IG Metall: Neue Streiktaktik: Risiken statt Vorteile

Unbefristete Streiks sind in der Metall- und Elektro-Industrie out. Stattdessen hat die Gewerkschaft verstärkt auf Warnstreiks als Druckmittel in Tarifverhandlungen gesetzt. Nun sollen „Tagesstreiks“ erprobt werden. Das erhöht zweifellos den wirtschaftlichen Schaden und damit den Druck auf die Arbeitgeber. Die Gewerkschaft verlagert den Konflikt dadurch aber in die Betriebe. Damit schwächt sie den Flächentarifvertrag…“ Artikel im Gewerkschaftsspiegel vom 25. Februar 2016 von und bei Institut der deutschen Wirtschaft Köln externer Link

  • Darin zur Einschätzung der IGM-Strategie: „… Die Verlängerung der Warnstreiks auf 24 Stunden könnte aber manchen IG Metaller in einen Gewissenskonflikt bringen. Bei Warnstreiks ist es bislang unter Arbeitnehmern eine verbreitete Praxis, vor der Arbeitsniederlegung auszustempeln und nach der Protestaktion wieder einzustempeln. Dadurch geht dem Betrieb keine Arbeitszeit verloren, die Gewerkschaft wird aber unterstützt. (…) Der Beschäftigte muss sich entscheiden: für die Gewerkschaft oder für seinen Arbeitgeber. Damit führt das neue Streikkonzept zu einer Polarisierung, die keinesfalls dazu führen muss, dass die Gewerkschaft bei den Beschäftigten an Attraktivität gewinnt. Zudem wird das Betriebsklima belastet. Offen ist auch, ob das Bestreiken von Betrieben ohne Tarifbindung dazu führt, dass diese in einen Tarifträgerverband eintreten werden. Ein tarifgebundenes Unternehmen kann im Falle eines Arbeitskampfes Unterstützung aus einem Solidarfonds erhalten. Es kann für ein nicht-tarifgebundenes Unternehmen, das sich einer Streikdrohung der Gewerkschaft ausgesetzt sieht, also sinnvoll sein, dem Tarifträgerverband beizutreten, um künftig vom Solidarfonds zu profitieren. Bei Tagesstreiks dürfte dieser Anreiz allerdings nicht bestehen. Die IG Metall wird nicht-tarifgebundene Betriebe eher dazu zwingen, einen Firmentarifvertrag abzuschließen. Aber auch hier muss sich erst noch zeigen, ob Tagesstreiks dazu ausreichen…“
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