage-Woche vor Jahren abgeschafft wurden. Dazu gehören unter anderem eine 35-Stunden-Woche bei vollem Entgeltausgleich, zusätzliche Erholungszeiten von fünf Minuten pro Stunde, höhere Zuschläge für Überstunden und Samstagsarbeit sowie Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. (…)
Die IG Metall fordert weiter vom Unternehmen, noch im September an den Verhandlungstisch zu kommen und die Tarifrunde nicht auf die lange Bank zu schieben. Es braucht schleunigst Klarheit für die Beschäftigten! Für die IG Metall ist klar: Alle Standorte müssen bleiben! Es braucht eine neue Beschäftigungssicherung! Tarifverträge sind einzuhalten!“ Meldung vom 10.09.2024 der IG Metall Wolfsburg („we are family“ ist, wenn selbst die Tarifverträge als „Tarifvertragsfamilie“ bezeichnet werden!), siehe auch:- Alle Details im Extrablatt: VW kündigt Kern der Tariffamilie auf. Verhandlungsmarathon startet – Beschäftigungssicherung bis Juli 2025
Zeitung des Volkswagen Betriebsrates exra vom September 2024 mit FAQ - Historischer Tabubruch: Vorstand will Kahlschlag für Tariffamilie – Angriff gleich auf mehrere Verträge
„Arbeitgeber kündigen Jobsicherheit, Tarif Plus, Leiharbeits-Tarif und sogar Azubi-Übernahme auf (…) Das Wichtigste vorab: Tatsächlich betriebsbedingt kündigen könnte VW frühestens im Sommer nächsten Jahres. Jedoch gäbe es dabei eine Hürde, die dem Unternehmen wehtäte. Es gibt nämlich einen bemerkenswerten Umstand: Die Aufkündigung der Beschäftigungssicherung brockt es der Unternehmensseite ein, zwangsweise Entgelte erhöhen zu müssen, sollte mit der IG Metall nicht bis Sommer 2025 ein Kompromiss gelungen sein. So paradox es also klingt: Wenn die Arbeitgeber an die seit 30 Jahren fortgeschriebene Beschäftigungssicherung ranwollen, wird es richtig teuer für sie…“ Meldung vom 10.09.2024 der IG Metall bei Volkswagen
- Alle Details im Extrablatt: VW kündigt Kern der Tariffamilie auf. Verhandlungsmarathon startet – Beschäftigungssicherung bis Juli 2025
- Volkswagen: Massiven Angriff zurückschlagen! Schluss mit Verzicht und Co-Management
„… Die Kolleginnen und Kollegen sind aber auch empört und wütend. Denn für den Beschäftigungssicherungsvertrag haben sie verzichtet. Sie haben sich darauf verlassen, dass die Zusagen gelten. Doch Zusagen der Konzernbosse sind nichts wert, wie man jetzt sieht. Das Schicksal der Kolleginnen und Kollegen ist ihnen außerdem egal.
Verzicht rettet keine Arbeitsplätze
Das Auftreten der Konzernleitung ist (ähnlich wie bei Thyssenkrupp Steel) unerbittlich. In den letzten Jahren haben Betriebsräte und die Führung der IG Metall bei VW, wie auch in den anderen Konzernen, immer wieder Zugeständnisse für vermeintliche Beschäftigungssicherung gemacht. Erst Ende letzten Jahres stimmte der Betriebsrat Vereinbarungen zur Personalkostensenkung in der Verwaltung um 20 Prozent zu, indem Altersteilzeit ausgeweitet und Abfindungen angeboten wurden. Im Februar wurde die tariflich vereinbarte Wahlmöglichkeit für alle Beschäftigten zwischen Freizeit und Geld und die Möglichkeit der Inanspruchnahme eines Zusatzentgelts anstatt Freizeit abgeschafft. Immer werden solche Vereinbarungen als nötig für den Standorterhalt angeführt. Schon seit Jahrzehnten bedeutet diese Standortlogik eigentlich, dass sich die Spirale bei Arbeitsbedingungen und Löhnen nach unten dreht. Das gilt international, aber auch unter den Kolleg*innen einzelner Standorte. (…)
Schluss mit Verzicht und Co-Management
Leider hat sich schon jetzt eine gewisse Bereitschaft von Seiten der IG Metall-Führung gezeigt, sich auf die Verzichtslogik einzulassen, indem sie die Wiedereinführung der 4-Tage-Woche bei VW aufgeworfen haben. Diese wurde schon einmal eingeführt – aber verbunden mit der Absenkung der Gehälter, anstatt mit vollem Lohnausgleich wie es eigentlich nötig wäre. Angebracht wäre außerdem eine Anhebung der Löhne, um die Inflation der letzten Jahre auszugleichen. Betriebsrat und IG Metall sagen gleichzeitig, der VW-Vorstand habe die Sozialpartnerschaft aufgekündigt. Das mag sein, diese hat aber in den letzten Jahrzehnten immer weitere Verzichtsvereinbarungen hervorgebracht. Anstatt nun wieder einen Vertrag zur angeblichen Beschäftigungssicherung anzustreben, in dem die Kolleg*innen wieder Abstriche machen sollen, müssen Betriebsrat und Gewerkschaft im Gegenteil klar sagen: Hiermit ist Schluss. Es wird keinen weiteren Verzicht geben!
