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29.2.2020: Equal Care Day im Schaltjahr: Vier Jahre nacharbeiten, die Herren!

Dossier

Equal Care Day 2020 am 29. Februar 2010 in BonnBad putzen, Staub wischen, Kinder bespaßen, Mutter pflegen: Frauen machen viermal so viel Sorgearbeit wie Männer. Bis zu 80 Prozent der Haus- und Pflegearbeit erledigen laut einer Statistik der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) Frauen. Oder um es anders auszudrücken: Frauen arbeiten viermal so viel wie Männer. Unsichtbar und unbezahlt. Frauen verwenden selbst dann mehr Zeit fürs Putzen auf, wenn beide Partner Vollzeit arbeiten und kinderlos sind…“ Artikel von Simone Schmollack vom 28.2.2016 in der taz online externer Link. Siehe die dt. Aktionsseite externer Link und dazu:

  • Lila Putzhandschuhe für alle. Am 29. Februar soll im Rahmen des »Equal Care Day« in 30 Städten auf die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit hingewiesen werden New
    „»We kehr for you«, lautete vor einigen Jahren ein Werbeslogan der stets zu Kalauern aufgelegten Berliner Stadtreinigung BSR. Und in der Tat kann man, wenn man unter der mit »Care« bezeichneten Sorgearbeit alle Reproduktionstätigkeiten versteht, die für das Funktionieren einer Gesellschaft notwendig sind, die Arbeit der Müllabfuhr als Care-Arbeit bezeichnen. Im Kontext der derzeitigen Care-Debatten ist die Tätigkeit der in Leuchtorange gekleideten Dienstleister jedoch eher untypisch, denn sie ist laut, sichtbar und männlich konnotiert. Im Gegensatz dazu steht die oft weniger sichtbare, weniger gut bezahlte Lohnarbeit im Care-Bereich, etwa in der Alten- und Krankenpflege, der Kinderbetreuung oder im Reinigungsgewerbe. Diese wird zu ungefähr 80 Prozent von Frauen geleistet. (…) Messen lässt sich die Zeit, die täglich fürs Einkaufen, Wäschewaschen, Kümmern, Zuhören, Vorlesen, Staubsaugen, Geburtstagskuchenbacken und so weiter verwendet wird, nur schwer. Noch schlechter berechnen lässt sich die Belastung, die mit der Organisation all dieser Aufgaben einhergeht. Einer deshalb womöglich etwas unscharfen Zeitverwendungserhebung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2017 zufolge leisten Frauen im Schnitt etwa anderthalb Mal so viel private Sorgearbeit wie Männer. In Haushalten mit kleinen Kindern steigt dieses Verhältnis auf mehr als das Doppelte; in absoluten Zahlen ausgedrückt sind das zweieinhalb Stunden täglicher Mehrarbeit. Um auf dieses Missverhältnis aufmerksam zu machen und ihm entgegenzuwirken, wurde 2016 der 29. Februar zum Equal Care Day erklärt. Der Aktionstag geht zurück auf eine Initia­tive von Almut Schnerring und Sascha Verlan, die bereits mit Projekten über Gendermarketing und Geschlechterrollenklischees zum Thema Geschlechterungleichheit gearbeitet haben. Jüngst erschien im Berliner Verbrecher-Verlag ihr Buch »Equal Care. Über Fürsorge und Gesellschaft«. Das Datum am Schalttag sei symbolisch gewählt worden, erzählt Verlan der Jungle World. Es gehe nicht darum, noch einen beliebigen neuen Aktionstag zu etablieren, sondern darum, den »unsichtbaren Tag für die unsichtbare Arbeit zu besetzen«. (…) Eine Auslagerung von Care-Arbeit, wie sie insbesondere in wohlhabenderen Segmenten der Gesellschaft durch die Beschäftigung von oft ausländischen Haushaltshilfen, privaten Pflegerinnen und Kindermädchen praktiziert wird, ist für das Autorenduo keine Option. Das Problem werde so nur in ärmere Schichten und Gesellschaften verlagert, die betreffenden Frauen fehlten dann dort am Ende der »Care-Chains«. Schnerring und Varlan zufolge muss Care-Arbeit vielmehr als essentieller Teil des Lebens verstanden und gerecht verteilt werden. Eine Idee, die sie dazu entwickeln, sind lebenslange Care-Konten, auf denen das Geben und Nehmen von Fürsorge verrechnet werden könnte. Diese sollten im Idealfall am Lebensende ausgeglichen sein. Jeder Mensch sei schließlich, zumindest am Anfang und oft auch am Ende seines Lebens, darauf angewiesen, dass andere für ihn sorgen. (…) Für den Equal Care Day am 29. Februar sind in 30 Städten Aktionen geplant. Der Hashtag #unversichtbar soll Care-Arbeit deutlicher sichtbar machen, indem »Held*innen des Alltags« vorgestellt werden. In Berlin organisiert der Sozialverband Deutschland eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema Pflege und Altersarmut. In Bonn wird eine Konferenz mit Workshops über Familienarbeit, Self-care und Umweltschutz stattfinden. Zum Abschluss soll ein Manifest verabschiedet werden, das im Mai im Bundestag präsentiert werden soll.“ Artikel von Josefine Haubold vom 27.02.2020 bei der Jungle World externer Link
