Altersarmut treibt in Arbeit: Immer mehr (Mini)Jobber mit über 65

Dossier

DGB-Rentenkampagne 2017Die Zahl der Deutschen, die nach dem 65. Lebensjahr weiter arbeiten, steigt. Wie die Tageszeitung „Freie Presse“ aus Chemnitz unter Berufung auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit berichtet, übten im Juli 2013 bundesweit gut 829.000 über 65-Jährige einen Minijob aus…“ Meldung vom 24.06.2014 bei Tagesschau.de externer Link („Arbeiten im Alter: Immer mehr Minijobber mit über 65“). Siehe dazu die weitere Entwicklung, denn es wird nicht besser:

  • Trotz langjähriger Arbeit arm: Die Ampel-Prämie für Rentner ist eine Beleidigung New
    „… Wer seinen Renteneintritt um ein Jahr schiebt und weiterarbeitet, den will die Regierung belohnen. Statt des heute schon existierenden Rentenzuschlags könnte ihm oder ihr dadurch eine fünfstellige Rentenaufschubprämie winken. Diese Pläne sind Teil der Wachstumsinitiative der Regierung und sollen den Fachkräftemangel abmildern. (…) Doch ein Blick auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass viele Menschen bereits heute jenseits der Regelaltersgrenze arbeiten – darunter viele, weil die Rente nicht reicht. 2023 waren 13 Prozent der Rentner:innen zwischen 65 und 74 Jahren erwerbstätig, die Hälfte im Mini-Job. (…) Wer im Alter aus gesundheitlichen Gründen oder weil er einen Angehörigen pflegen muss, nicht mehr arbeiten kann, schaut doppelt in die Röhre. Zum einen muss er wegen eines früheren Renteneintritts oder einer Erwerbsminderung Abschläge auf die oft ohnehin schon geringe Rente hinnehmen. Zum anderen hat er keine Möglichkeit, in den Genuss einer lukrativen Prämie zu kommen. Die Kluft in der älteren Generation zwischen denen, die weiterarbeiten können und ihre Rente stattlich aufbessern, und denen, die das nicht schaffen, würde größer. Gerade um Letztere sollten sich jedoch die Politik und der Arbeitsmarkt bemühen. (…) Längst ist es traurige Realität, dass Menschen nach jahrzehntelangem Arbeiten arm sind. Deshalb ist es wichtig, dass die Regierung mit dem Rentenpaket II die Weichen stellt und das Rentenniveau bis 2039 auf 48 Prozent stabilisiert und langfristig erhöht. Aber es muss sich auch die Arbeitswelt verändern, damit es die Menschen überhaupt bis zur Regelaltersgrenze und in einen wohlverdienten und auskömmlichen Ruhestand schaffen.“ Artikel von Verena Bentele (VdK) vom 15. Oktober 2024 in der Frankfurter Rundschau online externer Link
  • Immer mehr Rentner*innen arbeiten: Ewig verdammt zur Plackerei, auch ohne Armut – weil die Arbeitsgesellschaft keine andere Sozialisierung zulässt?
    • Immer mehr Rentner*innen arbeiten: Weiterschuften trotz Rente
      1,3 Millionen Altersrentner*innen arbeiten. Viele müssen wegen einer geringen Rente arbeiten. Aber auch soziale Kontakte spielen eine Rolle.
