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Wir trauern um Barbara Emme („Emmely“)
Unsere Mitkämpferin und Freundin Emmely ist am 23. März 2015 gestorben – ihr großes Herz hat versagt. Zur Erinnerung siehe unsere Sonderseite zu ihrem Kampf bei Kaisers und hier der Nachruf des Komitees „Solidarität mit Emmely“ vom 26.3.2015 und weitere:
- Mitteilung der Kinder von Emmely
„Hiermit geben wir bekannt, dass Barbara Emme, “ Emmely“ am 17. April 2015 ihre letzte Ruhe gefunden hat.
Unsere Mutter wurde auf dem Friedhof „Fried-Wald“ im Märchenwald beerdigt unter 2 großen Tannen.
Der Friedhof ist in der Giersstraße 19/21 in 13088 Berlin.
Gleichzeitig möchten wir uns bei allen bedanken, die unsere Mutter immer solidarisch unterstüzt haben und an der öffentlichen Gedenkfeier am 19.04.2015 mit teilgenommen haben.
Judith, Jana und Katharina“ (Siehe ein Foto der Grabstätte) - »Wer nicht kämpft, hat schon verloren«. Gedanken, Erinnerungen, Rückblicke – zum Tod von Emmely
Einige Nachrufe auf Emmely aus express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit, Ausgabe 03-04/2015
- Traueranzeige der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt für das Kuratoriumsmitglied Barbara Emme, veröffentlich im „Tagesspiegel“ am Ostersonntag, 5.4.2015, auf Seite 13
- Ein Richter am Arbeitsgericht Berlin zu Barbara Emme und eine Antwort in den Leserbriefen der taz
- Zum Nachdenken
„betr.: „Man nannte sie Emmely“, taz vom 28. 3. 15
„Barbara Emme, die Kaiser’s Kassiererin, die sich erfolgreich gegen ihre fristlose Kündigung zur Wehr setzte, ist verstorben. Eine Heldin? (…) Barbara Emmes Leben taugt nicht zum Heldenepos, nur zum Nachdenken über unsere Schwächen. Traurig, dass es schon zu Ende ist. ARNE BOYER, Richter am Arbeitsgericht Berlin“ Unter Leserbriefe zu Emmely bei der taz (bitte scrollen) - und die Antwort hierauf: Der Hass der Arbeitsrichter. Betr. Leserbrief „Zum Nachdenken“
„In der taz vom 5. April 2015 hat Arne Boyer, Richter am Arbeitsgericht Berlin, noch einmal kräftig der kürzlich gestorbenen Kassiererin „Emmely“ nachgetreten. Sein Leserbrief offenbart, dass es die Richter am Berliner Arbeitsgericht immer noch nicht verwunden haben, dass jemand von „denen da unten“, eine Kassiererin aus dem Supermarkt, ihre Klassenjustiz bloßgestellt hat und dass die beiden Urteile des Arbeitsgerichts und Landesarbeitsgerichts Berlin vom Bundesarbeitsgericht (BAG) aufgehoben wurden…“ Leserbrief von Jörg Nowak vom 05.04.2015 in der taz online
- Zum Nachdenken
- Berlin, SONNTAG, 19.04.2015: Wir erinnern uns an Emmely
„Liebe Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde, Genossinnen und Genossen, die Familie von Emmely hat entschieden, die Beerdigung und Trauerfeier im engeren Familienkreis abzuhalten, was wir angesichts des hohen Interesses der Medien auch sehr gut verstehen können. Für diejenigen, die Emmely in ihrem politischen Kampf unterstützt und kennengelernt haben, wollen wir eine Möglichkeit anbieten, sich gemeinsam an Emmely zu erinnern. Dazu treffen wir uns am Sonntag, den 19.04.2015 von 12 bis 17 Uhr in der Aula der Schule für Erwachsenenbildung (SFE) in Berlin-Kreuzberg. Bitte schreibt uns, wenn Ihr kommen wollt, damit wir planen können.
Es soll die Möglichkeit geben, über einen Beamer Fotos und Filmchen zu zeigen, die mit Emmely und/oder ihrem Kampf zu tun haben. Wenn Ihr dazu Material beitragen wollt, bringt es bitte auf einem USB-Stick mit. Wir werden für Getränke sorgen, wenn ihr uns mit Essen und Getränken unterstützt, freuen wir uns. Bitte teilt uns alle Arten von Beiträgen vorher mit, damit wir ein bisschen koordinieren können.
