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Engagierte Betriebsrätin und Kandidatin für die Aufsichtsratswahl durch Eurotrade am Flughafen München fristlos gekündigt
„Das Tochterunternehmen des Flughafen Münchens, die Eurotrade, hat der engagierten Betriebsrätin und Kandidatin für die am 1. Juli stattfindenden Aufsichtsratswahl, Neli Birks, fristlos gekündigt. Die Kündigung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Dem Vernehmen nach wirft man ihr aber wohl vor, eine dienstliche Mail auf ihre private Mail weitergeleitet zu haben. ver.di bewertet die fristlose Kündigung als absoluten Skandal, da es aus Sicht der Gewerkschaft nur darum geht, eine engagierte Kollegin loszuwerden. (…) Besonders absurd macht die fristlose Kündigung, dass der Arbeitgeber selbst regelmäßig Emails mit datenschutzrelevanten Informationen an die privaten Email Adressen von Betriebsrät*innen schickt“ (…) Beim Arbeitsgericht wurde Klage gegen die fristlose Kündigung eingereicht. Erste Solidaritätserklärungen aus der ganzen Republik sind nach Bekanntwerden des Vorgangs bereits eingetroffen.“ Pressemitteilung des ver.di- Fachbereichs Handel in Bayern vom 28.06.2024
(„Engagierte Betriebsrätin am Flughafen München fristlos gekündigt“)
- Eurotrade feuert Betriebsrätin. Engagierte Beschäftigte und Gewerkschafterin wird vor Aufsichtsratswahl am Münchner Flughafen mit dubioser Begründung gekündigt
„Dieser Fall dürfte ziemlich einzigartig sein: Kurz vor einer für diesen Montag anstehenden Aufsichtsratswahl kündigte die Handelsgesellschaft Eurotrade einer Gewerkschaftskandidatin für das Gremium. Am Wochenende mussten Gerichte im Eilverfahren zunächst über die Unzulässigkeit dieses Vorgangs entscheiden. »Unsere Kollegin Neli Birks ist nicht einfach eine Betriebsrätin, sondern vielmehr eine durch und durch engagierte Gewerkschafterin«, betont der für Eurotrade zuständige Münchner Verdi-Sekretär Dominik Datz. »Sie hat dafür gesorgt, dass in der letzten Tarifrunde regelmäßig bis zu 50 Prozent der Geschäfte am Münchner Flughafen über Tage hinweg streikbedingt geschlossen blieben.« Eine Gerichtsentscheidung lag junge Welt bis Redaktionsschluss am Sonntag nicht vor. Eurotrade ist für Betrieb und Vermietung des gesamten Shoppingbereichs an diesem Airport zuständig, und ein Tochterunternehmen der Flughafengesellschaft München. (…)
Neli Birks war nicht allein am Flughafen aktiv bei der Streikorganisation in den dortigen Shops. Sie gehörte der Verdi-Verhandlungskommission bei den Tarifrunden für den bayerischen Einzelhandel an. Außerdem packt sie kontroverse Themen wie schlechte Arbeitsbedingungen und miserable Arbeitszeitgestaltung an. »Das alles belegt ihr herausragendes Engagement, bevor sie auf eine plumpe und konstruierte Art und Weise durch die Kündigung gestoppt wurde. Das ist einfach skandalös«, so Verdi-Sekretär Datz. Das Ganze kurz vor den Aufsichtsratswahlen loszutreten bedeute letztlich auch, die Kollegin und ihre Gewerkschaft an einem fairen Wahlkampf zu hindern. Aber er ist sich zugleich sicher, dass Neli Birks sich nicht stoppen lassen werde. (…)
Juristisch vertreten wird Neli Birks von dem erfahrenen Münchner Arbeitsrechtler Rüdiger Helm, der die außerordentliche Kündigung als »rechtlich unhaltbar« einstufte. Diese sei in einem Maße »schikanös«, wie es ihm schon lange nicht mehr untergekommen sei. Die »engagierte Kollegin« habe in der Vergangenheit »Fehlverhalten von Unternehmensverantwortlichen vor Gericht aufgedeckt«, die nun mit der ganz offensichtlich haltlosen Kündigung Rache gegenüber der Gewerkschafterin ausüben wollten. Das Ganze sei eine »beispiellose Täter-Opfer-Verdrehung«, sagte der Rechtsanwalt. Beim Arbeitsgericht wurde bereits Kündigungsschutzklage eingereicht. Außerdem hat Verdi Eurotrade aufgefordert, Neli Birks umgehend den Zugang zum Betrieb zu gewähren, um den Schaden durch die Wahlbeeinträchtigung nicht noch größer werden zu lassen…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 01.07.2024