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Die dritte Beendigung des Neupack-Streiks durch die IG BCE
Artikel von Dieter Wegner, 12.08.2013
Die erste Streik-Beendigung war schon Ende Juni auf einer Mitgliederversammlung, als Landesbezirksleiter Ralf Becker dies den Mitglieder und gleich danach den Medien mitteilte.
Die zweite Streik-Beendigung war Ende vorletzter Woche, als dies den Mitgliedern der IG BCE auf einer Mitgliederversammlung mitgeteilt wurde. Und jetzt die dritte Streik-Beendigung laut 64. Streik-Info . Darin Becker: „Für die Arbeitnehmer bei Neupack bricht eine neue Zeit an“.
Daß die Vereinbarung abgeschlossen wurde, erfuhren die Beschäftigten jedoch nicht zuerst von der IG BCE oder dem Betriebsrat sondern am 9.8. von der Neupack-Geschäftsführung. „Wir sind erleichtert, daß der Betriebsrat von Neupack den erarbeiteten, umfangreichen Verbesserungen für alle Mitarbeiter heute Mittag doch noch zugestimmt hat. Die vorangegangenen langwierigen Verhandlungen fanden unter konstruktiver Mitwirkung der Gewerkschaft IG BCE statt“.
Die neue Zeit bricht ohne Urabstimmung an. Vor Streikbeginn gab es zwar eine Urabstimmung, aber jetzt vor der offiziellen Beendigung des Streiks wurden die KollegInnen nicht gefragt, ob sie mit dem Ergebnis einverstanden sind. Das ist laut Satzung möglich. Der Hauptvorstand kann seinen Mitgliedern durchaus diese schwere Entscheidung abnehmen.
Im Streik-Info steht natürlich auch nicht, daß man angetreten war für den Streik, um einen Tarifvertrag zu erkämpfen, es wird nur lapidar festgestellt, daß das „Ergebnis einen Kompromiß darstellt“.
Die Beschäftigten sollen ihre Arbeitsverträge bis Ende dieser Woche erhalten. Danach werden die PackerInnen dann in die Lohngruppen I, II oder III eingruppiert, die Maschinenführer in I bis IV. Diese Lohngruppen gab es bis dato nicht. StreikaktivistInnen sehen in den Aufspaltungen in Lohngruppen durchaus keine Erfüllung ihrer Forderung: Gleiche Arbeit – Gleiches Geld. Das Nasenprinzip gelte weiter.
Im Streik-Info steht natürlich auch nichts über eine Maßregelungsklausel, in der der Betriebsratsvorsitzende Murat Günes berücksichtigt wird. Sein Arbeitsschicksal entscheidet sich jetzt am 23.9. um 9 Uhr, Raum 113 bei der Verhandlung des Arbeitsgerichtes Hamburg.
Ob die Beschäftigten, d.h. die ehemals Streikenden ihre Zukunft auch als „Anbruch einer neuen Zeit“ sehen, müßte man erfragen. Die Gegenwart ist leider so, daß Hoeck/Krüger vorletzte Woche zwei Streikaktivisten verhaltensbedingt gekündigt hatte, letzte Woche nochmal drei ehemals Streikende. Ansonsten werden die Streikbrecher freundlich behandelt, einige der ehemals Streikenden jedoch gemobbt und von Vorgsetzten zu Schichtbeginn nicht begrüßt. Falls sie mal eine rauchen, werden sie angemacht, die Streikbrecher hingegen nicht.
Es wird jede Gelegenheit genutzt, KollegInnen bei Fehlverhalten abzumahnen oder sogar zu kündigen. Die Strategie dahinter ist, sich eine gefügige und eingeschüchterte Belegschaft zu schaffen, zu der ein Teil der Stammbelegschaft gehört und etliche der polnischen Streikbrecher. Die Überzähligen müssen raus.
Dieter Wegner, aktiv im Soli-Kreis Neupack, 12.08.2013