ILO-Studie: Fast 3 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an arbeitsbedingten Unfällen und Krankheiten, hinzukommen 395 Millionen nicht-tödliche Arbeitsunfälle

Workers Memorial DayNach neuen Schätzungen der ILO sterben jedes Jahr fast drei Millionen Arbeitnehmer aufgrund von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten, was einem Anstieg von mehr als 5 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Diese Zahl unterstreicht die anhaltenden Herausforderungen beim Schutz von Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer weltweit. Die meisten dieser arbeitsbedingten Todesfälle, die sich auf insgesamt 2,6 Millionen belaufen, sind auf arbeitsbedingte Krankheiten zurückzuführen. Weitere 330.000 Todesfälle sind laut der Analyse auf Arbeitsunfälle zurückzuführen. Kreislauferkrankungen, bösartige Neubildungen und Erkrankungen der Atemwege gehören zu den drei häufigsten Ursachen für arbeitsbedingte Todesfälle. Zusammen machen diese drei Kategorien mehr als drei Viertel der gesamten arbeitsbedingten Sterblichkeit aus…“ engl. Pressemitteilung vom 26. November 2023 externer Link („Nearly 3 million people die of work-related accidents and diseases“) zur Studie – siehe diese und mehr dazu:

  • Die Studie »A Call for Safer and Healthier Working Enviroment« externer Link von 2023 bei der ILO (»Ein Aufruf für ein sichereres und gesundes Arbeitsumfeld«)
  • Millionen schuften sich zu Tode. Zahl der berufsbedingten Sterbefälle nach Schätzungen der UN weltweit gestiegen
    Weltweit sterben derzeit berufsbedingt fast drei Millionen Menschen im Jahr, davon 330.000 durch Arbeitsunfälle, schätzt die International Labour Organization (ILO) der Vereinten Nationen. »Das ist ein Anstieg von mehr als fünf Prozent im Vergleich zu 2015«, teilte die ILO anlässlich des Weltkongresses für Arbeitssicherheit mit, der am heutigen Donnerstag nach vier Tagen in Sydney endet. Die Zahl der nicht tödlichen Arbeitsunfälle schätzt die ILO auf mehr als 395 Millionen im Jahr. Die Zunahme tödlicher Arbeitsunfälle erklärt die ILO vor allem mit fehlendem Arbeitsschutz. Das betreffe insbesondere Werktätige, die nicht fest angestellt seien und schlecht bezahlt würden. In vielen Regionen der Welt müssten sich diese Arbeiter die elementare Schutzausrüstung selbst zulegen, seien dazu aber schon aus finanziellen Gründen nicht in der Lage. »Rund zwei Milliarden Menschen arbeiten in der informellen Wirtschaft«, konstatiert die ILO. Oft befänden sich diese Lohnabhängigen »außerhalb des Geltungsbereichs der Arbeitsschutzgesetze«. (…)
    Viele Arbeitsunfälle finden, wenn überhaupt, nur in lokalen Medien Beachtung. Wer hat in Europa schon mitbekommen, dass in der vergangenen Woche im südamerikanischen Suri­name mindestens 15 Goldsucher in einer illegalen Mine verschüttet worden sind? Bergarbeiter ist, dem Bericht der ILO zufolge, einer der gefährlichsten Berufe. Im globalen Süden sind Stollen wie der in Suriname häufig kaum oder gar nicht gegen Einsturz gesichert. Ereignisse wie Grubenbrände oder Schlagwetterexplosionen gehören aber auch in unseren Breiten zum Berufsrisiko von Bergleuten. Die Zahl der Toten ist bei solchen Unglücken oft hoch. Wer die Arbeit auf dem Pütt trotzdem bis zur Rente überlebt, kämpft in der Regel mit gesundheitlichen Spätfolgen. Fast jede Familie im Ruhrgebiet, in Essen, Bochum oder Gelsenkirchen hat einen Angehörigen, der an einer Staublunge zugrunde gegangen ist. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und solche der Atemwege sind weltweit für mehr als Dreiviertel der arbeitsbedingten Sterblichkeit verantwortlich, heißt es in dem Bericht der ILO. In Deutschland sind Grubenunglücke selten geworden, auch, weil der Unter-Tage-Bergbau an Bedeutung verloren hat. In anderen Weltregionen sind sie aber nach wie vor trauriger Alltag. Erst am Montag starben in einer Platinmine im südafrikanischen Rustenburg elf Bergleute, als der Förderkorb abstürzte. Im Bergwerk Kostenko in Kasachstan kamen im Oktober 42 Menschen ums Leben, vermutlich bei einer Explosion von Methangas.
    Neben der Arbeit unter Tage gibt es die größten Gefahren für Leib und Leben auf dem Bau, in der Fischerei und in der Land- und Forstwirtschaft…“ Artikel von Gerrit Hoekman in der jungen Welt vom 30.11.2023 externer Link

Siehe auch v.a. unser Dossier zum 28. April: Workers Memorial Day

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=216639
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