Denn warum sollten die Beschäftigten erneut die Kosten der kapitalistischen Krise tragen? In Wahrheit ist es doch so, dass die Kapitaleigner bei VW weiterhin riesige Gewinne machen. Die Gewinnrücklagen betragen 137 Milliarden Euro, der Nettogewinn 2023 16 Milliarden Euro. 4,5 Milliarden 2024 wurden dieses Jahr an die Aktionär*innen ausgeschüttet! All das wurde durch die harte Arbeit der Beschäftigten erwirtschaftet. Der Piëch-Porsche Clan hat ein unvorstellbares Vermögen von knapp 40 Milliarden Euro! Jegliches Zurückweichen bei den eigentlich sogar noch bescheidenen Tarifforderungen ist genau der falsche Weg. (…)
Stattdessen sollte die Forderung diskutiert werden, VW vollständig in öffentliches Eigentum zu überführen. Entschädigung darf es nur bei nachgewiesener Bedürftigkeit geben. Das komplette Management mit seinen Spitzengehältern gehört entlassen. Stattdessen sollte der Betrieb unter der demokratischen Kontrolle und Verwaltung durch gewählte, rechenschaftspflichtige und jederzeit abwählbare Vertreter*innen aus je einem Drittel der Belegschaft, der Gewerkschaft und Land oder Bund geführt werden…“ Artikel von Angelika Teweleit vom 9. September 2024 in solidaritaet.info (Sol) - Selbstbewusste Belegschaft: Wir sind Volkswagen – ihr seid es nicht!
„„Freiheit statt Tempolimit“ – tönte vor kurzer Zeit der oberste VW-Manager Blume. Die Wolfsburger Presse beschrieb das als „Balsam für die Werker-Seele“. Was für ein Schmalz, was für ein ideologisches Geschwätz bei der Androhung von Massenentlassungen und einer ersten Werksschließung in Brüssel. (…) Erstmals werden jetzt bei VW innerhalb eines Konzerns Überkapazitäten eingestanden. Natürlich müssen diese Überkapazitäten abgebaut werden – durch den Aufbau von Produktion für nachhaltige öffentliche Mobilität und durch Arbeitszeitverkürzung. (…) Das Management von VW verbreitet das Märchen, es würden vier Milliarden Euro fehlen. Aber es geht nur darum, die Kosten schneller zu senken, die hohen Gewinnerwartungen schneller zu erfüllen. Die vier Milliarden Euro fehlen ihnen zu einer angepeilten Umsatzrendite von 6,5 Prozent3. Darum geht es. Auch die Marke VW hat in zurückliegenden Jahren Umsatzrenditen in Höhe von mehr als vier Prozent geliefert. (…) Es ist die Strategie des Managements, die Belegschaft gegeneinander auszuspielen: Alt gegen Jung, Büro gegen Fließband, Emden gegen Zwickau. Konzernboss Oliver Blume wärmte die Story von der schwäbischen Hausfrau wieder auf und „verwies auf eine am Monatsende leere Familienkasse. Wenn dann der Fernseher kaputt geht, dann müssen Oma oder der reiche Onkel einspringen.“ Blume versucht es auf die sentimentale Tour: „Wir führen VW wieder dorthin, wo die Marke hingehört – das ist die Verantwortung von uns allen. Ich komme aus der Region, arbeite seit 30 Jahren im Konzern. Ihr könnt auf mich zählen und ich zähle auf Euch – Wir sind Volkswagen“. Aber tausende in der Halle skandieren selbstbewusst: „Wir sind Volkswagen – aber ihr seid es nicht!“…“ Artikel von Stephan Krull vom 07. September 2024 bei ISW
- Volkswagen kündigt weite Teile der Tarifvertragsfamilie auf: IG Metall will betriebsbedingte Kündigungen ab Mitte 2025 verhindern
- Wofür kämpfen die Belegschaften bei VW: „Natürlich rückt da die Produktion von Öffentlichen Verkehrsmitteln und Schienenfahrzeugen ins Blickfeld“ oder „Nichts läuft hier ohne IG Metall“ um „Fixkosten zu reduzieren“?
- Rede von Thorsten Donnermeier, Vertrauensmann bei VW Kassel, bei der Belegschaftsversammlung
„Entsetzen, Schockstarre und Wut haben die Meldung ausgelöst dass die Beschäftigtigungssicherung nicht verlängert werden soll. Noch schlimmer, von Werksschliessung ist die Rede. Nicht mehr Wettbewerbsfähig heißt es da.
Die Lösungsvorschläge sind immer die gleichen. Mantraartig hören wir immer wieder die gleiche Schallplatte. Kosten runter, Produktivität hoch. Das mit dem Kosten senken gilt nur für uns und nicht für unseren Chef, Herr Blume selbst. 10 Mio bekommt er im Jahr, damit hat er die Gehaltsschallmauer durchbrochen.