      Mehr als eine Million Menschen in Deutschland arbeiten, auch wenn sie eigentlich schon im Ruhestand sind. Das sind fast 7 Prozent der 18,6 Millionen Altersrentner*innen, also Menschen, die aufgrund ihres Alters und nicht wegen geringer Erwerbsfähigkeit in Rente sind. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervor. (…) Der Linken-Abgeordnete Matthias W. Birkwald nannte es gegenüber der dpa „unerträglich, dass die Renten in Deutschland durchschnittlich so niedrig sind, dass viele Rentnerinnen und Rentner darauf angewiesen sind, weiterzuarbeiten“. Die Bundesregierung verwies hingegen in einer Antwort auf eine Anfrage der AfD im Juli, ähnlich zu der Anfrage der Linken, auf eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). In der Studie der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit gaben 90 Prozent der befragten erwerbstätigen Altersrentner*innen als Gründe für ihre Arbeit an, „Spaß“ daran zu haben, die „Kontakte zu brauchen“ oder sich weiterhin eine Aufgabe zu wünschen. Silke Anger ist Co-Autorin der Studie und sagt gegenüber der taz, dass die Gründe, warum Menschen neben der Rente arbeiten, eben vielfältig seien. Zudem zeige die Studie, dass „jede fünfte Person unter den nicht erwerbstätigen Altersrentnerinnen und -rentnern auch gerne arbeiten würde“, so Anger. Auch wenn viele Menschen nicht nur des Geldes wegen im Alter weiterarbeiten, bleiben geringe Renten und das Risiko, im Alter in Armut zu leben, allerdings ein großes Problem. (…)
      Laut dem Statischem Bundesamt müssen vier von zehn Rentner*innen in Deutschland (42,3 Prozent) mit einem Netto-Einkommen von weniger als 1.250 Euro im Monat auskommen. Von den knapp 7,5 Millionen Betroffenen sind mehr als 5,2 Millionen Frauen. Auch in der Studie des IAB gaben über 60 Prozent der Befragten an, auch aus finanziellen Gründen zu arbeiten. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen sich auch hier: „42 Prozent der befragten Frauen gaben an, das Geld sogar dringend zu brauchen“, sagt Anger. Unter den Männern waren es 29 Prozent. Am Dienstag ist eine Studie erschienen, die von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, einer von Arbeitgeberverbänden finanzierten Lobbyorganisation, in Auftrag gegeben worden war. Darin gaben 71 Prozent der Befragten an, dass sie glauben, dass die gesetzliche Rentenversicherung nicht ausreiche, um vor Altersarmut zu schützen
      …“ Artikel von Marie Sophie Huebner vom 6.8.2024 in der taz online externer Link, siehe dazu:
    • Arbeiten trotz Ruhestand: Ewig verdammt zur Plackerei
      Ne travaillez jamais – Arbeit? Niemals!„»Ne travaillez jamais« oder übersetzt: Arbeite niemals! So lautete eine Maxime der Situationistischen Internationale im Zuge der 68er-Revolte. Zwar erlaubten die umfassenden technologischen Revolutionen und Produktivitätsschübe in den letzten Jahrzehnten eigentlich, die Arbeit auf ein Minimum zu reduzieren. Doch die schieren Berge stofflichen Reichtums haben die Verwirklichung der Forderung nicht näher rücken lassen. Im Gegenteil – wird doch heute ein ohrenbetäubendes Lob der Lohnarbeit angestimmt. Die Kapitalseite spielt die alte Leier von Zuckerbrot und Peitsche und will so noch das letzte Quäntchen Arbeitskraft aus den Unglückseligen herauskitzeln. Dazu gehört, dass die Rente zum Leben nicht reicht, aber zum Sterben zu viel ist. Die Arbeitnehmerseite besingt dagegen den Integrationsfaktor Arbeit: für Teilhabe und gegen Einsamkeit im Alter. Nicht wenige sollen in der Rente freiwillig und aus Spaß einer Lohnarbeit nachgehen. (…) »Ne travaillez jamais.« Diesen schlichten Satz, der so naiv wie anachronistisch daherkommt, laut auszusprechen, ist heute ebenso geboten wie 1968. Wenn auch das Ende der Lohnarbeit nicht in Aussicht steht, sind doch ihre Lobeshymnen wenigstens zu stören.“ Kommentar von Felix Sassmannshausen vom 06.08.2024 in ND online externer Link über nicht enden wollende Lohnarbeit – unser Reden!
  • Altersarmut und Fachkräftemangel: Immer mehr Rentner gehen arbeiten
    Eine steigende Zahl an Rentnern geht auch im Ruhestand einer Beschäftigung nach. Einige werden wegen der Personalnot von Betrieben angeworben. Andere müssen weiter arbeiten, weil die Rente nicht reicht. (…) Für Frührentner ist zu Jahresbeginn die Hinzuverdienstgrenze weggefallen. Das heißt, die Rente wird nicht mehr gekürzt, wenn ein Gehalt von 6.300 Euro im Jahr überschritten wird. Das doppelte Einkommen aus Rente und Gehalt soll ein Anreiz sein. Die Bundesregierung hat mit der Reform anerkannt, dass Rentner auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden.