Solltet ihr von außerhalb kommen und Schlafplätze brauchen, dann gebt uns Bescheid, so dass wir versuchen können, das zu organisieren. Adresse/Anreise: Schule für Erwachsenenbildung e.V. (SFE), Gneisenaustraße 2a, 10961 Berlin. U6, U7, Bus M19, 140: Mehringdamm. Die SFE befindet sich im Meringhof, der von der Gneisenaustr. aus durch eine große Durchfahrt zu erreichen ist, im Hinterhof geht’s noch mal links durch eine Durchfahrt und dann rechts an der Kneipe „Clash“ vorbei in ein Treppenhaus. Wir werden den Weg im Mehringhof beschildern. Für nicht-BerlinerInnen: Es gibt keine Parkmöglichkeiten direkt im Mehringhof! Parkmöglichkeiten gibt es auf den Mittelstreifen von Gneisenau-, Yorckstrasse und Mehringdamm sowie in der Baruther Strassse“ Komitee „Solidarität für Emmely“
- Ein mutiger Kampf
Zum Tod von Barbara Emme – Bekanntgeworden unter dem Namen Emmely, hat sie sich gegen ihre ungerechtfertigte Kündigung gewehrt. Nachruf von Benedikt Hopmann und Reinhold Niemerg (Emmelys Anwälten) in junge Welt vom 31.03.2015
- Die Kinder von Barbara Emme, Judith, Jana und Katharina, teilen mit:
„Unsere Mutter, „Emmely“ Barbara Emme, bekannt als die Kassiererin von Kaiser’s ist plötzlich und unerwartet am Montag, den 16.03.2015 verstorben; ein Schock für die ganze Familie, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen und Unterstützer. Sie ist an Herzversagen friedlich im Bett eingeschlafen…“ Pressemitteilung der Töchter von Barbara Emme vom 26. März 2015 über Benedikt Hopmann, Emmelys Rechtsanwalt
- Im Gedenken an Barbara Emme. Nachruf von und bei Bremen macht Feierabend vom 26. März 2015
- Eine aufmüpfige Frau
Ihr Kampf machte Schlagzeilen. Jetzt ist die Kaiser’s-Kassiererin Emmely gestorben. Artikel von Peter Nowak in Neues Deutschland online vom 26.03.2015
- Wir trauern um Emmely, die Kämpferin
Die Berliner Kassiererin Barbara Emme verstarb am 23. März 2015. Beitrag von Werner Rügemer & Elmar Wigand bei Arbeitsunrecht vom 25. März 2015
- Emmely (1958 – 2015): Emmely ist tot. Nachruf des Komitees „Solidarität mit Emmely“ vom 26.3.2015
Barbara Emme, auch bekannt als Emmely, ist in der Nacht von Montag auf Dienstag überraschend an Herzversagen gestorben, sie wurde 57 Jahre alt. Sie hat 1977 begonnen, bei der HO (Handelsorganisation) zu arbeiten, und war damit 38 Jahre im selben Arbeitsverhältnis im Einzelhandel tätig.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sie durch den Kampf gegen ihre Kündigung. Die Kaiser’s-Tengelmann AG hatte ihr im Februar 2008 kurz nach dem Streik im Einzelhandel gekündigt, Emmely hatte für ihre Gewerkschaft ver.di die Streikliste in ihrer Filiale in Berlin-Hohenschönhausen geführt. Die Kaiser’s-Tengelmann AG kündigte , Emmely wegen des Verdachts, sie habe Pfandbons zu insgesamt 1,30 Euro, die ein Kunde im Laden verloren hatte, zu Unrecht eingelöst.
Ihre Gewerkschaft hatte ihr immer wieder geraten, eine Abfindung zu akzeptieren, aber Emmely ging trotz zwei verlorener Verfahren beim Arbeitsgericht und Landesarbeitsgericht in Berlin vor das Bundesarbeitsgericht in Erfurt. Alle drei Gerichte gingen davon aus, dass die Emmely die Pfandbons zu Unrecht eingelöst hatte. Emmely hat diesen Vorwurf immer abgestritten. Trotzdem gab das Bundesarbeitsgericht im Juni 2010 der Klage Emmelys gegen die Kündigung statt, indem es die Kündigung als unverhältnismäßig einstufte und Emmely erhielt ihren Arbeitsplatz zurück.