Wie viele Leiharbeiter kann man mit dem Geld beschäftigen? Rechnet es euch selbst aus. Es sind viele Existenzen die man damit retten könnte. 10 Mio Gehalt. Da ist Sparpotential. Herr Schmall wieviel Geld bekommen Sie von VW? Lassen Sie uns gemeinsam draufschauen wie viel Sparpotential es da gibt.
Produktivität und Beschäftigungssicherung halten sich die Waage. Wurde uns versprochen. Bekommen tun wir jetzt, das die Beschäftigungssicherung gekündigt werden soll, genau da wo wir sie brauchen.
So wie ich euch alle hier sehe, ist klar: Das wird sich diese Belegschaft nicht gefallen lassen. Wir kämpfen um gemeinsam um jeden Arbeitsplatz. Aktuell befinden wir uns vor Tarifverhandlungen. Die Forderungen sind bekannt. Es gibt berechtigte Angst, dass man uns ans Geld will.
Der Lohnkostenanteil am PKW beträgt im Schnitt ca. 16 bis 18%. So die Schätzungen. An diesen Zahlen wird deutlich, selbst wenn auf die Hälfte unserer Löhne verzichten würden, würden uns die Autos trotzdem nicht aus den Händen gerissen. Deshalb klar und deutlich: Lohnverzicht schafft keine Arbeitsplätze. Arbeitszeitverkürzung schafft und sichert Arbeitsplätze. Da braucht man nur in die Geschichte der Arbeiterbewegung zu schauen.
Wir sind nicht allein mit der Bedrohung. Man braucht nur die Zeitung aufzuschlagen. Audi Brüssel steht unter Druck. Von ZF bis Bosch. Von BMW bis Stelantis in den USA. Arbeitsplatzmasserker wo man hinsieht in der Metall und Automobilindustrie. Werksschliessung bei Ford Saarlouis. Egal ob Verbrenner oder E Mobilität: Arbeitsplatzabbau auf Teufel komm raus.
Die ersten Belegschaften nehmen das nicht mehr hin. In Italien nähe Florenz hat sich eine Belegschaft entschieden, die Fabrik zu besetzen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sich einer Werksschliessung entgegen zu stellen. Statt Teile für Verbrenner oder E Mobilität zu fertigen sollen sollen dort Solarpenels und Lasten Fahrräder gebaut werden.
Zukunftsfähige Arbeitsplätze gibt es nur mit zukunftsfähigen Produkten. Natürlich rückt da die Produktion von Öffentlichen Verkehrsmitteln und Schienenfahrzeugen ins Blickfeld. Die Vernunft spricht dafür. Eine Diskussion, die auch wir hier in Zeiten der automobilen Überproduktion führen müssen, wenn wir nicht völlig in die Knie gehen wollen.
Maßnahmen vom Werksmanagement: Werksschliessung, Personalabbau. Befristungen nicht verlängern bringt Not und Elend.
Was bleibt zum Schluss zu sagen? Egal unter welchen Firmenlogo wir arbeiten, ob befristet, Leiharbeiter oder Stammbelegschaft: Wir stehen alle gemeinsam turbulenten Zeiten gegenüber. Haltet zusammen. Ohne uns dreht sich kein Rad. Wir sind das Werk.“ (Wir danken Thorsten Donnermeier!). Siehe auch:- Betriebsversammlung in Baunatal: VW-Mitarbeiter entsetzt über Sparpläne und sauer auf Chefs
„Begleitet von Pfiffen ist die Betriebsversammlung von Volkswagen in Baunatal abgelaufen. Viele Mitarbeiter protestierten gegen den umfassenden Sparplan. Der Betriebsrat macht die Konzernführung für die Krise beim Autohersteller verantwortlich. (…) Buhrufe, Pfiffe und Plakate begleiteten am Mittwochmittag die Betriebsversammlung bei Volkswagen in Baunatal (Kassel). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter protestierten gegen die von VW angekündigten Sparmaßnahmen. Der Betriebsrat sprach von etwa 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Vor allem Zeitarbeiter haben Angst“…“ Aus dem Bericht vom 04.09.24 in hessenschau.de mit Video. Lese auch: - Krise bei VW: „Wasser auf die Mühlen der AfD“
„… Wir fordern vom Management einen Masterplan. Der soll für jede einzelne Marke von VW exakte Ziele definieren. Und zwar jeweils für die Jahre 2025, 2030 und 2035. Wir stehen noch immer am Anfang einer ökologischen Transformation der Automobilindustrie. Am Beginn eines Umbaus weg vom Verbrenner hin zum Elektroauto. Das ist eine grundlegende Veränderung mit einer großen Dynamik. Wir glauben, dass diese Transformation bis zum Jahre 2035 dauern wird. Deshalb dieses Zieldatum für den Masterplan, den wir fordern. Wir verlangen, dass die plumpe Ankündigung von betriebsbedingten Kündigungen und von Werksschließungen zurückgenommen wird. (…) Seit 2023 hat das VW-Management Sparpläne für jede einzelne Automarke, für jeden Bereich aufgelegt. Wir waren bereit, die notwendigen Veränderungen gemeinsam zu besprechen. Aber wir wurden stattdessen mit plumpen Ideen konfrontiert, zum Beispiel Bereiche der Logistik outzusourcen. Wir haben uns gegen dieses Outsourcing ausgesprochen, weil sich die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen verschlechtern würden. Sie würden dann nicht mehr nach Tarif bezahlt. (…)
Dass jetzt betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen im Raum stehen, ist Wasser auf die Mühlen der AfD. Die Rechtspopulisten werden jetzt verkünden: Da seht ihr, wohin die Elektromobilität führt! Es wird den Menschen vorgegaukelt, dass der ökologische Umbau der Industrie nicht notwendig ist. (…)
Es kommt ganz darauf an, wie ein Verlust von Arbeitsplätzen kompensiert werden kann. Eine Möglichkeit ist die Verkürzung von Arbeitszeiten. Aber die Diskussion über die Umstände der ökologischen Transformation wird viel zu wenig geführt. Wir haben beim jüngsten Gewerkschaftstag der IG Metall beschlossen, dass die Mitbestimmung in strategischen Fragen in den Unternehmen ausgebaut werden muss. Wenn wir mehr Einfluss hätten auf strategische Entscheidungen über die Produktion, dann könnten solche krisenhaften Zuspitzungen wie jetzt bei VW vermieden werden. Wir könnten dann zum Beispiel Synergieeffekte bei der Produktion verschiedener Marken nutzen.
