»Pfandringe« für Abfallbehälter als Wirtschaftswunder der Hartz-Gesetze: In Würde Müll sammeln

Dossier

Hinz & Kunzt: Flaschensammeln und MülleimerdebatteNie mehr im Kübel nach Flaschen wühlen: Initiativen fordern »Pfandringe« externer Link für Abfallbehälter. SPD und Grüne wollen teure Neuerung in mehreren Städten durchsetzen. Seit Inkrafttreten der Agenda 2010 unter der Bundesregierung von SPD und Grünen ist die Armut in der Bundesrepublik rasant gestiegen. Immer mehr Menschen sammeln die Reste der Wegwerfgesellschaft, um über die Runden zu kommen. Pro Pfandflasche oder -dose gibt es bei Rückgabe acht, 15 oder 25 Cent. Seit gut zwei Jahren machen sich in einigen Städten vor allem Sozialdemokraten und Grüne dafür stark, daß Betroffene nicht zu tief im Abfall »graben« müssen. Sie setzen sich für die Installation sogenannter Pfandringe an Abfallbehältern ein…“ Artikel von Susan Bonath in junge Welt vom 19.04.2014 externer Link, siehe dazu:

  • [Grüne können doch Sozialpolitik] Armut: 980.000 Menschen sammeln in Deutschland Pfand New
    „… Gerade einmal null bis vier Euro pro Tag verdient die Mehrheit der Menschen, die Pfand sammeln. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 400 aktiven Pfandsammler:innen durch ein Marktforschungsinstitut.Nicht viel angesichts dessen, dass sich fast jede:r dritte Pfandsammler:in in Deutschland ausschließlich durch das Sammeln von weggeworfenen Dosen und Flaschen über Wasser hält. „Hinter der Bezeichnung Pfandsammler steckte bisher eine anonyme Masse, deshalb haben wir erstmals belastbare Daten darüber erhoben, wie viele Menschen in Deutschland aktiv sammeln, wie viel sie damit verdienen und wie ihre Wahrnehmung in der Bevölkerung ist“, sagt Pascal Fromme von fritz-kola. Mit der Initiative „Pfand gehört daneben“ will der Getränkekonzern erreichen, dass Pfand nicht im Müll landet, sondern recycelt wird. Wer Pfandflaschen neben den Müll stelle, zeige zudem eine kleine Geste der Solidarität den Menschen gegenüber, die mithilfe von Pfandgut ihr tägliches Leben meistern. „Wir wollen damit dazu beitragen, offen Probleme und Lösungen zur Verbesserung der Situation der pfandsammelnden Menschen finden zu können“, sagt Fromme. Mehr als ein Drittel der befragten Pfandsammler:innen gab laut Befragung an, sich in der Vergangenheit bereits beim Flaschensammeln verletzt zu haben. Wer seine leeren Flaschen neben den Mülleimer stelle, mache die Arbeit für die Pfandsammler:innen nicht nur hygienischer, sondern senke auch ihre Verletzungsgefahr.“ Beitrag von Jonas Füllner vom 27. Januar 2022 aus dem Hamburger Straßenmagazin Hinz & Kunzt externer Link
  • Vom Pfandsammeln, Pfandgeben und Pfandnehmen
    „Seit 15 Jahren gibt es die Hartz-IV-Gesetze. Seit dieser Zeit hat sich in den Städten eine Parallelgesellschaft weiter herausgebildet, deren Mitglieder in den „Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf“ leben. (…) Seit dieser Zeit hat sich eine Szenerie entwickelt, die durch Benefiz-Veranstaltungen, Charity-Galas und Sammlungen ganz viel „stiftet“, spendet und möglichst öffentlichkeitswirksam sich selbst vermarktet. Seit dieser Zeit hat sich ein riesiger Markt der karitativen Arbeit und Barmherzigkeit ausgebreitet. Seit dieser Zeit hat sich der Staat immer mehr aus seiner sozialstaatlichen Verantwortung zurückgezogen und vieles dem bürgerschaftlichen Engagement überlassen. (…) Seit dieser Zeit versuchen immer mehr Menschen, ihr Einkommen durch das Sammeln von Pfandflaschen aufzubessern, aber auch wegen der Sehnsucht nach einer festen Tagesstruktur und einer Aufgabe, die an Arbeit erinnert. (…) Wo alles zur Ware wird, geht es auch beim Flaschen sammeln darum, die Mülleimer wieder zu Goldminen der Bedürftigen zu machen. Dafür werden immer mehr kreative Vorschläge von „Sparkommissaren“, umweltbewegten Aktivisten und karitativen Funktionären gemacht. (…) Es geht darum, die Mülleimer wieder zu Goldminen der Bedürftigen zu machen, denn monatlich 150 Euro sollte man nicht brachliegen lassen, sondern auch dieses Geld „arbeiten lassen.“ (…) Dafür werden immer mehr kreative Vorschläge gemacht. Gemeinsam ist diesen Vorschlägen, dass sie das Problem der zunehmenden Armut in unserer Gesellschaft nicht an der Wurzel packen wollen, sondern darauf abzielen, den Menschen, die darauf angewiesen sind, das Sammeln etwas würdiger zu organisieren und in das wirtschaftliche System zu integrieren…“ Beitrag vom 12. Februar 2020 vom und beim Gewerkschaftsforum Dortmund externer Link
  • Arme stören »Ästhetik«. Hausverbote und Strafanzeigen: Hamburger Flughafen und Bahn rigoros gegen Flaschensammler
    Immer mehr Menschen sammeln Pfandflaschen, um niedrige Renten oder Sozialleistungen aufzubessern. Der »Hamburg Airport GmbH« ist solch sichtbare Armut aber ein Dorn im Auge. Wie zuerst das Straßenmagazin Hinz & Kunzt online berichtete, stellte die Hamburger Flughafenbetreiberin nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 97 Strafanzeigen gegen Menschen, die auf ihrem Gelände Leergut gesammelt hatten. Die Betroffenen sollen sich nicht an gegen sie verhängte Hausverbote gehalten haben…“ Artikel von Susan Bonath in junge Welt vom 02.02.2015 externer Link. Siehe dazu:

    • Erfolg!
      „… Innerhalb weniger Tage unterschrieben über 57.000 Menschen seinen Aufruf. Bereits am Donnerstag reagierte der Flughafen: „Wir haben verstanden.“ Gemeinsam mit Stephan Karrenbauer und seinem Team verständigte sich der Flughafen auf eine Lösung, die das Pfandsammeln am Flughafen wieder erlaubt. Alle 97 Strafanzeigen werden ohne Ausnahme zurückgenommen.“ Change.org-Meldung vom 8.2.2015
    • Strafanzeigen gegen Pfandsammler zurückziehen! @HamburgAirport
      Der Flughafen Hamburg hat im vergangenen Jahr 97 Strafanzeigen gegen Flaschensammler gestellt, die gegen das dort geltende Sammelverbot verstoßen haben. Das haben wir beim Hamburger Straßenmagazin Hinz&Kunzt im Januar herausgefunden, nachdem einer unserer Verkäufer mit so einer Anzeige zu mir kam. Ich bin Sozialarbeiter bei Hinz&Kunzt und war schockiert, dass nun auch mit Strafanzeigen gegen Arme vorgegangen wird…“ Petition bei change.org externer Link
    • Flughafen Hamburg: 97 Anzeigen fürs Flaschensammeln
      Flaschensammler sind im Hamburger Flughafen nicht gerne gesehen: 97 Anzeigen stellte das Management 2014 gegen Sammler, die gegen ein zuvor ausgesprochenes Hausverbot verstoßen hätten…“ Artikel von BELA in hinz & kunzt vom 7. Januar 2015 externer Link
  • Weiter im Artikel von Susan Bonath in junge Welt vom 19.04.2014 externer Link: „… Der Kölner Stadtrat Berthold Bronisz (Die Linke) geißelt das Projekt in einer Erklärung hingegen als »eine Methode, die ähnlich wie Tafeln die Armut weiter verfestigt«. »Es hat schon was, wenn eine Partei, die Millionen Menschen in materielle Not zwingt, sich als deren Anwalt aufspielt und den Pfandring als ultimative Waffe gegen Armut ins Spiel bringt«, findet Bronisz. Die Maßnahme ändere nichts daran, daß Hartz-IV-Bezieher, Obdachlose und andere Mittellose sozial gedemütigt und von Behörden drangsaliert würden. »Wer dafür ist, Armut zu verringern, muß dafür sorgen, daß Renten, Regelsätze und Löhne auf ein menschenwürdiges Niveau steigen«, so Bronisz. Derweil fordern Initiativen sowie SPD und Grüne auch in anderen Städten die Metallkränze…“ Siehe dazu auch:
    • SPD beantragt Testlauf für Pfandringe. Halterung an Mülleimern soll Flaschensammlern das Wühlen im Müll ersparen
      Bamberg hat als erste Stadt Deutschlands einen Testlauf für Flaschenringe gestartet. Geht es nach den Cloppenburger Jusos, folgt die Kreisstadt diesem Vorbild…“ Artikel von Anuschka Kramer in der NWZ online vom 12.03.2014 externer Link. Aus dem Text: „… Hintergrund der Idee sind die zahlreichen Pfandsammler, die vor allem in Großstädten aus öffentlichen Abfallbehältern Pfandflaschen angeln, um sich Geld zu verdienen. „Aber auch in Cloppenburg sieht man immer häufiger Menschen, die mehr oder weniger freiwillig in öffentlichen Abfallbehältern gezielt nach weggeworfenen Pfandflaschen suchen“, so Juso-Vorsitzender Jan Oskar Höffmann in einer Mitteilung. Mit den Pfandringen könnte auf kreative und einfache Art, so die Jusos und die SPD-Fraktion, das Sammeln von Pfandflaschen menschenwürdiger gestaltet werden…“
  • Siehe auch bei Hinz & Kunzt das Dossier zur Mülleimerdebatte externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=57411
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