Für Emmely bedeutete der Kampf gegen die Kündigung einerseits viel Unterstützung durch die Öffentlichkeit, neue Bekanntschaften in ganz Deutschland und viele neue Erfahrungen, aber auch eine hohe nervliche Belastung: ständig wollte die Presse mit ihr sprechen, Juristen der Arbeitgeberseite bezeichneten sie als „notorische Lügnerin“, sie musste in eine kleinere Wohnung ziehen und der Ausgang des Verfahrens war ungewiß. Ihre Berühmtheit war ein hohes Risiko: Wer will schon eine engagierte Gewerkschafterin einstellen, die ihre Renitenz sogar in der Show von Johannes B. Kerner bekräftigt?
Es war beeindruckend, mit welcher Energie und welchem Trotz, die auch aus Stolz auf die von ihr geleistete Arbeit rührten, sich Emmely gegen die Anschuldigungen gegen sie und dem Verlust ihres Arbeitsplatzes gewehrt hat. Noch am selben Tag, an dem Sie ihren zweiten Prozess verloren hatte und unter Tränen zur Presse sprach, fuhr sie mit ihrem Anwalt, Benno Hopmann, nach Hamburg, um abends im Fernsehen aufzutreten. Niemand von den erfahrenen AktivistInnen, die sie unterstützt haben, hätte dazu den Mut aufgebracht. Wir haben ihr sogar abgeraten, doch Emmely hatte keine Scheu davor. „Jetzt erst recht.“ – dies war die Haltung, die sie ausgestrahlt hat.
Nach ihrem Erfolg vor dem Bundesarbeitsgericht erhielt Emmely erst einmal auch den Urlaub und den Lohn für mehr als 2 Jahre und konnte so an der Weltfrauenkonferenz in Venezuela im Jahr 2010 teilnehmen. An ihrem alten neuen Arbeitsplatz erhielt sie weiterhin viel Zuspruch von KundInnen und auch von MitarbeiterInnen, oft erhielt sie kleine Geschenke oder wurde nach Autogrammen gefragt. Sie blieb weiterhin politisch engagiert, hat regelmäßig ihren Bildungsurlaub bei einer von GewerkschafterInnen organisierten Reise nach Frankreich verbracht und lernte dort viele AktivistInnen kennen, die wie sie gegen Ungerechtigkeit und Ausbeutung kämpften. Im Einzelhandelsstreik 2013 hat Emmely sich an Aktionen beteiligt, bei denen Berliner Beschäftigte KollegInnen in Brandenburg mit der Blockade einer Supermarktfiliale unterstützt haben.
Bei den Betriebsratswahlen 2014 wurde sie bei Kaisers in den Betriebsrat gewählt. Wenige Monate später hat Kaisers Tengelmann das Aus für die Lebensmittelkette verkündet, die nun zwischen Edeka und Rewe aufgeteilt werden wird. Emmely klagte häufig über lange zehnstündige Schichten, die sie sehr erschöpft haben. Zuletzt hat Emmely sich in einem Bündnis von GewerkschafterInnen gegen das Tarifeinheitsgesetz engagiert. Ihr Bildungsurlaub in Frankreich im April dieses Jahres wurde nach langem Hin und Her mit dem Arbeitgeber genehmigt. Sie kann ihn nicht mehr antreten. Emmely hinterläßt drei Töchter. Wir werden sie nicht vergessen.
An Emmelys Fall wurden Bagatell- und Verdachtskündigungen breit diskutiert und kritisiert. In mehreren Städten der BRD fanden Veranstaltungen statt. Zahlreiche vergleichbare Fälle wurden in den Medien aufgegriffen. Emmelys Erfolg vor dem Bundesarbeitsgericht kam für alle erfahrenen Beobachter völlig überraschend. Unmittelbar danach gewannen mehrere gekündigte ArbeiterInnen ihre Bagatellkündigungen vor Arbeitsgerichten, die zuvor immer zu Gunsten der Arbeitgeber geurteilt hatten.
ArbeitsrechtlerInnen beobachteten danach einen Rückgang von Bagatellkündigungen, aber auch eine Anpassung der Arbeitgeber: Die Zunahme von Abmahnungen auf Vorrat und die Hortung von abgelaufenen Abmahnungen in Parallelakten, um ArbeiterInnen weiterhin prozessfest kündigen zu können.
Nach unserem gegenwärtigen Wissenstand möchte die Familie eine Beerdigung im kleinen Kreis ohne öffentliche Aufmerksamkeit.
Aus dem Komitee „Solidarität mit Emmely“: Jörg, Willi, Gregor