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Mandelas Erbe
Die Stellungnahmen diverser Regierungsvertreter rund um die Welt zum Tod Nelson Mandelas sind ebenso bekannt wie zumeist heuchlerisch. Oder eben fokussiert auf jenen Teil von Mandelas Wirken, der mit den bürgerlichen Absichten vereinbar ist. Weswegen hier zumindest eine kleine Auswahl von Stellungnahmen aus Südafrika zusammengestellt werden soll, die aus der Sicht der Gewerkschaftsbewegung, der sozialen Bewegungen und der Linken Südafrikas eine keineswegs sektiererische Positionierung und Bewertung vornehmen.
So hat die Metallgewerkschaft NUMSA, gerade in einer heftigen politischen Auseinandersetzung innerhalb des Gewerkschaftsbundes COSATU befindlich, in der Erklärung To truthfully honour Mandela, we must renew the freedom struggle of the working class and rural poor am 08. Dezember 2013 (hier. Dokumentiert in der australischen Links) unterstrichen, dass sie einen wachsenden Widerspruch sehen zwischen Mandelas Politik und der des heutigen ANC (und dabei gleichzeitig die Verschiebung ihres Sonderkongresses auf die Zeit nach der Staatstrauer bekannt gegeben)
Dabei zitiert die NUMSA aus Mandelas Rede aus Anlass seiner Vereidigung als Präsident Südafrikas 1994: “Never, never and never again shall it be that this beautiful land will again experience the oppression of one by another and suffer the indignity of being the skunk of the world”. (Niemals wieder soll dieses schöne Land erneut die Unterdrückung des einen durch den anderen erfahren müssen und die Würdelosigkeit erleben müssen, das Stinktier der Welt zu sein).
Abahlali baseMjondolo, eine der wesentlichen Organisationen der armen Bevölkerung vor allem in den Slums, shackdwellers, nimmt in etwa dieselbe Position ein, wenn auch deutlicher ausgesprochen, mit der Erklärung “to honor Mandela we will march on the ANC” vom 09. Dezember 2013 (hier dokumentiert im Roarmag)
Abahlali erinnert dabei vor allem an Mandelas langjährigen Einsatz an der Seite der Slum-BewohnerInnen, und kontrastiert diese Haltung mit der heutigen des ANC.
In dem Diskussionsbeitrag Don’t Blame Mandela for Our Failure argumentiert der bekannte US-Linke RON JACOBS am 09. Dezember 2013 in Counterpunch, man dürfe Mandela nicht für das Versagen der Linken auf Weltebene verantwortlich machen
Er verweist dabei auf die Situation in der Mandela Präsident wurde – inklusive der damaligen Ratschläge der Regierungen Chinas und Vietnams, eben den allgemein geforderten neoliberalen Kurs einzuschlagen.
Die Frage “How much room was there for Mandela to maneuver?” (Wieviel – politischen – Spielraum hatte Mandela) stellt auch Patrick Bond, einer der einflussreichsten akademischen Linken in Südafrika in seinem Beitrag Nelson Mandela’s years in power: Was he pushed or did he jump? Am 05. Dezember 2013 ebenfalls in der australischen Links dokumentiert
Bond zeichnet dabei sehr ausführlich die damalige – vor allem ökonomische – Situation nach und verweist darauf, dass es eine ausgehandelte Transformation gewesen sei, die die Grundlage der seitherigen Entwicklung darstellte. Er ordnet darüber hinaus diesen Übergang in die zahlreichen vergleichbaren Ereignisse (etwa des Endes der Militärdiktaturen in Südamerika) ein und verweist ebenfalls auf den allgemeinen Druck, der auf dem Land lastete. Dabei verweist er unter vielem anderem etwa darauf, dass Mandelas (von der Linken zu Recht stark kritisiertes) RDP Programm für den Zeitraum 1994 bis 1999 die Umverteilung von 30% des Grundeigentums vorsah. Zu Beginn des Jahres 2013 waren es real nahezu exakt: 2%…
Mandelas Aussage “The kind of democracy that we all seek to build demands that we deepen and broaden the rights of all citizens. This includes a culture of workers’ rights.” (Der Kern der Aussage ist, dass Arbeiterrechte ein unumgänglicher Bestandteil von Demokratisierung seien) ist der Ausgangspunkt des Beitrags Nelson Mandela: Union Man von John Nichols am 06. Dezember 2013 bei portside
In dem Beitrag “For my generation, the death of #Mandela marks the end of Africa’s liberation struggle” unterstreicht Thandika Mkandawire am 06. Dezember 2013 in seinem Blog bei der London School of Economics die seiner Ansicht nach wesentlichen Punkte für die Sonderrolle Nelson Mandelas im afrikanischen Befreiungskampf. Dabei sollen hier vor allem zwei seiner vier wesentlichen Punkte erwähnt werden: Die Unbeugsamkeit in 27 Jahren Gefängnis und die Bedeutung demokratischer Reformen – gerade als Gegengewicht zu so manchen Befreiungskämpfern, die sich zu Diktatoren wandelten…
Der Beitrag Nelson Mandela: neither sell-out nor saint des südafrikanischen Schriftstellers Zakes Mda am 06. Dezember 2013 im britischen Guardian befasst sich unter anderem mit dem Verhältnis Mandela und ANC – wobei er darauf verweist, dass Mandela und seine Generation von Mitkämpfern jene waren, die die ANC Jugend gründeten, weil sie den damaligen ANC (der 40er Jahre) als verrottet und verloren betrachteten – und hat mit diesem Beitrag über 160 Kommentare provoziert, die die Vielschichtigkeit der Debatte dokumentieren, gerade auch über den heutigen ANC..