Internationales gewerkschaftliches Solidaritäts- und Kampfnetz

Invitation to an international union meeting 22 March to 24 March Paris: International Trade Unionism: we are building the futureDieser Aufruf wurde von gewerkschaftlichen Organisationen aus Europa, Afrika, Amerika und Asien verabschiedet. Unsere internationalen Zugehörigkeiten – oder Nicht-Zugehörigkeiten – sind unterschiedlich: Mitglieder des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Mitglieder des Weltgewerkschaftsbundes, Organisationen, die keiner dieser beiden Föderationen angehören, Teilnehmer an verschiedenen internationalen gewerkschaftlichen Netzwerken. Der Aufruf richtet sich an alle, die sich in einer gewerkschaftlichen Orientierung auf den Kampf wiederfinden, für Arbeiterdemokratie und Selbstorganisation der Arbeiter und Arbeiterinnen, sowie in der Notwendigkeit sozialer Veränderung.

Die Krise des kapitalistischen Systems und ihre weltweiten Auswirkungen: Die ökonomische, finanzielle, ökologische und soziale Krisen sind miteinander verknüpft und verstärken sich gegenseitig. Diese globale Krise des Kapitalismus zeigt die Sackgasse einer Entwicklung, die auf immer ungleicherer Verteilung der produzierten Reichtümer aufbaut, auf der finanziellen Deregulierung, dem allgemeinen Freihandel und der Mißachtung ökologischer Notwendigkeiten.

Um die Gewinne der Aktionäre und Eigentümer zu retten, die Zukunft der Banken und der globalen Institutionen (Weltbank, Internationaler Währungsfonds, Welthandelsorganisation etc) zu sichern, greifen Regierungen und Unternehmer die Rechte der Arbeiter und Arbeiterinnen immer heftiger an. Das gegenwärtige ökonomische und politische System organisiert die Ausplünderung verschiedenster Länder und zwingt Millionen von Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen, um überleben zu können – nur um ihnen anschliessend, unter dem Vorwand, sie seien MigrantInnen, jegliches Recht zu verweigern.

Die Zerstörung der öffentlichen Dienste, die Infragestellung aller sozialen Rechte, Angriffe auf gewerkschaftliche Rechte und ihre Verletzung, die Vertiefung von Prekarität und Erwerbslosigkeit, um auf die Bevölkerung Druck auszuüben…Die Methoden sind in allen Ländern dieselben.

Um ihre Ziele zu erreichen, wenden sie alle Mittel an: Kriminalisierung, Prozesse, Gefängnisse, Polizeieinsätze, militärische Besetzungen, alle Arten von Hindernissen gegen kollektive und individuelle Rechte. Die Repression ist eine ihrer Waffen gegen jene, die widerstehen, opponieren, Alternativen entwickeln. Unsere Antwort darauf ist auch die grenzüberschreitende Solidarität.

Die Gewerkschaftsbewegung, die wir vertreten, besteht nicht aus Pakten mit den Herrschenden, um die antisozialen Maßnahmen in Kraft zu setzen. Wir wollen eine Gewerkschaftsbewegung mit der Aufgabe, in internationalem Maßstab den Widerstand zu organisieren, um durch die Kämpfe die notwendige soziale Veränderung zu entwickeln.

Unser gewerkschaftlicher Kampf zielt darauf ab, das ökonomische, politische und soziale Entwicklungsmodell zu beenden, das auf der Logik des Profits, der Finanzen und der Wettbewerbsfähigkeit aufbaut. Wir wollen ein System, das auf den Gemeingütern aufbaut, auf der Verteilung der Reichtümer an alle, die an ihrer Erzeugung beteiligt sind, auf den Rechten der Arbeiter und Arbeiterinnen und einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung.

Wir treten für die Ausweitung, Demokratisierung und Aneignung der öffentlichen Dienste ein (Erziehung, Gesundheit, Transport, Energie, Wasser, Wohnung etc). Die Bewegungsfreiheit der Menschen und die Gleichheit der sozialen und politischen Rechte aller, unabhängig von Nationalität, Herkunft und Geschlecht ist Bestandteil unserer gemeinsamen Ziele.

Unser Gewerkschaftsstandpunkt verbindet die Verteidigung der unmittelbaren Interessen der Arbeiter und Arbeiterinnen mit dem Willen zur tiefgreifenden sozialen Veränderung. Er beschränkt sich nicht auf den Bereich ökonomischer Forderungen, sondern umfasst Fragen wie das Recht auf Wohnung, auf Land, die Gleichheit von Männern und Frauen, gegen den Rassismus, für die Ökologie, gegen den Kolonialismus.

