»
Großbritannien »
»
»
Großbritannien »
»

Oxfam: MitarbeiterInnen der Wohltätigkeitsorganisation zur Bekämpfung der Armut gehen (nur?) in Großbritannien aufgrund der niedrigen Löhne zur Tafel

Dossier

Oxfam: Mitarbeiter der Wohltätigkeitsorganisation zur Bekämpfung der Armut gehen in Großbritannien aufgrund der niedrigen Löhne zur Tafel (Foto: Unite, GB)Hunderte von kämpfenden Oxfam-Mitarbeitern in ganz Großbritannien wollen zum ersten Mal streiken, nachdem sie ein unterdurchschnittliches Gehaltsangebot abgelehnt haben. Und das, obwohl Oxfam über enorme Rücklagen verfügt und in der Öffentlichkeit die Armut im Vereinigten Königreich und Reallohnkürzungen verurteilt. (…) Die Durchschnittslöhne bei Oxfam sind seit 2018 real um 21 Prozent gesunken. Die Wohltätigkeitsorganisation versucht nun, das Angebot durchzusetzen und weigert sich, weitere Verhandlungen mit Unite aufzunehmen, obwohl die Mitglieder der Gewerkschaft das Angebot in einer Urabstimmung mit 79 Prozent abgelehnt haben. Als Reaktion darauf wird die Unite ihre Mitglieder vom 26. Oktober bis zum 16. November zu einem Streik aufrufen. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage unter fast 150 Oxfam-Beschäftigten ergab, dass im letzten Jahr acht Prozent der Befragten eine Essensausgabe in Anspruch genommen haben, 22 Prozent ihre Miete nicht bezahlen konnten und 34 Prozent sich zwischen der Beheizung ihrer Wohnung und der Ernährung ihrer Familie entscheiden mussten…“ engl. UNITE-Meldung vom 25. Oktober 2023 externer Link („Oxfam workers poised to strike for first time over poverty pay ‘hypocrisy’, maschinenübersetzt) und dazu auch in Deutschland:

  • Oxfam Deutschland: Führungskräfte bevorzugt? Tarifverhandlungen unterbrochen New
    Aufsichtsrat verlangt Neuverhandlungen bereits geeinter Ergebnisse // Tarifkommission wehrt sich gegen Besserstellung von Vorgesetzten
    Die Verhandlungen über einen Haustarifvertrag zwischen der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam Deutschland und der Gewerkschaft ver.di sind am vergangenen Mittwoch arbeitgeberseitig zunächst auf unbestimmte Zeit unterbrochen worden. Hintergrund ist eine Intervention des Aufsichtsrats von Oxfam während der jüngsten Sitzungen des Gremiums im Vorfeld der siebten Verhandlung zu einer ursprünglich für diesen Termin geplanten Gesamteinigung. Nachdem Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite im Mai unter beiderseitigen Bauchschmerzen einen Kompromiss über eine Vergütungstabelle erzielt hatten, hat der Aufsichtsrat den Vorstand nun jedoch offenbar angewiesen, die Tabelle am 12. Juni neu zu verhandeln. In erster Linie sollten die Gehälter in den oberen Gehaltsgruppen und die Führungskräftezulagen steigen sowie die Schwellen für höhere Führungskräftezulagen sinken. Das Gegenangebot von ver.di, die geplanten Steigerungen auf alle Gehaltsgruppen auszudehnen, wurde arbeitgeberseitig abgelehnt.
    Helge Biering, ver.di-Gewerkschaftssekretär, kommentiert: „Zum Erfolg von Oxfam tragen alle bei, nicht nur Team- und Bereichsleiter*innen. Deswegen sollten auch alle Beschäftigten Zuwächse bei ihrem Gehalt erleben. Es geht nicht an, dass Wertschätzung sich bei manchen in Euro niederschlägt und bei anderen nur in einem feuchten Händedruck“.
    Die Arbeitgeberseite trägt vor, in höheren Gehaltsgruppen müsse man marktfähige Gehälter zahlen, in niedrigeren dagegen könne man den Sprungbrett-Effekt einrechnen, den es bringe, für eine international bekannte und renommierte Organisation wie Oxfam gearbeitet zu haben.
    Nicolai Pfaff, studentischer Mitarbeiter bei Oxfam und Mitglied der Tarifkommission, dazu: „Wir haben mittlerweile sieben Verhandlungen hinter uns, in denen wir als Tarifkommission fair und mit Augenmaß versucht haben, das Mandat unserer Kolleg*innen bestmöglich zu vertreten. Dass der Vorstand nun erneut versucht, eine weitere Spreizung zwischen den unteren und oberen Gehaltsgruppen zu erzwingen, lässt bei uns Zweifel aufkommen, ob Vorstand und Aufsichtsräte Oxfams Kampf gegen Ungleichheit in der Welt auch innerhalb der eigenen Organisation verwirklicht sehen wollen.“
    Unter den Mitarbeiter*innen von Oxfam Deutschland ist die Aussetzung der Verhandlungen mit Frustration und großem Unverständnis aufgenommen worden. Innerhalb der ver.di-Betriebsgruppe finden derzeit Konsultationen über angemessene Reaktionen statt. Warnstreiks stehen im Raum, aber auch andere Protestarten werden erörtert. Helge Biering: „Die Mitarbeiter*innen von Oxfam sind erfahren darin, ihre politischen Anliegen plakativ zu vermitteln. Ich glaube fest, dass ihnen das auch in eigener Sache gelingt
    .“…“ Pressemitteilung vom 19.06.2024 beim ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg externer Link, siehe auch:

