„Lokale Vernetzung“: Neues Themenheft zum Sozialen Rückschritt angekündigt. Teil 2 der Kolumne “Geht gar nicht” von Albrecht Goeschel vom 1.10.2014
Teil 2 der Kolumne “Geht gar nicht” von Albrecht Goeschel vom 1.10.2014
Tschuldigung – eigentlich nennt sich die Zeitschrift, um die es hier geht seit Jahrzehnten „Sozialer Fortschritt“. In den 1980er Jahren war sie, zwar herausgegeben von einer Crew aus Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Sozialkassen etc., aber doch ein ganz passables Forum für Sozialstaatsthemen. In den Folgejahren ist sie aber mehr und mehr zu einem Bauchladen für nachwuchsakademische Sozialaufsätze verkommen – immer brav dran an den von der „Politik“ vorgegebenen Pseudoproblemen: Sozialer Rückschritt halt.
Die Androhung eines Heftes zur „Aufwertung des Lokalen in sozialpolitischen Diskursen“ ist hier ein schönes Beispiel: Die Forderung nach einer durchgängigen Regionalisierung der Sozialversicherungen mit einem überregionalen Finanzausgleich war in den 1980er Jahren eine heftig umkämpfte Position, um die Lohnfonds unter gesellschaftlicher Kontrolle halten zu können. Dieser heimliche Krieg ist bekanntlich verloren gegangen. Ergebnis: Kassenkonzerne und ein Gesundheitsfonds mit Milliardengewinnen, aus denen sich die Bundesregierung bedient.
Wer da dreißig Jahre später mit „Lokaler Vernetzung“ daher kommt könnte böswillig sein – ist aber wohl eher ahnungslos. Interessant ist in diesem Zusammenhang der sachdienliche Hinweis in der Heftankündigung auf „demenzfreundliche Kommunen“ – hat doch tatsächlich im Kommunalwahlkampf einer bayerischen Grenzland-Universitätsstadt eine studentische „Liste Alzheimer – vergessen wir was war“ Ratssitze ergattert.
Siehe Teil 1 in unserer Rubrik „Kolumnen„