Goodgame Studios: Hamburger Spielehersteller kämpft gegen Betriebsrat

Dossier

Rund 40 Mitarbeiter sollen beim derzeit größten deutschen Spielentwickler Goodgame Studios eine fristlose Kündigung bekommen haben – weil sie sich für die Gründung eines Betriebsrats eingesetzt haben. Die Firma selbst spricht von Entlassungen wegen „Leistungsdefiziten“. (…) Wie Golem.de aus mehreren Quellen erfahren hat, mussten rund 40 Mitarbeiter die Firma sofort verlassen, weil sie sich für die Gründung eines Betriebsrats starkgemacht haben. Es habe Kündigungen gegeben, außerdem seien einige zum Jahresende auslaufende Verträge nicht verlängert worden. Rund 15 der Betroffenen sollen direkt für die Mitarbeitervertretung gekämpft, die anderen bei Infoveranstaltungen kritische Fragen gestellt haben…“ Artikel von Peter Steinlechner vom 27.11.2015 bei Golem externer Link. Siehe dazu:

  • Goodgame Studios: Keine echte Mitbestimmung! New
    „Im Januar 2016 wurde beim Hamburger Anbieter für Onlinespiele Goodgame Studios ein Betriebsrat von der Mehrheit der Belegschaft als nicht notwendig angesehen. Stattdessen wurde im Februar von dem Unternehmen eine angeblich moderne und innovative Alternative in Form eines sogenannten „Agreement on Goodgame Employee Committee“ eingeführt. Es schien für einige so, dass es zukünftig im Unternehmen doch eine Art von Mitbestimmung für die Beschäftigten geben würde. Aber nicht mal 100 Tage später kommt die Ernüchterung. Scheinbar war die Stimmungsmache gegen einen echten Betriebsrat vom Unternehmen zum Jahreswechsel bewusst kalkuliert. Am 18. August platzte nämlich die Seifenblase des „Employee Committee“. Die Geschäftsführung erläuterte in einer Versammlung anstehende Veränderungsmaßnahmen im Unternehmen – eine dreistellige Zahl an Beschäftigten müsste gehen. Nach unserem Kenntnisstand wurde eine Art Sozialplan durch den Arbeitgeber festgelegt und Regelungen mit der Agentur für Arbeit getroffen. Ein einklagbarer Sozialplan in entsprechender Höhe und ein Interessenausgleich für die Betroffenen, so wie vom Gesetz vorgesehen? Fehl am Platz ohne richtigen Betriebsrat!…“ Bericht von Gaby Weinrich-Borg und Bente Brandt vom ver.di Fachbereich Telekommunikation & IT Landesbezirk Hamburg vom 26. September 2016 externer Link
  • Evil Empire
    „Bei dem Hamburger Software-Unternehmen »Goodgame Studios« werden derzeit zahlreiche Beschäftigte entlassen. Ein Betriebsrat, der einen Sozialplan verlangen könnte, existiert nicht. Seine Gründung war zuvor verhindert worden. »Es ging mit den Goodgame Studios schon länger bergab, die ganzen Kündigungen kamen nicht wirklich überraschend«, sagt Petra Huwe* im Gespräch mit der Jungle World. Doch sie räumt ein: »Dass jetzt Hunderte entlassen werden, damit habe ich nicht gerechnet.« Auch Huwe wurde gekündigt. Wie viele der insgesamt etwa 1 200 Beschäftigten entlassen wurden, ist unklar. Bei einem Meeting verkündete die Geschäftsführung im August überraschend, dass die Belegschaft erheblich verkleinert werde. Neben der Nichtverlängerung zahlreicher Zeitverträge soll unbefristet Beschäftigten angeboten worden sein, gegen eine Abfindung von anderthalb Monatsgehältern pro Anstellungsjahr aus dem Betrieb auszuscheiden. Für die Abfindung würden aber maximal drei Jahre berücksichtigt. Viele Mitarbeiter dürften angesichts der hohen Fluktuation im Unternehmen nicht einmal auf diese Zahl kommen. Parallel zu diesem bescheidenen Angebot begann das Unternehmen, erste Kündigungen auszusprechen. Es wird offenbar immer nur einigen Mitarbeitern gleichzeitig gekündigt…“ Bericht von Gaston Kirsche bei Jungle World Nr. 35 vom 15. September 2016 externer Link
  • Entlassungen bei Computerspiel-Hersteller: Kahlschlag im Zocker-Himmel. Beschäftigte hatten eine Betriebsratsgründung abgelehnt