Die Interessen, die wir vertreten, sind die der Arbeiterklasse (Arbeiter und Arbeiterinnen, seien sie beschäftigt oder im Ruhestand, erwerbslos oder in Ausbildung). Diese Interessen sind Teil der Interessen der Völker aller Gegenden dieser Welt. Und wir positionieren uns frontal gegen die Unternehmer, die Regierungen sowie die Institutionen, die in ihrem Dienst stehen. Wir bestehen auf unserer Autonomie gegenüber jeglicher politischen Organisation.

Es bestehen die internationalen Gewerkschaftsorganisationen und gewerkschaftliche Netzwerke wurden in beruflichem oder geographischem Kontext organisiert. Von einer Region zur anderen sind unsere gewerkschaftliche Geschichte und unsere Strukturen unterschiedlich. Aber wir teilen das Wesentliche: Wir sind dazu entschlossen Fortschritte zu machen bei der Entwicklung einer internationalen kämpferischen Gewerkschaftsbewegung.

Wir sind keine neue internationale Gewerkschaftsorganisation. Wir haben beschlossen ein gewerkschaftliches Netzwerk zu stärken und auszuweiten, das für offensives, demokratisches, autonomes, alternatives, feministisches und internationalistisches Gewerkschaftertum steht.

Wir wollen unsere Erfahrungen teilen, sie bereichern mit dem Widerstand und den Errungenschaften aller, wir wollen die Einheit über Grenzen hinweg, die internationale Solidarität der Arbeiter und Arbeiterinnen verankern. Im Angesicht der Krise, die die Bevölkerung aller Länder trifft und für die der Kapitalismus verantwortlich ist, sind die Koordination und Vereinheitlichung unserer Kämpfe nötig. Wir rufen gewerkschaftliche Kollektive dazu auf, mit uns zusammen die Einheit der gewerkschaftlichen Aktion zu verwirklichen, die Voraussetzung ist um den sozialen Rückschritt zu bekämpfen, um neue Rechte zu erkämpfen und eine andere Gesellschaft zu errichten.

Wir kämpfen nicht darum, zurück zu kehren. Gewiss sind die Angriffe auf die Arbeiterklasse heftig und manches Mal geschehen sie in neuen Formen. Aber die kapitalistische Ausbeutung ist nicht neu und sie ist es, mit der wir brechen müssen um Formen einer Gesellschaftsorganisation zu schaffen, die auf den Bedürfnissen des Volkes aufbaut.

Ein solches gemeinsames Herangehen werden wir Schritt für Schritt verwirklichen, zusammen mit allen kämpferischen Gewerkschaftsorganisationen, für die das kapitalistische System keine unüberwindbare Form der Organisation unserer Gesellschaften ist – die aufbauen und verändern durch alltägliche kollektive Kämpfe und alltägliche Reflexion über die Gesellschaft, die wir für morgen anstreben.

Nach dem internationalen Treffen vom März 2013 haben wir konkrete Ziele und Vereinbarungen. Wir haben gemeinsam entschieden und werden gemeinsam umsetzen:

  • Wir werden dauerhaft in internationaler Solidarität handeln, in erster Linie gegen jede antigewerkschaftliche Repression. Unser Kampf gilt jeder Form von Unterdrückung, vor allem jener der Frauen.
  • Wir werden uns gemeinsam und koordiniert an den bestehenden internationalen Kämpfen und Kampagnen beteiligen und unterstreichen das Recht auf Selbstbestimmung der Völker: Unterstützung der Völker Palästinas und der Westsahara, Anerkennung der autonomen Gewerkschaftsbewegung des Maghreb und des Nahen Ostens, gegen die militärische Besetzung Haitis, gegen die europäischen Verträge, die Austerität aufzwingen – für das Recht aller Völker, ihre Zukunft zu bestimmen.
  • Wir werden sowohl die internationale Arbeit auf Branchenebene stärken und ausbauen (Transportwesen, Erziehung, Call Center, Industrie, Handel, Gesundheit etc), als auch die allgemeinen Fragen betreffend (Rechte der Frauen, Migration, Wohnung, Ökologie, Gesundheit, Arbeit etc). Bereits jetzt wird die gemeinsame Arbeit in verschiedenen dieser Bereiche aufgenommen, und diese Entwicklung wird von Gewerkschaften in unseren jeweiligen Ländern unterstützt.
  • Wir werden die Reflexion und Ausarbeitungen über die Fragen der Krise des kapitalistischen Systems wie auch zu Systemalternativen fortsetzen.
  • Schliesslich werden wir die nötigen materiellen Mittel für die Verwirklichung unserer gemeinsamen Ziele gemeinsam betreiben: Webseite, Mailinglisten, Branchenkoordination etc…