[Das berührt am Ende aber die Frage des Eigentums bei den Produktionsmitteln.]
Unser Ziel muss sein, dass die Beschäftigten über die Produktion entscheiden. Die Beschäftigten müssen zu Miteigentümern der Betriebe werden.“ Interview von Claus-Jürgen Göpfert vom 05.09.2024 in der FR online mit Carsten Büchling, Betriebsratschef des VW-Werkes in Baunatal - Die Attacke von VW und ihre Hintergründe – „Für was kämpfen?“
„VW kündigt Massenentlassungen und Werksschließungen an. Der Konzernvorstand hält drastische Einschnitte für notwendig und der Vorstand des Markenbereichs VW hat gedroht, die bis 2029 geltende Beschäftigungssicherung aufzukündigen. Das ist ein Schlag gegen die Arbeiter:innenklasse, ihren bestorganisierten und -bezahlten Teil. (…) Neu ist, dass über Entlassungen und Werksschließungen bei einem der großen drei deutschen Endhersteller, VW, BMW, Daimler, geredet wird, die schon lange nicht mehr von Entlassungen betroffen waren. Bei VW in Deutschland gab es noch nie welche. Bei Werken von ausländischen Konzernen wie Ford oder Opel ist das anders und erst recht bei den Autozulieferunternehmen. (…)
Sie haben als riesige Monopole genug Profite, um Personalabbau mit Abfindungen und Altersteilzeit zu gestalten. Im Frühjahr wurden die letzten Zahlen des VW-Konzerns bekannt: Wer weniger als fünf Jahre in der niedrigsten Tarifgruppe tätig war, kann laut SPIEGEL nach einer internen Tabelle mit einer Abfindung von 17.700 Euro rechnen. Bei einer Betriebszugehörigkeit von mehr als 20 Jahren erhöht sich die Zahlung für Beschäftigte derselben Gruppe auf 117.700 Euro. Beschäftigte der sogenannten „Tarif Plus“-Gruppe, der höchsten Stufe bei Volkswagen, würden zwischen 60.700 und 404.700 Euro erhalten. Das Angebot galt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich zwischen 29. April und 31. Mai für das Programm meldeten. Wer sich innerhalb von zwei Wochen mit VW auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt hat und mehr als 5 Jahre im Unternehmen arbeitet, erhält zudem eine sogenannte Turboprämie von 50.000 Euro. (…)
Profite aus Autos – aber auch aus den Branchen Maschinenbau, Chemie oder Rüstung – sichern nicht nur „unsern Wohlstand“, sondern auch die politische Dominanz in Europa. Hohe Exportüberschüsse bringen Verschuldung. Schuldner:innen sind erpressbar. Wir erinnern an Griechenland.
In den Autokonzernen ist die Sozialpartner:innenschaft sowohl der Betriebsräte als auch der IG Metall aufs Höchste entwickelt. Das belegen unter anderem die langfristigen Verträge zur Beschäftigungssicherung, die entweder als Betriebsvereinbarung (Betriebsrat und Geschäftsführung) oder als Tarifverträge (Einbeziehung der IG Metall) abgeschlossen werden. In ihnen werden Zugeständnisse seitens der Betriebsräte wie Zustimmung zu begrenztem „sozialverträglichen“ Personalabbau, Ausgliederungen von bestimmten Bereichen, die langfristig in Niedriglohnsektoren überführt werden, begrenzter Lohnverzicht gegen eine Beschäftigungsgarantie, also den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen vereinbart.