    Mehrheit der arbeitenden Rentner mit Minijob
    Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland, die weiter arbeiten gehen, nimmt zu. Laut Bundesarbeitsministerium sind aktuell bundesweit 1.123.000 Erwerbstätige älter als 67 Jahre. Ende 2022 waren es noch 56.000 weniger. Die große Mehrheit geht einem 520-Euro-Minijob nach. Einige nutzen das, um den Übergang vom Arbeits- ins Rentenleben flexibel zu gestalten. Bernd Lohmüller von der Agentur für Arbeit in Bonn kennt solche Fälle. „Aber es gibt auf der anderen Seite auch die Rentner, die das Geld brauchen und aus der Not heraus weiterarbeiten“, sagt er…“ Beitrag von Carolyn Wißing, WDR, vom 22.10.2023 in tagesschau.de externer Link
  • Seit Mitte der 2000er Jahre gibt es eine deutliche Zunahme der Beschäftigung älterer Menschen – und das mit sozialversicherungspflichtigen Jobs 
    „In Zeiten, in denen immer wieder durch Wortmeldungen von Politikern und durch die Berichterstattung in Teilen der Presse der Eindruck erweckt wird, als würden ältere Erwerbspersonen in Scharen und dann auch noch Jahre vor dem Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters den Arbeitsmarkt verlassen oder wenn sie denn länger arbeiten, dann überwiegend in geringfügiger Beschäftigung und nicht (mehr) in „richtiger“ sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung, ist ein nüchterner Blick auf die Fakten eine hilfreiche Angelegenheit: »Die Erwerbstätigkeit von Älteren, also in der Altersgruppe ab 50 Jahre, nimmt seit Mitte der 2000er Jahre deutlich zu. Dabei dominiert der Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, insbesondere bei den 60- bis 64-Jährigen. Auch der Anteil Selbstständiger in dieser Altersgruppe stieg in diesem Zeitraum an, zumindest bis zur Corona-Krise. Im Gegensatz dazu geht der Anteil ausschließlich geringfügig Beschäftigter bei Älteren seit den 2010er Jahren – mit Ausnahme der Personen ab 65 – zurück.« Das berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit in diesem Beitrag (…) Wir befinden uns derzeit in einer Phase, in der bei zunehmendem Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel neben einer verstärkten Zuwanderung die „Mobilisierung“ inländischer Erwerbsreserven in die Debatte geworfen und dabei angesichts der stark besetzten Jahrgänge der Baby Boomer-Generation eine stärkere Erwerbsbeteiligung der Älteren als Lösungsansatz eingefordert wird. Dabei läuft das schon längst. Schritt für Schritt, aber offensichtlich unaufhaltsam. (…) So kann man feststellen, dass »die Beschäftigungsquote der höheren Altersgruppen in den vergangenen 20 Jahren deutlich stärker gestiegen (ist) als die Beschäftigungsquote insgesamt.« Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten an der Gesamtbevölkerung (ab 15 Jahren) ist zwischen 2006 und 2021 nahezu kontinuierlich von 37 auf 47 Prozent gestiegen, mit einer weiter steigenden Tendenz. »Noch stärker fällt der Anstieg bei den Älteren aus. Während die Beschäftigungsquoten der 60- bis 64-Jährigen bereits Anfang der 2000er Jahre zulegten, setzte bei den 50- bis 59-Jährigen erst Mitte der 2000er Jahre ein Beschäftigungsschub ein. Der Anstieg war in der ersten Gruppe besonders stark; hier hat sich der Anteil seit 2001 mehr als vervierfacht. Mittlerweile ist hier fast die Hälfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt. (…) Dank der hohen und zunehmenden Arbeitsnachfrage nach sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten hat die ausschließlich geringfügige Beschäftigung, die aufgrund der niedrigen Verdienstschwelle nur zu einem geringen Arbeitseinkommen führt, also gerade bei den Älteren an Bedeutung verloren, während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung einen erheblichen Bedeutungszuwachs erfahren hat.«…“ Beitrag von Stefan Sell vom 20. Mai 2023 auf seiner Homepage externer Link