  • [Petition] Anerkennung von Care-Arbeit als gleichwertige Arbeit neben der Erwerbsarbeit New
    Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass unbezahlte Care-Arbeit von Eltern, pflegenden Eltern, Alleinerziehenden, pflegenden/begleitenden Angehörigen jeden Alters, als gleichwertige Arbeit neben der Erwerbsarbeit anerkannt wird mit folgenden Maßnahmen: Hinzurechnung der unbezahlten Arbeit zum Bruttoinlandsprodukt. Gleichstellung der Erwerbsarbeit mit der unbezahlten Sorgearbeit als frei wählbarer Beruf im Grundgesetz (Art. 12 Grundgesetz) und daraus folgend Anspruch auf ein Fürsorgegehalt…“ BT-Petition 106938 vom 08.02.2020 externer Link mit ausführlicher Begründung
  • [WSI] Frauen haben im Job aufgeholt – doch traditionelle Arbeitsteilung, Präsenzkultur und ungleiche Berufsbewertung bremsenNew
    In Puncto Bildung, Erwerbstätigkeit und soziale Absicherung haben Frauen in den vergangenen Jahren aufholen können. Dazu haben auch bessere gesellschaftliche Rahmenbedingungen beigetragen, beispielsweise der Ausbau öffentlicher Kinderbetreuung. Doch auch wenn die Abstände vielfach kleiner geworden sind, ist die durchschnittliche berufliche, wirtschaftliche und soziale Situation von Frauen weiterhin oft schlechter als die von Männern. Wo es Fortschritte gegeben hat und wo nicht, beleuchtet anhand von 29 Indikatoren und aktueller Daten ein neuer Report zum Stand der Gleichstellung, den das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung heute vorlegt. Die Auswertung im Vorfeld des internationalen Frauentags zeigt: Bei schulischer und beruflicher Qualifikation haben Frauen weitgehend mit den Männern gleichgezogen. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen liegt aktuell um knapp 8 Prozentpunkte niedriger – vor knapp 30 Jahren war die Differenz noch fast dreimal so groß. Ein wesentlicher Grund für fortbestehende Unterschiede ist die ungleiche Aufteilung der unbezahlten Sorgearbeit, etwa bei familiärer Kinderbetreuung, Pflege oder Haushalt (Gender Care Gap): Bei Frauen macht unbezahlte Arbeit nach den neuesten verfügbaren Zahlen 45 Prozent an der Gesamtarbeitszeit aus. Bei Männern sind es hingegen nur 28 Prozent, auch wenn Männer zum Beispiel bei der Pflege langsam mehr Aufgaben übernehmen. Um Familie und Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bringen, arbeiten Frauen gut viermal so häufig Teilzeit wie Männer (46 Prozent gegenüber gut 11 Prozent 2018), von den Beschäftigten, die ausschließlich einen Minijob haben, sind 62 Prozent weiblich. Dieses Ungleichgewicht trägt, unter anderem wegen geringerer Karrieremöglichkeiten, wesentlich dazu bei, dass der durchschnittliche Stundenlohn von Frauen knapp 21 Prozent unter dem von Männern liegt…“ HBS-Pressemitteilung vom 26.02.2020 externer Link zum WSI-Report Nr. 56 vom Februar 2020 externer Link von Dietmar Hobler, Yvonne Lott, Svenja Pfahl, Karin Schulze Buschoff. Siehe dazu:

  • Frauen leisten 52,4% bzw. 87 Minuten/Tag mehr unbezahlte Care Arbeit. Der Zweite Gleichstellungsbericht der Bundesregierung externer Link
  • [Hamburg] „Jeder Tag sollte Equal Care Day sein!“ – Kundgebung und Verteilung von Kaffee im Einzelhandel
