VdK: Jammern, Kümmern, Fordern – und Verkaufen. Wie ein Sozialverband bei der Infrastrukturprivatisierung hilft. Teil 11 der Kolumne von Albrecht Goeschel „Geht gar nicht“
Teil 11 der Kolumne von Albrecht Goeschel „Geht gar nicht“ vom 10.12.2014
Dass beim Sozialverband VdK Mitgliederadressen an Versicherungskonzerne weitergegeben werden, hat vor zwei Jahren die Süddeutsche Zeitung aufgedeckt. Dass die Mehrheit der VdK-Landesverbände – vor allem die großen wie Bayern und Nordrhein-Westfalen – Geschäfte mit dem ERGO-Konzern machen, hat im Frühjahr ein Pressedienst veröffentlicht.
Aber nicht nur Geschäfte mit Mitgliederadressen sind offensichtlich der wahre Inhalt der VdK-Show „Jammern, Kümmern, Fordern“. Zuletzt hat dieser Sozial-ADAC durch seinen vehementen Einsatz für die „Müttermaut“ von sich reden gemacht. Die „Müttermaut“ – eine der sumpfigsten Bestechungsaktionen der GroKo. Damit hat sie ihre besser verdienenden oder besser verheirateten oder verwitweten Wählerinnen noch ein bisschen besser gestellt – auf Kosten aller Alterslohn(=Renten)bezieher und –bezieherinnen und natürlich auf Kosten der Beitragszahler und Beitragszahlerinnen.
Aber nicht genug: Die mit nordkoreanischen 99 Prozent wiedergewählte VdK-Bienenkönigin Mascher (SPD) gehörte nicht nur zum Betriebsrat des Allianz-Konzerns, sondern war auch Gründungsmitglied der „Riester-Rente“ – Glanzstück der nachträglichen Lohnsenkung durch Rentenkürzung. Und auch der engagierte Einsatz für eine verschönerte Erledigung der noch zunehmenden Pflegearbeit durch die Angehörigen, den Ulrike Mascher zeigt, ist ein hilfreicher Beitrag zur Senkung der (Sozial-)Kosten der Arbeit.
Aber sehen wir uns die Sache mit dem ERGO-Deal des VdK nochmals näher an. Da haben wir also einen Verband, der seit Jahr und Tag so erklärungsfrei wie ermüdend über Armut als solche daherschwätzt (Kapitel „Jammern“) und der Ausflugsfahrten und Kaffeekränzchen für seine (Mitglieder(innen) organisiert (Kapitel „Kümmern“) und der zuletzt so sensationelle Dinge wie Rauchmelder für Schwerhörige oder den Euro-Einheitsschlüssel für Autobahntoiletten (beides VdK NRW) vorschlägt (Kapitel „Fordern“).
Dieser Verband sammelt nun mit diesem Hammerauftritt ordentlich Mitglieder aus den eher traditionellen Milieus und Quartieren, bevorzugt kleinere Beamte nebst Beamtengattin, dann: Beamtenwitwe. Deren Wohnadressen verticken die die meisten VdK-Landesverbände dann an den ERGO-Konzern und der verkauft den Braven und Bravinnen dann seine wunderbaren Versicherungspolicen und sackt dafür ordentlich Prämien ein.
Und jetzt kommt’s: Durch GroKo-Politik, d.h. Sozialkürzen statt Steuernheben, geht die schöne deutsche Daseinsvorsorge-Infrastruktur vor die Hunde (Schlaglöcher, Wackelbrücken usw.). Die soll jetzt durch „Investoren“ aufgemöbelt werden. Für die ein fetter Profit. Und wer ist ganz vorn dabei? VdK-Liebling ERGO.
Und das Ganze heißt? Der wundertätige „Sozial“-Verband VdK hilft in Wirklichkeit bei der Umwandlung von „Sozial“-Infrastruktur in „Privat“-Eigentum. Danke, danke, danke – lieber VdK Deutschland. Bitte jetzt aber auch Austrittsformulare, nicht nur Beitrittsformulare ins Netz tun.
Siehe vorige Teile in unserer Rubrik “Kolumnen“