  • Eine weitere Flexibilisierung des Renteneintritts oder „süßes Gift“? Die Begrenzung der Hinzuverdienste bei vorgezogenen Altersrenten fällt zum 1. Januar 2023 
    „Am 27. August 2022 wurde hier in dem Beitrag Die Hinzuverdienstbegrenzung bei vorgezogener Altersrente soll gestrichen werden (…) noch über eine Absicht des Gesetzgebers berichtet, die zwischenzeitlich Wirklichkeit geworden ist: Wer vorzeitig in Rente gegangen ist und nebenher noch arbeitet, muss künftig nicht mehr aufpassen, dass er nicht zu viel verdient: Die Regierungskoalition will die bisher geltenden Hinzuverdienstgrenzen künftig für solche Fälle ersatzlos streichen. Das hat sie nun getan. Das 8. SGB IV-Änderungsgesetz (in geänderter Fassung) ist verabschiedet worden. (…) Das Thema bekommt aktuell eine besondere Aufmerksamkeit vor dem Hintergrund der ziemlich durcheinander verlaufenden Debatte über den vorzeitigen Rentenbezug. Da löst allein der Terminus „Frührentner“ bei einigen Schnappatmung aus, während andere wieder einmal auf meist verlorenen Posten versuchen, eine differenzierte Sichtweise zu transportieren und umlaufende fehlerhafte Statistik-Interpretationen einzufangen (…) Von „erheblichen sozialpolitischen Folgewirkungen“ spricht der Sachverständige Gerhard Bäcker in seiner schriftlichen Stellungnahme zur öffentlichen Anhörung von Sachverständigen in Berlin am 28. November 2022. (…) Er liest die Begründung im Gesetzentwurf so: »Nun also kann nicht nur, sondern soll angesichts des Fachkräftemangels möglichst uneingeschränkt weitergearbeitet werden – bei einem gleichzeitigen Bezug einer vorgezogenen Altersrente.« Für ihn überwiegen aus einer grundsätzlichen Sicht auf die Thematik die Gefahren (…): – Das bisherige Selbstverständnis, dass eine gesetzliche Altersrente, auch und gerade eine vorgezogene Altersrente, nicht irgendeine eine privatwirtschaftliche Versicherungsleistung ist, sondern vielmehr ein Leistungsziel hat, nämlich den erreichten/erarbeiteten Lebensstandard in einem arbeitsfreien Alter in etwa beizubehalten, steht damit in Frage. Die Altersrente entwickelt sich von einer Lohnersatzleistung zu einer Kombirente. (…) – Der Verweis auf die unbegrenzte Möglichkeit, die Altersrenten durch ein Erwerbseinkommen aufzustocken, lässt sicherlich auch einen vorgezogenen Rentenbezug mit Abschlägen als weniger nachteilig erscheinen. Deswegen wird die Aussage kaum auf sich warten lassen, dass eine weitere Heraufsetzung der Regelaltersgrenze, verbunden mit entsprechend höheren Abschlägen bei einem vorgezogenen Rentenbezug, finanziell ja nun durchaus verkraftbar sei. Und erst recht liegt die politische Schlussfolgerung nahe, die Entscheidung, das Rentenniveau niedrig zu halten oder noch weiter abzusenken, führe doch das fortlaufende Erwerbseinkommen zu keiner Versorgungslücke. – Übersehen wird dabei jedoch, dass eine Weiterarbeit keinesfalls selbstverständlich ist: Gerade diejenigen, die aus Gründen einer nachlassenden gesundheitlichen und beruflichen Leistungsfähigkeit und belastenden Arbeitsbedingungen eine vorgezogene Altersrente mit Abschlägen beziehen müssen, sind nur nicht oder nur begrenzt in der Lage, weiterzuarbeiten. Begünstigt werden demgegenüber die gesundheitlich Leistungsfähigen mit einem in der Regel höheren Einkommen, die weiterarbeiten können und auch wollen. – Kommt es zu einem Arbeitsplatzverlust, wird das Risiko einer Arbeitslosigkeit nicht abgesichert, denn neben einer Vollrente gibt es keinen Anspruch auf Zahlung von Arbeitslosengeld. Das gleiche gilt für die soziale Absicherung bei einer langen Krankheit; wird eine Vollrente bezogen, so erlischt der Anspruch auf Zahlung der Versicherungsleistung Krankengeld. (…) – Aber auch bei den noch fitten Älteren lässt die gesundheitliche und berufliche Leistungsfähigkeit mit steigendem Lebensalter nach oder ist nicht mehr vorhanden und die Erwerbstätigkeit wird aufgegeben. Dann muss der Lebensunterhalt allein mit der abschlagsgeminderten Rente bestritten