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#dieselgate: Mit Volks- und Betriebsgemeinschaft in die Barbarei?
„Der Welt größter Automobilkonzern wollte Volkswagen werden. Im Sommer 2015 war es fast so weit: die meisten Autos, die meisten Fabriken, den höchsten Profit, die meisten Leiharbeiter und… betrügerische Abgaswerte. Für Hunderttausende Beschäftigte von VW kam der Schock über Nacht: In Millionen Fahrzeuge, hauptsächlich in Europa und Amerika, wurde eine betrügerische Software eingebaut. Kunden, Umwelt und Steuerbehörden wurden systematisch, vorsätzlich und mit krimineller Energie millionenfach hinters Licht geführt. Die Angst der Beschäftigten vor Einbußen, vor Arbeitsplatzverlusten und möglicherweise vor Werksschließungen ist begründet: Niemand kann heute sagen, ob das Unternehmen diesen Betrugsskandal überleben wird. Die Aussagen von Unternehmensleitung und Betriebsrat, dass das Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen werde, klingen wie Pfeifen im dunklen Wald. Erste Produktionseinschränkungen, erste Nichtverlängerung von Zeitarbeitsverträgen, erste Investitionskürzungen führen schon zu spürbaren Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in der sogenannten «Randbelegschaft» und bei den Zulieferern…“ Artikel von Stephan Krull in der Soz Nr. 11/2015
- Aus dem Text: „… Da wird ein Problem deutlich, das mit dem Begriff «System Volkswagen» nur ungenau beschrieben ist: Die enge Verbindung zwischen Unternehmen, Staat, Gewerkschaft und Betriebsrat. Seinen Ursprung hat dieses Netz in der Geschichte, in den Eigentumsforderungen der Gewerkschaften und der staatlichen Beteiligung im Zuge der Teilprivatisierung 1960 und dem damit zusammenhängenden VW-Gesetz. Doch nicht die staatliche Beteiligung und die gewerkschaftliche Mitbestimmung sind das eigentliche Problem, sondern deren Unterordnung unter die Profitinteressen der Eigentümer und das schamlose Ausnutzen dieses Netzes für die private Absicherung einzelner Akteure! (…) Dieses historisch zu erklärende Netzwerk ist Ursache und Symptom der bei Volkswagen besonders verbreiteten Ideologie der Betriebsgemeinschaft – heute «kooperative Konfliktlösung» oder auch Co-Management genannt. Die Ursprünge dafür liegen in der NS-Gründungsgeschichte. (…) Wie lebendig diese Ideologie der Volks- und Betriebsgemeinschaft ist, wird an vielen Reaktionen der Beschäftigten nach Bekanntwerden der Krise erschreckend sichtbar. Sichtbar wird auch, dass diese Ideologie von der Unternehmensleitung gefordert und von der Betriebsrats- und Gewerkschaftsspitze gefördert wird. VW-Chef Müller rief auf der jüngsten Betriebsversammlung am 5.Oktober unter tosendem Beifall: «Zeigen Sie, dass Sie hinter Volkswagen stehen.» Das Symbol dafür sind Buttons, Aufkleber und T-Shirts mit der Parole «VW und IG Metall: Ein Team, eine Familie». Ein Betriebsratsmitglied, nicht IG Metaller, hat folgende Losung entworfen, die Tausende Beschäftigte als Button tragen oder auf ihr Auto kleben: «In guten wie in schlechten Tagen: Treue, Loyalität, Zusammenhalt.» Andere, in der Tonart nicht weit entfernt von «Ein Volk, ein Reich, ein Führer», tragen: «Ein Verein, eine Stadt, ein Unternehmen.» Am harmlosesten ist da noch: «Mein Herz schlägt für Volkswagen.» Bald mischen sich in diese standortkorporatistischen und nationalistischen Losungen auch dezidiert antiamerikanische Positionen, nach dem Motto: Haltet den Dieb! Selbst ein sonst ganz fitter Betriebsratskollege erklärt nach der TTIP-Demo in Berlin: «Endlich kommen die Massen auf die Straße, um unseren Ami-hörigen Politikern in den Arsch zu treten» – ignorierend, dass die Bosse von Volkswagen zu den aggressivsten Lobbyisten für TTIP gehören…“