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» „Mission E“ bei Porsche: Mitarbeiter finanzieren Bau eines Elektroautos
„Management und Betriebsrat von Porsche haben sich auf ein Sparpaket von mehreren hundert Millionen Euro zum Bau des neuen Elektroautos am Standort Zuffenhausen verständigt. Tarifbeschäftigte und führende Angestellte sollen ihren Beitrag leisten…“ Artikel von Matthias Schiermeyer vom 22. Dezember 2015 bei der Stuttgarter Zeitung online . Siehe dazu weitere Details:
- Aus dem Text: „… 700 Millionen Euro will Porsche allein in eine neue Montage und Lackiererei investieren, hinzu kommt die Erweiterung des Karosseriebaus. Insgesamt beträgt der Aufwand etwa eine Milliarde Euro. Ein Teil des Projekts sollen die 13 000 Mitarbeiter in Zuffenhausen und Weissach über einen Zukunftstopf finanzieren. Dazu werden der Belegschaft inklusive der Angestellten bis zu der hohen Gehaltsgruppe P14 über neun Jahre – von 2017 bis 2025 – für jedes Jahr 0,25 Prozent von der Tariferhöhung abgezogen. Dadurch werden 128 Millionen Euro erbracht. (…) Auf Anregung des Betriebsrats wird bei der Sonderzahlung ferner eine Staffelung eingeführt. Statt allen Beschäftigten einen identischen Betrag zu zahlen, gibt es für künftige Neueinstellungen 25 Prozent im ersten Jahr der Zugehörigkeit, 50 Prozent im zweiten Jahr, 75 Prozent im dritten Jahr – und erst danach den vollen Bonus. Für das Geschäftsjahr 2014 war den Mitarbeitern eine Erfolgsbeteiligung in der Rekordhöhe von 8600 Euro ausgezahlt worden, davon 700 Euro für die Altersvorsorge. Ein Zugeständnis müssen die Beschäftigten auch bei der Arbeitszeit machen: Die Porsche-spezifische 34-Stunden-Woche in der Produktion – eingeführt zum 1. Dezember 2013 – läuft Ende 2016 aus. Vom 1. Januar 2017 an gelten wieder die 35 Stunden des Flächentarifvertrags in der Metallindustrie…“
- Siehe dazu: Brettern 4.0. VW-Tochter Porsche will elektrischen Sportwagen bauen. Belegschaft soll dafür länger arbeiten und weniger verdienen
„Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück gibt wahlweise den Klassenkämpfer oder den »Modernisierer«. Zu den Feiertagen schimpfte er in den Stuttgarter Nachrichten wortgewaltig über den Vorstandsvorsitzenden des Porsche-Mutterkonzerns Volkswagen, Matthias Müller, der angekündigt hatte, Bonuszahlungen wegen der Kosten des Dieselskandals zu kürzen. Müller habe davor »kein einziges Mal« mit den Betriebsräten über das Thema gesprochen, kritisierte Hück. »Da frage ich mich schon: Was hat denn das noch mit Mitbestimmung zu tun?« Soll heißen: Gekürzt wird nur in Zusammenarbeit mit den Betriebsräten. So wie bei den Löhnen und Gehältern in seinem Betrieb. Auf mehrere hundert Millionen Euro sollen die rund 13.000 Porsche-Beschäftigten in Zuffenhausen und Weissach in den kommenden Jahren verzichten. Wegen der Folgen der Betrügereien beim Diesel, die den VW-Konzern einige Milliarden kosten werden? Keineswegs. Vielmehr handelt es sich um das mittlerweile übliche Vorgehen deutscher Autokonzerne, sich notwendige Investitionen regelmäßig von ihren Belegschaften finanzieren zu lassen…“ Artikel von Daniel Behruzi in junge Welt vom 29.12.2015 . Aus dem Text: „… »Projekt Zeitenwende« nennt Betriebsratschef Hück die Pläne, die intern unter dem Kürzel »J1« laufen. Insgesamt will Porsche für die neue Montagelinie, eine neue Lackiererei und die Erweiterung des Karosseriebaus etwa eine Milliarde Euro ausgeben. Am »teuren« Stammsitz Zuffenhausen sollen dadurch rund 1.000 neue Jobs entstehen, wofür die Belegschaft nun zur Kasse gebeten wird. Dabei ist es nicht besonders überraschend, dass Porsche das technisch anspruchsvolle Prestigeprojekt nicht an einem ausländischen Billigstandort montieren lassen will. Denn der batteriebetriebene Flitzer soll in einer hochmodernen »Fabrik 4.0« hergestellt werden, in der, so formuliert es Hück, »die Kollegen den Schraubenzieher gegen das iPad austauschen« Hück spricht in diesem Zusammenhang gerne von »Humanergonomie«: Angeblich sollen die körperlichen Belastungen in der neuen Fabrik deutlich geringer sein. Ob das tatsächlich so ist, muss sich erst noch herausstellen. Dennoch opfert der kampfsportbegeisterte Betriebsratschef schon mal eine der großen Errungenschaften der IG Metall im Südwesten: die 1973 per Streik durchgesetzte »Steinkühler-Pause«. Diese gibt Bandarbeitern eine »persönliche Bedürfniszeit« von fünf Minuten pro Stunde. Die nur in Baden-Württemberg geltende Tarifregelung ist den Unternehmern seit jeher ein Dorn im Auge. In der neuen Fabrik soll sie nicht mehr gelten. (…) Modern ist dann wohl auch der Verzicht auf einen Teil der Lohnerhöhungen: Von 2017 bis 2025 – neun volle Jahre – sollen jeweils 0,25 Prozent der von der IG Metall ausgehandelten Tarifsteigerungen einbehalten werden. »Sofern Porsche in der Erfolgsspur bleibt und die vom Aufsichtsrat festgelegten Renditeziele erreicht« werden, soll das Geld zwischen 2021 und 2030 in einer jährlichen Barausschüttung von 760 Euro zurückgezahlt werden. Ob die Verhältnisse die Auszahlung dann tatsächlich erlauben, ist ebenso ungewiss wie der Plan, die abgesenkte Entgeltlinie am 1. Januar 2026 wieder auf das alte Niveau zu heben. (…) Ein politisch ebenso fatales Signal ist die Verlängerung der Arbeitszeiten: Ab Januar 2017 gilt in der Produktion bei Porsche wieder die 35-Stunden-Woche. Ende 2012 hatte Hück dort die 34-Stunden-Woche durchgesetzt, dafür allerdings auch einige Zugeständnisse gemacht (siehe jW vom 14. Dezember 2012). Nun wird das progressive Experiment der E-Auto-Fertigung geopfert.“