werden (…) [Der] rentenpolitische() Sprecher [der Linkspartei], Matthias W. Birkwald, wies am 21. Dezember im Deutschlandfunk (…) auf die Fallstricke der neuen Regeln hin: Dass Menschen nun 70.000 Euro oder mehr im Jahr verdienen können und zusätzlich eine Rente bekommen, »halte ich für ein süßes Gift«, erklärte Birkwald. Sollte das Angebot »massenhaft angenommen werden, dann wird es nach kurzer Zeit heißen: Ja, dann können wir auch die Regelaltersgrenze auf 70 oder 75 anheben, weil die Menschen haben ja noch ihren Hinzuverdienst. Oder aber das Rentenniveau kann weiter abgesenkt werden.«…“ Beitrag von Stefan Sell vom 27. Dezember 2022 auf seiner Homepage externer Link, siehe auch:

    • Rente und Arbeitsmarkt: Was der Wegfall der Zuverdienstgrenze bedeutet
      Für Menschen, die vorzeitig in Rente gehen, galten bislang Hinzuverdienstgrenzen. Diese Regel fällt ab dem 1. Januar 2023 weg. Wer will, kann dann unbegrenzt Geld verdienen. Die Folgen für Fachkräftemangel und Rentensystem sind strittig…“ Beitrag von Volker Finthammer vom 21.12.2022 im Deutschlandfunk externer Link
  • 1,3 Millionen arbeitende RentnerInnen: Mit 72 noch auf der Baustelle 
    „Die Zahl der berufstätigen Rentner ist deutlich gestiegen. Viele von ihnen arbeiten in körperlich anstrengenden Berufen, etwa in Bau- oder Chemiefirmen oder im Maschinenbau – aus den unterschiedlichsten Gründen. In Deutschland arbeiten schon jetzt mehr als 1,3 Millionen Frauen und Männer länger als sie müssten. Die Zahl der arbeitenden Rentner ist in den vergangenen vier Jahren deutlich gestiegen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Bundesagentur für Arbeit für den MDR. Demnach arbeiteten im Juni 2021 fast 300.000 Menschen in sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten „über die Regelaltersgrenze hinaus“. So wird das Weiterarbeiten offiziell bezeichnet. Das ist ein Anstieg von fast 30 Prozent im Vergleich zu 2017. Etwas moderater fiel der Anstieg bei den Minijobs aus. In Deutschland stieg die Zahl von Männern und Frauen im Rentenalter mit Minijobs um rund fünf Prozent auf nun rund eine Million. Die Corona-Pandemie hat den Trend zu mehr beschäftigten Rentnern offensichtlich nicht beeinträchtigt. Dabei gehören die Älteren zur Risikogruppe für einen schwereren Verlauf der Krankheit. (…) Vier von zehn Firmen beschäftigen laut dem Forschungsinstitut bereits Senioren. Zunehmend erkennen die Betriebe, welchen Wert die Älteren für sie haben. „2015 wollten die Unternehmen ein Viertel der Leute halten. Drei Jahre später ist diese Zahl schon auf 58 Prozent hochgegangen. Heißt: Sechs von zehn Leuten, die in Rente gehen, würden die Unternehmen gern halten“, sagt IW-Forscher Stettes. Nur so können Unternehmen den Wissenstransfer zu jüngeren Kollegen absichern und die Probleme durch den Fachkräftemangel zumindest etwas abfedern…“ Beitrag von Pierre Gehmlich vom 26. Januar 2022 bei tagesschau.de externer Link
  • Arbeiten trotz Rente: 450-Euro-Jobber im Ruhestand. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der arbeitenden Rentner fast verdreifacht 
    „… Von der Jahrtausendwende bis 2018 stieg die Zahl der erwerbstätigen Rentner laut Bundesarbeitsministerium von 530.000 auf 1,445 Millionen. Jeder Zwölfte verdient sich heute im Ruhestand etwas hinzu. Seit Anfang vorigen Jahres ist auch Klaus David Rentner. Doch an ein paar Tagen im Monat geht der 64-Jährige weiter ins Werk, morgens um sechs. 