    Anlässlich des Aktionstages am Equal Care Day ruft das „Hamburger Bündnis zum internationalen 8. März Streik“ am 29.02.2020 um 16 Uhr zu einer Kundgebung am Mönckebergbrunnen auf. Die Aktivist*innen des Bündnisses laden die im Einzelhandel beschäftigten Frauen* zu einer feministischen Kaffeepause ein, um gemeinsam über ihre bezahlte und unbezahlte Arbeit zu sprechen. Sie verteilen Kaffee in Bechern, die mit Fakten zum Geschlechterverhältnis bedruckt sind. So informieren sie über gesellschaftliche Missstände wie den Gender Pay Gap oder unbezahlte Mehrarbeit, die zusätzlich zur Lohnarbeit von Frauen* im Haushalt geleistet wird. Ziel ist es, mit Hilfe von verschiedenen Aktionen im öffentlichen Raum das Verhältnis von unbezahlter und bezahlter Arbeit und die Verbindung mit vergeschlechtlichten Rollenerwartungen sichtbarzumachen. Der Equal Care Day wird so zum Auftakt der Protesten am 8. März, dem internationalen Frauen*kampftag. Fürsorge- oder Carearbeit meint Tätigkeiten wie kochen, waschen, putzen, Kinder erziehen, Angehörige pflegen, emotionalen Beistand leisten und noch vieles mehr. Aktivistin Malin Ford erklärt: „Care- beziehungsweise Fürsorgearbeiten sind die Grundlage für den Erhalt und das Funktionieren unserer Gesellschaft. Ob im Berufsleben oder außerhalb davon werden sie wenn überhaupt nur gering entlohnt und bekommen nur wenig oder keine Wertschätzung. Care-Arbeit ist überwiegend „unsichtbare Arbeit“ und wird daher oft nicht gesehen und wenig gewürdigt.“ Diese Arbeit wird hauptsächlich von Frauen* geleistet. Aktivistin Laura Kröger ergänzt: „Carearbeit wird der weiblichen Rolle zugeschrieben und zu 80% von Frauen* übernommen, ob im Privaten, im Ehrenamt oder im professionellen Bereich. Männer übernehmen also 20% und brauchen damit viermal so lange, um denselben Umfang an Fürsorge- und Care-Arbeit beizutragen.“ Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, findet der Equal Care Day am Schalttag, dem 29. Februar, statt. Symbolisch soll damit aufgezeigt werden, dass Frauen* viermal so viel gesellschaftliche Care-Arbeit übernehmen müssen wie Männer. An die Anliegen des Equal Care Days anschließend, ruft das Bündnis für den diesjährigen 8.März zum Bestreiken von Carearbeit auf.“ Pressemitteilung vom 25.02.2020 des Hamburger Bündnis zum internationalen 8. März Streik
  • Care Revolution – von der Sorgearbeit aus die Gesellschaft verändern!
    “… Gerade jetzt, wo unter den Folgen einer neoliberalen Wirtschafts-, Sozial- und Familienpolitik viele Menschen tagtäglich leiden, benötigen wir eine feministische Perspektive, die sich konsequent gegen eine Gesellschaft wendet, in der es insbesondere für die unentlohnte, aber auch für die entlohne Sorgearbeit viel zu wenig Zeit und Ressourcen gibt. Deswegen setzt sich das Netzwerk Care Revolution externer Link für eine solidarische Gesellschaft ein, in der nicht mehr Profit, sondern die Befriedigung von menschlichen Bedürfnissen im Zentrum steht. Nur so können wir der weiteren Zerstörung sozialer Beziehungen entgegentreten. Um dieses Ziel zu erreichen, muss es allerdings gelingen, die unentlohnte Sorgearbeit ins Zentrum feministischer Bewegungen zu stellen. Denn nach wie vor wird sie gesellschaftlich abgewertet und erfährt selbst in sozialen Bewegungen und der kritischen Wissenschaft zu wenig Beachtung. Um diese Abwertung tatsächlich zu durchbrechen, scheint es mir wichtig, in einer zukünftigen Gesellschaft die für den Kapitalismus funktionale Sphärentrennung zwischen entlohnter und unentlohnter Arbeit aufzuheben. Das bedeutet, dass wir die Entlohnung von Arbeit überwinden und Arbeit in ihrer unentlohnten, direkt auf die Befriedigung von Bedürfnissen gerichteten Form verallgemeinern…“ Gastbeitrag von Gabriele Winker vom 4.12.2019 im Blog der Aktionsseite zum Equal Care Day 2020 am 29. Februar 2010 in Bonn externer Link, siehe auch: Wege in eine fürsorgliche Demokratie. Zweitägige Konferenz in Bonn zum Equal Care Day 2020 externer Link
  • Manpower gefragt
    29.2.: Equal Care DayAm heutigen Montag findet der erste Equal Care Day in Deutschland statt / Aktivisten, Politikerinnen und Künsterinnen fordern mehr Wertschätzung und faire Verteilung der fürsorgenden Tätigkeiten
    Warum findet die Schwester des Equal-Pay-Days (19. März) nur in Schaltjahren statt? Weil Männer in Deutschland durchschnittlich in vier Jahren die gleiche Care-Arbeit wie Frauen in nur einem Jahr
    …“ Artikel vom 29.02.2016 im ND online externer Link
  • Siehe die Aktionsseite externer Link: Equal-Care-Day: 29.2. Tag für mehr Wertschätzung, Aufmerksamkeit + fairere Verteilung von Fürsorge- und Carearbeit
  • @equalcareday und #EqualCareDay /#unversichtbar bei Twitter
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=94228
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