Bessere Bezahlung von Integrations-Lehrkräften?

Dossier

BVIB e.V Berufsverband – für Integrations- und BerufssprachkurseAn Lehrkräften zur Integration von Geflüchteten herrscht gravierender Mangel. „Der Vorstoß des Bundesinnenministeriums (BMI), die Honorarsätze für Lehrkräfte in Integrationskursen zu erhöhen, ist zu begrüßen und längst überfällig. Allerdings kann die Erhöhung nur ein erster Schritt sein. Das Honorar muss letztlich so hoch sein, dass das Einkommen über das Jahr gerechnet dem von Berufsschullehrern nicht nachsteht“, so Ute Kittel, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes. Laut Medienberichten will das BMI die Honorarsätze pro Unterrichtseinheit von derzeit 23 Euro auf 35 Euro brutto anheben“ – aus der ver.di Pressemitteilung „Integrationslehrkräfte besser bezahlen – Bundesregierung muss mehr Mittel bereit stellen“ vom 17. Mai 2016 externer Link – die Proteste im März scheinen auf verschiedenen Seiten Reaktionen hervor zu rufen. Siehe dazu:

  • GEW: „Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte in den Integrationskursen verbessern“ New
    “Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt die Bundesregierung mit Blick auf den heute im Bundeskanzleramt veranstalteten Festakt „15 Jahre Integrationskurse“, gerechte Arbeitsverhältnisse in den von ihr verantworteten Kursen der Integration zu schaffen. „Die Trägerinnen und Träger müssen in die Lage versetzt und verpflichtet werden, feste tariflich geregelte Arbeitsverhältnisse für ihre Lehrkräfte zu schaffen“, so Ansgar Klinger, Vorstandsmitglied für Berufliche Bildung und Weiterbildung beim GEW-Hauptvorstand. Wer in einem Festakt auf den Stand und die Zukunft des Integrationskurssystems blicken wolle, komme nicht daran vorbei, auf die skandalösen Beschäftigungsverhältnisse im öffentlichen Auftrag zu achten. Nach wie vor würden Honorarverträge unterhalb des Mindestlohnniveaus in der Weiterbildung anstelle einer Festanstellung in der Daueraufgabe Integrationskurs vergeben. Das bedeute kein Urlaubsgeld, keine Absicherung im Krankheitsfall und dass die Beiträge zur Sozialversicherung zu 100 Prozent alleine getragen werden müssten: „Für die Lehrkräfte in den Kursen ist Altersarmut heute schon programmiert“, so Klinger. „Eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe – die Integration von Zugewanderten – wird von Menschen gestemmt, die ihre eigene Integration ins deutsche Sozialsystem als ungenügend erleben, ein Skandal in öffentlichem Auftrag!“, kritisiert der GEW-Weiterbildungsexperte. Jetzt sei die Zeit, eine der Qualifikation und Verantwortung der Lehrkräfte entsprechende tariflich gesicherte Beschäftigung herzustellen, die GEW sei zu entsprechenden Verhandlungen gesprächs- und vorschlagsbereit…“ GEW-Pressemitteilung vom 18.09.2020 externer Link
  • Sind Sie Deutschlehrerin und wenn ja, wie viele?
    „Integrationskurs-Lehrerinnen bringen nicht nur Sprache bei, sondern sie sind auch Konfliktschlichterinnen und Sozialarbeiterinnen. Seit Corona sind sie zudem Fachkraft für zeitgleichen-Streaming-und-Präsenzunterricht und Screenshot-Checkerinnen. Man fängt in unserem Beruf zunächst ganz harmlos als DaZ-Dozentin an, wobei man den Begriff „DaZ – Deutsch-als Zweitsprache“ Familie und Freunden meist erst noch erklären muss. Und auch, dass man nicht so viel wie eine Lehrerin im Öffentlichen Dienst verdient. Nicht alle Rollen sind selbst gewählt oder geliebt; die der Projektionsfläche oder Trauma-Fachkraft können sogar schmerzen, wenn man abends nach Hause geht. Andere Rollen wie der der Überlebenskämpferin haben immer mal wieder Hochkonjunktur, besonders jetzt unter Corona. Während des Lockdowns mussten viele von uns zusätzlich die Ich-kann-aus-dem Stand-einen-prima-online-Unterricht-aus-dem-Boden-stampfen-Rolle mit der Ich-weiß-als-Freiberufler-aber nicht-wovon-ich-leben-soll-Rolle vereinbaren. War nicht so leicht und hat viel Kraft gekostet – niemand hat auf dem Balkon geklatscht. Seit dem 01.07. hat das BAMF mit den fünf neuen Unterrichtsmodellen für die Integrations- und Berufssprachkurse noch mal ganz neue Rollen verteilt: Fachkraft für zeitgleichen-Streaming-und-Präsenzunterricht, Screenshot-Checkerin, Kameramensch, in-zwei-Räumen-gleichzeitig-Unterrichtende … Manchmal möchten wir einfach mal wieder nur DaZ-Dozenten sein. So wie früher. Weil wir die tollsten Lernenden der Welt haben, weil es Freude macht und weil wir es können.“ Beitrag von Christiane Carstensen vom 21. Juli 2020 bei MiGAZIN externer Link (Christiane Carstensen war viele Jahre als DaZ-Dozentin in Integrationskursen tätig. Sie ist Geschäftsführerin des BVIB e.V Berufsverband – für Integrations- und Berufssprachkurse)
  • Schlecht bezahlte Deutschlehrer protestieren
    Mit einem Sprung in den Mittellandkanal protestieren Deutschlehrer gegen ihre schlechte Bezahlung. „Die Integration geht baden“, lautet das Motto der Aktion, zu der das Aktionsbündnis Deutsch als Fremdsprache Hannover aufgerufen hat. Die Lehrer unterrichten überwiegend Flüchtlinge in Sprachkursen.. (…) „Die Integration geht baden“, fürchten Deutschlehrer wie Ulrike Neige tatsächlich. Sie fordern bezahlten Urlaub und soziale Absicherung, vor allem aber eine weitere Erhöhung der Pauschale, die vom BAMF an die Bildungsträger bezahlt wird…“  Artikel von Alexander Budde am 17.08.2016 beim Deutschlandfunk externer Link
  • Siehe dazu auch: „Honorarlehrkräfte: Protest von Deutschlehrkräften am 9. März 2016: Prekär ist nicht fair!“ am 06. April 2016 im LabourNet Germany
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=98265
nach oben