Sozialpartner:innenschaft und Geklüngel ohne Ende
VW nahm insofern eine Sonderstellung ein, weil sich anfangs der Bund am Aufbau beteiligte. VW war von den Nazis gegründet worden, um sowohl ein Massenauto – den Käfer – herzustellen als auch Militärfahrzeuge auf hohem industriellen Niveau zu fertigen. Dazu verwendeten die Nazis die beschlagnahmten Gewerkschaftsvermögen, was dann nach dem Krieg den Gewerkschaften und Betriebsräten zusätzliche Rechte verschaffte. So darf kein Werk im Inland ohne Zustimmung der Arbeit„nehmer“vertreter:innen im Aufsichtsrat geschlossen werden. (Inland heißt übrigens bei VW nach wie vor Westdeutschland; die ostdeutschen Werke unterliegen auch nicht dem Haustarifvertrag des VW-Konzerns). Eine besondere Stellung von VW gegenüber den anderen Autokonzernen besteht auch in der Staatsnähe (…)
Diese Sozialpartner:innenschaft zeigt sich auch darin, dass seit Monaten die Betriebsratsspitze über immer neue Sparprogramme verhandelt und diese Gespräche hinter dem Rücken der Belegschaft erst angesichts der Aufkündigung der Beschäftigungssicherung bis 2029 eingestellt hat.
Ein anderer Aspekt der besonders engen Kollaboration der Betriebsräte und der IG Metall im VW-Konzern sind die unglaublich hohen Gehälter, die die Spitzenbetriebsräte erhalten. (…)
Warum war dieser Angriff in den Augen des Managements nötig? Die Begründungen der Manager:innen für das verschärfte „Sparprogramm“ lautet, dass so das Kapital für die Entwicklung neuer Autos beschafft werden soll. Die Zahlen weisen aber auf etwas anderes hin: Der Gesamtkonzern, also die VW-AG, ist keineswegs pleite. Im Jahr 2023 wurde ein operativer Gewinn von 22,5 Milliarden Euro erzielt, die Marke VW trug dazu 3,5 Milliarden bei. Was Wirtschaftsfachleute, die Gewerkschaft, der Betriebsrat und die Bosse nicht in Frage stellen, sind die 16 Milliarden, die 2023 an die Aktionär:innen ausgeschüttet worden sind. Die Aktionär:innen, also die Kapitalbesitzer:innen, wollen aber nicht nur Gewinnausschüttung auf ihre Aktien, sie wollen eine Rendite, die gleich oder höher ist wie/als die auf andere Kapitale. (…)
VW will also diesem Konkurrenznachteil gegenüber anderen Hersteller:innen entgegenwirken, indem Kosten gesenkt werden, und das soll vor allem bei den Löhnen geschehen. Die Schließung eines ganzen Standortes wiederum vernichtet fixes (oder „konstantes“) Kapital, was die Kapitalrendite, also den Profit bezogen auf alles investierte Kapital, erhöht.
Scheute das Management bisher vor diesem Angriff zurück oder hat es schrittweise den Druck auf die Belegschaft und die Betriebsräte erhöht, um immer neue Zugeständnisse zu erreichen? Fest steht, dass jetzt ein Bruchpunkt erreicht worden ist. Die Kapitalseite will mehr, als der Betriebsrat hergeben kann, ohne sein Gesicht zu verlieren. Die Belegschaft kann sich nicht mehr darauf ausruhen, dass Betriebsrat, IG Metall und Unternehmen das „Beste für alle“ vereinbaren, was schon lange immer mehr zulasten der Belegschaften der Zuliefer:innen, der Werksverträgler:innen, der Leiharbeiter.innen und der ausländischen Belegschaften ging. (…)
Was auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg klar wurde: Der Betriebsrat und die IG Metall haben keine andere Strategie für die Situation als die Fortsetzung ihrer Partner:innenschaft mit den Bossen. (…)
VW will weiter Autos bauen, aber weniger. Überkapazitäten werden in Deutschland, nicht bei den internationalen Töchtern gestrichen. Jetzt zu fordern, diese im Ausland oder in den ostdeutschen Werken zu sreichen, wäre ein fataler Fehler, der schon oft in diesen Konzernen begangen wurde. Die Belegschaft von Ford Saarlouis hat sich z. B. auf einen Konkurrenzkampf mit Ford Valencia eingelassen, in dem beide sich gegenseitig unterboten haben, statt gemeinsam die Kraft für eine Zukunft einzusetzen. Das Management hat sich gefreut. Saarlouis wird Stand heute dichtgemacht. Ob Verbrenner oder E-Antrieb, die in Deutschland gebauten Autos sind generell alle größer und schwerer als nötig. Sie sind Hindernisse auf dem Weg zur Verkehrswende. Diese allerdings wird auch nicht dadurch kommen, dass jetzt ein VW-Werk schließt, während man z. B. neuen Wald in Brandenburg abholzt, um Teslas zu bauen, die ebensolche Klimakiller sind. Der Kampf bei VW kann aber die Chance eröffnen, die Beschäftigung zu sichern durch den Bau von Fahrzeugen und Transportsystemen, die klimaschonend und zukunftstauglich sind: Schienenfahrzeuge im Nah- und Fernverkehr, kleine leichte Stadtfahrzeuge oder intelligente Lösungen für den Stadtrandbereich…“ Artikel von Mattis Molde vom 6. September 2024 in arbeiterinnenmacht.de - 18 Milliarden Gewinn – trotzdem will VW Mega-Sparpaket
„Gewerkschaft warnt vor „Rendite-Rambos“ und „Kürzungsorgien aus dem Management-Handbuch“. Medien warnen vor „Deutschlands größter Jobschlacht“ (…)
Denn während bei VW im Frühjahr noch gejubelt wurde, dass das Ergebnis nach Steuern (also der Gewinn) von 15,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf rund 18 Milliarden im Jahr 2023 gestiegen ist, dürften den Aktionären jetzt eingefallen sein, dass ihnen das noch lange nicht reicht. Fünf Milliarden sollen gespart werden – ein gewaltiger Jobabbau samt Werksschließungen wäre unausweichlich. Auch der VW-Haustarif und die bis 2029 geltende Beschäftigungssicherung könnten einseitig gekündigt werden…“ Beitrag von Patrick Fischer vom 04. September 2024 beim ÖGB - Siehe auch: Es ist ein Fehler, der deutschen Autoindustrie alle Fehler zu verzeihen.
