Von den (Stahl-)Hütten in die (Glas-)Paläste. Arbeitsplätze, die neueste Literatur betreffend
„Wir schlafen nicht hat die österreichische Autorin Kathrin Röggla ihr Update der Protokollliteratur betitelt, in dem sie die Akteure der New Economy zu Wort kommen lässt. Ihre Collage dokumentiert die Deformationen der postfordistischen Arbeitswelt aus Sicht ihrer sogenannten Leistungsträger. Spätestens mit Rögglas Text, der an die engagierten Vorbilder der 1960er und -70er Jahre anknüpft, kann eine Rückkehr der Arbeit in die Gegenwartsliteratur konstatiert werden, deren Formel grob formuliert lautet: Von den (Stahl-)Hütten in die (Glas-)Paläste der Global Player. Arbeit, besonders in ihrer Abwesenheit, hat seit den 1990er Jahren eine literarische, zumeist theatrale Renaissance erlebt. Aber es hat, mit Ausnahme von Urs Widmers Stück Top Dogs (1996), bis zum Platzen der Dotcom-Blase gedauert, bis sich die psychopathischen Yuppies aus Bret Easton Ellisʼ American Psycho (1991) oder Frederic Beigbeders 99 Francs (2000) zu leidenden Helden gewandelt haben. Weil ihre in Permanenz gesetzte kreative Flexibilität mittlerweile fast jedes Arbeitsverhältnis determiniert, werden sie zur Identifikationsfolie für eine immer größer werdende, prekärer beschäftigte Schicht. Die Leistungsträger werden zu Leidtragenden der Arbeitsgesellschaft umdefiniert. In diesem Milieu sind etliche der gegenwärtigen Romane zum Themenkomplex Arbeit angesiedelt…“ Empfehlenswerte Literaturschau von Torsten Erdbrügger und Inga Probst in der DGB-Gegenblende Januar/Februar 2014