Pro – Warum Europa Griechenland retten muss
Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 23. August 2012
Heute (22.8.12) ist in der SZ noch einmal ein „Leitkommentar“ von Alexander Hagelüken zu Griechenland unter der Überschrift „Teuerer Irrtum“, wo er aufführt, welche Kosten Griechenland bei einem „Austritt“ (Rauswurf) aus der Eurozone dem „Rest“ in der Eurozone verursachen könnte, sozusagen nachgeschoben zu seinem Plädoyer vom 19.2.12 = ANLAGE = letzter Link), nachdem der deutsche EZB-Direktor Jörg Asmussen sich schon deutlich gegen einen – zu teuren – Rauswurf von Griechenland aus der Eurozone ausgesprochen hatte. (vgl. den Kommentar dazu von Ulrike Herrmann „Bundesbank endlich machtlos“: www.taz.de/!99996/ oder auch 1a.) bei www.nachdenkseiten.de/14214#h01 )
Dabei wird von Ulrike Herrmann gerade nicht das klare Plädoyer des EZB-Direktors Jörg Asmussen für ein Verbleiben von Griechenland im Euro erwähnt. Er führt aus: „Das Spielen mit nationalen Klischees von allen Seiten, in Deutschland über Griechenland und umgekehrt, ist der Komplexität der Lage nicht angemessen.“ (www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/ezb-direktor-zur-eurokrise-asmussen—spielen-mit-nationalen-klischees-ist-leichtfertig-,10808230,16920556.html )
Weiter führt Hagelüken als Gründe noch einmal auf:
1.) Es sind vor allem zwei Kosten, die den Befürwortern eines schnellen Grexit bewusst sein müssen. Zum einen würden der griechische Staat und seine Wirtschaft ins Chaos stürzen. (Vgl. zur jetzigen Situation schon „Griechenland spart wie kein Industrieland je zuvor. Doch der Schuldenberg wächst“: www.fr-online.de/schuldenkrise/griechen-brauchen-mehr-zeit-griechenland-will-luft-zum-atmen,1471908,16938414.html und auch noch www.sueddeutsche.de/wirtschaft/sparbemuehungen-in-griechenland-athen-hofftauf-die-atempause-1.1446935 )
Die mit einer weichen Drachme kaum bedienbaren Schulden und die vermutlich aus bleibenden Investitionen, das alles könnte das Land kaum verkraften. Es bliebe auf Unterstützung angewiesen, welche die anderen Regierungen der EU-Partner wohl kaum versagen werden.
Zudem wird ein Land im Niedergang die bisher gegebenen Euro-Kredite schuldig bleiben. Für die deutschen Steuerzahler, die bisher real noch keinen Euro verloren haben, hieße das: Viele Hilfsmilliarden wären dann wirklich weg. (Vgl. dazu z.B. noch einmal „Wie Deutschland an der Griechenlandhilfe verdient“ (= bis 2026 allein 12,7 Milliarden an Zinsgewinnen für die EZB, von denen Deutschland den größten Anteil bekommen würde: www.sueddeutsche.de/wirtschaft/athen-zahlt-schulden-zurueck-wie-deutschland-an-der-griechenlandhife-verdient-1.1445399 – oder auch www.nachdenkseiten.de/?p=14214#h03 )
2.) Am schlimmsten ist wohl die Gefahr, dass andere schwächelnde Länder angesteckt werden. Die Apologeten des Rauswurfs glauben, die Währungsunion werde ohne die Griechenlast aufblühen. Wahrscheinlicher ist, dass die Finanzakteure sich ermutigt fühlen, auch solch ein Endspiel mit Portugal, Spanien und Italien zu veranstalten. (www.spiegelfechter.com/wordpress/8249/grexit-und-geuro-die-planspiele-der-finanzlobby (vom 22.5.12))
Warum soll eine Wette gegen sie misslingen, wenn Athen so leicht aus dem Euro zu schießen war? (http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/2.220/pro-warum-europa-griechenland-retten-muss-1.1287388 )
Dazu meint selbst der bisher so finanzmarktfreundliche EZB-Direktor bei seinem Plädoyer für das Verbleiben von Griechenland in der Eurozone (siehe Asmussen a.a.o.): „Dennoch sollte man nicht so tun, als wüsste man mit Sicherheit, was bei einem Ausscheiden eines Landes am Tag danach passiert: Ist es der erste Dominostein, der fällt? Oder wird Ballast abgworfen?“
Vieles spricht ja m.E. für ersteres.