Die immer wieder „vergessene“ – oder besser unterschlagene – Gleichheit/Ungleichheit auch in Deutschland!
Ein paar Gedanken zur aktuellen Vorlage des Armutsberichtes des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes von Volker Bahl vom 20.2.2015
Mei, ich habe mich auch schon immer wieder bemüht, den Gleichheits-Diskurs „anzuheizen“ – weil ich ihn wie du für einen Schlüssel zur Überwindung der Krise halte. Aber wer auch immer sich darum bemüht, scheint scheitern zu müssen (vgl. auch Joseph Siglitz, „Der Preis der Ungleichheit“) – nun hat der Wohlfahrtsverband die Ungleichheit – voraussichtlich als „Eintagsfliege“ – wieder zum Thema gemacht – und die Frankfurter Rundschau schreibt dazu: Die wichtigste Debatte in Deutschland wird nicht geführt – die über Arm und Reich.
Und so „eilt“ die Armut von Bericht zu Bericht zu immer neuem Höchststand. (http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-02/armut-deutschland-bericht-paritaetischer-wohlfahrtsverband ) und dann „eilt“ diese Nachricht gewohnheitsgemäß durch die deutschen Medien so durch – nur von alleine ändert sich nichts (diese Einsicht geht schon auf Jean-Jaques Rousseau zurück, der deshalb die Politik in der Pflicht sah!: Armes und reiches Deutschland (http://www.fr-online.de/arbeit—soziales/studie-zu-armut-armes–reiches-deutschland,1473632,29907832.html )
Und direkt zerrissen wird dieses deutschland dadurch auch noch – zeigt dieser Armutsbericht: (http://www.sueddeutsche.de/politik/armutsbericht-so-zerrissen-ist-deutschland-1.2358723 )
Und – voraussichtlich – denkt schon morgen keine(r) mehr dran! Warum kann die Ungleichheit nicht zum breiten Thema werden?
Der – diesbezüglich – gute Wehler (siehe „Hans-Ulrich Wehler ist tot, aber die Umverteilungs-Debatte nicht mit ihm“ (https://www.labournet.de/?p=61514) hatte als Historiker auch versucht, dies – auch als historischen Prozess – in Erinnerung zu rufen – aber auch mit geringem Erfolg!
Und obwohl gerade die Ungleichheit sicher – inzwischen – so gut „erforscht“ ist, wie sonst selten etwas, schweigt „unsere Öffentlichkeit“ weiterhin darüber weitgehend aus – trotz des Einsatzes von gropßer ökonomischer Kompetenz (Paul Krugman und Joseph Stiglitz bis hin zu Thomas Piketty. (siehe z.B. die Seite 5 f. unten bei https://www.labournet.de/?p=58853 – dort habe ich gerade auch die Gewerkschaften in den Blick genommen).
Und selbst wenn wir den Kapitalismus vor sich selbst retten, so bleibt es doch die Überwindung einer spezifischen Spielart des Kaptalismus – des Finanzkapitalismus – nicht unwesentlich.
Keine Diskussion über Ungleichheit – ohne Kritik des Finanzkapitalismus
Und deshalb ist eine Ursache für diese Ausklammern und Verschweigen wohl auch – wie ich inzwischen vermute – dass du bei einer Skandalisierung dieser gesellschaftlichen Tatsache unweigerlich auch den Finanzkapitalismus ins Visier bekommst – oder umgekehrt ausgedrückt: „Solange sich die Politik der Macht des Finanzkapitals entzieht, wird es auch keinen Weg zu einer stärkeren Verteilungsgerechtigkkeit geben“ ( – siehe Seite 6 bei https://www.labournet.de/?p=58853)
Schau, Jens Berger ist schon einen anderen Weg gegangen, wo es für die Leute vielleicht interessanter wird – nämlich die konkreten Besitzverhältnisse „Wem gehört Deutschland“ (http://www.nachdenkseiten.de/?p=21754 und http://www.nachdenkseiten.de/?p=22622#h01 ). Seine Analyse schaffte es dann wenigstens wochenlang in die Spiegel-Bestseller-Listen.
Aber die Verbindung zum Finanzkapitalismus hatten dann schon wieder die Bestseller-Autoren Weik & Friedrich mit ihrem „Der größte Raubzug der Geschichte“ hergestellt (http://www.nachdenkseiten.de/?p=19862 ).
Jüngst hatte das DIW auch schon einmal eine deutlichere Darstellung der Vermögensverteilung (Krabka & Co.) vorgenommen (vielleicht interessiert das „Konkrete“ die Leute dann einfach doch mehr? Sie können es sich genauer „vorstellen“ – nur den Weg zur politischen „Willensbildung hat es dennoch bisher nicht gefunden) (http://www.fr-online.de/wirtschaft/studie-vermoegen-reiche-sind-doch-reicher-als-gedacht,1472780,29808890.html oder zu dem kürzlich erschienenen DIW-Wochenbericht selbst: http://www.diw.de/sixcms/detail.php?id=diw_01.c.496902.de )
Aber wieder „zurück“ zur Ungleichheit im allgemeinen – nebst ihrer ökonomischen Einordnung (krisenverursachend bis krisenverschärfend) hat Michael Dauderstädt eine „Karografie der Ungleichheit in Europa“ (= als wichtigen Bezugsrahmen für uns) geschrieben: (http://www.bpb.de/apuz/198885/kartografie-der-ungleichheit-wachstum-arbeit-und-einkommen-in-europa )
Du siehst, es ist ein „weites Feld“ – aber wie man es den Menschen – auch krisenüberwindend – am besten „beibringt“ erscheint schwierig – außer vielleicht in einer „gekonnten“ Mischung?