„WSI, WZB, ZeS“: Treffen der Sozialstaatsmusikanten in Bremen. Teil 8 der Kolumne “Geht gar nicht” von Albrecht Goeschel
Teil 8 der Kolumne “Geht gar nicht” von Albrecht Goeschel vom 30.10.2014
Zur Zeit haben die sozialwissenschaftlichen Wortblödler und Begriffsschwurbelanten Hochkonjunktur. Pflügt doch unter Nutzung der Finanz- und Realkrise das europadeutsche System gerade die nationalen Sozialordnungen in Europa unter. Statt dessen wird eine europäische Klassengesellschaft der billigen Arbeit etabliert. Das aber haben EU-Kommission, die Berliner Besserverdienenden-Koalitionen und die Großinteressen ganz ohne sozialwissenschaftliche Begleitmusik hingekriegt. Daher: Panik bei den Sozialstaatsmusikanten im WSI, beim WZB und „last batt not least“ (Heinrich Leibfried) im unvermeidlichen ZeS.
Natürlich könnten jetzt die Budgets von WSI (ein Haufen „gewerkschaftsnaher“ Jungakademikerinnen und Jungakademiker), WZB (ein angebliches „Wissenschaftszentrum“, das unter SPD-Führung noch dünnere Brettchen bohrt als vorher unter CDU-Führung) und ZeS (der Sozialpolitik immer gerne zu Diensten) jetzt locker gestrichen werden. Die Bedenklichkeiten, aber auch Sachdienlichkeiten dieser Leute braucht die Politik nicht mehr. Aber die jungen Damen und Herren in ihren netten Wolljacken und plumpen Cordsakkos möchten ja dringend weiter sozialwissenschafteln.
Darum: Konferenz in Bremen, beschickt von allen drei Sozialstaatseinrichtungen, zur brennend heißen Frage „inwieweit das aktuelle sozialstaatliche Arrangement vor neuen oder vor zwanzig Jahren wenig thematisierten Herausforderungen * – unter anderem vor dem Hintergrund von Finanz- und Realkrise – steht.“ Bei dieser besinnlichen Sicht der Dinge werden dann ohne Mühe „Hartz IV“ und „Agenda 2010“ zu „neuen Ideen“ mit „Erfolg wie auch unerwünschten Effekten“ – nett jungakademisch gesagt.
Den Vogel in der Reihe der für die Konferenz Mitte November angedrohten Quatsch-Themen schießt ein Prof. Dr. Groh-Samberg ab. Sein Anliegen: „Die Polarisierung sozialer Ungleichheit: Tendenzen ohne Perspektive?“ Diesem Mann der Wissenschaft kann weitergeholfen werden: Die Soziale Ungleichheit hat beste Perspektiven – wie sonst sollen wir denn bei bitte gleichbleibender oder besser sinkender Lohnquote diese noch weiter senken und gleichzeitig zumindest einen Teil der Mannschaft als Besserverdiener „loyal“, d.h. bei Laune halten?
- [*] “Herausforderungen“: Wer das irgendwo hinschreibt, versichert dass er null Ahnung hat und darauf hofft, dass ihm Leser, Besucher, Teilnehmer etc. kostenlos weiterhelfen
- Die Tagung zum Thema „Was kommt nach der Aktivierung?“ findet am 13. und 14. November 2014 in Bremen statt. Veranstalter ist das Institut Arbeit und Wirtschaft der Univ. Bremen zusammen mit der Arbeitnehmerkammer Bremen.
- Siehe vorige Teile in unserer Rubrik “Kolumnen“