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Jugoremedija
Dossier
„Seit dem Ende Jugoslawiens vor zwanzig Jahren vernichtet eine wilde Privatisierungswelle die ökonomische Grundlage der Region. Die streitbaren und selbstbewussten ArbeiterInnen einer Arzneimittelfabrik in Nordserbien beweisen, dass es auch anders geht, und haben den Betrieb in Selbstverwaltung übernommen. Dem serbischen Gesundheitsministerium passt das nicht…“ Bericht von Thomas Bürgisser, Zrenjanin, in der WoZ vom 12.04.2012 : „Selbstverwaltung in Serbien: Pleitegeier, Auftragskiller und eine freche Belegschaft“ – siehe dazu:
- Serbische selbstverwaltete Fabrik konsequent in den Bankrott getrieben
„»Wir haben das Vertrauen in die Justiz und den Staat verloren, denn am Ende ist das Schlimmste passiert«, sagt Branislav Markus über den Bankrott der Fabrik Jugoremedija im serbischen Zrenjanin. »Nach vier Jahren Insolvenz und zehn Jahren Arbeitskampf haben wir keine Kraft und kein klares Ziel mehr vor Augen.« Die Enttäuschung und Resignation des früheren chemischen Laboranten ist deutlich. Sie sind das Resultat eines langjährigen Prozesses, der viele Höhen und Tiefen hatte. Das Pharmaunternehmen Jugoremedija war bis über die Grenzen hinaus für einen anhaltenden, aber erfolgreichen Arbeitskampf gegen eine korrupte Privatisierung bekannt und das Symbol der serbischen Arbeiter_innenbewegung. Anfang November 2016 erklärte das Zrenjaniner Wirtschaftsgericht das Unternehmen für Bankrott“ – so beginnt der Beitrag „An der kapitalistischen Realität gescheitert“ von Kathrin Jurkat in ak – analyse&kritik vom Dezember 2016 über das Ende eine der Hoffnungen der Alternativwirtschaft
- „Beugemaßnahmen – Selbstverwaltete Fabrik »Jugoremedija« in Serbien soll in den Bankrott getrieben werden“ am 26. Februar 2013
- Unterstützung für die Jugoremedija-ArbeiterInnen in Serbien: Die Auseinandersetzung um Jugoremedija (die einzig selbstverwaltete Fabrik in ganz Serbien) und die neugeschaffene Penecillinprodukte erzeugende Fabrik Penpharm
„Seid bereits eineinhalb Jahren werden Jugoremedija, eine pharmazeutische Fabrik in Zrenjanin, und Penpharm, eine Penicillin produzierende Betriebsstätte – welche von „Jugoremedija“ und einer Gruppe von Arbeiter-AktionärInnen aufgebaut wurde – stark unter Druck gesetzt von politischen Strukturen, Finanzmagnaten und serbischen Medien. Obwohl im Juni 2011 die EU Serbien beauftragt hat 24 strittige Privatisierungen zu überpüfen – unter ihnen auch der illegale Verkauf von Jugoremedija Aktien 2002 – verloren die serbischen Behörden keine Zeit Maßnahmen zu ergreifen, die den Forderungen von Brüssel direkt entgegengesetzt waren…“ Der (übersetzte) Unterstützungsbrief an die Leitung der EU-Delegation nach Serbien , Herr Vincent Degert, an den Sondergesandten des europäischen Parlaments für den Balkan, Herr Jelko Kacin und an die Angeordneten des europäischen Parlaments. Die KollegInnen schreiben: „Dear friends, please sign this letter to support Jugoremedija workers‘ sttrugle and send it to the following 5 addresses. Thank you and best regards from Belgrade!…“ Das (englische) Original auf der Seite Pokret za slobodu. Dort auch die Adressen, an die der Brief gesandt warden soll
- Jugoremedija
„Dokumentarfilm über den Kampf von Arbeiter_innen/Aktionär_innen der Fabrik „Jugoremedija“ in Zrenjanin gegen den Hauptaktionär Jovica Stefanovic Nini, einen Zigarettenschmuggler und ehemals engen Mitarbeiter von Marko Milosevic und Smiljko Kostic. Als der Film gedreht wurde, im Serbien der Übergangszeit, waren Arbeiter_innen und Kleinaktionär_innen von „Jugoremedija“ die kämpferischste Gruppe. Als sie am 1. März 2007 gewannen und ihre eigene Betriebsleitung ernannten, waren sie das einzige von Arbeiter_innen und Kleinaktionär_innen verwaltete Unternehmen in diesem Teil der Welt. Der Hauptprotagonist des Filmes, Gewerkschaftssekretär Zdravko Deuric, ist heute der Generaldirektor von Jugoremedija. In seiner Amtszeit wurde unter den Bedingungen der Finanzkrise über 10 Milionen Euro in die Anpassung von Produktionsstätten an das europäische GMP Zertifikat investiert. Gerade diese Investition war der Grund dafür, dass der serbische Staat sein Aktienpaket von 42% der Anteile an Jovica Stefanovic verkaufte. Stefanovic ist seit Anfang 2011 im Gefängnis…“ Der Film bei labournet.tv (serbisch | 66 min | 2011)
- Die ArbeiterInnen von Jugoremedija gehen ihren eigenen Weg
„Serbien wird 2011 gegen eine hohe Arbeitslosigkeit ankämpfen müssen. Gegenwärtig sind nach einer offiziellen Statistik 800.000 Menschen ohne Arbeit, die reale Zahl ist doppelt so hoch. Für die Probleme der serbischen Wirtschaft wird die schlechte Privatisierung der Fabriken verantwortlich gemacht. Von 2001 bis heute wurden 2640 Unternehmen privatisiert, wenige erfolgreich. Die Hälfte davon ging bankrott, die ArbeiterInnen haben ihre Jobs verloren. Da die ArbeiterInnen auch gleichzeitig KleinaktionärInnen, also zum Teil EigentümerInnen der Unternehmen waren, verloren sie ihre Arbeitsplätze und ihr Kapital. Für diese Probleme werden schon lange die Korruptionsstrukturen, welche die Fabriken verkaufen, das Marktmonopol sowie das Kapital von verbrecherischer Herkunft, mit dem die Fabriken gekauft wurden, verantwortlich gemacht. Die ArbeiterInnen Serbiens, zumindest ein großer Teil von ihnen, hatte nicht die Kraft, in der Periode der Transition (dem Weg aus dem Sozialismus in den Kapitalismus), das Motto „nichts wird über mich entschieden ohne mich“ aufzugreifen und zu leben...“ Artikel von Branislav Markus, Arbeiter und Verwaltungsrat der Arzneimittelfabrik Jugoremedija, Januar 2011