Konferenz in Nürnberg am 29.11. bis 01.12.2024: “vergesellschaftet Bayern!”

Konferenz in Nürnberg am 29.11. bis 01.12.2024: “vergesellschaftet Bayern!”„… Damit die Wirtschaft dem Gemeinwohl dient, statt Profite zu steigern, müssen wir alle an ihrer Gestaltung teilhaben können. Hierzu müssen private Konzerne in demokratisch organisiertes Gemeineigentum überführt werden. Das heißt: Wir wollen vergesellschaften! Und das auch in Bayern! Wie das geschehen könnte, möchten wir mit euch auf der Konferenz „vergesellschaftet Bayern – Wege in eine solidarische Gesellschaft“ diskutieren. In Vorträgen und Workshops werden wir Vorschläge für ein besseres, weil solidarisches und klimagerechtes Morgen erarbeiten. Wir werden über neue Formen der Care-Arbeit und einen gerechten Umgang mit Gemeingütern sprechen. Dabei denken wir in kleinen Schritten. Einen bekanntlich konservativen Landstrich wie Bayern zu vergesellschaften, wird schließlich schwierig genug, ist aber – denken wir nur an die Geschichte der Räterepublik – nicht unmöglich…“ Aus der Einladung zur Konferenz mit 17 Veranstaltungen aus vier Themenbereichen aber auch Party auf der Aktionsseite externer Link und Berichte:

  • Vergesellschaftung: »Der Klassenkampf ist dafür zentral« Konferenz diskutierte Geschichte und Notwendigkeit von Vergesellschaftung. New
    Im Interview von Hendrik Pachinger in der Jungen Welt vom 9. Dezember 2024 externer Link zieht Luise Preetz vom Veranstalterkollektiv der Konferenz »Vergesellschaftet Bayern!«, die vom 29. November bis 1. Dezember in Nürnberg stattfand, Bilanz: „Die Konferenz hatte die Absicht, die Teilnehmenden in die Grundlagen der Vergesellschaftungsthematik einzuführen sowie bereits bestehende politische Initiativen und Kampagnen vorzustellen. (…) Detaillierter ging es dann in den Workshops zu, die in die vier Grundbereiche natürliche Ressourcen, Sorgearbeit, Kultur und Theorie aufgeteilt waren. Da präsentierten viele Gruppen, aber auch Einzelpersonen ihre Aktivitäten. Das Spektrum war groß und ging vom für vergesellschaftete Landwirtschaft eintretenden Ackersyndikat über selbstverwaltete Kulturräume bis zur Umwidmung von Shoppingmalls in Care-Zentren. (…) Der Klassenkampf ist zentral für das Einfordern von Vergesellschaftung, weil es im Kern darum geht, die Produktionsmittel aus den Händen des Kapitals zu befreien. In den Workshops wurde neben den Kämpfen in den Pflegeberufen zum Beispiel auch die seit drei Jahren andauernde Besetzung des ehemaligen Autozulieferbetriebs GKN in der Nähe von Florenz vorgestellt. Dort gehen Arbeitskampf und Vergesellschaftung Hand in Hand. (…) Unser Hauptziel ist es, Alternativen zur kapitalistischen Verwertungslogik mit den daraus entstehenden sozialen Härten und der sich vertiefenden Kluft zwischen Arm und Reich aufzuzeigen. Das Thema Vergesellschaftung scheint gerade sehr anschlussfähig zu sein. (…) Wir wollen ran an die Energie- und Wohnungskonzerne und diese zu Strukturen umbauen, die nicht mehr nach Marktregeln, sondern im Wohle der Allgemeinheit agieren. Dafür braucht es große Kampagnen und Überzeugungsarbeit außerhalb der eigenen Blase. »Deutsche Wohnen und Co. enteignen« hat gezeigt, dass das möglich ist. Das ist ein wichtiges Hoffnungszeichen in Krisenzeiten. (…) Wir werden nun sondieren, wie wir die weitere Zusammenarbeit gestalten können. Wir wünschen uns, bald wieder eine ähnliche Konferenz in Bayern veranstalten zu können. Noch wichtiger wäre es, wenn andere Regionen nachziehen und die Bewegung insgesamt weiter wächst. Das Potential dafür war in Nürnberg deutlich zu spüren!“
  • Konferenzbericht von „Vergesellschaftet Bayern“: Besondere Konferenz lockt Menschen aus ganz Deutschland nach Nürnberg