    „… Das Fiasko kommt schneller, als gedacht: Nur sieben Monate, nachdem die Belegschaft des Computerspiele-Entwicklers Goodgame Studios mit 63 Prozent gegen die Einsetzung eines Wahlvorstandes zur Betriebsratswahl votiert hat, kündigen die Inhaber an, „mehrere Hundert“ der 1.100 Arbeitsplätze in der Firma abzubauen. Von bis zu 600 Stellen ist die Rede. Die Stellen sollen ab September durch Abfindungen und Kündigungen abgebaut werden. „Ziel der Umstrukturierung ist ein klarer Fokus auf die Kernkompetenzen von Goodgame Studios“, sagt Goodgame-Sprecher Dirk Hensen. Die Produktion von einfachen, leicht zugänglichen Spielen und Spielen für den PC werde aufgegeben. Damit kommt für die Belegschaft die Quittung , dass sie sich Anfang des Jahres von den Inhabern und vom Management gegen eine betriebsverfassungsrechtliche Belegschaftsvertretung hat aufwiegeln lassen…“ Bericht von Kai von Appen bei der taz online vom 22. August 2016 externer Link. Siehe dazu:

    • Wie die Lemminge: Kommentar über die Rausschmisse beim Hamburger Computerspiel-Hersteller Goodgame Studios
      „Zugegeben: Auch ein gewerkschaftlich dominierter Betriebsrat ist kein Allheilmittel, um Umstrukturierungen oder Entlassungen gänzlich zu verhindern. In der kapitalistischen Marktwirtschaft herrscht nun mal die unternehmerische Freiheit – die Inhaber können bestimmen, ob ihre Firma Computerspiele entwickelt oder künftig Fischkonserven verpackt oder die Pforten ganz schließt. Die Hamburger Spiele-Firma Goodgame ist jedoch ein Paradebeispiel, wie eine Belegschaft einer neuen Branche auf das „Wir-Gefühl“ reingefallen ist und sich von den betrieblichen Kuriositäten blenden ließ. Sicher wissen auch die Firmen-Bosse, dass sie ihre Umstrukturierungspläne nach all den Jahren des unternehmerischen Höhenflugs – schon des Images wegen – nicht zum Nulltarif bekommen. Daher haben sie dem „Employee Committee“ Abfindungen und bei Kündigungen einen finanziellen Zuschuss für Transfermaßnahmen in Aussicht gestellt – aber alles unkonkret, unverbindlich und mit der Einschränkung, dass sie die Zahl der Kündigungen nach der Akzeptanz des „freiwilligen Abfindungsprogramms“ richte. Die Gewerkschaft Ver.di hat Ende vorigen Jahres zu Recht insistiert, dass auch in einem New-Economy-Unternehmen ein Betriebsrat gebraucht wird… „ Kommentar von Kai von Appen bei der taz vom 22. August 2016 externer Link
  • Betroffener der Goodgame-Studios-Kündigungen spricht Klartext über die Kündigungen vergangenes Jahr
    Ende November 2015 entließ das Hamburger Spielestudio Goodgame Studios 28 Mitarbeiter. Diese Entlassungen wurden mit der geplanten Gründung eines Betriebsrats in Verbindung gebracht, was das Unternehmen abstritt. Nun meldete sich einer der Betroffenen zu Wort. (…) Wie unsere Kollegen von Games Wirtschaft berichten, sprach Andreas Wilsdorf, ehemaliger Mitarbeiter der Goodgame Studios und ebenfalls von den Kündigungen betroffen, nun auf der Respawn-Konferenz über die Situation. Er sprach von den Zuständen, die im Unternehmen herrschten. Zwar hätte es einen Fitnessraum, einen Swimmingpool und einen sogenannten „Feelgood-Manager“ gegeben, doch das Gehalt hätte kaum ausgereicht, um in einer 32-qm-Wohnung zu „überleben“. Es hätte viele befristete Arbeitsverträge gegeben, keine Bonuszahlungen und viele Mitarbeiter hätten für den Mindestlohn arbeiten müssen. Die Wochenend-Einsätze wären nur mit einer Pizza „bezahlt“ worden. Natürlich hätte man diese Missstände beim Management angesprochen, doch geändert hätte sich nichts. (…) Andreas Wilsdorf arbeitet inzwischen beim Spielestudio Upjers. Dort würde es zwar auch keinen Betriebsrat geben, was aber aufgrund des Umgangs miteinander gar nicht nötig sei. Für alle, die einen Betriebsrat gründen wollen, hat Wilsdorf einige Tipps: Die Kommunikation und die Meetings sollten immer außerhalb des Firmennetzwerks stattfinden und sobald man einige Kollegen gefunden hat, die bereit dazu sind, einen Betriebsrat zu gründen, solle man das sofort in Angriff nehmen. Personelle Dinge und weitere Formalitäten könne man später noch regeln.“ Beitrag vom 16.08.2016 bei gulli:News externer Link
  • Goodgame Benefits: Damit wird Arbeit zum Vergnügen
    Wer für Goodgame arbeitet, kommt in den Genuss eines umfangreichen Benefit-Programms, das ihm den Alltag – privat wie beruflich – erleichtert. Wirf einen Blick auf unser Angebot und überzeuge Dich selbst davon.