- Betriebsversammlung in Baunatal: VW-Mitarbeiter entsetzt über Sparpläne und sauer auf Chefs
- [IG Metall] Eskalation bei VW: Die wahren Gründe für die Krise
„Das VW-Management will Standorte schließen. Nicht mit uns, sagt die IG Metall. Die wahren Gründe der Krise liegen nicht in den Personalkosten, sondern in Fehlern des Managements, die es nun auszubessern gilt.
„Ich werde in den nächsten Minuten klarmachen, was das Problem bei Volkswagen ist und wie hochproblematisch der Vorstand mit diesem Problem umgeht“, mit diesen Worten beginnt Daniela Cavallo ihre Rede bei der Betriebsversammlung vor rund 25.000 VW-Beschäftigten in Wolfsburg. Dann spricht die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats Klartext: „Volkswagen krankt eben genau nicht an seinen deutschen Standorten und an den deutschen Personalkosten. Sondern Volkswagen krankt daran, dass der Vorstand seinen Job nicht macht.“ (…) „Gerade in herausfordernden Zeiten brauchen wir aber den Mut, auch in der Krise zu investieren und so den Grundstein für die Innovationen von morgen zu legen. Beispiele dafür sind neue Modelle im Volumensegment. Aber auch, die installierten Kapazitäten der Fabriken bestmöglich auszulasten und somit Fixkosten zu reduzieren. Nur so wird es uns gelingen, gestärkt und nachhaltig erfolgreich wieder aus dieser Situation herauszukommen.“ Und was macht das Management bei VW? Das Gegenteil – erfährt, wer Cavallo dazu befragt. Ein Beispiel liefert die Betriebsrätin dann auch: „Aufträge werden aus Wolfsburg ferngehalten, um völlig engstirnig kurzfristig Geld zu sparen. Für ein Herzstück unserer Elektro-Strategie, den künftigen VW-Kleinstwagen, wollte man sich dem Wettbewerb an den Hals werfen und ihn bei Dacia bauen lassen.“ Dem Management kreidet sie zudem an, dass es den Markt für Hybrid-Antriebe unterschätzt und so nicht dementsprechend das Angebot gestaltet hat…“ “ Beitrag vom 5. September 2024 bei der IG Metall (Bund)(Siehe auch hier unten den Masterplan der IGM)- Dazu paßt der Tweet von Dierk Hirschel vom 5. Sep. 2024 : „VW-Bosse wollen Standorte schließen. @IGMetall und Belegschaft verhindern das. @VW wurde errichtet mit Gewerkschaftsvermögen und ausgestattet mit erweiterter Mitbestimmung, inklusive Landesbeteiligung. Nichts läuft hier ohne @IGMetall„
- Wir wollen unsere Antwort nicht vorenthalten: „“Nichts läuft hier ohne @IGMetall“ würde doch bedeuten, dass die #IGMetall mit der Produktpolitik von #VW ebenso einverstanden war, wie mit dem Standortwettbewerb, der Belegschaftsspaltung durch Leiharbeit etc etc – das kann doch nicht sein, oder?“ – bisher ohne Reaktion (auch nicht erwartet)
- Rede von Thorsten Donnermeier, Vertrauensmann bei VW Kassel, bei der Belegschaftsversammlung
- VW: Der Profit-Vorbehalt in den „Standortsicherungsverträgen“ schlägt zu und IG Metall wie IG BCE kämpfen um den „automobilen Industriestandort“ mit Optimierungsvorschlägen statt um Konversion
- Volkswagen schließt Standortschließungen nicht mehr aus und will geltende Beschäftigungssicherung aufkündigen – Arbeitnehmerseite kritisiert VW-Vorstand massiv und kündigt entschlossenen Gegenwind an
„Das Sparprogramm bei Volkswagen verschärft sich zunehmend und führt zu einem offenen Konflikt zwischen VW-Vorstand, Gesamtbetriebsrat sowie IG Metall. Der Vorstand um Markenchef Thomas Schäfer gab am Montag bei einem Treffen mit Führungskräften bekannt, dass das 2023 gestartete Programm zur Verbesserung der Ergebnisse weiter nicht ausreiche. Es seien weitere Einsparungen in Milliardenhöhe notwendig, um zu verhindern, dass die Kernmarke in die Verlustzone gerate, so das Management. Infolgedessen werden nun deutsche Standorte, der VW-Haustarif sowie die bis Ende 2029 geltende Beschäftigungssicherung infrage gestellt. Letztere seit mehr als 30 Jahren fortgeschriebene Vereinbarung plane das Unternehmen aufzukündigen.