    • die ver.di-Akionsseite https://verdi-bei-ode.de/ externer Link
    • Oxfam: Gleichheit, aber nicht für Beschäftigte? Gewerkschaft Verdi kritisiert unfaire Lohnverteilung bei Hilfsorganisation
      Obwohl Helge Biering um eine diplomatische Tonlage bemüht ist, sein Frust über die Tarifverhandlungen bei der Hilfs- und Entwicklungsorganisation Oxfam in Deutschland ist deutlich zu hören. »Das Verhalten des Arbeitgebers ist schwierig«, sagt der Verdi-Gewerkschaftssekretär im Gespräch mit »nd«. Er ist für die seit einem halben Jahr laufenden Tarifverhandlungen zuständig. Die Gewerkschaft fordert Lohnerhöhungen für die Beschäftigten und Auszubildenden sowie eine transparente Entgelttabelle. Bislang verdient mehr, wer besser verhandelt, kritisiert Verdi die aktuelle Gehaltsstruktur. Doch nun sind die Tarifverhandlungen vorerst unterbrochen. Zwar hatten sich beide Seiten bereits im Mai auf eine gemeinsame Entgelttabelle und bessere Ausbildungsvergütungen geeinigt. Doch bei den letzten Gesprächen wartete die Arbeitgeberseite überraschend mit einem neuen Vorschlag auf, wie die Gewerkschaft kritisiert: Höhere Gehälter und Zulagen, die ausschließlich Führungskräften zugutekommen sollten. Damit sei der bereits erzielte Kompromiss untergraben worden. »Zum Erfolg von Oxfam tragen alle bei, nicht nur Team- und Bereichsleiter*innen«, kritisierte Biering von Verdi das Vorgehen der Arbeitgeberseite. »Wir haben kein Problem damit, die Tabelle zu erhöhen. Aber dann auch für alle.« Ein entsprechendes Gegenangebot von Verdi lehnte Oxfam ab…“ Artikel von Felix Sassmannshausen vom 19.06.2024 in ND online externer Link
  • ver.di fordert Oxfam Deutschland (ODE) seit zehn Monaten zu Tarifverhandlungen für „gerechte Gehälter“ auf  Oxfam ist weltweit eine der bekanntesten Organisationen im Kampf gegen Ungleichheit und Armut. Die Beschäftigten bei Oxfam profitieren jedoch bisher nicht von Tarifverträgen. Deshalb hat ver.di für die Beschäftigten von Oxfam Deutschland (ODE) die Geschäftsführung zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Sie folgen damit dem Beispiel von Oxfam in Großbritannien. Dort hatte die Gewerkschaft UNITE bereits im Rahmen einer laufenden Tarifauseinandersetzung zu Streiks aufgerufen. Die Geschäftsführung dort sorgte in diesem Zusammenhang durch den Versuch, Ehrenamtliche als Streikbrecher*innen einzusetzen, im Dezember für einen öffentlichen Aufschrei.
