[Buch] Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus

Rechts, wo die Mitte ist. Die AfD und die Modernisierung des Rechtsextremismus. Von Judith Goetz und Thorsten Mense im Unrast Verlag herausgegebenes BuchDie ›Alternative für Deutschland‹ hat sich seit ihrer Gründung von einer kleinen rechtspopulistischen Anti-Euro-Partei zur größten rechtsextremen politischen Kraft in der Bundesrepublik seit Ende des Nationalsozialismus entwickelt. Mittlerweile vertritt sie ein offen rassistisches, nationalistisches und antifeministisches Programm, Geschichtsrevisionismus und Antisemitismus sind ebenso fester Bestandteil ihrer Agenda. Je völkischer die AfD auftritt, umso mehr scheint ihr gesellschaftlicher Rückhalt zu wachsen. Zugleich findet eine fortschreitende Normalisierung der Partei und ihrer rechtsextremen Positionen in den Medien und der Politik statt. In der Flüchtlingspolitik bestimmt die AfD auch ohne Regierungsbeteiligung längst den politischen Diskurs. (…) Das Buch vereint verschiedene Analysen zur AfD und zeichnet ein Bild einer Partei, die exemplarisch für den modernisierten Rechtsextremismus steht, der modern daherkommt, aber keineswegs weniger gefährlich ist als seine historischen Vorläufer.“ Klappentext des von Judith Goetz und Thorsten Mense im Unrast Verlag herausgegebenen Buches. Siehe mehr zum Buch und als Leseprobe daraus den Artikel von Stefan Dietl: „Gewerkschaften im Visier der AfD“:

Gewerkschaften im Visier der AfD

„… Immer vehementer nimmt die AfD die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) ins Visier ihrer Propaganda, wie sich an zahlreichen Beispielen zeigen lässt. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di erklärt die AfD beispielsweise zur »Heimat für Linksextremisten«, und zum »Steigbügelhalter der Asyl-Lobby«, die IG Metall zur »Exekutive linker Ideologien« und deren Seminare zur Demokratiebildung zum »Instrument zur politischen Umerziehung, wie wir sie nur aus Nordkorea oder aus der alten DDR kennen«. Aufgrund ihrer klaren Haltung gegen Rassismus werden die Gewerkschaften zudem zu »Handlangern der Asylindustrie« erklärt. Insbesondere in sozialen Medien sehen sich die Gewerkschaften immer wieder dem Vorwurf der »bolschewistischen Propaganda«oder der »Veruntreuung von Arbeitergeldern« ausgesetzt. Die bayerische AfD fordert in einer Pressemitteilung gar die Überwachung des DGB durch den Verfassungsschutz. Die AfD in Nordrhein-Westfalen ruft unter dem Titel »Handlungshilfe für den Umgang mit verfassungsfeindlichen Gewerkschaften« zum Austritt auf und zitiert zustimmend einen Beitrag des rechten Nachrichtenportals Tichys Einblick, in dem es über ver.di heißt: »ver.di verlässt den Boden der Verfassung, des eigenen Gewerkschaftsauftrags und den Rahmen der politischen Kultur westlicher Gesellschaften.« Die stellvertretende AfD-Bundestagsfraktionsvorsitzende Beatrix von Storch nannte ver.di 2017 eine »offizielle Verbrecherorganisation. Eine Gefahr für die Demokratie. Verfassungsfeinde!«. Gleichzeitig agiert die Partei lautstark gegen Streiks. (…)
Als schlichte Reaktion auf das antifaschistische Grundverständnis des DGB lassen sich die Diskreditierung der Gewerkschaften als vermeintliche »Volksverräter« sowie die Versuche, alternative Betriebsratslisten zu etablieren, jedoch nicht deuten. Im Fadenkreuz der AfD und ihrer Verbündeten steht vielmehr das Organisationsprinzip der Gewerkschaften selbst. Die Gewerkschaften des DGB verstehen sich – auch wenn es ihnen nicht immer gelingt, diesen Anspruch in die Tat umzusetzen – als Interessenvertretung aller abhängig Beschäftigten in diesem Land, unabhängig von Herkunft, Religion, sexueller Orientierung oder anderen Zuschreibungen. (…) Gesellschaftliche Gegensätze wie der zwischen Kapital und Arbeit werden im völkischen Denken aufgelöst. Für die AfD – wie auch für völkischnationalistische
Bewegungen insgesamt – gibt es keinen Klassenwiderspruch oder widerstreitende Interessen. Für sie zählt einzig die Nation. Die Verfolgung gruppenspezifischer Interessen – wie die der Lohnabhängigen – gilt als die Volksgemeinschaft zersetzend und schädlich. Dass es jedoch eine unabhängige Interessenvertretung der Lohnabhängigen überhaupt braucht, beweist, dass die kapitalistische Gesellschaftsordnung auf im Widerspruch stehenden Interessen basiert. Auf der Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital. Die schiere Existenz der Gewerkschaften widerlegt die propagierte Auflösung aller Gegensätze in der Volksgemeinschaft und die Behauptung einer Übereinstimmung der Interessen von Unternehmen und Arbeitenden – und entlarvt damit den Kerngedanken des völkischen Nationalismus als offensichtliche Lüge…“ Aus dem Artikel von Stefan Dietl im Buch 

Siehe zum Hintergrund im LabourNet am einfachsten die gesamte Rubrik Gewerkschaften gegen Rechte/Nazis sowie die Rubrik Antifaschismus und die neuen alten Rechten

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=222891
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