Unterzeichnet bis zum 14. April 2013 von:

Nationale Gewerkschaftsföderationen

  • Central Sindical e Popular Conlutas (CSP-Conlutas) – Brasilien.
  • Confederación General del Trabajo (CGT) -Spanischer Staat.
  • Union syndicale Solidaires (Solidaires) – Frankreich.
  • Confédération Générale du Travail du Burkina (CGT-B) – Burkina Faso.
  • Confederation of Indonesia People’s Movement (KPRI) – Indonesien.
  • Confederación Intersindical (Intersindical) – Spanischer Staat.
  • Syndicat National Autonome des Personnels de l’Administration Publique (SNAPAP) – Algerien.
  • Batay Ouvriye – Haïti.
  • Unione Sindacale Italiana (USI) – Italien.
  • Confédération Nationale du Travail – Solidarité Ouvrière (CNT SO) – Frankreich.
  • Sindicato de Comisiones de Base (CO.BAS) – Spanischer Staat.
  • Organisation Générale Indépendante des Travailleurs et Travailleuses d’Haïti (OGTHI) – Haïti.
  • Sindacato Intercategoriale Cobas (SI COBAS) – Italien.
  • Confédération Nationale du Travail (CNT-f) – Frankreich.
  • Intersindical Alternativa de Catalunya (IAC) – Katalanien.
  • Union générale des travailleurs sahraouis (UGTSARIO) – Westsahara.
  • Ezker Sindikalaren Konbergentzia (ESK) – Baskenland.

Branchengewerkschaften

  •  National Union of Rail, Maritime and Transport Workers (RMT) – Großbritannien.
  • Centrale Nationale des Employés – Confédération Syndicale Chrétienne (CNE/CSC) – Belgien.
  • Sindicato Nacional de Trabajadores del Sistema Agroalimentario (SINALTRAINAL) – Kolumbien.
  • Fédération Générale des Postes, Telecom et Centres d’appel – Union Générale Tunisienne du Travail (FGPTT/UGTT) – Tunesien.
  • Trade Union in Ethnodata – Trade Union of Empoyees in the Outsourcing Companies in the financial sector – Griechenland.
  • Syndicat national des travailleurs des services de la santé humaine (SYNTRASEH) – Bénin
  • Organizzazione Sindicati Autonomi e di Base Ferrovie (ORSA Ferrovie) – Italien.
  • Sindicato Único de Trabajadores del Grupo Ripley S.A – Péru.
  • Union Nationale des Normaliens d’Haïti (UNNOH) – Haïti.
  • Confederazione Unitaria di Base Scuola Università Ricerca (CUB Scuola Università Ricerca) – Italien.
  • Confederazione Unitaria di Base Immigrazione (CUB Immigrazione) – Italien.
  • Coordinamento Autorganizzato Trasporti (COAT) – Italien.

Örtliche Gewerkschaften

  • Union Sindicale di Base Milanoest – Casa dei Sindacati di Base – (USB Milanoest) – Italien.
  • Trades Union Congress Liverpool (TUC Liverpool) – England.
  • Sindacato Territoriale Autorganizzato (ORMA) – Italien.
  • Fédération syndicale SUD Service public, canton de Vaud (SUD Vaud) – Schweiz
  • Etudiants Fédération Générale du Travail de Belgique sections bruxelloises (Etudiants FGTB Bruxelles) – Belgien.
  • Sindicato Unitario de Catalunya (SU Metro) – Katalanien.
  • Sindicato dos Trabalhadores da Fiocruz (Asfoc-SN) – Brasilien.

Internationale Gewerkschaften

  • Industrial Workers of the World – International Solidarity Commission (IWW)

Gewerkschaftliche Strömungen und Netzwerke

  • Transnationals Information Exchange Germany (TIE Germany) – BRD
  • Emancipation tendance intersyndicale (Emancipation) – Frankreich.
  • Globalization Monitor (Gmo) – Hong Kong
  • Courant Syndicaliste Révolutionnaire (CSR) – Frankreich
  • No Austerity – Coordinamento delle lotte – Italien.
  • Solidarité Socialiste avec les Travailleurs en Iran (SSTI) – Frankreich.
  • Basis Initiative Solidarität (BASO) – BRD
  • LabourNet Germany – BRD.
  • Resistenza Operaia – operai Fiat-Irisbus – Italien.

Der Aufruf in anderen Sprachen:

Spanisch

Englisch

Französisch

Italienisch

Portugisisch

Türkisch

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=32727
nach oben