„Der Vorstand hat heute die Axt an die Wurzeln von Volkswagen gelegt. Damit gefährdet er die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und seiner Standortregionen. Aber damit wird der Vorstand nicht durchkommen. Wie Daniela Cavallo bereits klargemacht hat, wird die Arbeitnehmerseite kurzsichtige Schrumpfungsphantasien abwehren. Stattdessen muss der Vorstand schleunigst ein überzeugendes Konzept vorlegen, das Volkswagen nachhaltig strategisch aufstellt. Ich bin mir sicher: Gemeinsam werden Betriebsrat, Vertrauensleute, die IG Metall und die bestens gewerkschaftlich organisierte VW-Belegschaft dafür sorgen, dass VW die aktuelle Krise auf dem richtigen Weg verlässt. Und wo immer es dabei nötig sein wird, steht die IG Metall bereit, um mit tausenden, in Wolfsburg zehntausenden Mitgliedern den nötigen Forderungen Nachdruck zu verleihen gegenüber Vorstand und Kapitalseite.“ Flavio Benites, Erster Bevollmächtiger der IG Metall Wolfsburg.
Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer für den VW-Haustarifvertrag, kritisiert scharf: „Der Vorstand hat heute einen unverantwortlichen Plan präsentiert, der die Grundfesten von Volkswagen erschüttert und Arbeitsplätze sowie Standorte massiv bedroht. Dieser Kurs ist nicht nur kurzsichtig, sondern hochgefährlich – er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören. Ein solcher Kahlschlag wäre inakzeptabel und wird auf entschlossenen Widerstand stoßen. Wir werden mit aller Kraft, notfalls im harten Konflikt, für den Erhalt aller Standorte sowie der Jobs unserer Kolleginnen und Kollegen kämpfen! Pläne, die das Unternehmen auf Kosten der Belegschaft macht und die Regionen in unserem Land massiv zersetzen, werden wir nicht tolerieren.“
Gröger fordert, dass der Vorstand statt Spardiktat eine nachhaltige Strategie entwickelt, die Volkswagen langfristig wettbewerbsfähig macht und Arbeitsplätze sichert. Wichtig sei eine attraktivere Produktpalette, die Reduzierung von Komplexität und die Optimierung von Abläufen. (…)
Die IG Metall untermauert entschieden: Hände weg von der Beschäftigungssicherung! Finger weg von den bestehenden Tarifverträgen! Alle Standorte müssen bleiben!
In Folge der vom VW-Vorstand ins Schaufenster gestellten Szenarien, ist für die Gewerkschaft eine Antwort klar: Entweder Zukunft mit den Beschäftigten oder entschlossener Widerstand!
Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG: „Der Vorstand hat versagt. Die Folge ist ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge. Damit steht VW selber und somit das Herz des Konzerns infrage. Dagegen werden wir uns erbittert zur Wehr setzen. Mit uns wird es keine Standortschließungen geben. Anstatt sich einseitig zulasten der Belegschaft kaputtzusparen, muss jetzt ein strategischer Befreiungsschlag her mit Schub für die eigentlichen Baustellen: Produkt, Komplexität, Prozessabläufe, Synergien. Das ist der Plan, den wir brauchen…“ Pressemitteilung vom 02.09.2024 des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei der IG Metall Wolfsburg - Historischer Angriff: VW will Weg freimachen für Werksschließungen, betriebsbedingte Kündigungen und Haustarif-Einschnitte. Betriebsrat wird erbittert Widerstand leisten und setzt eigenen Masterplan dagegen
„Rabenschwarzer Tag in der Volkswagen-Geschichte: Das Sparprogramm ist eskaliert und mündet in einen Großkonflikt zwischen Management und Gesamtbetriebsrat. Der Markenvorstand um CEO Thomas Schäfer räumte am Montag bei Führungskräftetreffen heftige Rückschläge für das 2023 gestartete Ergebnisverbesserungsprogramm ein. Weitere milliardenschwere Einsparungen müssten her, sonst rausche die Kernmarke in die Verlustzone. In der Folge stellt die Unternehmensleitung nun deutsche Werke, den VW-Haustarif und die bis Ende 2029 laufende Beschäftigungssicherung infrage. Dagegen kündigt der Gesamtbetriebsrat um seine Vorsitzende Daniela Cavallo erbitterten Widerstand an, fordert seinerseits eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung und setzt der Konzeptlosigkeit des Vorstandes einen eigenen Masterplan für die Zukunft der Marke entgegen.“ Meldung vom 02.09.2024 bei IG Metall bei Volkswagen- mehr im MITBESTIMMEN!