    ver.di fordert in den Verhandlungen bei ODE spürbare Lohnerhöhungen, bessere Care-Regeln und ein transparentes und weniger ungleiches Gehaltssystem. Die Kombination von großer Belastung und schlechter Bezahlung führt dort seit Jahren zu einer hohen Fluktuation. Gerade junge Kolleg*innen bleiben oft nur wenige Jahre oder ihre Verträge werden nicht verlängert. Sowohl für die Betroffenen als auch für die Kontinuität und Qualität der Arbeit stellt dies ein großes Problem dar. Seit der ersten Sondierung im März 2023 wird daher nun unter Führung der Gewerkschaft ver.di auch bei Oxfam Deutschland ein Tarifvertrag verhandelt. Die Tarifkommission konnte bislang bereits eine gerechtere Ausgestaltung der Inflationsprämie erreichen und genießt große und wachsende Unterstützung in der Belegschaft.
    „Das Gehaltsmodell bei Oxfam Deutschland wurde seit Jahren nicht angepasst und die Gehälter können mit denen vergleichbarer NGOs nicht mithalten. Es ist Zeit, dass wir auch im eigenen Haus kehren“, so Anne-Maria Prachtel, die sich in der Tarifkommission (TK) für gerechte Gehälter und bessere Job-Konditionen engagiert.
    In Deutschland setzt sich Oxfam seit Jahren international für die Rechte von Gewerkschaften ein und unterstützt beispielsweise die Selbstorganisierung von Arbeiter*innen im globalen Süden. „Als Mitarbeitende von Oxfam Deutschland setzen wir uns tagtäglich gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen für bessere Arbeitsbedingungen von Menschen auf der ganzen Welt ein. Unsere Arbeitsbedingungen bei ODE unterschieden sich davon zwar erheblich. Verbesserungsbedarf gibt es dennoch auch hier und daher ist es nur konsequent, dass wir uns auch für gute Arbeitsbedingungen bei Oxfam Deutschland selbst einsetzen“, sagt Mara Brückner, ebenfalls Mitglied der Tarifkommission der Tarifinitiative „ver.di bei ODE“. Obwohl die Verhandlungen seit zehn Monaten andauern, konnte bislang noch in keinem der zentralen Punkte eine Einigung erzielt werden. (…) ver.di hofft im Rahmen der Tarifverhandlungen auf eine Einigung beim Tarifvertrag, schließt aber auch einen Streik als letztes Mittel zur Durchsetzung der Forderungen nicht aus
    …“ Pressemitteilung vom 11.01.2024 beim ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg externer Link („Tarifverhandlungen – Gerechte Gehälter für Oxfam Deutschland und Großbritannien“)