24 Stunden macht er im Monat, rüstet an Fahrzeugen Beleuchtung und Klimaanlagen um, prüft Stromabnehmer. „In erster Linie ist es so, dass ich meine Rente aufstocken wollte“, erklärt der gelernte Starkstromelektriker. Da kam es David gelegen, dass der Chef ihn bat weiterzumachen. „Senior expert“ nennt die Bahn rund 500 Kollegen, die als Rentner an Bord bleiben. Das Unternehmen will sich ihr Wissen und ihre Erfahrung länger sichern. Den Fachkräftemangel spürt nicht nur der Staatskonzern. Rentner springen für Bademeister in Freibädern ein, damit diese nicht schließen müssen. Sie tragen Zeitungen aus oder bleiben eben in ihren alten Jobs. Unter den Menschen mit 450-Euro-Jobs bilden Rentner laut Bundesagentur für Arbeit inzwischen die größte Gruppe. (…) In den ersten drei Jahren nach Rentenbeginn arbeitet noch fast jeder Dritte, Frauen etwas häufiger als Männer. Das hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung auf Grundlage einer Umfrage ermittelt. Um Fachkräfte zu sichern, bildeten Menschen kurz vor oder in der Rente ein „bedeutendes Aktivierungspotenzial“, heißt es bei dem hauseigenen Institut der Bundesagentur für Arbeit. Ruheständler sind begehrt. Gerade hat das Land Berlin 250 Lehrer aus der Pension zurückgeholt, weil sonst Personal fehlt. (…) Das Arbeitsministerium erwartet, dass künftig noch mehr Rentner arbeiten, weil Lebensentwürfe sich veränderten und die Baby-Boomer-Generation nun in das Alter komme. Sozialverbände verweisen dagegen immer wieder auf die Rentenhöhe, die sie in vielen Fällen für zu gering halten…“ Agenturmeldung vom 19. August 2019 bei der taz online externer Link
  • Einige kommen nicht zur Ruhe: In Europa gehen immer mehr Menschen im Rentenalter arbeiten. Besonders ausgeprägt ist der Anstieg in Deutschland
    „Knapp vier Millionen Angehörige der Altersgruppe 65 plus waren 2014 in den 15 Ländern der alten EU erwerbstätig, davon 964.000 in Deutschland. Das geht aus einer Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- Berufsforschung (IAB) auf Basis des European Labour Force Survey hervor. Von den 65- bis 74-Jährigen – noch Ältere sind in keinem Land in nennenswerter Zahl erwerbstätig – arbeiteten demnach 8,7 Prozent. In Deutschland betrug die Quote 9,6 Prozent. 2002 lag der deutsche Wert mit 4,2 Prozent noch unter dem EU-Durchschnitt von damals 5,2 Prozent. Ob hinter dem starken Zuwachs vor allem finanzielle Motive stehen oder ob Senioren in erster Linie aus anderen Gründen erwerbstätig sind, lasse sich aus den Zahlen nicht ablesen, so das IAB…“ Mitteilung aus Böckler Implus Ausgabe 01/2017 bei der Hans-Böckler-Stiftung externer Link. Siehe dazu die Studie von Thomas Rein „Arbeiten im Rentenalter“, IAB-Bericht 25/2016 externer Link
  • Altersarmut: Immer mehr Rentner arbeiten
    Die Zahl der über 75-Jährigen mit Minijob hat sich binnen zehn Jahren verdoppelt. Warum arbeiten die älteren Menschen? Die FR beantwortet Fragen zum Thema.
    Die Rentenpolitik wird nach Lage der Dinge eines der großen Themen im bevorstehenden Bundestagswahlkampf. Weil die Bevölkerung insgesamt altert, könnte es in Zukunft zu einem dramatischen Abschmelzen des Rentenniveaus und zu einer weiteren Anhebung des Renten-Eintrittsalters über die bisher angepeilten 67 Jahre hinaus kommen. Dagegen laufen Gewerkschaften und Sozialpolitiker Sturm. Neue Zahlen aus dem Arbeitsministerium legen nahe, dass die Rente schon heute für viele ältere Menschen nicht zum Leben reicht. Immer mehr Senioren verdienen sich mit Minijobs etwas hinzu. Ein Blick auf den aktuellen Stand der Dinge…“ Artikel von Thorsten Knuf vom 30. August 2016 bei der FR online externer Link. Siehe dazu:

  • Müssen, wollen, wollen müssen. Markus Drescher über Arbeit und Armut im Alter
    Nicht nur in Großstädten lässt sich jeden Tag einer der Pfeiler der Grundsicherung im Alter beobachten: Menschen, die offensichtlich das Renteneintrittsalter bereits seit einiger Zeit überschritten haben, suchen Mülltonnen und -container nach Pfandflaschen ab. Zynismus? Traurige Realität. Wenn die Rente nicht zum Leben reicht, müssen viele und im schlimmsten Fall zwangsweise in den Müll oder – wer dazu in der Lage ist – zu anderen Geldquellen greifen…“ Kommentar von Markus Drescher in Neues Deutschland online vom 25.06.2014 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=60782
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