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Abgaswerte & Scheinwerkverträge – VW und das System von Manipulationen im Co-Management
„Als die Manipulation von Abgaswerten außerhalb des normalen Fahrbetriebs in den USA bekannt wurde, hatte die Spitze des VW-Konzerns zunächst versucht, jede Verantwortung von sich zu weisen. Man wollte aber „Aufklärung“ betreiben. Der mit der Konzernspitze eng zusammenarbeitende Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh hatte sich dabei bis zuletzt hinter den Vorstandschef Winterkorn gestellt und noch nach Bekanntwerden des Skandals diesem den Rücken gestärkt. Noch im April 2015 hatte der Konzernbetriebsratschef erklärt: „Wenn es nach uns geht, wird Winterkorns Vertrag über 2016 hinaus verlängert.“ Doch schon nach kurzer Zeit wurde der auf dem Vorstandsvorsitzenden Winterkorn lastende Druck so stark, dass dieser sein Amt zur Verfügung stellte…“ Artikel von Rolf Geffken vom 25.2.2016
- Besonders interessant: „… Der VW-Konzern und auch andere Automobilkonzerne versuchen den Eindruck zu erwecken, als handele es sich bei solchen Manipulationen um „Entgleisungen“. Das Gegenteil ist richtig: Zu dem mit der Tünche angeblicher Transparenz versehenen autoritären Führungsstruktur gehört auch das System der Heuchelei. (…) In einem Konzern wie VW ist dieses nur durchzusetzen, wenn dabei gleichzeitig auf der Ebene der sogenannten „Mitbestimmung“ und der Kommunikation mit dem sogenannten Sozialpartner parallele Strukturen vorherrschen. Die Manipulationen im Abgasskandal waren und sind ohne das System der Kooperation zwischen IG Metall und Betriebsrat einerseits sowie dem Unternehmen andererseits undenkbar. Unternehmensinteressen werden nach unten hin weniger durch das mittlere Management sondern vor allem durch die IG Metall und den Betriebsrat „abgesichert“. Eine auf den Interessen der Beschäftigten aufbauende Interessenvertretung gegen die Unternehmensspitze gibt es bei VW nicht. Im Gegenteil: Betriebsrat und IG Metall arbeiten mit der Konzernspitze auch und gerade in der Personalpolitik eng zusammen. Dies wurde in besonderer Weise deutlich im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Umfangs sogenannter Scheinwerkverträge bei VW. (…) Die Schaffung von Scheinwerkverträgen und die Schaffung von Leiharbeit liegen im Interesse der Unternehmen und nicht im Interesse der Belegschaften. Dieses ist sogar von der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts anerkannt. (…) Tatsächlich bedeutet die Spaltung der Belegschaften in Fremdbeschäftigte, Leiharbeiter, befristet Beschäftigte und Stammbeschäftigte vor allem, dass nicht nur unterschiedliche Beschäftigungsstandards festgeschrieben werden, sondern dass vor allem auch eine einheitliche kollektive Interessenvertretung gar nicht mehr möglich ist: So k a n n die IG Metall (selbst wenn sie wollte!) in den großen Automobilunternehmen gar keine einheitlichen Streiks mehr durchführen, da der Anteil der Fremdbeschäftigten selbst in der unmittelbaren Produktion inzwischen über 50 % liegt. Die IG Metall hat in den letzten Jahren nichts unternommen, um diesen Trend zu stoppen. (…) Umgekehrt aber hat die IG Metall mit sogenannten Werkvertragsfirmen eigene Tarifverträge (!) auch bei VW abgeschlossen und sogar die Installierung von Betriebsräten bei den Werkvertragsfirmen forciert. Sie hat damit das System der Werkvertragsfirmen bei VW verfestigt und zusätzlich legitimiert…“