    • Auf der Homepage von Oxfam heißt es unter „Arbeiten bei Oxfam“ externer Link: „… Es ist uns deshalb wichtig, dass sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen, ihre Ideen einbringen und sich fachlich sowie persönlich weiterentwickeln können. Dafür bieten wir u. a.:
      – Ein Arbeitsumfeld mit Austausch auf Augenhöhe
      – Eine moderne Arbeitsgestaltung durch flexible, familienfreundliche Arbeitszeiten sowie Mobiles Arbeiten
      – Eine gerechte, nachhaltige und transparente Gehaltsstruktur mit einer arbeitgeberfinanzierten betrieblichen Altersvorsorge von 9 %…“
  • Oxfam-Mitarbeiter feiern Lohnabschluss nach Unite-Kampagne und Streik: Sechsprozentige Lohnerhöhung und Pauschalzahlungen
    Wie heute bekannt gegeben wurde, haben die Mitarbeiter der Wohltätigkeitsorganisation Oxfam nach der Teilnahme am ersten Streik in der Geschichte der Organisation eine bessere Bezahlung erhalten. Nach einem Arbeitskampf der Unite-Mitglieder hat die Mehrheit der Oxfam-Beschäftigten eine sechsprozentige Lohnerhöhung und Pauschalzahlungen in Höhe von 2.300 Pfund erhalten. Unite-Generalsekretärin Sharon Graham sagte dazu: „Die Oxfam-Mitglieder von Unite sind zu beglückwünschen, weil sie nicht nachgegeben haben und sich nicht mit einem Nein zufrieden geben wollten. Ihre hart geführte Kampagne hat zu einem verbesserten Gehaltsangebot, einer verbesserten Pauschalzahlung und besseren Bedingungen und Konditionen geführt. Dies zeigt einmal mehr, dass eine Gewerkschaft Macht hat.“ Darüber hinaus konnten die Beschäftigten auch wichtige Verpflichtungen aushandeln, darunter:
    – Sicherstellung, dass Oxfam den streikenden Beschäftigten keinen Schaden zufügt
    – Die Einführung eines angemessenen Mindestlohns
    – Lohnprogression
    – eine verbesserte Anerkennungsvereinbarung für Unite.
    Diese Verpflichtungen sind der Schlüssel, um sicherzustellen, dass Oxfam seine Beschäftigten mit Respekt behandelt. In einer hart umkämpften Kampagne legten die Unite-Mitglieder zum ersten Mal in der Geschichte von Oxfam zwei Tage lang die Arbeit nieder (8. und 9. Dezember).
    ..“ engl. UNITE-Meldung vom 21. Dezember 2023 externer Link (maschinenübersetzt)
  • Hunderte von Oxfam-Mitarbeitern streiken zum ersten Mal in der Geschichte der Hilfsorganisation. Massives Votum für Streiks, die Hunderte von Oxfam-Shops betreffen
    Fast 500 Beschäftigte von Oxfam GB werden im Dezember 17 Tage lang streiken – zum ersten Mal in der 81-jährigen Geschichte der Hilfsorganisation, teilte Unite, die führende britische Gewerkschaft, heute (Donnerstag) mit. Die schlecht bezahlten Oxfam-Mitarbeiter, die in den Läden, Büros und in der Zentrale in Oxford arbeiten, sind verärgert, dass die Durchschnittslöhne bei Oxfam seit 2018 real um 21 Prozent gekürzt wurden. Und das, obwohl die Wohltätigkeitsorganisation öffentlich die Reallohnkürzungen anderer Arbeitgeber verurteilt hat. Im Gegensatz dazu beliefen sich Oxfams zuletzt gemeldete Barreserven im Jahr 2022 auf 44,6 Millionen Pfund. Dies ist der höchste Stand seit mindestens fünf Jahren und liegt am oberen Ende der akzeptablen Spanne, die die Organisation für Rücklagen hat, die zwischen 35 und 45 Millionen Pfund liegt. In einer Urabstimmung mit einer Wahlbeteiligung von 82 Prozent stimmten die Beschäftigten mit 83 Prozent für einen Streik. Die Abstimmung erfolgte, nachdem sie ein Lohnangebot von 1.750 Pfund oder sechs Prozent (je nachdem, was höher ist) sowie eine einmalige versteuerte Zahlung von 1.000 Pfund für die Geringverdiener abgelehnt hatten. Die Wohltätigkeitsorganisation hat sich wiederholt geweigert, neue Verhandlungen aufzunehmen. Unite hat auch erfahren, dass Oxfam den Streik durch den Einsatz unbezahlter Freiwilliger untergraben will – ein erstaunlicher Schritt für eine Wohltätigkeitsorganisation, die nach eigenen Angaben Arbeitnehmerrechte, einschließlich des Streikrechts, unterstützt…“ engl. UNITE-Meldung vom 23 November 2023 externer Link (maschinenübersetzt) – zuvor wurden die Streiks nach Gesprächen ausgesetzt, die dazu die Unite-Meldung vom 13. November 2023 externer Link

Siehe auch unser Dossier: Netzwerk und Konferenzen: Arbeiten bei den Guten? – Na herzlichen Glückwunsch! Arbeitsbedingungen bei NGOs

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=217428
nach oben