-Extrablatt mit dem „Masterplan 2025 – 2030 – 2035“: „…Daniela Cavallo fordert daher einen Masterplan mit kurz-, mittel- und langfristigen Etappen. So sollen Verbindlichkeit, Sicherheit und Perspektiven her – als Gegenentwurf zum Kaputtsparen, wie es etwa Opel und Ford derzeit erleben. Teil von Cavallos Forderungen ist es auch, die bis Ende 2029 reichende Beschäftigungssicherung deutlich zu verlängern. (…) Wir müssen kurzfristig an die wirklich bedeutenden Hebel ran: Unsere Prozesse müssen endlich mutiger und schneller werden. Das gilt sowohl für die Verwaltung als auch für den Produktentstehungsprozess. Alles, was am Ende nicht relevant für unsere Kundschaft ist und nicht kaufentscheidend, muss überdacht werden. Unsere Komplexität muss runter, unsere Regelwut, unser Dokumentationsirrsinn und die vielen doppelten und dreifachen Prozesse zur Absicherung…“
- Gemeinsamer Hannover Appell von IG Metall und IG BCE: Arbeitnehmervertreter in der Automobilwirtschaft schlagen Alarm
„Mit einem Hannover Appell wenden sich 22 Betriebsräte aus der Automobilwirtschaft gemeinsam mit ihren Gewerkschaften IG Metall und IG BCE an die Kommunalpolitik: Hannover muss automobiler Industriestandort bleiben!…“ Meldung vom 03.09.2024 der IG Metall Hannover - „Nur um die Debatte um #Volkswagen einmal einzuordnen und kein Eindruck entsteht, der Autokonzern stehe kurz vor der Pleite: #VW machte im ersten Quartal 4,6 Milliarden Euro, im zweiten Quartal 3,6 Milliarden Euro operativen Gewinn.“ Post von Robert Meyer vom 4.9.24 auf bsky
- Volkswagen schließt Standortschließungen nicht mehr aus und will geltende Beschäftigungssicherung aufkündigen – Arbeitnehmerseite kritisiert VW-Vorstand massiv und kündigt entschlossenen Gegenwind an
- Zum anstehenden Effizienzprogramm „Performance“ äußert sich die VW-VKL im Info 4/2023
Grundinfos:
- Weil VW für alle ist: Konversion & Vergesellschaftung für die Sozial-Ökologische Wende
„Wir“, das sind Beschäftigte von Volkswagen und Menschen aus der Klimabewegung, die sich um die Zukunft sorgen. Wir sind der Überzeugung, die Konzernstrategie, die auf E‑Autos und autonomes Fahren setzt, ist eine Sackgasse. Die Produktion muss vielfältiger aufgestellt werden, sonst ist in wenigen Jahren Schluss. E‑Autos und Autonomes Fahren verschlingen übermäßig viele Ressourcen. Wir brauchen ein nachhaltiges Konzept und wir brauchen die Produktionskapazitäten von VW für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Der geplante Stellenabbau ist nicht hinnehmbar, wenn wir wollen, dass die Mobilität für alle geschaffen wird. Wir wollen mitentscheiden, was wie und wo produziert wird…“ Kampagnenseite “VW für Alle” - VW für Alle bei Verkehrswendestadt
„VW gehört bereits zu 20% dem Land Niedersachsen. Allerdings gehören auch 53% der Familie Porsche-Piech — genauer Die Porsche Automobil Holding SE — und 17% dem Emirat Katar. Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert. Das darf nicht länger sein! VW steht nicht nur statt für VolksWagen für VerkehrsWende, sondern auch für Vergesellschaftung Wagen (…) Das Motto der Zukunft, “VW für alle” steht für einen gemeinwohlorientierten, kollektiv geführten VerkehrsWende-Betrieb, bei dem Betroffene entscheiden, was produziert wird. #VergesellschaftungWagen…“ Infos zur Kampagne bei Verkehrswendestadt
Siehe zuvor und zu Hintergründen im LabourNet:
- unser Dossier zu VW: “Ergebnisverbesserungsprogramm” soll bis zu 7000 Arbeitsplätze kosten – zählen LeiharbeiterInnen mit?
- Vom September 2023: KollegInnen und Klimaaktive schließen sich zusammen und fordern einen Wandel bei VW: Petition „Stellenabbau stoppen“ – vielfältige Mobilitätsformen statt Stellenabbau!
- Dossier: [IG Metall und ihre Auto-Partner] Elektrifizierung des Antriebsstrangs, Verkehrswende und Beschäftigung
- Dossier: [Erklärung] “Die Autoindustrie vor und nach „Corona“: Konversion statt Rezepte von gestern!“ und die Transformationsdebatte
- Dossier: Debatte über die Haltung der (Industrie)Gewerkschaften zum Thema Klimagerechtigkeit und Transformation
- Dossier: „Stop Trinity“ – Keine neue Autofabrik – Verkehrswende: Protest(camp) gegen E-Autofabrik von VW in Wolfsburg und für Verkehrswendestadt