    „… Seit im Herbst 2021 Berlin mit einer fulminanten Mehrheit für die Vergesellschaftung profitorientierter Immobilienkonzerne stimmte, ist das Interesse an dem Thema groß. Die Forderung nach Vergesellschaftung ist durch die erfolgreiche Kampagne der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ (DWE) mittlerweile von vielen anderen sozialen Bewegungen übernommen worden und auch in Nürnberg stellte sich zur damaligen Zeit eine zunächst kleine Gruppe die Frage, was eigentlich Vergesellschaftung ist. Nachdem das Interesse immer größer wurde, fassten vor rund eineinhalb Jahren Einzelpersonen und organisierte Menschen aus den Nürnberger Ortsgruppen der Interventionistischen Linken, Ende Gelände und Attac sowie aus der im Stadtrat sitzenden politbande den Entschluss, eine Vergesellschaftungskonferenz in Nürnberg zu planen. Innerhalb von 48 Stunden nach Öffnung der Anmeldung zu der Konferenz mit dem Titel „vergesellschaftet Bayern – Wege in eine solidarische Gesellschaft“ waren alle der rund 200 Plätze im Nachbarschaftshaus Gostenhof vergeben und in kürzester Zeit standen zudem über 100 Menschen auf einer Warteliste. „Wir waren so überwältigt von den Anmeldungen und wie viele Leute sich dafür interessieren“, erzählt Georg vom Organisationsteam. „In einer Zeit, wo man oft denkt, die ganze Welt geht den Bach herunter, finden sich viele Menschen, die sagen ‚ich ertrage das nicht mehr, ich muss etwas tun‘“, nennt der 51-Jährige einen möglichen Grund für die große Nachfrage. (…) Bereits für die Auftaktveranstaltung war den Organisierenden mit der Zusage von Sabine Nuss ein Coup gelungen. Die Berliner Journalistin und Politologin ist eine der prominentesten Publizistinnen zum Thema. Nuss führte in einem kurzweiligen Vortrag in die Thematik ein, erklärte, was überhaupt Vergesellschaftung ist und verdeutlichte, wie ein neoliberaler Kapitalismus und die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich der Forderung nach Vergesellschaftung zu einer Renaissance verhelfen. „Das Thema nimmt gerade sehr schnell Fahrt auf, ich kann mich vor Anfragen für Vorträge kaum retten“, sagt Nuss, die auch als Podcasterin aktiv ist („Armutszeugnis“). (…) Abgeschlossen wurde die Konferenz mit einer Podiumsdiskussion. Die mit dem Frauenpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnete Ella Schindler moderierte die Diskussion zwischen Aktivistinnen und Aktivisten, die alternative Formen des Wohnens in die Tat umsetzen oder in diesen Bereichen für Veränderungen kämpfen. Unter anderem nahm eine Aktivistin von DWE Teil, die die Vehemenz des Themas deutlich machte: „Das kapitalistische Begehren nach Wohnraum ist groß und es droht, unsere Hausgemeinschaften, unsere Kieze und sogar unsere Familien zu zerstören. Es ist wahnsinnig gewaltvoll.“ (…) „DWE gibt uns ganz viel Mut und Kraft und ich glaube, dass Vergesellschaftung auch in Nürnberg funktioniert“, sagt Georg, der sich am Sonntagnachmittag über den Verlauf des Wochenendes freute: „Es sind richtig viele Leute zusammenkommen. Leipzig, Chemnitz, Berlin, Köln, Düsseldorf, Frankfurt war da und auch viele Menschen aus dem Ruhrgebiet. Es wurde sich vernetzt, viele Ideen sind entstanden. Wir haben sehr viel gelernt an diesem Wochenende. Das war ein voller Erfolg.“ Luise, ebenfalls Teil des Organisationsteams, bewertet das Wochenende als riesige Ermutigung für die zukünftige Arbeit: „Diese Konferenz hat gezeigt, dass wir viele sind, die für eine solidarische und gerechte Gesellschaft zusammenarbeiten wollen. Das Thema Vergesellschaftung ist damit definitiv im manchmal so verschlafenen Bayern angekommen.“ Konferenzbericht von Azeglio Elia Hupfer vom 2. Dezember 2024 bei Nordbayern online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=224305
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