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Podiumsgespräch zu Hartz-IV-Sanktionen stärkt Vernetzung
Bericht vom Freundeskreis Bert Neuman von der Veranstaltung zu Hartz IV in Forst
Ralph Boes legt leidenschaftliche dar: „Wenn millionen Menschen, die arbeiten gehen, ihr Gehalt durch Hartz IV aufstocken müssen, ist das nichts anderes als ein riesiges Subventionsprogramm für schlechte Arbeit. Wenn Erwerbslose mit aller Macht in sinnentleerte Arbeitsverhältnisse gepresst werden, verliert der erste Satz des Grundgesetzes – Die Würde des Menschen ist unantastbar – seine Bedeutung. Die Gesetze und Verwaltungsvorschriften, die das Gerüst des Hartz-IV-Systems bilden, sind mit den Menschenrechten nicht vereinbar.“
Er hat den Weg gewählt, sich selber bewusst in die Schusslinie aller Sanktionen zu stellen und sich zur „Ratte im Testlabor“ zu machen, um gemeinsam mit einem starken UnterstützerInnenkreis und RechtsanwältInnen einen Präzedenzfall zu schaffen, der für eine Verfassungsklage notwendig ist. Die Sprengkraft eines solchen Falles wäre enorm, deswegen setzen die Behörden momentan alles daran, dass er keine Sanktionen mehr bekommt.
Für alle anderen Hartz-IV-EmpfängerInnen geht es weiter wie bisher oder es wird schlimmer. Die Anzahl der Sanktions-Betroffenen hat im letzten Jahr deutschlandweit einen Höchststand erreicht. Der juristische Weg ist in den meisten Fällen zwar erfolgreich aber auch langwierig und kräftezehrend. Peter Nowak hat sich als Autor des Buches „Zahltag“ intensiv mit Widerstandsstrategien gegen Hartz-IV beschäftigt. Er machte an dem Abend deutlich: „Die Isolierung der Erwerbslosen, prekär Beschäftigten und auch der MitarbeiterInnen auf den Ämtern erfolgt nach dem Prinzip „Teile und Herrsche“. Der Aufbau eines solidarischen Umfeldes ist zentral, um den Alltag mit der Hartz-IV-Maschinerie zu meistern und Sanktionierungen zu verhindern. Am besten nie allein zum Amt gehen!“
Während der gesamten Veranstaltung gab es immer wieder Beiträge aus dem Publikum, in denen von erschütternden persönlichen Erfahrungen mit Hartz-IV berichtet wurden. Mit jedem Einzelfall wurde deutlicher, dass diese Teil des gleichen Problems sind. Netzwerke zur Unterstützung von Hartz-IV-Betroffenen in der Region leisten vor allem auf dem Gebiet der Beratung und Betreuung übermenschliches. Es fehlt aber an Prozessen der Selbstermächtigung und gemeinsamen positiven Erfahrungen. „Alles was Spaß macht, schafft Kraft“ – diese Weisheit hat Ralph Boes mit seiner Art eindrucksvoll vermittelt.
Noch über zwei Stunden nach der Veranstaltung saßen AktivistInnen zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsame nächste Schritte auf den Weg zu bringen.
Weitere Informationen: bertneumann.blogsport.de