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Der FC St. Pauli gründet die erste Genossenschaft im deutschen Profifußball: Basisdemokratische Football Cooperative oder „fan-washing“?
„Der FC St. Pauli braucht Geld. Auch wenn wir Einiges am Profifußball kritisieren, sind wir selbst Teil dieses Systems und wir wollen darin bestehen. Denn der Profifußball ist unsere Bühne für soziale, kulturelle und politische Botschaften. (…) Was wir nicht wollen, sind anonyme Geldgeber*innen, die unsere DNA als mitgliedergeführter Verein verändern könnten. Im Gegenteil: Wir wollen uns finanziell unabhängig machen von Großinvestor*innen, Banken & Co. Deshalb haben wir die erste Genossenschaft im Profifußball gegründet: die Football Cooperative St. Pauli von 2024 eG. (…) Mit der Genossenschaft FCSP e.G. liefern wir den Gegenentwurf zur Macht der Großinvestor*innen und zum Ausverkauf des Fußballs. Die Football Cooperative St. Pauli ist basisorientiert, demokratisch, nachhaltig und krisenfest…“ Aus der Selbstdarstellung auf der Kampagnenseite des FC St. Pauli – siehe einige (erste) Stimmen dazu:
- FCSP eG: Über 6.600 Mitglieder zeichnen Anteile im Gesamtwert von mehr als 8,5 Millionen Euro
„Die Football Cooperative Sankt Pauli eG hat kurz nach dem Start bereits mehr als 6.600 Mitglieder, die Anteile im Gesamtwert von mehr als 8,5 Millionen Euro gezeichnet haben. Der Vorstand der Genossenschaft dankt den Unterstützer*innen für ein Projekt, das bislang einmalig im deutschen Profi-Fußball ist. Der FC St. Pauli eV und die FCSP eG können sich über einen erfolgreichen Start der Genossenschaft freuen. Am Sonntag, (10.11.) um 10 Uhr hat die offizielle Verkaufsphase der FCSP-Genossenschaft begonnen; seit Donnerstagabend hatte es eine Vorzeichnungsphase für die Abonnent*innen des eG-Newsletters gegeben. Nach dem „Soft-Launch“ und knapp 24 Stunden im offiziellen Verkauf kann der FC St. Pauli vermelden: 6.650 Menschen sind bereits in die Genossenschaft eingetreten und haben Anteile im Gesamtwert von 8.661.500 Euro gezeichnet…“ Pressemitteilung vom 11. November 2024- „… Was kostet das? Die Kosten belaufen sich jeweils auf 850 Euro; 750 Euro für den Anteil, 32 Euro Verwaltungsgebühren und 68 Euro für Rücklagen der eG. Durch den Verkauf der Anteile sollen bis zu 30 Millionen Euro eingenommen werden. Mit dem Geld soll die Genossenschaft nach dem Ende der Zeichnungsphase die Mehrheit am Millerntor-Stadion übernehmen. Ihr könnt sozusagen Miteigentümer*in unseres wunderschönen Stadions werden…“ Aus der Sammlung häufiger Fragen zur FCSP Genossenschaft im Support Center
- Im St. Pauli-Newsletter lautet die Selbstdarstellung u.a.: „Gegenentwurf zum Ausverkauf des Fußballs: Mit der Genossenschaft FCSP eG liefern wir den Gegenentwurf zur Macht der Großinvestor*innen und zum Ausverkauf des Fußballs. Die Football Cooperative Sankt Pauli ist basisorientiert, demokratisch, nachhaltig und krisenfest. Macht mit und lass uns gemeinsam Geschichte schreiben! Zusammen können wir es allen zeigen: Ein anderer Fußball und eine andere Finanzierung sind möglich!„
- Vorständin der St.-Pauli-Genossenschaft: „Wir reden von einer Werte-Anlage“
„Der FC St. Pauli hat eine Genossenschaft gegründet. Vorständin Miriam Wolframm erklärt, wieso der Fußballclub diesen Weg geht…“ Interview von Jan Kahlcke vom 24.9.2024 in der taz online - Dein Stück vom Stadion: Der FC St. Pauli gründet die erste Genossenschaft im deutschen Profifußball
„… Nach vielen Jahren der (öffentlichen) Überlegungen hat man nun die erste Genossenschaft für einen Fußballverein gegründet, die »Football Cooperative St. Pauli e. G.«. Bereits vor knapp fünf Jahren sprach der damalige Vereinspräsident Andreas Rettig davon, Stadionanteile in Form einer Genossenschaft auszugeben, um den Verein mit frischem Eigenkapital zu versorgen. Aufgrund der Besonderheit, dass das Stadion zwar dem Verein, der Stadt aber das Land gehört, auf dem das Stadion steht, verzögerten sich diese Pläne wegen steuerlicher Probleme. Im September wurde das Vorhaben öffentlich vorgestellt, und bereits Mitte Oktober soll der Anteilsverkauf beginnen. Der Verein begründet den Schritt mit der notwendigen Finanzierung des Infrastrukturausbaus. (…)
Pro Anleihe werden 750 Euro plus 100 Euro Zeichnungs- und Verwaltungsgebühr fällig. Für viele Fans des Vereins eine hohe Summe, der Verein verspricht Möglichkeiten für ärmere Menschen in Form eines Ansparmodells. Die Summe aber bleibt dieselbe. Die Genossenschaft des Hamburger Kiezvereins soll ausdrücklich nur die Infrastruktur des Vereins besitzen. Es geht also weder um die Profiabteilung noch um den Spielbetrieb. (…) Auf St. Pauli verspricht man sich viel von der Genossenschaft und redet von einem »Gegenentwurf zur Macht der Großinvestor*innen und zum Ausverkauf des Fußballs«. Denn man mache jeden Anleger zu einem Mitbestimmer und versuche so, Demokratie und Partizipation in der kalten Welt des kapitalisierten Fußballs zu leben. Jeder Anleger erhalte eine Stimme, egal wie viele Anteile er kauft. So soll ein anderer Fußball möglich sein. Stellt sich nur die Frage, ob ein »anderer Fußball« schon damit erreicht ist, wenn andere Formen der Finanzierung gefunden sind oder ob aus St. Pauli die nächste »Mitmachfalle« der Fußballindustrie wird, um den Fans den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen, ohne Mitbestimmung in den wirklich relevanten Bereichen zu ermöglichen.“ Artikel von Raphael Molter in der jungen Welt vom 09.10.2024 - Die Bank sind wir!
„Der FC St. Pauli revolutioniert den Profifußball. Als erster Bundesligist gründet der Kiezklub eine Genossenschaft zur Kapitalgewinnung und bindet damit Fans aktiv in die Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Vereins mit ein…“ Artikel von Tim Jürgens vom 24.09.2024 bei 11FREUNDE ist leider hinter paywall
Siehe zum Thema u.a. auch:
- 2021: Mitgliederversammlung des FC St. Pauli beschliesst für die etwa 600 Vereinsbeschäftigten Tarifverhandlungen mit ver.di
- Dossier: Ausverkauf des Fußballs verhindern! Öffentlicher Druck gegen neue Dimension der Kommerzialisierung
- [Projekt #Milliardenspiel] ARD-Doku: „Milliardenspiel Amateurfußball – Wenn das Geld im Umschlag kommt“
- Ich liebe den Fußball … aber der Kapitalismus hat ihn unter sich begraben