      • Individuelle und vergünstigte Proficard
      • Vertrauensperson
      • „Good Evening Goodgame“
      • Kostenlos: Kaffee, Tee, Wasser, Obst und Müsli
      • Günstiges und hochwertiges Mittagessen
      • Vergünstigte Sportangebote wie Klettern, Volleyball oder Yoga
      • Fitnessraum und eigener Pool
      • After-Work-Location mit Sofa, Kicker und Spielkonsolen
      • …“ Siehe die Selbstdarstellung auf der Webseite des Unternehmens externer Link: „Damit wird Arbeit zum Vergnügen.“
  • Goodgame Studios: „Die Anti-Verdi-Propaganda war erfolgreich“
    Bei Deutschlands größtem Spieleentwickler brodelt es: Bestrebungen zur Betriebsrats-Gründung werden massiv torpediert, heißt es. Bei der entscheidenden Wahl fiel das Gremium nun durch. (…) Auf einer Betriebsversammlung im Hamburger CCH votierten knapp 63 Prozent der mehr als 1000 anwesenden Mitarbeiter gegen die Aufstellung eines Wahlvorstandes, der eine Betriebsratswahl in dem Unternehmen durchführen sollte. Für die Gewerkschaft Verdi, die mit mehreren Vertretern vor Ort war, ein Ausdruck der Angst unter den Mitarbeitern…“ Artikel von Jakob Koch vom 20.01.16 bei der Welt online externer Link und darin: „… Zu der Betriebsversammlung im Hamburger CCH wurden Mitarbeiter mit Bussen aus Bahrenfeld in das Kongresszentrum gefahren. Die Atmosphäre wird von Teilnehmern als aufgeheizt beschrieben. Vertreter der beiden Lager innerhalb der Mitarbeiterschaft diskutierten, teilweise emotionsgeladen, über Stunden hinweg das Für und Wider eines Betriebsrates. Auch ein alternatives Betriebsrats-Modell, das beispielsweise auch beim Online-Netzwerk „Xing“ Anwendung findet, stand zur Debatte. Im Anschluss wurden fünf Kandidaten eines möglichen Wahlvorstandes benannt. „Ich bin froh, dass sich überhaupt drei Menschen getraut haben, aufzustehen und Gesicht zu zeigen“, sagt Gabriele Weinrich-Borg von Verdi-Hamburg. Das Ergebnis sei allerdings Folge der wochenlangen „Propaganda“ gegen Verdi und die Einrichtung eines Betriebsrat gewesen. „Obwohl wir bedauern, dass vorerst kein Wahlvorstand zustande gekommen ist, sehen wir den Beginn einer Diskussion über Mitbestimmung und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz in der gesamten neuen Onlinebranche…“
  • Spielehersteller Goodgame: Die Feel-Bad-Manager
    Flache Hierarchien und Mate für alle: So trösten viele Start-ups ihre Mitarbeiter über schlechte Bezahlung hinweg. Doch mit dem Erfolg wächst nicht immer die soziale Verantwortung – wie der Spielehersteller Goodgame zeigt. Eine interne Info-Veranstaltung bei Goodgame Studios (GGS) im August (…) Als die Sprache auf den Betriebsrat kommt, den einige Goodgamer durchsetzen wollen, antwortet Chefstratege Schneider mit einer Tirade gegen das „veraltete Instrument“ der Mitbestimmung, das in der modernen Goodgame-Welt keinen Platz habe. Dann malt Schneider noch einen Teufel an die Wand, für den Fall, dass sie sich organisieren: „Wir müssen ein Auge auf Wirtschaftlichkeit haben“, sagt er, „damit jeder von euch nächstes Jahr noch ein Gehalt bekommt.“ Die internen Aufnahmen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, klingen ganz anders als die Version, die Goodgame seit Monaten verbreitet…“ Artikel von Alexander Demling vom 19.01.2016 bei Spiegel online externer Link
