Umsetzung der Bologna-Reform 2012 bis 2015
Dossier
Bologna-Prozess bringt Internationalisierung voran. Laut Umsetzungsbericht studieren drei Mal so viele Deutsche im Ausland / Wanka: „Europäischer Hochschulraum trägt zu friedlichem Miteinander bei“. „Knapp 140.000 Deutsche studieren heute an ausländischen Hochschulen, das sind fast dreimal mehr als zu Beginn der Bologna-Reform 1999. Das geht aus dem Bericht über die Umsetzung der Bologna-Reform 2012 bis 2015 hervor, der heute vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Damit sind deutsche Studierende im Vergleich zu Ländern mit ähnlichen Studierendenzahlen weltweit am mobilsten. Gleichzeitig macht die Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen Fortschritte: Die Rate stieg von 41 Prozent im Jahr 2007 auf 69 Prozent im Jahr 2013…“ Pressemitteilung des BMBF vom 18.03.2015 . Siehe dazu den Bericht und die Positionen der GEW und der Studierenden:
- »Bologna-Reform ist krachend gescheitert« – Mehrheit der Professoren beklagt schlechte Arbeits- und Studienbedingungen
„Zuviel Bürokratie, schlechte Lehrbedingungen und Mitarbeiter in der Befristungsmühle. Die sogenannten Hochschulreformen der vergangenen Jahre stoßen unter Professoren auf breite Ablehnung. Nach den Befunden einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach verbringt das Lehrpersonal gegenwärtig fast die Hälfte der Arbeitszeit mit dem Verfassen von Gutachten, Anträgen und Tätigkeiten der akademischen Selbstverwaltung. Bezahlt wird das mit Abstrichen bei der Ausbildung und Betreuung der Studierenden. Kein gutes Haar lassen die Befragten am »Bologna-Prozess«: Der sei »krachend gescheitert«. Die Erhebung wurde im Auftrag des Deutschen Hochschulverbands (DHV) unter Beteiligung von rund 1.000 Professoren und anderen Wissenschaftlern durchgeführt. Nimmt man die Ergebnisse, dann hängt der Haussegen ziemlich schief an Deutschlands Unis. (…) »Geradezu vernichtend« falle das Urteil über die europäische Bologna-Studienstrukturreform aus, heißt es in einer Zusammenfassung der Studie. 79 Prozent der Professoren sind der Ansicht, die Neuerungen hätten zu mehr Bürokratie geführt, 72 Prozent sagen, die Lehre sei unflexibler geworden, 62 Prozent erklären, dass die Studierenden »keine Selbständigkeit und kein selbständiges Denken« ausbilden könnten. 71 Prozent finden, dass die Prüfungsbelastung von Lehrenden und Lernenden zugenommen habe. 52 Prozent sehen die Studenten in der Auswahl ihrer Lehrveranstaltungen »zu sehr eingeschränkt«. Die mit der »Reform« verbundenen Versprechungen einer besseren Vergleichbarkeit von Studienleistungen und einer größeren Auslandsmobilität sieht lediglich eine Minderheit eingelöst.“ Beitrag von Ralf Wurzbacher bei der jungen Welt vom 22. Dezember 2016
- Bericht der Bundesregierung über die Umsetzung des Bologna-Prozesses 2012 – 2015 in Deutschland beim BMBF
- Kabinett beschließt Bologna-Bericht: Bachelors sind gefragt
„Die Umstellung auf die Studienabschlüsse Bachelor und Master ist eines der bekanntesten Ergebnisse des Bologna-Prozesses. Wie weit der Prozess fortgeschritten ist – darüber hat die Bundesbildungsministerin dem Kabinett berichtet. Ein Ergebnis: Bachelor-Absolventen haben gute Berufsaussichten…“ Meldung der Bundesregierung vom 18. März 2015
- Die europäische Studienreform am Vorabend der Jerewankonferenz
„Alles Bestens 15 Jahre nach Bologna? Das zumindest ist der Tenor der Presseerklärung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), die am Mittwoch aus Anlass der Verabschiedung des Berichts über die Umsetzung der Bologna-Reform 2012 bis 2015 durch das Bundeskabinett veröffentlicht wurde. „Der Bologna-Prozess hat in Deutschland geholfen, flexibler auf die hohe Studiennachfrage und die Heterogenität der Studierendenschaft zu reagieren“, erklärte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Zu einer differenzierten Bilanz kommt der stellvertretende Vorsitzende und Hochschulexperte der GEW, Andreas Keller. Zwar sei es Studierendenvertretungen und Gewerkschaften gelungen, Positionen für eine fortschrittliche Hochschulentwicklung und Studienreform in der Bologna-Agenda zu verankern: Studierendenzentrierte Lehre, Durchlässigkeit, soziale Dimension oder ein förderliches Arbeitsumfeld für Hochschulbeschäftigte. Kernelemente der Bologna-Reformen – Bachelor und Master, Mobilität und Modularisierung – hätten hingegen nicht zu einer Verbesserung, sondern in vieler Hinsicht zu einer Verschlechterung der Situation von Studierenden und Hochschulbeschäftigten geführt…“ GEW-Pressemitteilung vom 20.03.2015
- Bologna: Viel Bericht – Wenig Aktion. Bologna-Bericht ohne Studierende als gleichwertige Akteur*innen. Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast: Probleme bei Masterplätzen und psycho-sozialer Belastung ignoriert.
„Der heute dem Bundestag vorliegende Bologna-Bericht zeigt wieder deutlich die Mentalität der hochschulpolitischen Akteur*innen: Mit Studierenden reden ja, auf Studierende hören nein. Die Berücksichtigung der Studierenden in Hochschulpolitik und an Hochschulen darf sich nicht auf Zuhören beschränken. Studierende müssen wie im Bologna-Prozess gefordert als gleichwertige Partner*innen in Entscheidungen und die Vorbereitung dieser einbezogen werden…“ fzs-Pressemitteilung vom 18.03.2015