    Darin auch: „… Am heutigen Dienstag findet eine Betriebsversammlung statt, bei der Goodgamer die Wahl eines Betriebsrats einleiten können. Um einen Wahlvorstand zu bestimmen, muss mehr als die Hälfte der anwesenden Mitarbeiter dafür stimmen. Die GGS-Manager haben andere Pläne: Laut Mitarbeitern durfte eine sogenannte „Retention Working Group“ ihr Modell einer alternativen Mitarbeitervertretung vor allen Goodgamern vorstellen und Stimmung gegen einen Betriebsrat machen. Alle Beschäftigten seien dafür vergangenen Mittwoch mehrere Stunden lang freigestellt worden. (…) Ihre wichtigste Botschaft setzte die Anti-Betriebsratsgruppe an den Schluss ihrer Präsentation: Jeder Beschäftigte solle zu der Betriebsversammlung erscheinen – und keine Stimme abgeben.“
  • Böses Spiel bei Goodgame
    „Sie sind jung und wollen mehr. Zunächst einmal nur einen Betriebsrat gründen. Und mit diesem dann eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen erstreiten. So hatten sich das 28 junge Beschäftigte von dem Hamburger Onlinespiele-Produzent Goodgame Studios gedacht. Ende November, nachdem sie zusammen mit ver.di zur Betriebsversammlung eingeladen hatten, wurde ihnen fristlos gekündigt. (…) ver.di lädt nun in Absprache mit der Geschäftsführung für den 19. Januar zu einer Betriebsversammlung ein, um durch die Wahl eines Wahlvorstandes eine Betriebsratswahl bei Goodgame einleiten zu lassen. „Wir erwarten von Goodgame Studios, dass die Betriebsratswahl jetzt problemlos stattfinden kann“, sagt Weinrich-Borg. „Jegliche Einflussnahme der Geschäftsführung wäre illegal und strafbar.“ Da die Kündigungen der 28 Beschäftigten noch nicht vom Arbeitsgericht bestätigt wurden, können die Betroffenen für den Betriebsrat kandidieren. Allerdings bleibt ihnen der Zutritt zur Betriebsversammlung verwehrt…“ Artikel von Petra Welzel als „Aktuelles Thema“ ohne Datum bei ver.di externer Link
  • Wie Goodgame einen Betriebsrat sabotiert – Kein Weihnachtsmärchen
    Man nennt das wohl eine Einladung zum Shitstorm: „Christmas is the perfect time to share what we have and give our love to others in need“, schrieb der Spielehersteller Goodgame Studios (GGS) zu einer Spendenaktion der Firma am 13. Dezember auf seiner Facebook-Seite. Die Firma, die einen Monat vor Weihnachten 28 Mitarbeiter entlassen hatte. Diese sollen eine Betriebsratswahl vorbereitet haben. Unter ihnen auch ein Schwerbehinderter, wobei das Unternehmen offenbar gegen gesetzliche Vorschriften verstieß. Die Ironie entging vielen Besuchern der Seite nicht…“Artikel von Alexander Demling vom 22.12.2015 im Blog Bento externer Link. Dort: „… Am 19. Januar soll nun eine Betriebsversammlung stattfinden, bei der die Goodgame-Mitarbeiter die Wahl eines Betriebsrates einleiten können. Die Entlassenen dürfen daran, nach jetzigem Stand, nicht mehr teilnehmen. Ihre Verträge werden zum 31. Dezember gekündigt.“
  • Stellungnahme zu Kündigungen
    Als waschechtes Hamburger Unternehmen sind wir bei Goodgame Studios sturmerprobt, selbst wenn uns der Wind ordentlich ins Gesicht bläst. Wir befinden uns in einem ausgewachsenen Medienorkan. Goodgame Studios wird vorgeworfen, Mitarbeitern gekündigt zu haben, weil sie einen Betriebsrat gründen wollten. Wir wollen an dieser Stelle diese und andere falsche Behauptungen, die von der Gewerkschaft Ver.di und in der Presse erhoben wurden, aus unserer Sicht kommentieren und richtigstellen…“ Stellungnahme vom 18.12.2015 von und bei Goodgame externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=89944
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